(franz. Choc, spr. schock), eigentlich der gewaltsame
Zusammenstoß zweier
Körper, daher das gewaltsame Anrennen einer Reiterlinie.
Soll der Chok wirksam sein, so muß er mit der
höchsten Vehemenz ausgeführt werden. Der
Anlauf
[* 6] zum Chok in voller
Karriere beginnt erst etwa 80 m vom Feinde. DieReiter
halten den
Degen oder
Säbel weit vorgestreckt (Auslage vorwärts), die
Ulanen führen den Chok mit eingelegter
Lanze aus.
Kavallerie
in
Kolonne geht zum Chok meist nur im
Galopp,
[* 7] in
Linie stets in der
Karriere; vgl.
Attacke.
Als dieser von Obeidullah (1511) geschlagen war, verlor Chokand seine Selbständigkeit, welche es erst nach dem
Sturz der Scheibaniden
(s.
Bochara) wiederherstellte. Unter der schlaffen
Regierung der letzten
Aschtarchaniden (s. d.) waren die Herrscher Chokands
nur wenig oder gar nicht beunruhigt. Mit dem Auftreten des
HausesMangit (s. d.) änderte sich aber das
Verhältnis.
Emir Maasum führte wegen
Chodshent einen blutigen
Krieg, und sein Enkel Nasrullah suchte sich Chokands zu bemächtigen,
dem Mehemmed
AliChan von Chokand durch Grenzerweiterung und durch
Hebung
[* 9] des innern Wohlstandes einen gewissen
Glanz verliehen hatte.
Dieser aber ergriff 1841 selbst die
Offensive, indem er die bocharische
Garnison aus
Ura Tjube vertrieb.
Nasrullah nahm die Stadt wieder, machte sich aber durch seine Grausamkeit die Bewohner zu bittern Feinden. Kaum war er wieder
in
Samarkand, als letztere im Einverständnis mit den Chokandern die bocharische
Besatzung niedermachten. Nasrullah kehrte
sofort zurück, MehemmedAli, der zur Überwachung der bereits am
Sir Darja aufwärts rückenden
Russen
einen großen Teil seiner Streitkräfte verwenden mußte, wurde bei
Chodshent geschlagen, mußte die
Suzeränität Nasrullahs
anerkennen und
Chodshent mit vielen andern
Orten abtreten.
SeinBruder und Thronrival wurde zum
Gouverneur der eroberten
Provinz ernannt.
Bald aber versöhnten sich die
Brüder, und
Chodshent mit den übrigen
Orten vereinigte sich abermals mit Chokand. Sofort brach Nasrullah wieder auf, Mehemmed mußte
fliehen, wurde aber bei Mergolan eingeholt und samt seinem
Bruder und zwei
Söhnen in der eignen Hauptstadt hingerichtet. Der
Emir kehrte nach
Bochara zurück und ließ eine
Garnison in der eroberten Stadt. Bis dahin waren die
Kiptschaken
ruhige Zuschauer gewesen.
Durch den Übermut der Bocharen indessen gereizt, bemächtigten sie sich bald der Stadt und setzten
Schir AliChan, einen Sohn
Mehemmeds, auf den
Thron.
[* 10]
Wieder rückte ein bocharisches
Heer ein, dessen Anführer Musulman
Kul aber gemeinsame
Sache mit den
Chokandern machte. Ein zweites
Heer gelangte nur bis nach
Ura Tjube, indem der
Tod des
Emirs (1860) dem
Krieg
ein Ende machte. Musulman
Kul riß nun die Herrschaft in Chokand
an sich, wurde aber bald beiseite geschafft und der dritte Enkel
Mehemmed
Alis, Chudajar
Chan, an seine
Stelle gesetzt.
Dem Vorschreiten der
Russen einen
Damm entgegenzusetzen, vermochte Chokand nicht: 1864 fiel die Stadt
Turkistan in ihre
Hände, dann
Tschemkent undTaschkent, ohne daß die
Kiptschaken Chudajar beigestanden hätten. Jetzt nahm sich der
Emir von
Bochara seines Schützlings an: er züchtigte zunächst die
Kiptschaken, eroberte das östliche Chokand und setzte Chudajar
hier als
Chan ein. Gegen die
Russen aber verlor er die
Schlacht bei Jirdschar bald fiel auchChodshent.
Chudajar mußte die Thalgegend des
Sir Darja von Mehrem ab abtreten, seine
Städte den
Russen öffnen und eine Kriegskontribution
zahlen. Die äußere
Politik wurde ausschließlich von
Taschkent aus geleitet, in den innern Angelegenheiten blieb er indes
sein eigner
Herr. Infolge seiner Bedrückungen empörte sich jedoch 1875 sein
Volk und zwang ihn, auf russisches
Gebiet zu fliehen; an seiner
Stelle wurde sein Sohn
Nassr ed din von dem
Kiptschaken Abdurachman zum Herrscher von Chokand eingesetzt.
Darauf überschritten die Aufständischen die russische
Grenze. Aber das
Gefecht bei Teljan, die
Einnahme der
Feste Machram und
von
Kokan zwangen
Nassr ed din zur Abtretung des rechten
Ufers des
Sir Darja von der russischen
Grenze bis
zum Naryn.
Bald brachen aber im südlich des
Sir Darja gelegenen Gebiet
Unruhen aus, die sich selbst in dem nunmehr russischen
Territorium ausbreiteten. Pulat
Bek wurde von Abdurachman zum
Chan ausgerufen, nach der
Einnahme von Andydjan jedoch
mit diesem gefangen genommen und die
Ruhe wiederhergestellt.
Nassr ed din kehrte als
Chan zurück, geriet jedoch bald wieder
in die
Hände der russenfeindlichen
Partei und verpflichtete sich sogar, den
Krieg von neuem zu beginnen. Daraufhin
¶
mehr
erging unter dem 3. März von Petersburg
[* 13] aus der Befehl, das bisherige Chanat Chokand als Gebiet Ferghana dem Generalgouvernement Turkistan
einzuverleiben.