die
wenig von sich reden machten, zuletzt die lyrische Sammlung »Aus der Tiefe«
(das. 1878).
Noch minder vermochten ein
Drama: »Faustina«
(Wien
[* 3] 1871),
die
Novellen »Vom Wege« (das.
1873) und die
Skizzen: »Aus dem
Leben« (Leipz. 1876) und
»Unsre Nachbarn«
(Dresd. 1884) durchzudringen. Sie lebt jetzt als die
Gattin eines
Herrn v. Breden in
Wien.
Christen, dän. Medailleur, geb. zu
Kopenhagen,
[* 4] machte sich besonders durch
den
Schnitt der Preismedaille für dänische
Künstler bekannt. Dieselbe, 1842 vollendet, trägt auf ihrer obern Seite das
Brustbild
Thorwaldsens mit der Umschrift:
»Thorwaldsen sculptor Danus«. Der äußere
Rand dieser
Fläche ist mit Bruchstücken
des
Alexanderzugs geschmückt; die Rückseite der
Medaille stellt die
NympheGalatea vor, wie sie
Dänemark
[* 5] denAmor
mit der
Leier bringt, umgeben von den bekanntesten
ArbeitenThorwaldsens. Im J. 1844 entwarf Christensen die
Skizze zu einer Erinnerungsmedaille
auf den inzwischen verstorbenen
Thorwaldsen. Sie stellt auf der einen Seite den
Meister, sich stützend auf die von ihm geschaffene
Statue der
Hoffnung, und auf der Rückseite die
Siegesgöttin dar. Christensen starb in
Kopenhagen.
die von
Jesus von
Nazareth als dem
»Christ«, d. h.
Messias, gestiftete
Religion, im weitern
Sinn auch die ganze
geschichtbildende Macht, die sich in jenem
Namen verkörpert hat, mit der ganzen
Summe ihrer innern Antriebe und äußern gesellschaftlichen
Wirkungen, mit der gesamten Gedankenwelt, die sie heraufgeführt, und mit allen neuen
Ordnungen und
Sitten
des
Völker- und Menschheitslebens, die in ihrem
Gefolge einhergehen. Die Geburtsverhältnisse dieser weltbewegenden Macht
sind schwer bis ins einzelne zu durchschauen und zu beschreiben, zumal da zu den Schwierigkeiten, die in der
Sache selbst
liegen, sofort noch die mancherlei Unklarheiten und Mißverständnisse hinzutreten, welche aus der Einmischung
religiöser
Interessen mit
Notwendigkeit sich ergeben mußten.
Noch jetzt wird ein erbitterter
Kampf darüber geführt, ob das Christentum als ein »neuer Anfang«
zu betrachten, d. h. übernatürliche
Eigenschaften von seinem
Stifter auszusagen, übernatürliche
Wirkungen an sein Auftreten
zu knüpfen seien, oder ob es vielmehr in der Gesamtentwickelung des religiösen
Geistes einen
Glanz- und
Höhepunkt darstelle, der aber seine geschichtliche Bedingtheit in den vorausgegangenen Stadien des Gottesbewußtseins erkennen
lasse. Anerkannt wird immerhin von beiden Seiten, daß das Christentum zunächst aus dem alttestamentlichen Gottesglauben
herausgewachsen ist, dessen Vollendung es darstellt.
Derjenige Teil der Menschheit, welchem die
Lösung der religiösen
Fragen vorzugsweise angelegen war, das
hebräische als das eigentliche Religionsvolk der
Alten Welt, hatte den
Glauben an den Einen Gott als Ergebnis seiner eignen
Entwickelung durch den
Sturm und Drang der
Jahrhunderte gerettet; es hatte im Verlauf des prophetischen
Zeitalters diesen
Glauben
sittlich vertieft und vergeistigt und den
Dienst des
»Heiligen in
Israel« immer bewußter in
Reinigung des
Herzens und
Lebens gesetzt.
