Als er aber den größten Teil dieser
Kartons vollendet hatte, wurden sie als atheistisch abgelehnt. Das
Panthéon wurde 1851 dem
Kultus zurückgegeben, und das ganze
Projekt war gescheitert. Wie barock und destruktiv auch die
Tendenz
dieser
Kartons war, so erregten sie doch durch die
Fülle der
Gedanken und die echt künstlerische
Komposition große Bewunderung.
Unter seinen übrigen Bildern ist la divina tragedia
(Museum des
Luxembourg) das bedeutendste.
(spr. schähndolleh),CharlesLioult de, franz. Dichter, geb. zu
Vire in der
Normandie, wanderte 1791 aus,
machte zwei
Feldzüge im Emigrantenheer mit, ging dann nachHolland,
Deutschland
[* 3] und der
Schweiz,
[* 4] kehrte 1799 nach
Paris
[* 5] zurück, wurde 1812 zum Inspektor der
Akademie von
Caen, 1830 zum Generalinspektor des
Unterrichts ernannt und starb Mit
seinem weichen, enthusiastischen
Herzen strebte er nur danach, die
Natur zu besingen, wie
Rousseau und Bernandin de
Saint-Pierre;
erst nach der Begegnung mit
Rivarol, den er während eines
Hamburger Aufenthalts (1795-97) kennen und bewundern
lernte, wagte er sich auch an höhere Aufgaben und unternahm nun sein großes Gedicht
»Génie de l'homme« (1807 u. öfter),
ein
Thema, woran sich schon
Voltaire,
Lebrun und
Fontanes vergeblich versucht hatten, gewann aber nicht den Beifall
des
Publikums.
in denen sich an vielen
Stellen wahre
Lyrik, natürliches
Gefühl und schöne
Verse finden, und deren moderne Anklänge
ihn zum Vorgänger der romantischen
Schule machen. Außerdem veröffentlichte er:
ȃsprit de
Rivarol« (1808)
und mit Fayolle die Gesamtwerke
Rivarols (1808, 4 Bde.).
Vgl.
Sainte-Beuve in der
»Revue des
DeuxMondes«, Juni 1849; Helland,
Étude biographique et littéraire sur Chénedollé (Par. 1857).
»The Arabic language« (1869) sowie durch die Herausgabe von Alcharizis
»Machberoth Ithiel«, nach
Manuskripten der Bodleyanischen
Bibliothek (1872), bekannt gemacht. Daneben hat er verschiedene litterarische
und politische
Schriften veröffentlicht. Er starb
(spr. schenjeh), 1)
AndréMarie de, franz. Dichter, geb. zu
Konstantinopel,
[* 10] Sohn von
Louis de Chénier, einem historischen Schriftsteller, der damals
Generalkonsul daselbst war (gest. 1796 in
Paris) und einer schönen und geistreichen Griechin aus dem
HauseSanti-l'Homaka, kam 1765 nach
Frankreich zurück und trat,
nachdem er 1773-81 das
Collège de Navarre besucht hatte, als Cadetgentilhomme in dasHeer, entsagte aber
diesem
Beruf bald aus
Liebe zur
Poesie.
Eine mit seinen
Freunden unternommene
Reise nach
Italien
[* 11] und
Griechenland
[* 12] mußte er aus Kränklichkeit in
Italien abbrechen; nach
einjähriger
Abwesenheit kehrten die
Freunde nach
Paris zurück. Hier verlebte Chénier drei glückliche Jahre, nur dem
Studium, der
Poesie und dem
Vergnügen gewidmet. 1787 versuchte er es noch einmal mit einer Berufsthätigkeit, indem
er
Herrn v.
Luzerne als Gesandtschaftssekretär nach
London begleitete. Allein er fühlte sich dort nicht glücklich und kehrte 1790 in
die
Heimat zurück.
Hier trat er in den
Klub der Gemäßigten und verfaßte die berühmte
Schrift
»Avis aux
Français sur leurs
véritables ennemis«, in der sich seine leidenschaftliche
Liebe zur
Freiheit und zu den Prinzipien der
Revolution, aber auch
seine heftige Abneigung gegen ihre Schandthaten und
Exzesse aussprach. Bei seinen
Angriffen auf die
Jakobiner im
»Journal de
Paris« (1792) geriet er mit seinem
BruderMarieJoseph, einem wütenden
Jakobiner, in eine peinliche
Differenz,
die indessen bald beigelegt wurde.
Seit 1793 war auch sein
Leben in
Gefahr; er verbarg sich im stillen
Versailles
[* 13] und erholte sich nur durch fast tägliche Besuche
im nahen Lucienne bei
Frau Pourrat, für deren Tochter,
Frau v. Lecoulteux (die
»Fanny« seiner
Oden), er eine tiefeNeigung
empfand. 1794 wagte er es, nach
Paris zurückzukehren; allein ein
Zufall führte seine
Verhaftung herbei, und 25. Juli fiel sein
Haupt, drei
Tage vor dem
SturzRobespierres. Die
Mythen, welche sich um seine Gefangenschaft und seinen
Tod bildeten, sind erst
durch Becq de Fouquières endgültig beseitigt worden.
