Oheims, des Königs Guntram von Burgund, auf den Thron, nachdem ihn die Großen des Reichs als echten Sohn Chilperich anerkannt
hatten. 593 schlug der junge König den Herzog Wintrio, der als Feldherr Childeberts II. sein Reich angriff. Nach Childeberts
II. Tod nahm Fredegunde mit ihrem Sohn 596 Paris und die übrigen Städte in Besitz und schlug Theudebert
und Theoderich, Childeberts Söhne. Dieselben rächten sich aber nach Fredegundes Tod (597) und zwangen Chlotar 600 durch ihren Sieg
bei Dormelles, ihnen den größten Teil seines Landes abzutreten. 604 ließ Chlotar den Majordomus Theoderichs, Bertoald, bei Arlon
überfallen, nahm den größten Teil der zwischen der Loire und der Seine gelegenen Gaue und Städte ein,
wurde aber von Theoderich bei Estampes geschlagen und zum Frieden von Compiègne gezwungen.
Nach Theoderichs Tode drang Chlotar in Austrasien ein, welches Brunhilde für ihre Enkel verwaltete. Diese rief die Völker jenseit
des Rheins zum Beistand gegen Chlotar auf; doch wurden dieselben von dem Majordomus Warnar, der einen Mordanschlag
der argwöhnischen Königin gegen ihn entdeckt hatte, für E. gewonnen, das Heer ging zu diesem über, und von Theoderichs Söhnen
entkam nur Childebert; Brunhilde ward grausam hingerichtet. So ward Chlotar, ein leutseliger, frommer, aber dabei schwacher und
von seiner Umgebung, besonders den Frauen, zu jedem Greuel verführbarer Fürst, 613 Herr des ganzen Frankenreichs. 622 erhob
er seinen Sohn Dagobert zum König von Austrasien. Er starb 628.
3) Chlotar III., Chlodwigs II. und Balthildes ältester Sohn, ward 656 nach seines Vaters Tod König der Franken unter Vormundschaft
seiner Mutter; sein Majordomus war der herrschsüchtige Ebroin. Er starb 670, etwa 15 Jahre alt.
4) Chlotar IV., nach einigen Dagoberts II., nach andern Theoderichs III. Sohn, wurde 717 von Karl Martell gegen Chilperich II. als
Schattenkönig aufgestellt; starb 719.
Dorf in Böhmen, zwischen Elbe und Bistritz, rechts von der Straße, die von Königgrätz nach
Sadowa führt, bildete 1866 in der Schlacht bei Königgrätz den Schlüsselpunkt der österreichischen Aufstellung, wurde aber
beim Angriff auf den preußischen linken Flügel (Fransecky) entblößt und plötzlich von der zweiten preußischen Armee des
Kronprinzen besetzt, wodurch die Schlacht bei Königgrätz (s. d.) für die Österreicher verloren ging.
(spr. -metzki), Johann, Ritter von, österreich. Minister, geb. studierte in Wien die Rechte, trat
sodann in den Staatsdienst, ward Staatsanwaltssubstitut in Brünn und nahm 1865 unter Belcredi seinen Abschied, ward aber 1867 von
Giskra zum Statthaltereirat in Brünn ernannt, was er bis 1870 blieb. Dann widmete er sich bloß seiner
parlamentarischen Thätigkeit als Mitglied der Verfassungspartei im Reichsrat und im mährischen Landtag, bis er zum
Ackerbauminister im Ministerium Auersperg, nach Banhans' Rücktritt zum Handelsminister ernannt wurde. 1879 trat
er mit dem verfassungstreuen Ministerium Auersperg zurück und war seitdem einer der Führer der Verfassungspartei
oder des Klubs der Linken im Reichsrat und im mährischen Landtag.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Neubidschow, an der Cidlina in prächtiger Waldgegend gelegen
Knotenpunkt der Österreichischen Nordwestbahn (Linien Großwossek-Parschnitz und Chlumetz-Mittelwalde), Sitz eines Bezirksgerichts,
hat eine Dechanteikirche, ein Schloß des Grafen Kinsky und (1880) 3924 Einw., welche
Zucker-, Maschinen-
und Likörfabrikation, Bierbrauerei, bedeutende Pferdezucht und Teichfischerei betreiben.
Joseph, Geschichtsforscher, geb. zu Olmütz, in Linz und im Konvikt zu Kremsmünster gebildet, trat 1816 in
das Chorherrenstift St. Florian, wo er 1826 Stiftsbibliothekar wurde. Auf Stiftskosten sammelte er von 1830 bis 1833 in Wien
die Quellen zu seiner »Geschichte Kaiser Friedrichs IV.«, gewöhnlich Friedrich III. genannt (Hamb. 1840-43, 2 Bde.),
und zur Geschichte Österreichs im Mittelalter überhaupt. 1834 ward Chmel zweiter Archivar und 1846 Vizedirektor des Haus-, Hof-
und Staatsarchivs.
Unter seinen Schriften, meist Materialiensammlungen, sind von besonderer Bedeutung: »Die Handschriften der k. k. Hofbibliothek
zu Wien, im Interesse der Geschichte exzerpiert« (Wien 1840-1841, 2 Bde.);
»Materialien zur österreichischen
Geschichte« (das. 1832-40, 2 Bde.
in 5 Tln.);
»Regesta chronologico-diplomatica Ruperti, regis Romanorum« (Frankf. 1834);
»Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., Romanorum imperatoris«
(Wien 1838-40, 2 Tle.);
»Urkunden, Briefe und Aktenstücke zur Geschichte Maximilians I.« (Stuttg. 1844).
