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Dampfschiffen befahren. Die Mündung des Flusses bildet jetzt einen einzigen großen Arm, etwas südlich vom 32.° nördl. Br.; früher waren es drei Arme, von denen einer sich in die Hangtschoubai ergoß. Er erfährt auch in Tiefe und Fahrwasser so große Veränderungen, daß sich die 1842 für das Delta [* 2] aufgenommenen englischen Admiralitätskarten bereits 1858 unbrauchbar erwiesen (vgl. Jantsekiang). Von den übrigen Flüssen ist der längste der Sikiang, der im südöstlichen Jünnan entspringt und südlich von Kanton [* 3] mündet; seine Länge beträgt einschließlich der Krümmungen 1700 km und läßt sich mit der des Don und Tigris vergleichen.
Für größere Fahrzeuge schiffbar ist er nur bis zur Grenze von Kuangsi, sein Oberlauf ist selbst kleinen Schiffen unzugänglich. Schiffbar ist dagegen bis über Nanning hinaus ein südlicher Nebenfluß, der Jükiang (beschrieben von Moß, Narrative, etc., of an exploration of the West River, Hongkong 1870). Der Peiho oder Nordfluß, welcher an Peking [* 4] vorbei strömt, hat seinen Ursprung im südlichen Randgebirge der Mongolei;
er hat bei Tiëntsin, dem Hafenort von Peking, 54-73 m Breite; [* 5]
seine durchschnittliche Tiefe zwischen hier und Taku beträgt 3,6-5,5 m. Der Fluß wird mit Barken bis Tungtscheu befahren;
das Einlaufen in seine Mündung erschwert eine Barre.
Mit Landseen ist die Ebene übersäet;
der größte, der Tungting, liegt südlich am Jantsekiang;
der zweitgrößte, ebendort, ist der Pojangsee;
im N. des Flusses liegt der Kaojusee.
Ein Netz von Kanälen, das an Ausdehnung [* 6] und vielfachster Verzweigung seinesgleichen nicht hat, bedeckt das Tiefland; sie dienen statt der sehr seltenen Kunststraßen in ergiebiger Weise dem Transport von Personen wie Waren und sind zugleich für die Bewässerung von höchster Wichtigkeit. Der größte und wichtigste, zu dem sich die andern wie Äste und Zweige verhalten, ist der 1100 km lange und 80-330 m breite Kaiserkanal (meist Jünho, »Beförderungsfluß«, genannt), der, seit dem 7. Jahrh. n. Chr. nicht durch Ausgrabung, sondern durch Aufdämmung angelegt, aber erst unter der Mongolenherrschaft vollendet, mit dem Peiho in Verbindung steht, den Huangho wie Jantsekiang quer durchschneidet und bis vor kurzem die große Kommunikationslinie des Reichs bildete; jetzt gibt dieser Riesenbau nur noch Zeugnis von einstiger Größe und gegenwärtigem Verfall.
Der veränderte Lauf, den der Huangho nahm, verursachte den ersten großen Schaden am Kanalbau; da Reparaturen unterblieben, so befindet sich der Teil nordwärts vom alten Bette des Stroms in einem ganz verwahrlosten Zustand. Der südliche Teil hat bisher noch einen regelmäßigen Verkehr gestattet; aber wenn der Erhaltung dieses Werkes von seiten der Regierung keine Aufmerksamkeit geschenkt wird und die Vorschläge der fremden Ingenieure wie bisher mit Geringschätzung zurückgewiesen werden, so ist nicht nur der Einsturz eines Teils des Dammes, der den Kanal [* 7] vom Kaojusee trennt, in Bälde zu befürchten, sondern auch einer der fruchtbarsten Landstriche Chinas der Überschwemmung preisgegeben. Einen großen Teil seiner Wichtigkeit wird der Kaiserkanal durch die projektierte Eisenbahn von Schanghai [* 8] nach Tiëntsin verlieren.
