da nach Paris, wo er 1857 an Mickiewicz' Stelle die Professur der slawischen Litteratur am Collège de France erhielt, die er
bis 1884 bekleidete. Chodzko veröffentlichte 1829 romantische Balladen und Übersetzungen neugriechischer Gedichte, die poetische
Erzählung »Derar«, Übersetzungen persischer Romane und Dramen (»Théâtre persan«, Par. 1878) sowie altslawischer Legenden (»Légendes
slaves du moyen-âge«, das. 1859),
ferner in französischer und englischer Sprache wissenschaftliche Werke über persische
Poesie und Grammatik sowie auch eine Reihe slawistischer Werke, worunter die »Grammaire paléoslave« (das.
1869) und die »Études bulgares« (das. 1875)
die wichtigsten sind.
Stadt in der pers. Provinz Aserbeidschân, am Koturfluß und an der Karawanenstraße von Tebriz
nach Erzerum, eine der schönsten Städte Persiens, hat breite, regelmäßige, von Kanälen durchschnittene und von Bäumen beschattete
Straßen, aber keine bedeutenden Moscheen, eine armenische Vorstadt mit 2 Kirchen, eine große Karawanserai und 20-30,000 Einw.
Die Umgegend ist einer der bevölkertsten Teile Persiens, mit starkem Reis-, Obst-, Korn- und Baumwollbau.
(spr. schŏasol), Name einer alten franz. Adelsfamilie, der von dem kleinen Flecken Choiseul bei Langres in der
Champagne herrührt. Die Familie stammte von den Grafen von Langres ab und teilte sich in mehrere Zweige;
mehrere berühmte Marschälle und Staatsmänner gehörten ihr an.
1) Etienne François, Herzog von Choiseul-Amboise, Marquis von Stainville, franz. Staatsmann, geb.
Sohn des Grafen Stainville, der in Diensten des Herzogs Franz von Lothringen toscanischer Geschäftsträger
in Paris war, wurde in einem Jesuitenkollegium erzogen, trat dann in den Militärdienst und zeichnete sich im österreichischen
Erbfolgekrieg bei Prag (1741) so aus, daß er ein Infanterieregiment erhielt. Nach seiner Rückkehr trat er in den Hofdienst
und wurde der Günstling und Vertraute der Marquise von Pompadour, welche seine Fähigkeiten und seine Gewandtheit
für ihre Zwecke benutzte.
Durch ihre Gunst wurde er 1748 zum Generalleutnant und 1758 zum Herzog von Choiseul erhoben, eine Würde, welche Choiseuls Großvater
aufgegeben hatte. Er heiratete die Tochter des reichen Bankiers Crozat, mit der er in glücklicher, doch kinderloser Ehe lebte.
Die Pompadour machte ihn 1756 zum Gesandten in Rom und dann in Wien, wo er die Allianz mit Österreich gegen
Friedrich d. Gr. zu stande zu bringen wußte. Trotzdem, daß diese Politik Frankreich die größten Opfer auferlegte und sehr
unpopulär war, hielt Choiseul, der nach Bernis' Sturz 1758 das Ministerium des Auswärtigen übernahm, auf das
Geheiß seiner Beschützerin daran fest, konnte aber ungeachtet seiner angestrengten Thätigkeit nichts ausrichten, da die
Generale fast alle unfähige Hofleute waren. Choiseul übernahm daher, um den Krieg nachdrücklicher zu führen, 1761 das Kriegs-,
später auch das Marineministerium und überließ das Auswärtige seinem Vetter Choiseul, nachmaligem Herzog von Praslin.
Auch brachte er zur Hebung des französischen Einflusses das bourbonische Familienbündnis zwischen Frankreich,
Spanien, Parma und Sizilien zu stande, das aber ohne sonderliche Bedeutung blieb. Erst als Choiseul 1763 Frieden schloß, machte er
sich populär und wurde dies noch mehr, als er den König zur Aufhebung des Jesuitenordens in Frankreich
bewog, eine
Maßregel, die von der Pompadour begünstigt wurde, da die Jesuiten gegen sie intrigierten. Choiseul ging aber noch weiter, und obgleich 1764 seine
Beschützerin starb, beschloß er doch, Frankreich von der römischen Kurie ganz zu trennen und eine unabhängige gallikanische Kirche
zu gründen; er ließ daher 1768 Avignon und Venaissin besetzen.
