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interventionsprinzip ab und beauftragten ihre Flottenkommandanten in den chinesischen Gewässern, gemeinsame Operationen in Verbindung mit den Kaiserlichen gegen die Rebellen zu eröffnen. Dieser Schritt wurde in Europa heftig getadelt; es ist allerdings zu beklagen, daß indem großen Blutbad, zu welchem die Niederwerfung des Aufstandes führte, mitunter auch Europäer mitwirkten; diese Szenen sind aber doch nicht gräßlicher gewesen als die bisher durch die Taiping verübten Grausamkeiten.
Zunächst galt es Schanghai zu sichern, das die Rebellen im Februar 1862 vollständig eingeschlossen hatten. Ihre Vertreibung gelang leicht; im April und Mai 1862 wurden viele kleinere feste Punkte genommen, namentlich aber das von den Rebellen eingenommene Ningpo wiedererobert. Zu gleicher Zeit organisierten Franzosen und Amerikaner im Dienste des Kaisers von China einheimische Truppenkörper, während ein englischer Marineoffizier den Auftrag erhielt, eine chinesische Flotte zu bilden.
Mehr und mehr gelang es, die Aufständischen von den Seeprovinzen in das Innere zurückzutreiben; am erzwang das französisch-chinesische Korps nach längerer Belagerung die Übergabe von Hangtschou, der Hauptstadt der Provinz Tschekiang, und bald darauf Hutschous, des letzten Punktes der Taiping. Im Dezember 1863 eroberte das englisch-chinesische Korps Sutschou nach sechsmonatlicher Belagerung, im nächsten Monat Tschangtschou, eine für die Taiping sehr wichtige Position. So sahen sich diese auf Nanking eingeschränkt, ihre eigentliche Hauptstadt, in der jetzt der Rebellenkaiser Tienwang residierte.
Die Belagerung dieses Platzes unternahmen kaiserliche Truppen mit Hilfe von Engländern, und 19. Juli erfolgte nach tapferm Widerstand die Übergabe der Stadt. Vorher hatte sich Tienwang mit seinen Weibern verbrannt. Das Eingreifen der Europäer hatte, wie zu erwarten, der Regierung des Prinzen Kong manche Schwierigkeit bereitet und vielfache Konflikte mit der lokalen Verwaltung hervorgerufen. Besonders die Mandarinen fühlten sich gedemütigt, indem sie die Oberleitung in den Händen der Fremden sahen, und ließen sich nur sehr ungern bereit finden, deren Anordnungen zu unterstützen.
Derartige Streitigkeiten führten im Oktober 1864 zur Entlassung der Fremdenlegion. Der Regentschaft blieb noch die Aufgabe, die Nienfei oder die Banden, die aus zersprengten Taiping sich gebildet hatten und insbesondere Honan und Schantung unsicher machten, sowie andre Räuberbanden im Westen, welche durch die Kopflosigkeit der Regierung 1859 zu bedeutender Macht erstarkt waren und 1861 den größern Teil von Setschuan in ihre Gewalt gebracht hatten, zu vernichten. Dies gelang ohne besondere Schwierigkeit. Im ganzen raffte die Taiping-Revolution 2 Mill. Menschen hinweg und schädigte stark die Thee- und Seidendistrikte.
Neueste Geschichte Chinas.
Aufstände der Mohammedaner. Ein weiterer innerer Feind im Herzen des Reichs war der Regierung in den Muselmanen von Kansu und Schensi, den Dunganen (s. d.), erstanden, denen Religionsbedrückungen Anlaß oder Vorwand zum Aufstand gegeben hatten. Unter der undisziplinierten Bevölkerung dieser an die Mongolei angrenzenden und teilweise in ihr liegenden Provinzen fanden sie zahlreichen Anhang und durchzogen nun in Haufen von 3-6000 Mann brandschatzend die westlichen Provinzen, plünderten die reichen buddhistischen Klöster und beschränkten die Wirksamkeit der chinesischen Behörden auf das Weichbild fester Punkte. Eine größere Armee konnte ihnen erst 1871 entgegengestellt werden. Im Frühjahr 1876 erfolgte dann der vernichtende Schlag; die letzten festen Plätze fielen, Urmutsi 20. Aug., Manaar und seither ist die chinesische Regierung wieder Herrin in diesem Teil des Reichs.
