ein zweiter Befreiungsversuch, den sie 1827, von einem griechischen Hilfskorps unter Fabvier unterstützt, machten, mißlang.
Bei Errichtung des griechischen Königreichs wurde die Insel von dessen Grenzen ausgeschlossen. Am wurde Chios von einem
schrecklichen Erdbeben heimgesucht und die Stadt Chios fast ganz zerstört.
Vgl. Poppo, Beiträge zur Kunde
der Insel Chios und ihrer Geschichte (Frankf. 1822);
Pauli, Die Insel Chios (in den »Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in
Hamburg« 1880/81).
(spr. tschipp'nhäm), alte Stadt im nordwestlichen Wiltshire (England), am Avon, mit (1881) 4495 Einw., welche
Seidenweberei, Gerberei, Maschinenbau, Herstellung kondensierter Milch und Käsehandel treiben.
(spr. tschippe-ueh), Fluß im nordamerikan. Staat Wisconsin, entspringt in der Nähe des Obern Sees, fließt in
südlicher Richtung und mündet nach einem fast 400 km langen Laus in den durch eine Verbreiterung des Mississippi gebildeten
Lake Pepin.
Falls (spr. tschippe-ueh fahls), Stadt im NW. des nordamerikan. Staats Wisconsin, am Chippewa,
in der Nähe bedeutender Wasserfälle, mit (1880) 3982 Einw.
(spr. tschipping-nort'n), alte Stadt in Oxfordshire (England), 30 km nordwestlich von Oxford, hat Fabrikation
von Wollenzeugen (Tweeds) und (1881) 4167 Einw.
Staat Guatemala, in einem von
hohen Bergen umschlossenen fruchtbaren Thal am Fluß Chiquimula, mit großer Kirche, schönem Marktplatz, Mais-, Bananen- und Kochenillenbau
und (1880) 3744 Einw.
(spr. tschikinkirá), Stadt im Staat Boyaca der Bundesrepublik Kolumbien, 2614 m ü. M.,
in viehreicher Gegend, hat eine höhere Schule (im ehemaligen Dominikanerkloster), ein Hospital, ein wunderthätiges Marienbild
und mit Weichbild (1870) 13,116 Einw.
(spr. tschikitos), ein zu den Andesvölkern gezählter Indianerstamm in Bolivia, zwischen den Zuflüssen
des Madeira und des Paraguay. Die Chiquitos sind mittelgroß, breitschulterig und stark gebaut, mit großem, rundem
Kopf, niedriger Stirn, kleinen, aber lebhaften Augen und bronzefarben. Sie sind heiter, gastfrei, lieben Tanz und Musik, sind
aber von niedriger Moralität und wohnen, etwa 20,000 Seelen stark, in ehemals durch die Jesuiten gegründeten Dörfern. Außer
den eigentlichen Chiquitos rechnet man noch zehn andre Völker als zu dem Stamm gehörig. Den Namen leiten einige
von den niedrigen Thüren ihrer Behausungen, in welche sie kriechen mußten, andre, wie Waitz, von dem hier bei Völkernamen
oft wiederkehrenden Wort Chucu ab.
(spr. tschiriki), früher Provinz von Neugranada, jetzt Departement Chiriqui und Bezirk (Comarca) Bocas del Toro, welche
beide zum Staat Panama gehören und zusammen ein Areal von 17,070
qkm (308,9 QM.) haben. Die Grenze gegen Costarica läuft (infolge
des Vertrags vom von der Punta Burica am Stillen Meer bis zur Mündung des Culebras in das Karibische Meer.
An letzterm liegt der Bezirk Bocas del Toro, das Land um den Doppelgolf Bahia del Almirante und der sogen. Laguna de Chiriqui umfassend.
