Franklin Township (Indiana), begann seine künstlerische Laufbahn 1868 unter dem Porträtmaler B. F. Hayes in Indianapolis und
ging 1869 nach New York, wo er unter J. O. ^[Joseph Oriel] Eaton weiterstudierte. 1871 gründete er in St. Louis ein eignes Atelier
und malte zunächst Blumen- und Fruchtstücke, entschloß sich aber 1872, nach München zu gehen, wo er
auf der Akademie Schüler von Karl Piloty und Ferd. Wagner wurde. Von dort aus besuchte er aus ein Jahr lang Venedig und studierte
insbesondere die Malereien Tintorettos.
Seine hervorragendsten Werke sind die Porträte der Kinder seines Lehrers Piloty, die vornehme Witwe, der zerbrochene Krug,
die unerwarteten Eindringlinge, der Hofnarr, der Aufbruch zum Ritte, der Lehrjunge und der verwundete Wilddieb. 1878 kehrte
er in die Vereinigten Staaten zurück, und 1883 erhielt er auf der internationalen Kunstausstellung in München für ein in der
Art des Frans Hals behandeltes Porträt des Malers Duveneck eine Medaille zweiter Klasse.
im allgemeinen alle Juden, welche sich auf besonders erkennbare Weise der gesetzlichen
Frömmigkeit befleißigen, im Gegensatz zu dem sie umgebenden Heidentum, Christentum und der lauen Religiosität ihrer Zeit. So
ist aus den Chasidäern sowohl der Essäismus als der Pharisäismus hervorgegangen. Im engern Sinn sind die Chasidäer ein
geheimer Bund frommer und altgläubiger Juden zur Zeit der Seleukiden mit dem Zweck, den religiösen und nationalen Geist unter
den Verfolgungen zu kräftigen. So wurde die Erhebung der Makkabäer gegen das syrische Joch durch sie vorbereitet (1.
Makk.
2, 42;. 7, 13). Chasidäer nannten sich auch die Mitglieder einer mystisch-kabbalistischen Sekte des Israel Baal
Schem (d. h. Wunderthäter), abgekürzt Bescht (daher Beschtianer), der, um 1740 zu Medshibosh
in Podolien geboren, als Prophet und Wunderthäter auftrat und bald als Heiliger verehrt wurde. Er nahm den Titel Zaddik (»heilig«)
an und erklärte sich für den Stellvertreter Gottes auf Erden, so daß Anteil an der Gemeinschaft mit Gott
nur die mit ihm in Verbindung Stehenden haben sollten.
Daher ist strenge Unterwerfung unter ihn erste Lebensbedingung, wogegen er seinen Gläubigen im Gegensatz zu den frühern Kabbalisten
heitere Lebensfreude als gottgefälligen Wandel vorschrieb, sie aus fröhlicher, meist durch den Genuß geistiger Getränke
und körperliche Bewegungen, wie Springen und Händeklatschen, erzeugter Stimmung beten lehrte, Waschungen
und besondere Kleidung anempfahl. Die Aussprüche des Zaddik, dessen Vermittelung bei Gott jedoch stets durch Geschenke erkauft
werden muß, haben unbedingte Autorität.
Sie wurden von den Rabbinern hart verfolgt und exkommuniziert. Bei Beschts Tod (1760) zählten sie bereits 40,000 Köpfe, und sie
nahmen zu, als Dob Beer (Berusch) in Mizricz es noch besser als Bescht verstand, die unwissende, abergläubische Menge auszubeuten.
Sie verbreiteten sich über Polen, Ungarn, Galizien und die Donauländer. Beschts drei Enkel, der genannte Beer aus Mizricz,
Rabbi Mendel aus Przemysl, Rabbi Maltsch aus Lazantsch, teilten sich in seine Herrschaft, infolgedessen
die Sekte in viele kleine Gemeinschaften zerfiel, von denen jede ihrem Zaddik gegenüber zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet
ist. Sie halten durch ihre Neuerungen, die Verspottung des rabbinischen Schrifttums, ihre ketzerischen Schriften, ihre Selbstsucht
und Geldgier die Entwickelung des Judentums in den Ländern des Ostens sehr zurück und wurden mit Recht von
talmudischen Autoritäten,
wie R. Elia aus Wilna, befehdet. Ein Zweig der Chasidäer sind die nach ihrem Stifter Ahron Karlin (ein Städtchen
bei Pinsk) genannten Karliner.
Hauptstadt eines Departements in Ostrumelien, an der Straße zwischen Adrianopel und Philippopel, mit 12-15,000
Einw. und einem bedeutenden Jahrmarkt, zu dem an 100,000 Menschen zusammenströmen sollen.
(spr. schahl), 1) Michel, Mathematiker und Physiker, geb. zu Epernon, besuchte 1812-14 die polytechnische
Schule in Paris, lebte dann in Chartres als Wechselagent, mit geometrischen Studien beschäftigt, erhielt dort 1825 eine Professur,
ging 1841 als Professor der Geodäsie und Maschinenkunde an der polytechnischen Schule nach Paris, erhielt 1846 den
für ihn errichteten Lehrstuhl der höhern Geometrie an der Fakultät der Wissenschaften und starb daselbst. Chasles war
einer der bedeutendsten Mathematiker der Gegenwart, er löste nach eignen Methoden mehrere der schwierigsten Probleme der höhern
Geometrie und begründete die sogen. neuere Geometrie.