Ebenso erfolgreich wurde der Feldzug gegen die muselmanischen Panthai in Jünnan (s. d.); der zum Landesfürsten eingesetzte Suleiman Ibn i Abd ur Rahmân wurde verjagt, das Land vom Raubgesindel gesäubert. Länger hielt sich eine selbständige Regierung in Ostturkistan, Hauptstadt Kaschgar. Seit 1858 von Chokandi-Abenteurern in seinem Besitz bedroht, erstand der Provinz im Juli 1865 ein Regent in der Person von Jakub Beg. Derselbe entsandte Gesandtschaften nach Kalkutta wie St. Petersburg. Nach seinem Tod (Juli 1877) folgte ihm sein Sohn Beg Kuli Beg; derselbe verlor jedoch sein Reich schon Anfang 1878 an China, das seither diese Provinz wieder durch seine Beamten beherrscht.
Am verstarb der Kaiser Tungtschih im Alter von 18 Jahren 9 Monaten an den Blattern. Mit ihm schloß zum erstenmal in den Annalen der Tsing-Dynastie die direkte Erbfolge, und ein Neffe des Verstorbenen, der erst vier Jahre alte Tsaitien, als Regent Kwangseu (»Nachfolger des Ruhms«) genannt, wurde durch das Los Kaiser. Die Beziehungen zu den europäischen Staaten, die sich schon unter der Regentschaft des verstorbenen Kaisers gebessert hatten, gestalteten sich immer befriedigender.
Hierzu trug nicht wenig die Errichtung ständiger chinesischer Gesandten in Europa bei; augenblicklich gibt es deren in Berlin, Paris, London, St. Petersburg, Madrid und Washington, dann in asiatischen Reichen in Birma und Japan. Die erste Probe bestand der diplomatische Verkehr 1874 bei den Ansprüchen Japans an China auf Entschädigung für Unterthanen, die auf Formosa geplündert worden waren. Japan rüstete zum Krieg, um sich die hartnäckig verweigerte Genugthuung selbst zu nehmen; China zog gleichfalls Truppen zusammen. Da legte sich der englische Gesandte zu Peking ins Mittel, und seinen Bemühungen gelang unterm die friedliche Beilegung des Zwistes durch einen Friedensvertrag. Es kennzeichnet die chinesische Politik, daß darin gegenseitig Vernichtung der gewechselten Kriegsnoten bedungen wurde, »damit (von dieser diplomatischen Niederlage. Chinas) niemals mehr die Rede sei«.
Nicht weniger nachgiebig erwies sich China 1875 gegen England aus Anlaß der Ermordung von Margary an der chinesisch-birmanischen Grenze. Zur unparteiischen Erhebung der Thatumstände gestattete China Mitgliedern der englischen Gesandtschaft die Überlandreise von Schanghai nach Britisch-Birma und erließ unterm im amtlichen Blatte die ausbedungene Proklamation (gemeiniglich die Konvention von Tschifu genannt) des Inhalts, daß die Regierung die Ermordung Margarys bedaure und den Fremden gestatte, das Innere des Landes unter dem Schutz der Behörden zu bereisen. Ein Dekret vom hatte bereits verboten, sich im Verkehr mit Fremden des Wortes I, d. h. Barbaren, zu bedienen sowie christliche Missionäre und Konvertiten zu belästigen, ihren Kirchen Gewalt anzuthun.