Die Küste ist durch eine Menge von Buchten und Baien, von Vorsprüngen und kleinen Halbinseln in hohem Maß gegliedert; so besonders auf der Strecke von Hainan bis zur Mündung des Jantsekiang. Von da bis nördlich von Liaotung hin ist das Ufer bedeutend flacher und wegen seiner Untiefen für die Schiffer gefährlich. Das Lotsenwesen ist von den unter der Leitung des fremden Zolldienstes stehenden Hafenbehörden geordnet. Für die Beleuchtung [* 9] der Meeresküste sowie des Jantseflusses ist durch (1885) 75 Leuchtstationen und eine große Zahl von Bojen und andern Warnungszeichen gesorgt (s. »List of Chinese Lighthouses, Buoys and Beacons«, Schanghai, jährlich erscheinend).
Zwischen den Mündungen der beiden großen Ströme gibt es nur wenige gute Häfen, dagegen bietet die aus lehmfarbigen Klippen [* 10] bestehende Küstenstrecke von Ningpo bis Hongkong gute und sichere Ankergründe. Große Gefahren bringen die Cyklone oder Taifuns (»Wirbelstürme«),
welche in ihrem Bereich alle Schiffe, [* 11] Häuser etc. vernichten. Größere Golfe sind der von Liaotung und von Petschili im N., der von Tschekiang an der Ostküste und die Busen von Kanton und Tongking [* 12] an der Südseite. Unter den zahlreichen Inseln, welche die Küste umsäumen, sind außer Hainan und Formosa die Inselgruppen im Golf von Kanton und im Golf von Hangtschou (worunter die größte Tschouschan) hervorzuheben.
Das Klima [* 13] eines Landes von solcher Ausdehnung wie China [* 14] ist begreiflicherweise sehr verschieden. Seine Jahrestemperatur wechselt zwischen der von Unteritalien oder des nördlichen Afrika [* 15] und jener von Stockholm; [* 16] die Wintertemperatur seines nördlichen Strichs kommt ungefähr jener der nördlichen Länder Österreichs gleich. Die jährliche Durchschnittstemperatur wechselt von 10° C. in Peking (40° nördl. Br.) bis 21° in Kanton (23° 12' nördl. Br.). Die Sommertemperatur ist fast in ganz China sehr hoch, so daß sie im Schatten [* 17] bis auf 38° steigt;
das Mittel ist für Peking 25,6,° in Kanton 34,8° C.;
am mittlern Jantsekiang wird die Wärme [* 18] schon im Mai drückend bei mittlern Tagestemperaturen von 27-30° C. Die Wintertemperatur wechselt in den nördlichen Provinzen im Mittel zwischen 2 und 14° C.;
der Winter beginnt hier im November und Dezember und endet im März und April. Im mittlern China dauert der Winter von Anfang Dezember bis Ende Februar. Im südlichen China beträgt die Wintertemperatur in den Niederungen meist 15°;
im Januar und Februar sinkt sie auf 10°, auch noch tiefer;
es fällt nur in den höchst gelegenen Orten Schnee, [* 19] und es bildet sich selten eine Eiskruste von ½ cm Dicke.
Das Charakteristische im Klima Ostasiens ist die Herrschaft des Monsuns. Im Winter weht fast ausschließlich der Nordostmonsun, dabei klarer Himmel, [* 20] wenig Niederschlag, hoher Barometerstand;
im Sommer wird der südwestliche Seewind weit in das Land hineingezogen, Niederschläge finden periodisch statt und nicht in kleinen, unregelmäßigen Zwischenräumen, wie in Europa; [* 21]
die Regenzeiten wiegen im Sommer vor, dagegen ist in den innern Provinzen, wie Setschuan, die Verteilung des Regens auf die Jahreszeiten [* 22] fast genau umgekehrt;
auch hier ist das Klima aber noch mild, die kühlsten Sommer hat im S. die Provinz Jünnan.
Naturprodukte.
Die mineralischen Schätze Chinas sind sehr bedeutend. Gold [* 23] kommt teils im Quarz, teils im Sande der Anschwemmungen des Jantsekiang, Schantung, Schengking, des Minflusses, auf der Insel Hainan, in Kuangtung, Jünnan und Kueitschou vor; von dort und aus den Bergwerken der Mandschurei stammt der größte Teil des auf die chinesischen Märkte und nach Indien gelangenden Goldes. Silber kommt aus Kuangtung, von Hainan, aus Kuangsi, Jünnan, Honan, Schensi und Kansu; die Verhüttung der reichen silberhaltigen Bleierze von Schantung ist aber ¶
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untersagt. Salz [* 25] wird aus dem Seewasser an den Küsten und aus Solquellen, Steinsalz im W., besonders in Setschuan und Jünnan, gewonnen; die Salzgewinnung [* 26] aus Seewasser ist bedeutend. Das Salz ist kaiserliches Monopol, von 600 g wird durchschnittlich eine Abgabe von 2½ Pf. erhoben. Steinkohlen sind über ein Areal von über 200,000 QM. verbreitet; v. Richthofen hat nachgewiesen, daß keiner der 18 Provinzen Kohlenfelder fehlen. Auch der Norden [* 27] der Insel Formosa hat Steinkohlenlager. In größter Ausdehnung hat man Kohle im nördlichen China aufgefunden.