Papst Clemens XIV. aber wußte den König wieder für sich zu gewinnen und so Choiseuls Plan zu vereiteln. Choiseul schmeichelte der
Eitelkeit der Nation und beschäftigte sie durch immer neue, glänzende Aussichten. Dabei sorgte er für Hebung des Handels und
der Industrie, hob die Kolonien Santo Domingo, Martinique, Guadeloupe u. a., vereinigte Corsica mit Frankreich,
setzte Flotte und Heer in tüchtigen Stand, legte Militärschulen an und förderte die wissenschaftliche Thätigkeit.
In der auswärtigen Politik vertrat er ernstlich das Interesse Frankreichs: er unterstützte die polnische Konföderation und
verwickelte Rußland in den Krieg mit der Pforte;
er schickte französische Offiziere nach Ostindien, um
dessen Fürsten gegen England zu bewaffnen, und leitete geschickt die Fäden der politischen und diplomatischen Intrigen, weshalb
ihn die Kaiserin von Rußland le cocher de l'Europe nannte.
Bei dem plötzlichen Tode des Dauphins und seiner Gemahlin sowie
des Schwiegervaters des Königs, Stanislaus Leszczynski, eines Jesuitenfreundes, streuten die Jesuiten, aber ohne
Grund, das Gerücht einer Vergiftung durch aus. Die königliche Gunst verlor Choiseul nicht durch diese Verleumdung, sondern erst durch
die neue Mätresse des Königs, Dubarry, welcher Choiseul seine Verachtung nicht verhehlte. Durch einen Krieg gegen England, der seine
eifrig betriebenen Seerüstungen im Glanz des Siegs zeigen sollte, wollte E. die verlorne Gunst wiedergewinnen.
Choiseuls Gegner aber stellten ihn wegen der dazu angeknüpften geheimen Verbindung mit Spanien als Verräter dar, Ludwig XV.
sandte darauf dem Minister zugleich mit dem Abschied einen Verhaftsbefehl. Doch durfte sich Choiseul nach seinem Landsitz
Chanteloup an der Loire begeben, wo er fast fürstlich Hof hielt. Ludwig XVI. gestattete bei seiner Thronbesteigung 1774 Choiseul, in der
Hauptstadt zu wohnen und wieder am Hof zu erscheinen, wo er mit Auszeichnung behandelt wurde. Er starb Seine Witwe
opferte ihr Vermögen, um seine Schulden zu bezahlen. Die 1790 unter seinem Namen herausgegebenen »Memoiren«
sind unecht.
Vgl. K. v. Schlözer, Choiseul und seine Zeit (Berl. 1848);
Grasset, Madame de Choiseul et son temps (Par. 1874).
2) Marie Gabriel Auguste Laurent, Graf von Choiseul-Gouffier, franz. Diplomat und Altertumsforscher, geb. genoß einen klassischen
Unterricht, wodurch in ihm früh der Wunsch rege ward, Griechenland selbst zu besuchen, den er aber erst 1776 befriedigen
konnte. Die Resultate seiner Forschungen legte er in der »Voyage pittoresque de la Grèce« (1780-1824, 3 Bde. mit 300 Kupfertafeln)
nieder, einem Werk, das ihm 1784 die Mitgliedschaft der französischen Akademie erwarb. Bald darauf zum Gesandten in Konstantinopel
ernannt, konnte er seine Studien mit Eifer weiter verfolgen; doch zogen ihm seine Sympathien für Griechenland
manche Anfechtungen zu. Als die Revolution ausbrach und das Königtum gestürzt wurde, weigerte er sich, die Republik anzuerkennen,
und richtete seine diplomatischen Noten an die Brüder Ludwigs XVI. Als daher die republikanische Armee am Rhein dergleichen Depeschen
auffing, ward seine Verhaftung
mehr
eingeleitet; doch floh er nach Rußland und wurde von Katharina II. ehrenvoll aufgenommen. Paul I. ernannte ihn zum Staatsrat,
zum Direktor der Kunstakademie und zum kaiserlichen Bibliothekar. Nach Alexanders I. Thronbesteigung (1801) kehrte er nach Frankreich
zurück und lebte nur den Wissenschaften. Vielen jungen Gelehrten gewährte er Schutz und Hilfe. Nach der
Restauration wurde er Pair von Frankreich, Staatsminister und Mitglied des Kabinettsrats. Er starb Seine wertvolle
Sammlung von Altertümern wurde mit dem Museum im Louvre vereinigt; eine neue Ausgabe seiner »Voyage pittoresque«, von Miller
und Hase besorgt, erschien Paris 1840-42.