nicht im Dunkeln, bei zerstreutem Tageslicht vereinigen sich dagegen beide Gase allmählich und bei direktem Sonnenlicht momentan
unter Explosion zu Chlorwasserstoff. Umgekehrt ist Chlorsilber im Finstern eine sehr beständige Verbindung, während sie durch
das Licht sehr schnell geschwärzt und zersetzt wird. Häufig äußert sich die ch. V. erst bei erhöhter
Temperatur. Quecksilber hält sich an der Luft unverändert, beim Erhitzen verbindet es sich langsam mit dem Sauerstoff der Luft
zu rotem Quecksilberoxyd, und bei noch höherer Temperatur zerfällt letzteres wieder in Quecksilber und Sauerstoff.
Quecksilber zeigt also nur innerhalb bestimmter, ziemlich enger Temperaturgrenzen Verwandtschaft zum Sauerstoff. Leitet man
über erhitztes Eisen Wasserdampf, so verbindet sich das Eisen mit dem Sauerstoff des Wassers, und der Wasserstoff
des letztern entweicht; Eisen hat also bei einer gewissen Temperatur größere Verwandtschaft zum Sauerstoff als der Wasserstoff.
Bei einer andern Temperatur verhält es sich umgekehrt, denn wenn man Wasserstoff über erhitztes Eisenoxyd leitet, so entzieht
er dem letztern den Sauerstoff, um Wasser zu bilden, und metallisches Eisen bleibt zurück.
Eigentümlich und oft sehr stark wird die ch. V. durch Löslichkeits- und Flüchtigkeitsverhältnisse der Körper modifiziert.
Kalium hat z. B. zu Sauerstoff bedeutend größere ch. V. als Kupfer; wenn aber eine Lösung von Chlorkupfer mit einer Lösung
von Kaliumoxyd (Verbindung von Kalium mit Sauerstoff) gemischt wird, so entstehen Chlorkalium und Kupferoxyd, weil das letztere
unlöslich ist und sich daher aus der Lösung ausscheidet. Auf ähnliche Weise können nicht oder weniger flüchtige Körper
von schwacher Affinität bei höherer Temperatur flüchtigere Körper von stärkerer Affinität aus Verbindungen ausscheiden.
Diese Erscheinungen stehen im Zusammenhang mit der Modifizierung der chemischen Verwandtschaft durch die
Mengenverhältnisse der zu einander in Beziehung tretenden Körper, welche bisweilen sehr auffällig hervortritt. Läßt man
viel Chlorwasserstoff auf Fluorcalcium einwirken, so entstehen Fluorwasserstoff und Chlorcalcium, während umgekehrt viel Fluorwasserstoff
mit Chlorcalcium Chlorwasserstoff und Fluorcalcium bildet. Man nennt solche Vorgänge Zersetzungen durch
Massenwirkung, und sie spielen in der Natur eine große Rolle.
Vgl. auch Entstehungszustand, Elektrolyse und Katalyse.
[* ] Zeichen (Symbole), in frühern Zeiten zum Zweck der Abkürzung und der Geheimhaltung chemischer Arbeiten benutzte
Symbole für verschiedene Substanzen und Operationen, welche nur dem Eingeweihten verständlich waren. So
bedeutet ^[img] Feuer, ^[img] Gold, ^[img] Silber, ^[img] Arsenik, ^[img] Eisen, ^[img] Blei etc. Gegenwärtig bedient man sich
chemischer Zeichen, um die Zusammensetzung einer chemischen Verbindung sowohl in Bezug auf die in ihr enthaltenen Elemente als
auch in Bezug auf die Anzahl und Gruppierung der in ihr enthaltenen Atome in bildlicher Weise auszudrücken.
Als Zeichen für die Elemente dienen die Anfangsbuchstaben ihrer lateinischen Namen, und da die Namen vieler Elemente mit denselben
Buchstaben anfangen, so muß man oft auch noch einen zweiten Buchstaben des Namens zu Hilfe nehmen. Kohlenstoff, Carboneum, hat
das Zeichen C; Kobalt, Cobaltum, hat Co; Mangan hat Mn, Magnesium Mg. Sind zwei Elemente miteinander verbunden,
so schreibt man ihre Zeichen unmittelbar nebeneinander: PbO ist eine Verbindung von Blei mit Sauerstoff (Bleioxyd), PbS eine
Verbindung von Blei mit Schwefel (Schwefelblei).