Den ersten Rang nehmen die Südhälfte von Schansi (83,000 qm), das südliche Hunan (600,000 Ton. jährlich), ferner Kuangtung und Kiangsi ein. Aber obwohl der Abbau sehr leicht und jedem freigegeben ist, wird der Preis doch durch Zwischenhändler so hoch hinaufgetrieben, daß in den Seestädten englische Kohle billiger ist als einheimische; neuerdings macht japanische und australische Kohle Konkurrenz. Der Gebrauch der Steinkohle läßt sich schon im 3. Jahrh. v. Chr. nachweisen; gegenwärtig wird dieselbe in der Haushaltung als Brennmaterial vorwiegend im N., ungern in den weiter südlich gelegenen Provinzen verwandt, wo sie oft durch Holzkohle ersetzt wird.
Eisen [* 28] ist sehr verbreitet, die mächtigsten Lager [* 29] kommen zusammen mit Steinkohle vor; nach Plinius bezog bereits der römische Markt das beste Eisen von den Serern. Eine große Menge Menschen findet jetzt wie im Altertum in den Eisenwerken von Schansi Beschäftigung, aber die bergmännische Bearbeitung der Felder wie die Verarbeitung des Erzes ist noch eine höchst primitive; auch Kuangtung und Kuangsi erzeugen Eisen, das hauptsächlich in den Kurzwarenwerkstätten der großen Fabrikstadt Fuschan bei Kanton zur Verwendung kommt. Reiche Lager von Kupfer [* 30] (Jünnan und Kueitschou), Quecksilber, Zinn, Nickel sowie von wertvollen Steinen finden sich an vielen Stellen.
Die Pflanzenwelt wechselt nach den verschiedenen Teilen. Im südlichen Küstengebiet gedeihen Palmen, [* 31] Zuckerrohr (besonders in Formosa), Bananen, Bataten, Yams und andre Gewächse warmer Länder. Zwischen dem 25. und 35.° nördl. Br., im Tiefland (besonders in den Niederungen der großen Flüsse), [* 32] wird Reis gebaut; auch gibt es hier Orangen, Zitronen, auch wohl noch Zuckerrohr. Wichtige Ausfuhrprodukte sind: der vegetabilische Talg vom Talgbaum (Stillingia sebifera), der in der Umgebung von Ningpo in großer Menge kultiviert wird;
Kampfer aus dem östlichen China und besonders von Formosa;
Zimt vom Cassia oder Zimtbaum in Jünnan, Kuangtung und Kuangsi (der chinesische Zimt ist weniger aromatisch, aber billiger als jener von Ceylon [* 33] und Malabar).
Die eigentliche Charakterpflanze Chinas sowie sein Welthandelsartikel ist die Theepflanze: ihr Anbau zieht sich über 28 Breiten und 30 Längengrade hin, sie gedeiht aber am besten im mittlern China zwischen 27 und 30° nördl. Br., wo die mittlere Jahrestemperatur zwischen 16,7 und 20° C. schwankt, und wo auf starken Regenfall heiteres Wetter [* 34] und Hitze folgen, das eine ebenso nötig zum üppigen und raschen Wachstum der Blätter wie das andre für den Wohlgeruch und die Güte der Qualität.
