von den
Handlinien begrenzte Planetenregionen geteilt, deren Umgrenzungen durch die
Handlinien gedeutet wurden. Die hauptsächlichsten
derselben sind die fünf Hauptlinien: die
Lebenslinie (linea vitalis), zwischen dem
Daumen und Zeigefinger anfangend und krumm
um den
Daumen herum abwärts laufend, sollte durchschnitten und rein ausgeprägt auf
Lebenskraft und deshalb auf langesLeben
deuten;
die
Natur- oder Hauptlinie (linea naturalis s. cephalica), unter dem Zeigefinger anfangend und gewöhnlich
mit der
Lebenslinie sich vereinigend, sollte bei gehöriger
Länge einen guten Zustand des
Magens, der
Leber und der
Lebensgeister
anzeigen;
die
Tisch-, Gedärm- oder gemeine
Linie (linea mensalis s. inguinalis s. communis), unter dem kleinen
Finger anfangend, unter den drei letzten
Fingern quer über die
Hand
[* 2] laufend und unter dem Zwischenraum des Zeige- und Mittelfingers
oder unter ersterm endend, sollte stark ausgeprägt gute Zeugungskraft, aber, wenn sie bis ins erste
Gelenk des Zeigefingers
geht, ein mühseliges
Leben andeuten;
die
Leber- oder Magenlinie (linea hepatica s. stomachica), von unbestimmtem
Anfang, in der Naturlinie endigend, sollte mit dem Zustand der
Verdauung in Zusammenhang stehen;
die Rascetta, die erste Querlinie
unter der Hohlhand auf dem Handgelenk, deutete, wenn ununterbrochen, auf glücklichen Fortgang in
Unternehmungen.
Außerdem
wurden sieben
Nebenlinien unterschieden: Marslinie (linea Martis s. soror vitalis,
Schwester derLebenslinie),
Sonnen- oder Ehrenlinie (linea solis s. honoris),
Venusgürtel (cingulum Veneris),
Saturn- oder Glückslinie (linea Saturnina),
Heirats- oder Ehestandslinien (lineae matrimoniales),
Milchstraße (via lactea), Diskriminal- oder Entscheidungslinien (lineae
discriminales). Die
Räume sind
Stellen in der Hohlhand zwischen den angeführten
Linien: derTisch (mensa), zwischen der
Natur-
und Tischlinie, deutete aufReichtum und
Freigebigkeit;
die Marshöhle oder das
Dreieck
[* 3] (cavea Martis oder
Triangulum), ein dreieckiger
Raum zwischen der
Lebens-,
Natur- und Leberlinie, deutete, wohlgeschlossen, auf
Glück im Vaterland
sowie auf natürlichen
Verstand,
Bescheidenheit und stilles
Wesen.
Die fünf
Berge der
Finger (montes) hießen die fleischigen
Teile unter den ersten scheinbaren
Gelenken der
Finger, nämlich: der
Venusberg (mons Veneris), unter dem
Daumen;
der Jupiterberg (mons Jovis), unter dem Zeigefinger abwärts, bis an die
Lebens- und Naturlinie;
der Saturnberg (mons
Saturni), unter dem Mittelfinger;
der
Sonnenberg (mons solis), unter dem Ringfinger;
der Merkurberg (mons Mercurii), unter
dem kleinen
Finger;
der
Mondberg (mons lunae) war der dem
Venusberg entgegengesetzte, erhabene, fleischige
Teil der innern
Hand unter dem kleinen
Finger.
Als eine glückliche
Hand galt eine solche, die alle
Linien und besonders die
Hauptlinien hat und zwar am rechten
Ort, wo die
Berge sich genau unter ihren bezüglichen
Fingern befinden, die Hauptlinien
unzerrissen sind, dasDreieck nicht durch verworrene
Linien gestört und besonders auch der
Venusgürtel
vorhanden ist sowie alle Hauptlinien und die Glückslinie gehörig und der
Tisch in beiden
Händen gleich groß sind.
