InselPelée, die westliche Einfahrt durch das in ihrer Mitte auf einer
Klippe gelegene
FortBasse Chavagnac und durch das
Fort
Querqueville beherrscht. Eine zweite
Reihe von Befestigungswerken liegt im
Hintergrund der
Reede in und um den Kriegshafen und
die Stadt, darunter das
Fort Homet, das
Fort Galet und das
Fort des Flamands. Auf den
Höhen hinter der Stadt
endlich liegt eine
Reihe von Festungswerken, welche Cherbourg
[* 2] gegen die Landseite verteidigen, aber auch die
Reede beherrschen, darunter
die
Forts des Fourches, d'Octeville und du Roule.
Diese
Forts haben großenteils zugleich die Bestimmung von
Kasernen, und das letztgenannte, das, auf einem
malerischen Granitfelsen gelegen, das
Ostende
[* 3] der
Kette bildet und auch den zu seinen
Füßen liegenden
Bahnhof beherrscht, ist
im stande, gegen 10,000 Mann aufzunehmen. Der Handelshafen, an der Mündung der Divette, besteht aus einem Außenhafen und
einem 408 m langen und 127 m breiten
Bassin; ersterer kommuniziert mit demMeer durch einen 600 m langen,
von Granitdämmen eingefaßten
Kanal.
[* 4]
In den letzten
Jahren hat der Handelshafen wichtige Verbesserungen erfahren, wozu namentlich die
Verlängerung
[* 5] der östlichen
Linie, die Ausbaggerung des
Bassins, die Herrichtung eines
Stapels im W. des Außenhafens u. a. gehören. Der
Hafen wurde 1883 von 1530
Schiffen
mit 356,729Ton. angelaufen, wovon 931
Schiffe
[* 6] mit 311,946
T. aus fremden (meist englischen) Häfen kamen.
Der gesamte Warenverkehr belief sich auf 187,918 metr. T. Einfuhrartikel sind: Holz,
[* 7]
Getreide,
[* 8]
Mehl,
[* 9]
Kohle und
Kolonialwaren;
Geschichte. Die
Sage läßt Cherbourg schon von
CäsarsLegatenSabinus angelegt und danach Caesaris Burgum genannt
sein, während andre das alte Coriallum für Cherbourg halten. In der Geschichte erscheint es zuerst als Carusbur
unter
Wilhelm dem Eroberer, durch den es an die englische
Krone kam, die es bis um 1200 behauptete. 1418 eroberten es dieEngländer
von neuem. Nach der
Schlacht bei Formigny wurde Cherbourg zuletzt 14
Tage lang von
Karl VII. von
Frankreich belagert, und ergab
es sich den
Franzosen, um fortan in ihrem
Besitz zu bleiben.
Karl VII. erkannte die Wichtigkeit der Stadt und verstärkte ihre Festungswerke bedeutend.
Ludwig XI. bewilligte
ihr große Privilegien, ebenso
Franz I. und
Heinrich IV. Eine neue
Ära begann für Cherbourg im 17. Jahrh. unter
Ludwig XIV., der zuerst
die
Idee faßte, Cherbourg zu einem sichern Kriegshafen und zum
Schlüssel des
Kanals,
England gegenüber, zu machen. Unter
Vaubans Leitung
wurden 1687 die
Arbeiten begonnen und mit einigen
Unterbrechungen bis zur
Einnahme der Stadt durch den englischen
AdmiralHowe 1758 fortgesetzt, der sämtliche
Befestigungen von
Grund auf zerstören ließ.
Ludwig XVI. nahm den Befestigungsplan wieder aus und erweiterte ihn. Das Hauptaugenmerk richtete man nun auf die Schaffung
eines Kriegshafens. Zu diesem
Zweck ward unter Aufwendung gewaltigerMittel auf der Nordseite ein 3,7 km
langer
Damm errichtet, der aber in einer einzigen stürmischen
Nacht mit
Besatzung, Arbeitern und
Batterien von den
Wellen
[* 12] hinweggefegt
wurde. Als
Napoleon I. die
Arbeiten 1803 wieder aufnahm, zeichnete er dem
Hafen seine jetzige Gestalt vor, indem er bestimmte,
daß derselbe aus drei gesonderten
Bassins bestehen solle.