In hoher Blüte stand in China seit alters das See- und Strandräuberunwesen; das Verdienst, hierin eine Besserung angebahnt zu haben, gebührt dem Auswärtigen Amte des Deutschen Reichs. Ein Angriff, verübt auf den Schoner Anna, veranlaßte das Deutsche Reich im November 1875 zu Vorstellungen
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in Peking; um diesen Nachdruck zu geben, wurde eine Flottille von sechs Schiffen mit einer Bemannung von 1380 Köpfen in die chinesischen Gewässer gesandt und sich gleichzeitig der eventuellen Unterstützung der Vertragsmächte England, Rußland und Nordamerika versichert. 36 Schiffe mit 340 Geschützen waren im März 1876 bereit zu einer Landung in China im Bedarfsfall. Diese Maßregeln überzeugten China vom Ernste der deutschen Forderungen; die verlangte Genugthuung wurde gewährt und zugleich eine allgemein gültige Strandordnung erlassen. die seither gute Wirkung that und streng vollzogen wird. Eine Zusatzkonvention vom zum deutsch-chinesischen Handelsvertrag regelt verschiedene Einzelheiten und bewirkt Eröffnung neuer Häfen. Sehr vermerkt wurde der telegraphische Glückwunsch des damals 14jährigen Kaisers Kungsu zum dem Tag der silbernen Hochzeit des deutschen Kronprinzenpaars.
Zu einem Repressalienkrieg spitzten sich 1882 die Beziehungen Chinas zu Nordamerika zu infolge des von beiden Häusern des Kongresses angenommenen Gesetzes, welches den Chinesen auf die Dauer von 20 Jahren die Einwanderung in die Vereinigten Staaten verwehrt. Anlaß zu diesem Gesetz gab die Überflutung der Union mit chinesischen Arbeitern. Bei dem Charakter der Chinesen erwies sich ihre Verschmelzung mit der weißen Rasse als unmöglich; durch ihre billige Arbeit wurden die Weißen aus lohnenden Beschäftigungen verdrängt; schlimmer ist, daß die Arbeit zur Bereicherung einzelner reicher Kapitalisten unter Kontrakten geleistet wird, welche die Arbeiter zu Sklaven herabdrücken, und daß das Überhandnehmen der Chinesen den Kulturerrungenschaften der weißen Rasse Gefahr bringt.
Das nordamerikanische Gesetz hat seine vollständige Berechtigung, und der Versuch, Chinesen nach Europa einzuführen, müßte hier ähnliche Beschränkungen zur Folge haben; denn das Recht der Weltbürger, in welchem Teil der Erde immer zu reisen und sich niederzulassen, hat überall engere Grenzen gezogen erhalten, wo es für die Staaten oder die Massen der einheimischen Bevölkerung eine wesentliche Verschlimmerung ihrer Existenzbedingungen mit sich bringt. Gegenüber dem nordamerikanischen Gesetz drohte China mit Ausweisung aller nordamerikanischen Bürger aus seinem Reich; um nicht in einen Krieg mit China verwickelt zu werden, hat der Präsident der Vereinigten Staaten von Vollziehung des Gesetzes noch Abstand genommen.
Gleichen diplomatischen Sieg errang China gegen Rußland in der Kuldschafrage. 1871 hatte sich Rußland genötigt gesehen, das Quellgebiet des Iliflusses in Besitz zu nehmen, wo bis dahin ein schwacher Sultan der Tarantschen (Turko-Tataren) unter chinesischer Oberhoheit mit dem Sitz in Kuldscha regierte. Stete Raubeinfälle machten Rußland die Besetzung zur Notwendigkeit; es wurde aber an China sofort die Erklärung abgegeben, daß das Gebiet zurückgegeben werde, sobald im Grenzbezirk Ruhe eingekehrt und von China gesichert sei. Mit Niederwerfung der Dunganen und Wiedereroberung Kaschgars war China wieder unbestrittener Herr in Mittelasien geworden; geschickt benutzte es die Verwickelung Rußlands in den türkischen Krieg und verlangte Rückgabe von Kuldscha.
