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und Viehmärkte der
Welt, liegt unter 41° 53' nördl.
Br. und 87° 40' westl. L. v. Gr., auf einer sanft
vom
Michigansee ansteigenden
Ebene, die gegen den
See hin um 3-5 m künstlich erhöht werden mußte, um die früher bei hohem
Wasserstand vorkommenden
Überschwemmungen zu verhindern. Der Chicagofluß
mit seinem Nebenfluß
South
Branch durchschneidet die Stadt und trennt dieselbe in drei Teile, die durch 33
Brücken
[* 2] und
Tunnels miteinander verbunden sind.
Die
Straßen sind breit und durchschneiden einander meist rechtwinkelig; sie sind vorwiegend mit
Holz
[* 3] gepflastert.
Unter den Häusern sind viele Prachtbauten aus Stein und Marmor, doch fehlt es auch selbst nach den großen Feuersbrünsten nicht an Holzhäusern. State Street ist die Hauptgeschäftsstraße der Stadt, Wabash und Michigan Avenues die bevorzugten feinen Quartiere mit Villen und Gärten. Ein großartiger »Boulevard«, 76 m breit, umgibt die ganze Stadt auf der Landseite, und an ihm liegen sechs öffentliche Parke (Lincoln, Humboldt, Central, Douglas und zwei South Parks), die zusammen 736 Hektar bedecken.
Außerdem liegen im Innern der Stadt der Union Park (43 Hektar), der Lake Park mit kleinem Kristallpalast u. a. Eine großartige Wasserkunst versorgt die Stadt mit täglich 330 Mill. Lit. Wasser, welches durch mächtige Pumpwerke 40 m hoch auf einen 3 km von der Stadt im See stehenden Turm [* 4] gehoben und durch gemauerte Stollen in die Stadt geleitet wird. Auch ergiebige artesische Brunnen sind erbohrt worden. Unter den öffentlichen Gebäuden zeichnen sich das Zollamt, der Gerichtshof und die Handelskammer aus, sämtlich nach dem letzten großen Brand (s. unten) neuerbaut.
Die
Kirchen sind zahlreich, aber architektonisch kaum bemerkenswert. Eine dorische
Säule verewigt den
Senator
Douglas. Chicago
hatte 1840 erst 4853, 1850: 29,963, 1870 bereits 298,977, 1880 aber 503,185 Einw.,
von denen 204,859 im
Ausland geboren waren (75,205 in
Deutschland).
[* 5] Obgleich keine eigentliche Fabrikstadt, hatte Chicago
doch 1883: 2378 gewerbliche
Anstalten, die 114,400
Arbeiter beschäftigten und dem
Markt
Produkte im Wert von 325 Mill.
Doll. lieferten.
Ihnen allen voran standen die 70 Schlächtereien, dann 102 Schneidereien, 11
Eisen- und Stahlwerke, 133
Gießereien und Maschinenbaustätten, 149 Möbelfabriken, 135 Druckereien, 28 Lederfabriken, 7
Brennereien, 291
Tabaks-
und Zigarrenfabriken, 18
Brauereien, 15 Hobelmühlen, 16 Seifensiedereien etc. Merkwürdig in der
That sind die großartigen Schlächtereien und die mit ihnen verbundenen
Viehhöfe (Stockyards).
Der
Union Stockyard allein bedeckt 140
Hektar und hat
Raum für 21,000
Rinder,
[* 6] 75,000
Schweine,
[* 7] 22,000
Schafe
[* 8] und 200
Pferde.
[* 9] An
Schweinen wurden 1883: 4,340,000
Stück im Gesamtgewicht von 537,600
Ton. und im Gesamtwert von 69 Mill.
Doll.
»verpackt«, an
Rindern 697,033.
Eisenbahnen und der nach dem
Illinois und
Mississippi führende
Kanal
[* 10] haben Chicago
zum großen
Stapelplatz
des korn-, vieh- und holzreichen
Westens gemacht, der
See eröffnet ihm einen Ausweg nach dem
Osten. 1883 bezifferte sich der
Umsatz der landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus 402, der
Waren im engern
Sinn auf 412, der Erzeugnisse der
städtischen
Industrie auf 325 Mill.
Doll. Der Chicagofluß
mit seinen
Dämmen und
Speichern genügt schon lange nicht mehr als
Hafen, und man hat
vor der Stadt, im
See selbst, durch 2659 m lange
Dämme einen geräumigen künstlichen
Hafen geschaffen, der
Schiffen von 600
Ton.
Gehalt zugänglich ist.
Die Ausfuhr zur
See belief sich 1883-84 auf 2,905,926
Doll., die direkte Einfuhr ausländischer
Waren auf
10,453,701
Doll.; Chicago
nimmt
unter den direkten Einfuhrhäfen die fünfte
Stelle ein. 12,015
Schiffe
[* 11] von 3,980,873 T.
Gehalt liefen 1883 aus, wovon 284 von
95,772 T. nach dem
Ausland. Chicago
hat zahlreiche wohlthätige Anstalten jeglicher Art, als
Hospitäler,
Waisenhäuser,
Versorgungsanstalten u. dgl. Unter seinen der
Bildung gewidmeten Anstalten sind zu nennen: die
Universität (1866 eröffnet) mit der Dearborn-Sternwarte, theologischem
Seminar
der
Baptisten und
Presbyterianer und das von
Jesuiten geleitete St.
Ignatius
College, 6 medizinische
Schulen, die
Akademie der
Wissenschaften
mit
Museum und
Bibliothek, die
Historische
Gesellschaft und die Stadtbibliothek (im alten Zollhaus).
Für Unterhaltung sorgen ein Opernhaus (Academy of Music), mehrere
Theater,
[* 12] Biergärten
(Tivoli) etc. Chicago
ist Sitz eines deutschen
Berufskonsuls. Chicago
nimmt die
Stelle ein, an der 1804 das
Fort Dearborn angelegt wurde, um den Pelzhändlern
Schutz gegen die
Indianer
zu gewähren.
Noch 1830 aber standen hier erst 13 kleine
Häuser, und 1837 hatte die Stadt erst 4170 Einw. Ihr Wachstum hat
seitdem mit dem des
»Westens«
Schritt gehalten. Auch die großen Feuersbrünste in den
Jahren 1871 und 1874, die 18,450
Häuser
mit fast sämtlichen öffentlichen Gebäuden in
Asche legten und einen
Schaden von 194 Mill.
Doll. anrichteten,
konnten das Anwachsen der Stadt nicht auf die Dauer unterbrechen, und wenn auch viele Versicherungsgesellschaften ob dieses
Unglücks zu
Grunde gingen, so ist doch aus der
Asche, wie ein
Phönix, verjüngt und verschönert neu erstanden.
Vgl. Seeger
und
Schläger, Chicago
,
Entwickelung, Zerstörung und Wiederaufbau (Chicago
1872);
Marquis, Handbook of Chicago (das. 1885);
Andreas, History of Chicago (das. 1885).