Das erste derselben, der Vorhafen, wurde 1813 unter ihm, das zweite, das Flutbassin, 1829 unter
Karl X. vollendet. Den
Bau
des
Dammes begann man unter
LudwigPhilipp nach einer verbesserten
Methode,
dennoch richtete 1836 ein
Sturm große Verwüstungen
an; Ende 1853 stand das Werk endlich vollendet da. Gleichzeitig wurde eifrig an den
Fortifikationen gearbeitet,
so daß die ganze
Anlage in Gegenwart der
KöniginViktoria von
England durch
Napoleon III. eingeweiht werden konnte,
bei welcher Gelegenheit auch die erwähnte
BildsäuleNapoleons I. enthüllt wurde.
(spr. schärbüljeh), einflußreiche
Familie zu Genf,
[* 13] deren
Glieder
[* 14] sich durch wissenschaftliche und litterarische
Thätigkeit auch im
Ausland einen ehrenvollen
Ruf begründet haben. Stammvater derselben ist
Abraham Cherbuliez, ein Verlagsbuchhändler
daselbst, der seinGeschäft zu einem der bedeutendsten der französischen
Schweiz
[* 15] erhob.
Söhne desselben
sind:
1)
André, Schriftsteller, geb. 1795, lebte nach Beendigung seiner theologischen
Studien bis 1825 als
Hauslehrer erst bei einer
englischen
Familie in
Italien,
[* 16] später bei dem
FürstenDolgorukij zu
Paris,
[* 17] bekleidete, nach Genf
zurückgekehrt, einige Zeit ein
Predigeramt und erhielt 1832 die
Direktion der ersten
Klasse des
Collège und 1840 die Professur der lateinischen, 1846 die
der alten Litteratur an der
GenferAkademie. Er starb im Juni 1874. Von wissenschaftlichem Wert sind seine
Schriften:
»De libro
Job« (Genf
1829) und »Essai sur la satire latine« (das.
1829) sowie mehrere in der »Bibliothèque universelle de
Genève« veröffentlichte Abhandlungen.
2)
AntoineElisée, staatswissenschaftl. Schriftsteller,
Bruder des vorigen, geb. studierte
Jurisprudenz, praktizierte
erst als
Advokat, habilitierte sich dann mit der
»Dissertation sur les causes naturelles du droit positif« (Genf
1826) an der
GenferAkademie und wurde später daselbst
Professor der
Rechte und politischen
Ökonomie. Er nahm mit Auszeichnung
Anteil an der
Regierung seiner Vaterstadt und machte sich teils als
Redakteur einiger einflußreicher
Zeitschriften, teils durch
juristische, politische und nationalökonomische Werke bekannt. In »L'utilitaire«
(Genf
1828-30, 2 Bde.) verteidigte und modifizierte er die
AnsichtenBenthams und
Dumonts.
Wie er in derSchrift
»Riche ou pauvre« (Genf
1840; in 2. Aufl. u. d. T.: »Richesse
ou pauvreté«, Par. 1841) die sozialen
Fragen der Gegenwart in ihrer ganzen Bedeutsamkeit hinstellte, so erörterte er in
der
»Théorie des garanties constitutionnelles« (das. 1838, 2 Bde.)
die
Grundsätze des konstitutionellen
Rechts.
In dem geistvollen
Buch
»De la démocratie en Suisse« (Par.
1843, 2 Bde.) sagte er manches voraus, was später seine Verwirklichung
fand. Infolge der
Revolution von 1846 legte er seine Professur nieder und wendete sich nach
Paris, wo er zwei
Journale redigierte
und unter anderm mehrere gegen die Sozialisten und besonders gegen
Proudhon gerichtete
Schriften veröffentlichte, z. B.