Die
Blütezeit dieser
Kunst (16-18. Jahrh.) hat eine reichhaltige Litteratur über die Chiromantie, meist
in der Form akademischer Leitfäden in lateinischerSprache
[* 4] hervorgebracht. Die Hauptvertreter derselben
sind:
Johann vonHagen
[* 5] (um 1522), Ingenbert (1689),
Prätorius (1699), Gocklenius (1692). Abuhaly
BenOmars »Astrologia terrestis«,
aus dem
Arabischen (Freystadt 1703), ist besonders wertvoll für die Kenntnis des Zusammenhangs des astrologischen und chiromantisch-metoposkopischen
Systems.
Noch zu Anfang des 18. Jahrh. wurden auf den meisten deutschen
Universitäten eigne chiromantische
Kollegien gelesen, so in
Jena
[* 6] von Hexner, in
Halle
[* 7] von Nietzky. Der chiromantische
Aberglaube findet sich jetzt noch häufig
selbst unter Gebildeten. Vornehmlich sind es
Zigeuner, welche aus demselben einen Nahrungszweig machen. In neuerer Zeit haben
S. d'Argentigny (»La chirognomonie«, Par. 1843;
deutsch, Stuttg. 1846) undK. G.
Carus (Ȇber
Grund und Bedeutung der verschiedenen
Formen der
Hand«, das.
1846) der Chiromantie eine wissenschaftliche Seite abzugewinnen und einen haltbaren
Kern darin nachzuweisen gesucht.
eine von
Logier (s. d.) erfundene und 1814 patentierte Vorrichtung, welche den Klavierspieler
verhinderte, das Handgelenk sinken zu lassen und mit den
Fingern anders als senkrecht anzuschlagen. Der Chiroplást wurde von Stöpel
nachgeahmt, von
Kalkbrenner vereinfacht und ist als »Bohrerscher Handleiter«
in verbesserter Gestalt neuerdings wieder aufgelebt, kann aber auch in dieser Gestalt sowenig wie in jeder andern empfohlen
werden, weil ein
Schüler, für den solche
Mittel nötig sind, nach Wegfall der mechanischen Nachhilfe immer wieder in die
alten Fehler verfallen wird. Der beste Chiroplást ist ein guterLehrer. Eine
Erfindung von etwas mehr Wert ist
Seebers »Fingerbildner«, welcher nur zum
Einziehen der Nagelglieder zwingt, da auf jeden
Finger eine einzelne kleine
Zwinge
aufgesetzt wird.
Erstere waren meist von purpurfarbenem
Seidenzindel genäht und außen reich mit Laubzierat in
Gold- und Perlstickerei bedeckt, letztere ebenfalls aus einem kostbaren
Stoff gefertigt und reich verziert (jetzt mit einem gestickten
Kreuz).
[* 14]
Endlich hieß Chirotheke auch ein Folterwerkzeug
(eiserner
Handschuh mit spitzen
Haken).
(griech., »Handwirkung«,
die mit den
Händen wirkende ärztliche
Kunst), Wundarzneikunde. Eine scharfe
Definition von Chirurgie läßt sich nicht geben, weil
das Gebiet derselben mehr durch
Gebrauch und altes Herkommen als durch Umstände, welche in der
Natur der
Krankheiten liegen, festgestellt worden ist. Sowenig es eine scharfe und naturgemäße
Grenze zwischen innern und äußern
Krankheiten gibt, sowenig läßt sich zwischen der Chirurgie und der innern
Medizin eine strenge Unterscheidung aufstellen. Beide
Zweige der praktischen
Medizin schließen sich nicht gegenseitig aus, sondern ergänzen vielmehr einander.