Rußland stellte eine Auslagenrechnung auf und verlangte Garantien für gute Nachbarschaft; zur Abwickelung der Verhandlungen entsandte China den Würdenträger Tschunghaou nach Petersburg, und dieser schloß unterm einen Vertrag über Rückgabe von Kuldscha ab. China erblickte in den Bestimmungen eine Demütigung, rief seinen Gesandten zurück und verurteilte ihn wegen Preisgabe von Kronrechten zum Tode. Der Vertrag wurde als unannehmbar zurückgewiesen, jedoch durch einen neuen Abgesandten Wiederanknüpfung der Verbindungen angestrebt. Rußland nahm die Verwerfung des Präliminarvertrags als Kriegsfall und entsandte Truppen nach der Fronte. China that dasselbe. Es ist ein Verdienst des chinesischen Abgesandten Marquis Tseng, unterm 2. (14.) Febr. 1881 dennoch einen beiderseits annehmbaren Frieden zu stande gebracht und Aufhebung des Todesurteils über seinen Kollegen erwirkt zu haben.
Eine ernstliche Verwickelung mit Frankreich wegen Anam und Tongking brachte das Jahr 1882. Über Anam beanspruchte China die Oberlehnshoheit, in Tongking hausten Banden chinesischer Truppen. Nachdem diplomatische Verhandlungen zwischen China und Frankreich gescheitert waren, bemächtigte sich letzteres des Flußdelta in Tongking, indem es die chinesischen Truppen bei Sontay und Bacninh vertrieb, und zwang Anam zur Unterwerfung unter seine Hoheit. Außer stande, seine Ansprüche mit Waffengewalt gegen die Franzosen zu verteidigen, schloß der chinesische Vizekönig Lihungtschang 1884 mit dem französischen Bevollmächtigten Fournier in Tiëntsin einen Vertrag ab, wonach China Tongking zu räumen versprach.
Bevor die Frist hierzu abgelaufen war, griffen die Franzosen das von den Chinesen besetzte Baclé an, wurden aber zurückgeschlagen. Die Chinesen erklärten dies für einen verräterischen Vertragsbruch, forderten eine hohe Geldentschädigung und schritten, als diese abgelehnt wurde, zu Repressalien;
sie zerstörten das Arsenal von Futschou und setzten sich auf Formosa fest. Es entspannen sich jetzt an der chinesischen Grenze wie auf Formosa zahlreiche Kämpfe, die nicht alle für China ungünstig endigten;
namentlich errangen sie bei Langson im März 1885 einen Sieg über die Franzosen, und es drohte Frankreich Verlust aller Erfolge;
da machte der durch englischen Einfluß zustande gebrachte Friede vom von Tiëntsin allen Feindseligkeiten ein Ende. China gesteht darin Frankreich die Oberherrschaft über Anam zu wie die Einverleibung von Tongking, nimmt aber im übrigen den Standpunkt des Mächtigern ein, der gewährt, um die ruhige Entwickelung im Innern nicht zu gefährden.
Litteratur zur Geschichte: Plath, Geschichte des östlichen Asien (Götting. 1830-31, 2 Bde.), und dessen viele lehrreiche Abhandlungen in den Denkschriften der bayrischen Akademie der Wissenschaften;
A. Pfizmairs geschichtliche Untersuchungen über die Kleinstaaterei in China (in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie der Wissenschaften);
Gützlaff, Geschichte des chinesischen Reichs (Stuttg. 1847);
Käuffer, Geschichte von Ostasien (Leipz. 1858-60, 3 Bde.);
Derselbe, Überblick über die Geschichte Ostasiens (das. 1864);
Neumann, Ostasiatische Geschichte 1840 bis 1860 (das. 1861);
Sykes, The Taiping rebellion in China (Lond. 1863);
Strauß, La Chine, son histoire, ses ressources (Par. 1874);
Roß, The Manchus, or the reigning dynasty of China (Lond. 1880);
Boulger, History of China (das 19. Jahrh. umfassend, das. 1881-1884, 3 Bde.);
Fries, Abriß der Geschichte Chinas (Wien 1884);
Cordier, Bibliotheca sinica (Bibliographie, Par. 1881, 2 Bde.).