Die Baumwollstaude wird vorzüglich im mittlern China gebaut; ihr Produkt ist kürzer als das der amerikanischen und ägyptischen, auch nicht reinlich bereitet und fand nur zur Zeit des nordamerikanischen Kriegs Absatz nach Europa. An Arzneipflanzen [* 35] ist China reich; der Rhabarber ist vorzüglich, eine Menge andrer sind erst in den letzten Jahrzehnten bekannt geworden (vgl. den offiziellen Katalog der von der chinesischen Zollbehörde ausgestellten Handelsprodukte bei der Wiener Weltausstellung von 1873). Der Mohnbau zum Zweck der Gewinnung von Opium, der bereits während der ersten Hälfte des 18. Jahrh. über Tibet von Indien aus in China eingeführt sein soll, nimmt jetzt einen bedeutenden Teil der Ackerfläche von Setschuan und Jünnan ein und verbreitet sich allmählich über alle Provinzen des Reichs; an Stärke [* 36] steht aber das chinesische Produkt dem indischen bedeutend nach.
Hirse [* 37] und Weizen sind die Hauptcerealien, Roggen scheint nicht gebaut zu werden; an Gemüsearten ist ein großer Reichtum. Die Weinrebe, die im 2. Jahrh. v. Chr. vom General Tschangkhien aus Zentralasien [* 38] in China eingeführt wurde, kommt wild vor, wird jedoch auch gezogen; die Trauben werden aber nur in frischem Zustand genossen. Der Maulbeerbaum wird bei der großen Seidenkultur überaus häufig angebaut, der nützliche Bambus findet sich in allen Dörfern; die Wälder sind im Rückgang begriffen.
Was das Tierreich betrifft, so hat sich aus den kultivierten und dicht bevölkerten Provinzen längst alles Wild in die entlegenern Landstriche zurückgezogen. Von reißenden Tieren zeigt sich noch am häufigsten der Tiger, der in der Nähe von Amoy noch in den letzten Jahren gejagt wurde; Bären kommen im W. vor, Affen [* 39] im SW. und auf der Insel Hainan. Der Riesensalamander, von dem man bisher nur die Sieboldia maxima Japans kannte, wurde neuerdings auch in China entdeckt. Jagdbare Tiere sind: Hirsche, [* 40] wovon einige Arten China eigentümlich sind, auch Rehe, Hasen, sehr schöne Fasanen, zahllose wilde Enten [* 41] etc. Elefanten und der Schabrackentapir (Tapirus indicus) werden in Jünnan angetroffen, das Moschustier in den westlichen Provinzen.
Geflügel ist zahlreich, ebenso Hunde [* 42] und Katzen. [* 43] Zu den Haustieren gehört im N. das zweihöckerige Kamel; eine Art Pony, das kleine mongolische Pferd, [* 44] bildet dort Steppenherden oder wird als Haustier in Ställen gehalten. Sonst wird Viehzucht [* 45] im großen nur im nordwestlichen China getrieben, wo die Tataren große Schaf [* 46] und Rinderherden halten. Büffel und Ochsen, von denen es zwei Varietäten gibt, mit und ohne einen kleinen Schulterhöcker, werden nur zum Ackerbau gezogen; sie nähren sich im Sommer vom Gras zwischen den Feldern oder auf den an den Kanälen noch übriggelassenen Bodenflächen, auf welchen sie an einer Schnur herumgeführt werden; im Winter bildet Reis und Weizenstroh, Ölkuchen etc. ihr Futter.
Esel und Maultiere sind in der Provinz Schantung und in andern hügeligen nördlichen Provinzen vielfach im Gebrauch. Überall findet man kleine, kurzbeinige, leicht Fett ansetzende Schweine [* 47] von runder Körperform mit eingebogenem Rücken und sparsamer schwarzer Haarbedeckung; man gibt ihnen grob gemahlene oder zerstampfte Bohnen in einer mit verschiedenen Küchenabfällen vermischten Flüssigkeit. Schafe [* 48] sind im südlichen China ziemlich selten, doch sind die mongolischen Hämmel berühmt.
Enten werden im mittlern und südlichen China in enormen Quantitäten gezogen, und der Kormoran wird in den Gewässern der mittlern Provinzen zum Fischfang abgerichtet. Die Bienenzucht [* 49] ist namhaft nur in Hunan und Hupei; Baumwachs kommt von einem Insekt (Coccus pela), welches auf Eschen lebt. Die Seidenraupe wird im ganzen Reiche gezogen (s. unten). Fische [* 50] finden sich in unermeßlicher Menge und bilden einen Hauptartikel der Nahrung; zu den China eigentümlichen Arten gehören die 1611 nach Europa gebrachten Goldfische. Die künstliche Fischzucht ist den Chinesen schon ¶