Auch für Physik und Astronomie lieferte er wichtige Arbeiten, und namentlich haben seine Untersuchungen alter Nachrichten über
Sternschnuppen für die Wissenschaft wertvolle Resultate geliefert. Seit 1867 erregte er großes Aufsehen durch die Publikation
angeblicher Autographen Pascals, woraus hervorging, daß dieser und nicht Newton der Entdecker der Gravitationsgesetze sei.
Chasles war nämlich 1861 in den Besitz einer Autographensammlung ohnegleichen gelangt und brachte für seine Behauptungen immer
neue Belege bei.
Schließlich mußte er aber 1869 bekennen, daß alle diese Autographen gefälscht und er selbst das Opfer einer Mystifikation
geworden sei. Er schrieb: »Apercu historique sur l'origine et le développement des méthodes en géometrie«
(2. Aufl., Par. 1876; deutsch von Sohncke, Halle 1839);
»Traité de géometrie supérieure« (Par. 1852; deutsch von Schnuse,
Braunschw. 1856);
»Traité des sections coniques« (Par. 1865, Bd.
1);
»Rapport sur les progrès de la géometrie« (das. 1871).
2) Philarète, franz. Kritiker, geb. zu Mainvilliers bei Chartres, ward von seinem Vater, einem
alten Jakobiner, nach Rousseauschen Ideen erzogen und kam im Alter von 15 Jahren in die Lehre zu einem Buchdrucker, einem eifrigen
Jakobiner, mit dem er nach der Restauration verhaftet wurde. Auf Verwendung Chateaubriands freigelassen, ging er nach England,
wo er in einer Buchdruckerei beschäftigt war und sich eine gründliche Kenntnis der englischen Litteratur
erwarb. Nach einem siebenjährigen Aufenthalt in England (1819-1826) verweilte er kurze Zeit in Deutschland (die Frucht dieses
Aufenthalts war eine freilich ziemlich mangelhafte Übersetzung des Jean Paulschen »Titan«) und kehrte hierauf nach Frankreich
zurück, wo er sich durch seine Aufsätze über die englische Litteratur in der »Revue encyclopédie« bald
bekannt machte. 1824 wurde sein »Discours sur la vie et les ouvrages de Jacques Auguste de Thou« (Par. 1824) und vier Jahre später
sein »Tableau de la marche et des progrès de la langue et de la littérature française depuis le commencement
du XVI. siècle jusqu'en 1610« (das. 1828) zugleich mit Saint-Marc Girardins Arbeit von der Akademie gekrönt. 1837 wurde Chasles zum
Bibliothekar an der Bibliothèque Mazarin und 1841 zum Professor der nordischen Sprachen und Litteraturen am Collège de France
ernannt, welche Stelle er bis an seinen Tod
mehr
bekleidete. Er starb in Venedig. Chasles war ein ungemein fruchtbarer Schriftsteller. Außer mehreren Geschichtswerken:
»Révolution d'Angleterre; Charles I., sa cour, son peuple et son parlement« (1844; deutsch, Mainz 1845),
»Olivier Cromwell, sa
vie privée, ses discours publics, sa correspondance particuljère« (1847) u. a., schrieb
er Romane, Novellen, Erzählungen von allen Farben, Sittenschilderungen, Reisebilder, hauptsächlich aber
(für das »Journal des Débats«, die »Revue de Paris«, »Revue des Deux Mondes« etc.) litterarische Abhandlungen und Feuilletons,
die durchgängig geistreich geschrieben sind, aber mit allzu deutlicher Absicht auf gesuchte Wendungen, Paradoxen, Überraschungen
aller Art ausgehen.
Die wichtigsten dieser Aufsätze gab E. unter dem Titel: »Études de littérature comparée«, später »Œuvres«
(1847-77) gesammelt heraus. Wir erwähnen davon: »Études sur le moyen-âge«;
»Études sur le XVI. siècle en France«;
»Études sur l'Espagne«;
»Études sur le XVIII. siècle en Angleterre«;
ȃtudes sur
les hommes et les moeurs au XIX. siècle«;
»Études sur W. Shakespeare, Marie Stuart et l'Arétin«;
ȃtudes
sur l'Allemagne ancienne et moderne«;
»Voyages d'un critique à travers la vie et les livres«;
»Études contemporaines«;
»L'antiquité«
und »La psychologie sociale des nouveaux peuples« (aus dem Nachlaß, 1875).
Auch Übersetzungen aus dem Lateinischen und Englischen
hat Chasles geliefert. Seine »Mémoires« erschienen 1876-78 in 2 Bänden, befriedigten aber die daran geknüpften
Erwartungen nicht. - Sein Sohn Emile Chasles, geb. 1827, nacheinander Lehrer zu St.-Menehould, Mâcon und Douai, dann an den Fakultäten
zu Dijon und Paris, seit 1873 Generalinspekteur für den Unterricht in neuern Sprachen, veröffentlichte eine »Étude sur la
comédie au XVI. siècle« (1856); »Michel de Cervantes, sa vie, son temps, son œuvre« (2. Aufl. 1866)
u. a.