Freilich stellt das gesetzlich verfestigte
Judentum der nachexilischen und neutestamentlichen Zeit mit seinem pharisäischen
Äußerlichkeitsgeist einen
auffallenden
Rückschritt gegenüber den prophetischen Errungenschaften dar. Eine um so unmittelbarere
Fortsetzung und Vollendung fanden die letztern dort, wo der erste und letzte Erklärungsgrund für die
eigentümliche Lebensfülle und schöpferische
Kraft
[* 6] liegt, die das Christentum offenbarte, im
Selbstbewußtsein Jesu.
Denn nicht die Verhältnisse haben das Christentum zu dem gemacht, was es geworden ist, sondern
Christus selbst; an der
Person seines
Stifters hängt schließlich vorzugsweise die geschichtliche Bedeutung des Christentums. Eine originale
Persönlichkeit aber, ein religiös-schöpferischer
Geist zumal, behält immer für eine die
Erscheinungen in ihre
Elemente
auflösende und auf ihre Herkunft befragende
Wissenschaft etwas Undurchdringliches und Geheimnisvolles.
Thatsache ist, daß
in dem religiösen
Bewußtsein Jesu das
Verhältnis von
Gottheit und Menschheit eine von allem Unreinen so durchgängig geläuterte,
für die
Lösung der sittlichen Aufgabe des ganzen
Geschlechts so eminent fruchtbare Auffassung und zugleich
auch, trotz aller unumgänglichen Bildlichkeit und sonstigen Unzulänglichkeit der zu
Gebote stehenden sprachlichen
Mittel,
einen so reinen, unmittelbaren, ewig wahren
Ausdruck gewonnen hat, wie ein zweites
Beispiel in der Geschichte des fortschreitenden
Gottesbewußtseins nicht wieder vorliegt.
Über das Eigentümliche und Durchschlagende im religiösen
Bewußtsein des
Stifters s.
Jesus Christus. Was aber er ist, das
sollen alle, zu denen sein
Evangelium dringt, werden:
»Kinder« oder, wie es im neutestamentlichen
Text eigentlich heißt,
»SöhneGottes«. Ein solcher Übergang des eignen
Reichtums in das
Bewußtsein andrer setzt aber voraus, daß der
ideale
Inhalt eine ihm entsprechende, geschichtlich gegebene Form vorfindet, in welcher er sowohl schon dem Bahnbrecher selbst
sich darbietet, als auch für die Zeitgenossen greifbar und faßlich wird.
Diese Form, dieses
Losungs- und
Schlagwort, vermöge dessen das neue Gottesbewußtsein eine geschichtliche Macht zu werden
vermochte, bot die alttestamentliche Messiasidee, welche
Jesus sittlich und geistig neu belebte und zum
Bekenntnis seiner Jüngergemeinde machte
(Matth. 16, 15-17).
Jesus wußte sich, weil als »Sohn« im
Verhältnis zu Gott überhaupt,
so auch als den von den
Propheten vor
Jahrhunderten dem jüdischen
Volk verheißenen
Messias (s. d.),
der herkömmlicherweise
»Sohn
Gottes« hieß.
Darin lag das geschichtlich
Bedingte, das
Nationale und Zeitliche in seinem
Selbstbewußtsein,
denn die Messiasidee war ein durchaus hebräisches
Gewächs. Daran hielten sich, während jenes erste, rein menschliche
Moment
mehr zurücktrat, die ältesten, aus dem
Judentum hervorgegangenen
Gemeinden, die
Stiftungen der zwölf
Apostel, überhaupt die
Judenchristen. Was diese von den gewöhnlichenJuden unterschied, war lediglich der
Glaube an den nicht
mehr bloß zu erwartenden, sondern schon gekommenen
Messias.
Christentum
* 7 Seite 4.84.