Eine Kordillere, deren höchste Punkte Cerro de Santiago (2827 m) und Vulkan von Chiriqui (3433 m) sind, und die
an keiner Stelle unter 900 m herabsinkt, durchzieht das Innere. Das Land ist üppig bewaldet, namentlich auf der stets feuchten
atlantischen Seite. Das Klima ist heiß, aber im Innern gesund. Die Bevölkerung betrug 1870: 42,033 Einw., von denen nur 5250 in
Bocas del Toro. Ackerbau (Tabak, Kaffee, Kakao) und Viehzucht bilden die Haupterwerbszweige. Die Mineralschätze
(Gold sowohl als Steinkohlen an der Bahia del Almirante) werden kaum ausgebeutet. Hauptstadt von Chiriqui ist David (s. d.), von Bocas del
Toro aber der gleichnamige Ort auf einer Insel der Admiralitätsbai, mit 1145 Einw.
Vgl. Wagner, Die Provinz Chiriqui, in
»Petermanns Mitteilungen« 1863.
der »edle oder glückselige Mantel«, d. h. Mohammeds, eine der gefeiertsten
Reliquien der Mohammedaner. Von Mohammed, der dieses Kleid von schwarzem Kamelott trug, kam es 630 als Ehrengeschenk für ein
Loblied auf Gott und den Propheten an den Dichter Kiab Ibn Zohair, dessen Nachkommen es dem Kalifen Moawiah
I. verkauften. Von den Omejjaden ging es dann in den Besitz der Abbassiden über und wurde endlich in Kairo wieder aufgefunden
und durch Selim II. nach Konstantinopel gebracht, wo es seit 700 in Verwahrung des Chirka i Scherif Scheichi (Scheich des heiligen
Mantels) ist, je des ältesten Sohns aus der Familie des Uweyssul Aremi, Nachkommen jenes Dichters. Jetzt
wird der Chirka i Scherif mit noch andern Reliquien des Propheten in einem besondern Haus des Serails aufbewahrt und alljährlich am 15. des
Ramasan den Andächtigen zum Küssen dargereicht.
daher chirographisch,
was auf handschriftlicher Versicherung beruht.
Ein Chirographarius (Kreditor) oder chirographarischer Gläubiger ist ein solcher,
dessen Forderung sich auf eine Handschrift, einen Schuldschein, Wechsel etc. ohne Pfandrecht gründet.
Chirographaria
actio, die Klage auf Grund einer Handschrift;
chirographaria cautio, die handschriftliche Versprechung.
(auch Chirognomik und Chirologie, griech.), das Wahrsagen aus der Hand, d. h. die vermeintliche Kunst, aus
Bau, Linien und Zügen der hohlen Hand eines Menschen sein Schicksal zu entziffern. Die Chiromantie, seit den ältesten
Zeiten eine der angesehensten Wahrsagungsformen, welche im Altertum Chaldäer und Juden betrieben, geht auf astrologische Grundvorstellungen
zurück, wonach der Mensch einen Mikrokosmos darstellen sollte, dessen einzelne Organe von den Planeten und Gestirnen beeinflußt
würden. Danach wurde der Handteller in sieben
mehr
von den Handlinien begrenzte Planetenregionen geteilt, deren Umgrenzungen durch die Handlinien gedeutet wurden. Die hauptsächlichsten
derselben sind die fünf Hauptlinien: die Lebenslinie (linea vitalis), zwischen dem Daumen und Zeigefinger anfangend und krumm
um den Daumen herum abwärts laufend, sollte durchschnitten und rein ausgeprägt auf Lebenskraft und deshalb auf langes Leben
deuten;
die Natur- oder Hauptlinie (linea naturalis s. cephalica), unter dem Zeigefinger anfangend und gewöhnlich
mit der Lebenslinie sich vereinigend, sollte bei gehöriger Länge einen guten Zustand des Magens, der Leber und der Lebensgeister
anzeigen;
die Tisch-, Gedärm- oder gemeine Linie (linea mensalis s. inguinalis s. communis), unter dem kleinen
Finger anfangend, unter den drei letzten Fingern quer über die Hand laufend und unter dem Zwischenraum des Zeige- und Mittelfingers
oder unter ersterm endend, sollte stark ausgeprägt gute Zeugungskraft, aber, wenn sie bis ins erste Gelenk des Zeigefingers
geht, ein mühseliges Leben andeuten;
die Leber- oder Magenlinie (linea hepatica s. stomachica), von unbestimmtem
Anfang, in der Naturlinie endigend, sollte mit dem Zustand der Verdauung in Zusammenhang stehen;
die Rascetta, die erste Querlinie
unter der Hohlhand auf dem Handgelenk, deutete, wenn ununterbrochen, auf glücklichen Fortgang in Unternehmungen.