Die
»Aktenstücke zur Geschichte Kroatiens und Slawoniens in den Jahren 1526 und 1527« (Wien 1846) und »Herbersteins Gesandtschaftsreise
nach Spanien 1519« (das. 1846) bilden zugleich den 1. und 2. Band des »Habsburgischen Archivs«. Bei Stiftung der kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften zu Wien 1847 wurden auf Antrag Chmels, der gleich zu ihren Mitgliedern gehörte,
vaterländische Geschichtsforschung und Sammlung der Geschichtsquellen zu einer Hauptaufgabe derselben gemacht. Als Leiter
der dazu eingesetzten Kommission war Chmel der fleißigste Mitarbeiter, auch Herausgeber des »Archivs für Kunde österreichischer
Geschichtsquellen«. Noch vor Vollendung seiner »Monumenta Habsburgica« (1473-1576) starb er in
Wien. Nur die erste Abteilung des Werkes »Aktenstücke und Briefe zur Geschichte des Hauses Habsburg im Zeitalter Maximilians I.«
(Wien 1854-58, 3 Bde.) hat Chmel noch zum Druck gebracht.
(Chmielnicki), 1) Bogdan Sinowi Michailowitsch, Hetman der Saporogischen Kosaken, geb. 1593, legte seine
ersten Waffenproben in den polnischen Armeen ab und erwarb sich das Vertrauen des Königs Wladislaw II.
Als er aber bei demselben in Ungnade fiel, floh er zu seinen Landsleuten, den Saporogischen Kosaken am Dnjepr, und gelangte bald
bei ihnen zu Ansehen. Nach Wladislaws Tod bewog er sie zum Abfall von Polen, wurde selbst zum Hetman gewählt,
schlug die polnischen Heere und eroberte sogar Podolien und Wolhynien. Im J. 1649 wurde er von Polen als unabhängiger Hetman
anerkannt. Da König Kasimir aber wiederholte Versuche machte, die Kosaken wieder zu unterwerfen, so verbündete sich Chmelnizky zuerst
mit den Türken und schloß dann 1654 mit dem russischen Zaren Alexei einen Vertrag, durch den er die Oberherrschaft
desselben anerkannte und sich zur Heeresfolge mit zehn vollständigen Kosakenregimentern verpflichtete, wogegen der Zar die
bisherigen Freiheiten und Rechte der Kosaken aufrecht zu erhalten versprach. Die Polen wie die Türken waren über diesen Vertrag
in hohem Grad erbittert, und als Chmelnizky starb, glaubte man, daß er von den Türken aus Rache vergiftet
worden sei. Sein Andenken wird von den Kosaken noch jetzt in hohen Ehren gehalten, und 1873 wurde ihm eine
mehr
Reiterstatue in Kiew errichtet. Als die Kosaken nach dem Tod seines ältesten Sohns den jüngern Sohn, Georg Chmelnizky, zu seinem Nachfolger
bestimmen wollten, riet er ihnen von dieser Wahl ab, da sie eines erfahrenern Führers bedürften. Georg wurde dennoch zum Hetman
gewählt, 1660 aber, als er von Rußland abfallen und sich mit Polen verbünden wollte, von der Mehrzahl
seiner Landsleute verlassen und 1662 von den Russen bei Kaniew geschlagen. Er versuchte später, seine Würde wiederzuerlangen,
fand aber in diesen Kämpfen seinen Untergang.
Vgl. Kostomarows Monographie über Chmelnizky in dessen »Gesammelten Schriften«.
2) Nikolai Iwanowitsch, russ. Dramatiker, besonders Lustspieldichter, geb. 11. Aug. (a. St.) 1789 zu Petersburg,
erhielt seine Erziehung im Bergkorps, trat dann als Dolmetsch ins Ministerium des Auswärtigen ein, nahm 1812-13 am Befreiungskrieg
teil und wurde 1814 zum Chef der Kanzlei des Petersburger Generalgouverneurs Miloradowitsch ernannt. Im J. 1824 ging er ins Ministerium
des Innern über. Unter Kaiser Nikolaus ward er 1829 Gouverneur von Smolensk (wo er die erste Industrieausstellung
Rußlands organisierte) und 1837 Gouverneur von Archangel, nahm aber schon im folgenden Jahr seinen Abschied und lebte seitdem
in Petersburg, wo er starb. Chmelnizky war zu seiner Zeit als Lustspieldichter von großer Bedeutung für
die russische Bühne, zu deren Umgestaltung er wesentlich beitrug.
Sein Zweck war, dem russischen Drama eine nationale Färbung und einen edlen Gehalt zu geben, was er zu erreichen suchte, indem
er seine Zeitgenossen zunächst an die bessern Werke der Franzosen, z. B. eines Regnard und Molière, die er zum Teil meisterhaft
ins Russische übersetzte, gewöhnte und ihren Geschmack veredelte. Seine eignen zahlreichen Komödien zeichnen
sich durch Gewandtheit der Sprache und leichte, gefällige Rhythmik aus;
doch hat sich keins derselben auf der Bühne erhalten.
Zu nennen sind: »Zàrskoje Slowo« (»Das Zarenwort«);
»Rússkij Fáust« (»Der russische Faust«);
»Karantín« (»Die Quarantäne«);
»Goworún« (»Der Schwätzer«);
»Njerešitelnyi« (»Der Unentschiedene«);
»Wosdúschnyje Sámki« (»Die
Luftschlösser«) etc. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 3 Bänden (Petersb. 1849).