Das erste Christentum ist einfach messiasgläubiges
Judentum, genauer die
Gemeinschaft des erfüllten
Messianismus. Aber in der
Thatsache,
daß dieser
Messias nicht in der erwarteten Gestalt eines theokratischen Herrschers und Heidenbezwingers aufgetreten war,
sondern in der
Demut und Niedrigkeit eines anspruchslosen
Lehrers und
Hirten, eines Befreiers nicht unterworfener
Nationen, sondern geknechteter Willenskräfte, und ebendeshalb verachtet und verworfen von den Obersten seines
Volkes, war
ein
Impuls gegeben, welcher nach einer andern
Richtung treiben mußte. In der nachwirkenden
Kraft dieses
¶
mehr
von Jesus selbst so stark betonten Gegensatzes zum jüdischen Ideal lag der wirksamste Grund für die Ablösung der neuen Religion
von der alten, die sich zunächst in der Form des Paulinismus vollziehen sollte. Infolge des starken Anstoßes, welchen das
»Ärgernis des Kreuzes«
(Gal. 5, 11). für die rechtgläubige Messiasidee und
für die einfachsten Folgerungen aus dem jüdischen Gottesglauben darbot, kam es christlicherseits zu einer Weiterbildung
des Messiasbegriffs, in deren Verlauf der Kreuzestod als gottgewollter, notwendiger Durchgangspunkt, der Messias selbst als
ein gottähnliches, zum Zweck der Erlösung und Versöhnung der schuldbeladenen Menschheit auf Erden erschienenes Wesen zur Geltung
kam, welches gerade im Tod nur die sinnliche Hülle abstreift, um sofort vermöge seiner Auferstehung und
Erhöhung göttliche Würde und Hoheit anzutreten.
Der nähere Verlauf dieser für die christliche Weltanschauung entscheidenden Gedankengänge gehört nicht hierher (s. Christologie).
Von selbst erhellt übrigens, wie dem der Geschichte verfallenen dogmatischen zugleich religiöse Ideen und sittliche Wahrheiten
zu Grunde liegen, die von allgemeiner Bedeutung und Tragweite sind und dem Christentum seine bleibende, weltgeschichtliche
Signatur gegeben haben. So ist nicht bloß dem ganzen religiösen Verhältnis dadurch, daß der Zweck des Auftretens des Messias
in die Erlösung und Heiligung seines Volkes gesetzt wird, eine entschiedene Wendung und Richtung auf das
Gebiet des sittlichen Lebens, auf die Zubereitung eines in Gott befreiten Willens, gegeben; es ist zugleich dadurch, daß dieser
Erlöser trotz seiner göttlichen Würde erst »durch Leiden
[* 8] des Todes vollendet«
(Hebr. 2, 9. 10) werden mußte, nicht etwa bloß
der Schmerz verklärt, das Leid und Wehe des Lebens mit einer selbst der tragischen Kunst des klassischen
Altertums unerreichbaren Weihe geheiligt, sondern es ist dieses Dulden und Leiden geradezu zum Gegengift wider Sünde und Schuld,
zur Existenzbedingung für alles erhoben worden, was sich im endlichen Leben als gereifter und bleibender Gehalt, was sich
im menschlichen Dasein als göttlicher Kern bewähren soll.
Zugleich ist mit dieser Lehre
[* 9] vom leidenden Sohn Gottes und von der durch sein Leiden versöhnten Welt der Gottesbegriff selbst
der starren Einheit und überweltlichen Ferne, welche seine Merkmale im Judentum ausmachen, entkleidet worden, und diese durch
die Lehre von Christus als seinem Sohn bedingte Veränderung in dem Begriff und BildGottes, welche innerhalb
der christlichen Theologie sich besonders in den Dogmen von der Dreieinigkeit und MenschwerdungGottes abspiegelt, deutet bei
allen logischen Unmöglichkeiten dieser Dogmen selbst doch einen bleibenden Gewinn an, welchen das Gottesbewußtsein der Menschheit
dem Christentum verdankt.
Dazu kommt nun aber noch ein Weiteres. Nächster Zweck der Erscheinung des Messias war die Herstellung und
Aufrichtung des »Gottesreichs«, der Herrschaft des VolkesGottes auf Erden. Wenn die IdeeGottes als des Vaters und das Selbstbekenntnis
zur Sohnschaft (s. auch Menschensohn) zwei leitende Gedanken des Auftretens Jesu bilden, so darf man ihnen getrost die Idee
des Reichs Gottes als einen dritten, jene unter sich verbindenden Gedanken zur Seite stellen. Dieses »Reich Gottes«
(s. d.) stellt den nächsten Kreis
[* 10] dar, welcher sich um den in der Person Jesu gegebenen Mittelpunkt bildet.
Aber es konnte auch ganz ebenso unter einem doppelten Gesichtspunkt betrachtet werden wie der »Sohn Gottes«.