Außerdem
wurden sieben Nebenlinien unterschieden: Marslinie (linea Martis s. soror vitalis, Schwester der Lebenslinie),
Sonnen- oder Ehrenlinie (linea solis s. honoris), Venusgürtel (cingulum Veneris), Saturn- oder Glückslinie (linea Saturnina),
Heirats- oder Ehestandslinien (lineae matrimoniales), Milchstraße (via lactea), Diskriminal- oder Entscheidungslinien (lineae
discriminales). Die Räume sind Stellen in der Hohlhand zwischen den angeführten Linien: der Tisch (mensa), zwischen der Natur-
und Tischlinie, deutete auf Reichtum und Freigebigkeit;
die Marshöhle oder das Dreieck (cavea Martis oder
Triangulum), ein dreieckiger Raum zwischen der Lebens-, Natur- und Leberlinie, deutete, wohlgeschlossen, auf Glück im Vaterland
sowie auf natürlichen Verstand, Bescheidenheit und stilles Wesen.
Die fünf Berge der Finger (montes) hießen die fleischigen
Teile unter den ersten scheinbaren Gelenken der Finger, nämlich: der Venusberg (mons Veneris), unter dem
Daumen;
der Jupiterberg (mons Jovis), unter dem Zeigefinger abwärts, bis an die Lebens- und Naturlinie;
der Saturnberg (mons
Saturni), unter dem Mittelfinger;
der Sonnenberg (mons solis), unter dem Ringfinger;
der Merkurberg (mons Mercurii), unter
dem kleinen Finger;
der Mondberg (mons lunae) war der dem Venusberg entgegengesetzte, erhabene, fleischige
Teil der innern Hand unter dem kleinen Finger.
Als eine glückliche Hand galt eine solche, die alle Linien und besonders die
Hauptlinien hat und zwar am rechten Ort, wo die Berge sich genau unter ihren bezüglichen Fingern befinden, die Hauptlinien
unzerrissen sind, das Dreieck nicht durch verworrene Linien gestört und besonders auch der Venusgürtel
vorhanden ist sowie alle Hauptlinien und die Glückslinie gehörig und der Tisch in beiden Händen gleich groß sind.
Die Blütezeit dieser Kunst (16-18. Jahrh.) hat eine reichhaltige Litteratur über die Chiromantie, meist
in der Form akademischer Leitfäden in lateinischer Sprache hervorgebracht. Die Hauptvertreter derselben
sind: Johann von Hagen (um 1522), Ingenbert (1689), Prätorius (1699), Gocklenius (1692). Abuhaly Ben Omars »Astrologia terrestis«,
aus dem Arabischen (Freystadt 1703), ist besonders wertvoll für die Kenntnis des Zusammenhangs des astrologischen und chiromantisch-metoposkopischen
Systems. Noch zu Anfang des 18. Jahrh. wurden auf den meisten deutschen Universitäten eigne chiromantische
Kollegien gelesen, so in Jena von Hexner, in Halle von Nietzky. Der chiromantische Aberglaube findet sich jetzt noch häufig
selbst unter Gebildeten. Vornehmlich sind es Zigeuner, welche aus demselben einen Nahrungszweig machen. In neuerer Zeit haben
S. d'Argentigny (»La chirognomonie«, Par. 1843;
deutsch, Stuttg. 1846) und K. G. Carus (»Über Grund und Bedeutung der verschiedenen Formen der Hand«, das.
1846) der Chiromantie eine wissenschaftliche Seite abzugewinnen und einen haltbaren Kern darin nachzuweisen gesucht.
Vgl. J. ^[Josef]
Landsberg, Der Handteller (Posen 1861).