Darum muß auch der Chirurg im Vollbesitz des allgemeinen
¶
mehr
medizinischen Wissens sein, wie umgekehrt der Arzt, welcher sich vorzugsweise der Behandlung der innern Krankheiten widmet,
ohne chirurgische Kenntnisse nicht auskommt. Die Trennung der Chirurgie von der innern Medizin beruht darauf, daß der Chirurg über
eine gewisse Technik verfügen muß, welche namentlich bei den chirurgischen Operationen, bei der Anwendung mechanisch
wirkender Heilmittel etc. in Frage kommt, und die sich nicht jeder Arzt in dem genügenden Grad aneignen wird; praktisch wird
daher die Trennung der Chirurgie und der innern Medizin fortbestehen, in der Wissenschaft selbst aber besteht eine solche Trennung
durchaus nicht. Das Gebiet, welches, der Tradition entsprechend, der Chirurgie anheimfällt, umfaßt vorzugsweise
die zu Tage liegenden, äußerlich sichtbaren Schäden, also namentlich die Wunden und Geschwüre, die Knochenbrüche und Verrenkungen,
die Unterleibsbrüche, Vorfälle, Geschwülste, überhaupt alle diejenigen Krankheitszustände, welche der ärztlichen Behandlung
auf operativem oder mechanischem Weg zugänglich sind.
Wesentliche Bestandteile der Chirurgie sind die Lehre
[* 17] von den chirurgischen Operationen und die Verbandlehre. Die
Lehre von den blutigen Operationen heißt Akiurgie, die von den unblutigen Mechanurgie. Die Militär- oder Kriegschirurgie ist,
wie sich eigentlich von selbst versteht, keine ihrem innern Wesen nach von der Chirurgie verschiedene Disziplin; sie besteht vielmehr
nur in der Anwendung allgemein chirurgischer Grundsätze auf die im Krieg vorzugsweise vorkommenden Krankheiten.
Früher unterschied man zwischen der höhern und niedern Chirurgie. Zur letztern gehörten das Aderlassen, Ansetzen von Schröpfköpfen
und Blutegeln, Zahnausziehen und ähnliche Manipulationen.
Geschichte. Die Chirurgie ist nächst der Geburtshilfe wohl der älteste Teil der gesamten Heilkunde. Ihre Anfänge haben wir wahrscheinlich
bei den Ägyptern zu suchen; sie führten Ärzte auf ihren Feldzügen bei sich und übten bereits die Amputationen,
den Steinschnitt und andre große Operationen aus. Für viel vollkommener würde die Chirurgie der alten Inder gelten müssen, wenn
man sicher wäre, daß ihr berühmtes medizinisches Werk »Ayurveda« oder
Buch der Lebenskunde, von Susrutas, wirklich das hohe Alter besitze, welches einzelne Gelehrte ihm zuschreiben,
die es 1000-1400 v. Chr. zurückdatieren.
Celsus (1. Jahrh. n. Chr.) spricht schon von plastischen Operationen, von den Unterleibsbrüchen; auch gibt er eine Amputationsmethode
an, welche noch heute geübt wird. Die spätern römischen Ärzte, selbst Galenus (gest. 201), haben die
Chirurgie nicht wesentlich weitergebildet; doch suchte Galenus der Chirurgie wie der Heilkunde überhaupt eine sichere anatomische Grundlage
zu geben. Der Zusammenhang zwischen der römischen und der spätern westeuropäischen Kultur wurde durch die Araber vermittelt,
welche auch die Führung in der medizinischen Wissenschaft übernommen hatten. Allein bei ihrer auf religiösen
Vorurteilen beruhenden Scheu vor blutigen Operationen brachten sie es nur zu einer größern Sicherheit in der Unterscheidung
und Erkennung der
chirurgischen Krankheiten, und an Stelle des Messers bedienten sie sich des Glüheisens, das sie in der größten
Ausdehnung
[* 20] anwendeten. Als die Hauptrepräsentanten der arabischen Chirurgie sind zu nennen Rhazes (850-932),
Avicenna (980-1037), Abulkasem (gest. 1106) und Avenzoar (gest. 1162). Nach der
Zeit der Araber blühte die Medizin in der Schule zu Salerno in Unteritalien.