An sich war
es auf eine Neubelebung aller gesellschaftlichen Zustände vermöge der übergreifenden Triebkraft des neuen Gottesbewußtseins,
auf Herstellung eines Gesamtlebens, in dem sich nur göttliche Zwecke realisieren, abgesehen. Im vierten Evangelium, welches
die christlichen Ideen zwar schon mit zum Teil griechischen Ausdrucksmitteln, aber ebendeshalb auch in ihrer allgemein menschlichen
Bedeutung, in ihrer durchsichtigsten Reinheit und Klarheit zur Darstellung bringt, erscheint das Reich Gottes
geradezu als die Gemeinschaft der aus dem Fleisch in den Geist umgeschaffenen Menschheit
(Joh. 3, 3),. als das nicht von dieser
Welt stammende, aber in dieser Welt sich verwirklichende Reich der sittlichen Zwecke, der religiösen Wahrheit (Joh. 18, 37).
Freilich konnte diese Idee in das Bewußtsein der Menschheit nur eintreten, indem sie an die jüdisch-volkstümlichen
Begriffe von Gottesherrschaft und politischem Königtum anknüpfte.
Indem sich Jesus als Messias erklärte, erstrebte er allerdings zunächst eine Umgestaltung des ihn unmittelbar umgebenden
Volkslebens nach den Idealen der Propheten. Noch viel entschiedener aber bewegte sich das Bewußtsein seiner
ersten Jünger und Gemeinden innerhalb dieses volkstümlich gefärbten Kreises, ja sie gingen merklich hinter den vorgeschobenen
Standpunkt zurück, welchen Jesus selbst eingenommen hatte. Während er als Messias sich kühn über alles »Kleine am Gesetz«
stellen konnte, fand innerhalb seiner ersten Anhängerschaft zunächst geradezu eine auch äußerliche
Vereinigung mit der jüdischen Theokratie statt.
Man nahm am nationalen Gottesdienst in Jerusalem
[* 11] teil, brachte levitische Opfer, beobachtete die väterliche Kultussitte und
hatte davon, daß das Christentum etwas grundsatzmäßig Neues sei, kaum eine Ahnung (Apostelgesch. 2, 46;. 3, 1; 5, 20. 42; 21, 20-27).
Es war überhaupt nicht das Judentum im Mutterland Palästina,
[* 12] sondern es war das hellenistische Judentum
der Diaspora (s. d.), welches schon längst einen griechisch-philosophischen
Zug
mit dem hebräischen Glaubensgehalt verbunden hatte, worin nunmehr auch das Christentum den Weg ins Freie finden sollte. Hier erst
gelangte die Überzeugung, daß dasselbe bestimmt sei zur Zusammenfassung der bisher getrennten Teile
der Menschheit, der Heiden und der Juden, zum Durchbruch und zum Ausdruck. Aus den SynagogenKleinasiens, Griechenlands und Roms,
um welche sich Proselyten aus dem Heidentum schon zuvor in großer Menge gesammelt hatten, ging endlich die vom Judentum abgelöste
Heiden- und Weltkirche hervor.
Hier ist nun der Ort, daran zu erinnern, daß das Christentum, abgesehen von dem Stammkapital, welches ihm im Gottes-
und Selbstbewußtsein seines Stifters zugewachsen war, keineswegs lediglich von hebräischen Bildungselementen lebt. Schwerlich
wäre es im Verlauf weniger Jahrhunderte die Religion des Morgen- und Abendlandes geworden, wenn nicht auch der griechische Geist
auf die Gestaltung seiner Weltanschauung mächtig eingewirkt hätte. Schonvor der Zeit Jesu hatte das
Judentum in Alexandria angefangen, in der Nachfolge der griechischen Philosophen den Gottesbegriff der eignen heiligen Bücher
nach den Normen der Platonischen und der stoischen Philosophie umzubilden und zu vergeistigen (s. Alexandrinische Schule). Im C.
fand sowohl die mythologisierende als die philosophierende Richtung des religiösen Griechentums, die
Arbeit der Phantasie und diejenige des Gedankens, unmittelbare Fortsetzung: jene, insofern die ursprünglich
¶