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eintritt und dem Wasser entgegenströmt. Die Tröge oder Flaschen werden dann zwischen Ofen und Turm [* 2] eingeschaltet, um den Chlorwasserstoff [* 3] möglichst abgekühlt in den Turm gelangen zu lassen.
Die rohe Salzsäure bildet eine durch Eisengehalt gelb gefärbte, an der Luft rauchende, mit Schwefelsäure, [* 4] schwefliger Säure, Chlor und Arsen verunreinigte Flüssigkeit, welche durch Behandlung mit Schwefelwasserstoff oder durch Versetzen mit 0,5 Proz. unterschwefligsaurem Natron, Filtrieren [* 5] und Destillieren gereinigt werden kann. Reine Salzsäure erhält man durch Destillation [* 6] von Kochsalz mit arsenfreier Schwefelsäure und Wasser aus Glasgefäßen, wobei man das entwickelte Chlorwasserstoffgas in destilliertes Wasser leitet. 1 g Wasser löst C.
bei | 0°: | 0.825 | Gramm | bei | 40°: | 0.633 | Gramm |
" | 8°: | 0.783 | " | " | 48°: | 0.603 | " |
" | 16°: | 0.742 | " | " | 56°: | 0.575 | " |
" | 24°: | 0.700 | " | " | 60°: | 0.561 | " |
" | 32°: | 0.665 | " |
Über den Gehalt der reinen Salzsäure bei verschiedenem spezifischen Gewicht (bei 15°) gibt folgende Tabelle Auskunft.
100 Teile enthalten | Chlorwasserstoff | ||
---|---|---|---|
Grade Baumé | Spezifisches Gewicht | bei 0° | bei 15° |
0 | 1,000 | 0.0 | 0.1 |
1 | 1,007 | 1.4 | 1.5 |
2 | 1,014 | 2.7 | 2.9 |
3 | 1,022 | 4.2 | 4.5 |
4 | 1,029 | 5.5 | 5.8 |
5 | 1,036 | 6.9 | 7.3 |
6 | 1,044 | 8.4 | 8.9 |
7 | 1,052 | 9.9 | 10.4 |
8 | 1,060 | 11.4 | 12.0 |
9 | 1,067 | 12.7 | 13.4 |
10 | 1,075 | 14.2 | 15.0 |
11 | 1,083 | 15.7 | 16.5 |
12 | 1,091 | 17.2 | 18.1 |
13 | 1,100 | 18.9 | 19.9 |
14 | 1,108 | 20.4 | 21.5 |
15 | 1,116 | 21.9 | 23.1 |
16 | 1,125 | 23.6 | 24.8 |
17 | 1,134 | 25.2 | 26.6 |
18 | 1,143 | 27.0 | 28.4 |
19 | 1,152 | 28.7 | 30.2 |
19.5 | 1,157 | 29.7 | 31.2 |
20.0 | 1,161 | 30.4 | 32.0 |
20.5 | 1,166 | 31.4 | 33.0 |
21.0 | 1,171 | 32.3 | 33.9 |
21.5 | 1,175 | 33.0 | 34.7 |
22.0 | 1,180 | 34.1 | 35.7 |
22.5 | 1,185 | 35.1 | 36.8 |
23.0 | 1,190 | 36.1 | 37.9 |
23.5 | 1,195 | 37.1 | 39.0 |
24.0 | 1,199 | 38.0 | 39.8 |
24.5 | 1,205 | 39.1 | 41.2 |
25.0 | 1,210 | 40.2 | 42.4 |
25.5 | 1,212 | 40.7 | 42.9 |
Reine Salzsäure ist farblos, raucht an der Luft, riecht stechend und schmeckt stark sauer; beim Erhitzen gibt starke Salzsäure ab, während sehr schwache Salzsäure beim Kochen Wasser verliert und stärker wird. Zuletzt destilliert in beiden Fällen eine Säure, die bei 110° siedet und 20,24 Proz. Chlorwasserstoff enthält. Salzsäure löst verschiedene Metalle und Metalloxyde zu Chlormetallen (Chlorüren, Chloriden), gibt mit Schwefelmetallen Schwefelwasserstoff und Chlormetalle, zersetzt Kohlensäuresalze ebenfalls unter Bildung von Chlormetallen und entwickelt mit Sauerstoffverbindungen, welche Sauerstoff lose gebunden enthalten, z. B. mit Mangansuperoxyd, Chlor.
Die Salzsäure der deutschen Pharmakopöe besitzt das spez. Gew. 1,124. Man benutzt Salzsäure zur Bereitung von Chlor, Chlorkalk, [* 7] chlorsaurem Kali, Bleichsalzen, Salmiak, Chlorbaryum, Chlorzink, Zinnsalz, Chlorantimon, Bleioxychlorid, Königswasser, Leim, Phosphor, Superphosphat, gereinigtem Beinschwarz, Kohlensäure etc., zum Reinigen der Knochenkohle in Zuckerfabriken, bei der Verarbeitung der Rübenmelasse, in der Bleicherei, Färberei und Zeugdruckerei, in der Teerfarbenindustrie, als Beizmittel in der Metalltechnik, zu Kältemischungen, zum Reinigen eisenhaltigen Sandes und Thons für die Glas- und Thonwarenindustrie, zum Reinigen von Koks und Weinstein, zur Abscheidung fetter Säuren aus Seifenwassern, zur Gewinnung von Kupfer, [* 8] Nickel, Kadmium, Wismut auf hydrometallurgischem Weg, zur Reinigung der Eisenerze von Phosphorsäure und der Zinkerze, als Lötwasser, zur Beseitigung des Kesselsteins, zur Verarbeitung der Sodarückstände auf Schwefel etc. Als Arzneimittel dient sie zur Belebung der Verdauung, zur Anregung der Nerventhätigkeit bei typhoidem Fieber, Scharlach, Leber-, Nieren- und Magenleiden.
Die arabischen Chemiker bereiteten Königswasser durch Destillation von Salpeter, Salmiak und Vitriol, kannten aber nicht die Salzsäure, welche zuerst Basilius Valentinus im 15. Jahrh. durch Destillation von Kochsalz mit Vitriol darstellte. Glauber erhielt im 17. Jahrh. die Säure aus Kochsalz und Schwefelsäure, Hales stellte zuerst Chlorwasserstoffgas dar, Priestley erhielt dasselbe in reinem Zustand, und Davy zeigte 1810, daß es aus Chlor und Wasserstoff besteht. Größere Bedeutung gewann die Salzsäure erst durch die Sodafabrikation, als die Fabrikanten gezwungen wurden, das massenhaft entweichende Gas, welches die benachbarte Vegetation zerstörte, zu verdichten und nun für die gewonnene Salzsäure Verwendung zu suchen.
Vgl. Lunge, [* 9] Handbuch der Sodaindustrie (Braunschw. 1879, 2 Bde.).