Früher bezeichnete man Sauerstoff häufig durch einen Punkt, Schwefel durch einen Strich, z. B. Bleioxyd
Pb ^[. über Pb], Schwefelblei Pb ^[´ über Pb], über dem Buchstaben des chemischen Zeichens. Das Zeichen bedeutet bei Elementen
stets 1 Atom, bei Verbindungen stets 1 Molekül. 2 Atome Kalium bezeichnet man mit 2K, 1 Molekül Kaliumoxyd, in welchem 2 Atome
Kalium mit 1 Atom Sauerstoff verbunden sind, aber mit K2O und 2 Moleküle Kaliumoxyd mit 2K2O
. Manche Elemente treten in Doppelatomen auf; solche Atomkomplexe, welche sich anders verhalten als 2 einfache Atome,
bezeichnet man oft durch das gewöhnliche, aber horizontal durchstrichene Zeichen, z. B.
^ ^ ^[Al]. Dies Doppelatom gibt mit 3 Atomen Sauerstoff O3 Aluminiumoxyd. In neuerer Zeit zieht
man vor, das Doppelatom einzuklammern (Al2 ). Die Wertigkeit der Elemente und Verbindungen drückt man durch Striche
oder römische Zahlen über den Zeichen aus. Fe ist zweiwertig ^[img], das Doppelatom ist sechswertig ^[img]. Vgl. Formeln,
chemische.
(griech.), das von dem dänischen Goldarbeiter Piil erfundene Verfahren, Radierungen auf Zink und Kupfer in
Relief zum Druck für die Buchdruckpresse herzustellen. Nach demselben wird eine blank polierte Zinkplatte (Kupfer kommt nur
selten in Anwendung) mit einem Ätzgrund überzogen; auf diesen wird die Zeichnung gepaust und mit einer Radiernadel bis zur
Tiefe der Platte, jedoch nicht in dieselbe eingegraben. Die sodann geätzte und erforderlichen Falls mit
dem Grabstichel vollendete Platte wird gereinigt und über einer Spiritus- oder Gasflamme erhitzt, während gleichzeitig eine
leichtflüssige Bleizinnwismutlegierung auf dieselbe gebracht wird, welche die vertieften Linien der Zeichnung ausfüllt und
darin erstarrt.
Nach Abkühlung der Platte wird das überschüssige Metall weggeschabt, so daß die Zeichnung gleichsam in das Zink
eingelegt erscheint. Man ätzt nun mit verdünnter Salpetersäure, welche das ausfüllende Metall nicht angreift, das Zink nach
und nach hinweg, inzwischen immer durch Auftragen einer Mischung von Fett und Harz das sich sehr bald erhaben zeigende eingeschmolzene
Metall an den Seiten schützend, damit es gleichsam auf einer keilförmigen Unterlage von Zink zu stehen
komme, und erhält so ein Relief, das die vorher vertieften Linien genau wiedergibt.
Die Chemitypie ist billiger als Holzschnitt und liefert Originalradierungen und Stiche, insofern der bildende Künstler, welcher selbst
zu radieren oder zu gravieren vermag, mittels der Chemitypie ein treueres Faksimile, als es sich im Holzschnitt
wiedergeben läßt, erreicht. Da aber der Feinheit der Linien, besonders dem weichen Verlaufen derselben in lichten Partien,
gewisse Grenzen gesteckt sind, selbst mit Punkten das jähe Aufhören der Linien nicht gemildert werden kann, auch das Metall,
dessen sich die Chemitypie bedient, nicht die Affinität zur Druckfarbe hat wie das Holz, hauptsächlich aber,
weil die Zeichner lieber mit dem Bleistift auf der Kreideschicht des Holzes als mit der Nadel in dem schwierigen Ätzgrund arbeiten,
hat die Chemitypie mit dem Holzschnitt nicht zu konkurrieren vermocht.
mehr
Dagegen wird dieselbe zur Herstellung geographischer Karten durch die Buchdruckmaschine verwandt, wenn es bei derselben mehr
auf Billigkeit als große Feinheit ankommt.