Chéniers
Bildung beruht ganz und gar auf dem klassischen
Altertum. Seine Lieblingsdichter sind die griechischen
und römischen
Lyriker, vor allen Tibull, Properz, Theokrit; mit seltener Reinheit und Tiefe spiegelt sich die
Harmonie und
Schönheit seiner Vorbilder in seinen
Poesien wider. Aber auch französische, englische, italienische, deutsche Dichter studierte
er und beschäftigte sich viel mit geographischen, historischen und astronomischen Forschungen, die er
für seine beiden großen
Lehrgedichte:
»Hermès« und »L'Amérique« zu verwerten gedachte. Leider sind
von diesen
Epen nur geringe Bruchstücke vorhanden; doch geben dieselben im
Verein mit den
Entwürfen immerhin ein ziemlich
deutsches
Bild von der Großartigkeit der
¶
Mit größerm Recht nennt ihn Sainte-Beuve »notre plus grand classique en vers depuis Racine et Boileau«. Zu seinen Lebzeiten
sind nur zwei seiner Gedichte gedruckt worden: das »Jeu de paume« und der Hymnus auf die revoltierenden
Schweizer. Seine hinterlassenen Gedichte, meist Fragmente, wurden teilweise 1819 von Latouche veröffentlicht und mit Begeisterung
aufgenommen. Jede neue Ausgabe brachte mehr Material; allein vollständig liegen die Poesien erst vor seit der AusgabeGabriel
de Chéniers (1874), eines Neffen von André Chénier. Am meisten zum Verständnis des Dichters beigetragen haben
die geistvollen StudienSainte-Beuves (in der »Revue des DeuxMondes« 1839, 1851) und die kritischen Ausgaben von Becq de Fouquières
(1862, 1872, 1882); dieser hat auch die prosaischen Schriften Chéniers von neuem herausgegeben (1872). Die neuesten PariserAusgaben (von Joubert 1883, Moland 1883, Manuel 1884) bieten nichts Neues; doch ist die erste empfehlenswert.
Vgl. Becq de Fouquières, Lettres critiques sur la vie, les œuvres, les manuscrits d'André Chénier (Par. 1881).
2) MarieJoseph de, franz. Dichter, der Hauptdramatiker der französischen Revolution, geb. zu Konstantinopel, Bruder
des vorigen, kam mit diesem sehr jung nach Paris und trat als Dragoneroffizier in das Heer, schied jedoch bald wieder aus,
um sich ungestört der Dichtkunst zu widmen. Mit seinen ersten Tragödien fiel er gänzlich durch; dagegen fand »Charles IX«
(1789) rauschenden Beifall, mehr jedoch wegen des revolutionären Inhalts und des Appells an die Leidenschaften
des Volkes als wegen seines poetischen Werts.
Nachdem Chénier schon Mitglied des
Konvents gewesen, trat er auch in den Rat der Fünfhundert und in das Tribunal; auf seinen Antrag wurde 1792 die Einrichtung
der Primärschulen beschlossen. Er war einer der ersten Mitglieder des Instituts, das er hatte errichten helfen, und übernahm 1803 das
Amt eines Generalinspektors des Unterrichts. Sein zur KrönungNapoleons aufgeführtes Drama »Cyrus« gefiel
weder dem Publikum noch dem Kaiser und erlebte nur eine Aufführung; gar nicht aufgeführt wurden die Tragödien: »Philippe II«,
»Brutus et Cassius, ou les derniers Romains«, »Tibère«, »Oedipe roi«, »Oedipea
Colone«, »Nathan le Sage« etc., deren Titel zumeist schon zeigen, woher sie genommen sind.
Durch den »Tibère« und
vollends durch die »Épître à Voltaire« machte Chénier sich den Kaiser direkt zum Feind; er mußte sein
Amt als Generalinspektor niederlegen, hielt 1806-1807 am Athenäum Vorlesungen über die französischen Litteraturgeschichte
und starb Seine Tragödien enthalten mehr hohle Phrasen als Handlung, mehr Rhetorik als Poesie;
die Charaktere sind mehr skizziert als ausgeführt, es fehlte seiner eiteln, selbstgefälligen Natur die Energie der Arbeit.
Derselben Art sind seine Oden und Gesänge, welche er zur Verherrlichung der Revolution dichtete, wie die »Hymneà laRaison«,
»Hymne à l'Être suprème« etc.; dagegen ist der »Chant du départ« nächst der Marseillaise das berühmteste
Volkslied geworden. Am glänzendsten zeigt sich Chéniers Talenten den Episteln und satirischen Gedichten; seine »Épître sur
la calomnie« (1795),
die Antwort auf den Vorwurf seiner Gegner, er habe die Hinrichtung seines Bruders mit herbeiführen helfen,
ist unbestritten sein bestes Werk. Gut sind auch: »Le
[* 17] docteur Pancrace«, »Les
nouveaux saints« (1801),
zum Teil gegen Chateaubriand gerichtet, »La petite épître à JacquesDelille«, »L'épître à Voltaire«
u. a. Unter seinen prosaischen Werken ist das wichtigste das »Tableau de la litterature française depuis 1789 jusqu' à 1808«,
eine ziemlich oberflächliche Zusammenstellung, welche jedoch neben manchen Ungerechtigkeiten (z. B.
gegen Chateaubriand) auch viele treffende Urteile enthält. Sein »Théâtre complet« ist herausgegeben von Daunou (Par. 1818, 3 Bde.);
seine »Œuvres complètes« von Arnault (1823-26, 8 Bde.),