2) HelminaChristiane von, deutsche Schriftstellerin,
Gattin des vorigen, geborne von
Klencke, Enkelin der Karschin, geb. zu
Berlin,
[* 2] erhielt eine sorgfältige
Erziehung und verheiratete sich nach einer zu früh geschlossenen, unglücklichen und bald
getrennten
Ehe mit Chézy, den sie zu
Paris
[* 3] im
Kreis
[* 4]
Fr. v.
Schlegels kennen gelernt hatte. Als auch dies eheliche
Verhältnis dasselbe
Schicksal hatte, kehrte sie nach
Deutschland
[* 5] zurück und widmete sich litterarischen
Arbeiten.
»Erzählungen und
Novellen« (Leipz. 1822, 2 Bde.)
und »Stundenblumen«
(Wien 1824-27, 4 Bdchn.).
Auch verfaßte
sie den verworrenen, schwächlich romantischen
Text zu
WebersOper
»Euryanthe«
(Wien 1824).
IhreMemoiren gab B. Borngräber unter dem
Titel »Unvergessenes« (Leipz. 1859) heraus.
3)
Wilhelm von, Schriftsteller, Sohn der vorigen, geb. zu
Paris, studierte in
München die
Rechte
und ließ sich nach öfters gewechseltem Aufenthalt 1850 in
Wien nieder, wo er sich bei der Redaktion der »Österreichischen
Reichszeitung« beteiligte und starb. Er schrieb eine
Reihe von
Romanen und
Erzählungen, wie: »Der
fahrendeSchüler«
(Zürich
[* 11] 1835),
»Der letzte
Janitschar« (1853) u. a. ferner erschienen von ihm: »Der Ehrenhold«,
eine Übersicht des Wissenswertesten aus der Wappenkunst (Stuttg. 1848);
»Das Rittertums
Bild und
Wort« (das. 1848) und
»Erinnerungen
aus meinem
Leben« (Schaffh. 1863-64, 2 Bde.).
(spr. kja-),Gabriello, berühmter ital. Dichter,
geb. zu
Savona im Genuesischen, verwaiste früh, erhielt aber durch die
Fürsorge eines Oheims in
Rom
[* 13] eine ausgezeichnete
wissenschaftliche
Bildung, trat daselbst auch in regen
Verkehr mit den berühmten Humanisten
PaulusManutius und
Muret. Nach dem
Tod seines Oheims trat er in die
Dienste
[* 14] des
KardinalsCornaro, mußte jedoch infolge eines blutigen Racheaktes
an einem römischen
Edelmann, der ihn beleidigt hatte, nach seiner Vaterstadt fliehen.
Hier bekam er neue
Händel, die ihm eine halbjährige
Haft zuzogen. Er lebte seitdem von den Einkünften seines mäßigen
Vermögens
ruhig in seiner Vaterstadt denWissenschaften und der schonen Litteratur und erwarb sich sehr bald als
Dichter einen so berühmten
Namen, daß verschiedene italienische
Fürsten, insbesondere die
GroßherzögeFerdinand I. und Cosmo
II. von
Toscana,
KarlEmanuel von
Savoyen sowie
PapstUrban VIII., ihn mit Gunstbezeigungen überhäuften.
AllenVersuchen aber, ihn an irgend einen
Hof
[* 15] zu fesseln, wich er aus und bewahrte seine Unabhängigkeit
bis zu seinem
Tod. Er starb in
Savona. Chiabrera war ein sehr fruchtbarer Dichter, der sich in fast allen
Gattungen der
Poesie versuchte, aber nur in einer derselben
Ruhm erworben hat. Seine fünf epischen Gedichte sowie seine
Dramen erheben
sich nicht über die Mittelmäßigkeit und sind mit
Recht jetzt vergessen. Als
Lyriker aber nimmt er
unter den italienischen
Dichtern einen vorzüglichen Platz ein.
Durch das
Studium der Griechen, namentlich des
Pindar und
Anakreon, gebildet, verließ er die schwächliche
Manier der Petrarchisten
und eiferte seinen griechischen
Mustern nach. So gelang es ihm, für die italienische
Lyrik einen neuen,
durch Neuheit und Großartigkeit der
Bilder, Erhabenheit des
Ausdrucks und kühnern Schwung der
Phantasie ausgezeichneten
Stil
zu schaffen und zugleich die poetische Form durch Anwendung neuer Versarten und mannigfaltigerer Strophenformen sowie durch
freiere Behandlung des
Reims
[* 16] zu erweitern. Seine
Reformen erfreuten sich allgemeinsten Beifalls, und die
Italiener nennen ihn ihren
Pindar und
Anakreon. Chiabreras zu seinen Lebzeiten oftmals unter verschiedenen
Titeln gedruckte lyrische
Gedichte sind am vollständigsten gesammelt unter dem
Titel »Rime«
(Rom 1718, 3. Bde.;
Venedig
[* 17] 1757, 5 Bde.;
Mailand
[* 18] 1807, 3 Bde.). Eine Auswahl gab Polidori heraus
(Flor. 1865), eine andre Francesia
(Turin
[* 19] 1873).
(ital., spr. kjä-,Clanis), Wasserlauf in Mittelitalien, Abfluß einer lange versumpften, jetzt
trocken gelegten Senke, welche sich von dem
Knie des
Arno bei
Arezzo bis zum
Tiber (96 km lang und 3-9 km breit) erstreckt und
ihr
Wasser in zwei
Armen beiden
Strömen zugleich zusendet, eins der interessantesten
Beispiele von der
Wirkung der Flußablagerung
und der dadurch allmählich herbeigeführten Bodenerhebung. Ursprünglich gehörte nämlich die Chiana nur
dem
Tiber an, und ihr
Bett
[* 28] bildete ein üppig blühendes
Thal.
[* 29]
Die vielen kleinen hineinfallenden Apenninenbäche erhöhten jedoch durch
Ablagerung ihres Schuttes nach und nach das kaum
geneigte
Bett so, daß das stagnierende
Wasser,
Sümpfe bildend, die
Ebene verödete und seit dem 10. Jahrh. ein trüber
Wasserarm von selbst zum
Arno lief. Erst 1789-1816 gelang es durch Vertiefung des Chianabettes, namentlich aber 1823
(Graf
Fossombroni) durch Ableitungsgräben und dadurch, daß man die Bergströme nötigte, ihren Schutt anderswo abzulagern
(Kolmation),
die Trockenlegung des
Sumpfes zu bewirken und durch Kanalisierung das
Wasser zugleich dem
Arno und demTiber
zuzuführen. Der Scheidepunkt (argine di separazione, 250 m ü. M.) befindet sich
zwischen
¶
mehr
den beiden kleinen Seen von Chiusi und Montepulciano. Der nördliche Arm, Chiana Toscana oder CanaleMaestro, größtenteils kanalisiert
und schiffbar, fließt gegen N. und mündet nordwestlich von Arezzo in den Arno; der andre, Chiana Romana, hat südliche Richtung,
und gegenwärtig ist das Chianathal wieder eine der fruchtbarsten und bevölkertsten Gegenden Italiens.
[* 31]
Vgl. Fossombroni, Memorie idraulico-storiche sopra la val di Chiana (3. Aufl., Montepulciano 1835).