»Simples notions de l'ordre sociale à l'usage de tout le monde« (Par.
1848) und »Le
[* 18] potage
à la tortue, ou entretiens populaires sur les questions sociales« (das. 1849).
Sein wichtigstes Werk
sind die »Études sur les causes de la misère tant morale que physique et sur
les moyens d'y porter remède« (Par. 1853); sehr geschätzt ist auch
sein
»Précis de la science économique« (das. 1862). 1853 nach der
Schweiz zurückgekehrt, wirkte er anfangs in
Lausanne,
[* 19] später
als
Professor am eidgenössische
Polytechnikum zu Zürich,
[* 20] woselbst er starb.
¶
mehr
3) Joel, Schriftsteller, Bruder der vorigen, geb. 1806, übernahm das väterliche Geschäft und wurde namentlich als Herausgeber
der »Revue critique des livres nouveaux« (Par. 1833 ff.)
bekannt. In einer Art von Roman: »Le lendemain du dernier jour d'un condamné« (das.
1829),
versuchte er eine Parodie und Kritik von VictorHugosBuch gegen die Todesstrafe. Außerdem redigierte
er mehrere Jahre hindurch die konservativen Blätter: »Le Fédéral« und »Le Journal de Genève« und schrieb in derselben Richtung
für die »Revue des DeuxMondes« den Artikel »Sur l'influence et les chefs du parti radical en Suisse«, welcher eine lebhafte
Polemik veranlaßte. Als Geschichtsforscher hat sich Cherbuliez legitimiert durch sein Werk
»Genève, ses institutions, ses mceurs, son développement intellectuel et moral« (1867). Er starb Von
den Schwestern der Genannten machte sich die ältere, Mad. Tourte-Cherbuliez (geb. 1793, gest. 1863),
durch Erzählungen und Romane (»Annette
Gervais«, deutsch, Hamb. 1843; »Le journal
d'Amélie« u. a.) und die jüngste, Adrienne, geb.
1804, durch ihre Übersetzung von ZschokkesNovellen (Par. 1830-32, 12 Bde.),
einiger Stücke von H. v. Kleist (das. 1832, 3 Bde.) bekannt.
Über die Familie Cherbuliez vgl. Rambert, Écrivains nationaux suisses, Bd. 1 (Genf
1874).
4) Victor, Schriftsteller, Sohn von Cherbuliez 1), geb. 1829 zu
Genf,
studierte hier, in Paris, Bonn
[* 22] und Berlin
[* 23] zuerst Mathematik, dann Philologie und Philosophie und war in seiner Vaterstadt als Lehrer
thätig, bis er 1864 einem Ruf, in die Redaktion der Pariser »Revue des DeuxMondes« mit einzutreten, folgte. Cherbuliez hat sich besonders
als Kunstkritiker und Romandichter einen geachteten Namen erworben. Seine Befähigung zu erstgenannten
Beruf bekundet sein geistvolles, Betrachtungen über die bildende Kunst enthaltendes Buch »Un cheval de Phidias. Causeries athéniennes«
(2. Aufl. 1864; deutsch, Jena
[* 24] 1861),
»Olivier Maugant« (1885)
u. a. Als politischer Schriftsteller machte er sich bekannt durch die Schriften: »L'Allemagne politique« (1870; deutsch, Bern
[* 27] 1871);
»L'Espagne politique« (1874);
»Hommes et choses d'Allemagne« (1877) und »Hommes et choses du temps présent« (1883),
die beiden
letztern Sonderausgabe seiner unter dem Pseudonym G. Valbert in der »Revue des DeuxMondes« veröffentlichten
politischen Aufsätze, welche durch ihre scharfe Kritik Aufsehen erregten.
Seit Dezember 1881 ist Cherbuliez Mitglied der französischen
Akademie.