Der berühmteste Wundarzt dieser Schule ist Roger von Parma
[* 21] (um 1200). Zu neuer Blüte erwachte das Studium
der Chirurgie im 13. Jahrh. auf den italienischen UniversitätenNeapel,
[* 22] Bologna und Padua.
[* 23] Von Italien
[* 24] aus wurde dann die Chirurgie vorzugsweise
durch die Bemühung Lanfranchis nach Frankreich verpflanzt, wo sie von nun an eine bleibende Pflegstätte fand. Der berühmteste
unter den ältern französischen Chirurgen ist Guy deChauliac, welcher auch 1363 ein lange in Ansehen
stehendes Lehrbuch der Chirurgie geschrieben hat.
Eine neue Zeit brach für die Chirurgie an, als im Lauf des 16. Jahrh. die Anatomie neu begründet und durch den gemeinsamen Fleiß
der Ärzte aller Länder wissenschaftlich ausgebildet wurde. An der Spitze dieser Reformation stand der Niederländer
Vesalius. Dazu kam der Umstand, daß der Chirurgie ein ganz neues Gebiet von Krankheiten, nämlich die Schußwunden, zufiel. Die Schrift
des berühmten französischen Chirurgen Ambroise Paré über die Schußwunden und die von ihm eingeführte Arterienunterbindung
bildete den Ausgangspunkt für die Umgestaltung der gesamten Chirurgie. Die gelehrten Ärzte und die Professoren
an den Universitäten übten damals fast gar keinen Einfluß auf den Entwickelungsgang der aus, während die praktischen Chirurgen,
die häufig die Chirurgie nur handwerksmäßig erlernt hatten, zum Teil eine hervorragende Bedeutung erlangten.
Nirgends aber lag die Chirurgie mehr danieder als in Deutschland.
[* 25] Epochemachend in der Geschichte der Chirurgie ist
die Gründung der Akademie der Chirurgie in Paris
[* 26] 1731, welche in jeder Beziehung der medizinischen Fakultät daselbst gleichgestellt
wurde und fast ein Jahrhundert lang für die Chirurgie in ganz Europa
[* 27] tonangebend blieb. An der Spitze der chirurgischen Akademie standen
Männer wie Petit, Desault, Percy u. a., welche zusammen mit hervorragenden englischen Wundärzten
als die Gründer der modernen Chirurgie betrachtet werden müssen. In England erreichte die Chirurgie im Lauf des vorigen Jahrhunderts einen
hohen Grad von Ausbildung.
Unter die berühmtesten Chirurgen dieser Periode zählen wir Männer wie Pott, William und JohnHunter (1728-93), BenjaminBell (1749-1806),
Cheselden, Alex. Monro u. a. Unter ihnen ist JohnHunter ohne Zweifel das größte Genie, ebenso bedeutend
als Anatom wie als Chirurg. Hinter den genannten Männern Frankreichs und Englands stehen die deutschen Chirurgen des 18. Jahrh.
weit zurück. Der bedeutendste von ihnen ist wohl LorenzHeister. Mehr Aufschwung kommt in die deutsche Chirurgie erst mit
dem Eintritt des gegenwärtigen Jahrhunderts, besonders durch v. Siebold (gest. 1807) und August Gottlob Richter (gest. 1812).
Von jetzt an treten, in Deutschland wenigstens, die Professoren der Chirurgie wieder in den Vordergrund und behaupten fortan diese
Stellung, weil sie jetzt die Chirurgie auch in Wirklichkeit praktisch ausüben. Doch nehmen noch
im Anfang des 19. Jahrh. die französischen Chirurgen den ersten Rang ein; Männer wie Boyer, Delpech, Dupuytren, Larrey, der
Leibarzt Napoleons I., übten auf die Ausbildung der Chirurgie den größten und wohlthätigsten Einfluß aus. Neben ihnen erhob sich
in England die Autorität von AstleyCooper (1768-1841). Die Schriften der genannten englischen und französischen
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