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und Förderung ihrer besondern Interessen.
Vgl. Lexis, Gewerkvereine und Unternehmerverbände in Frankreich (Leipz. 1879).
und Förderung ihrer besondern Interessen.
Vgl. Lexis, Gewerkvereine und Unternehmerverbände in Frankreich (Leipz. 1879).
(spr. schangbrä), Dorf im deutschen Bezirk Lothringen, Kreis [* 2] Château-Salins, 7 km von Château-Salins, mit (1880) 746 Einw., ist Endstation der Eisenbahnlinie Saargemünd-Chambrey, an welche die über Moncel nach Nancy [* 3] führende Linie der Französischen Ostbahn sich anschließt.
(spr. schangför), Sébastien Roch Nicolas, franz. Schriftsteller, geb. 1741 bei Clermont in der Auvergne, erhielt nach verschiedenen litterarischen Versuchen infolge der Aufführung seiner Tragödie »Mustapha et Zéangir« (1776) eine Sekretärstelle beim Prinzen von Condé, welche er aber aus Neigung zur Unabhängigkeit wieder aufgab. 1781 wurde er Mitglied der Akademie. Der Revolution diente er zuerst aufs eifrigste, arbeitete mit Sieyès und Mirabeau, wurde unter Roland Bibliothekar, dann angeklagt und eingekerkert und starb infolge eines Selbstmordversuchs Chamfort war hauptsächlich berühmt durch seine geistreiche, witzige Konversation und seinen kaustischen Humor und sehr gefürchtet wegen seines beißenden Spottes, seiner bittern Ironie; doch ließen ihn seine krankhafte Empfindlichkeit, sein Stolz und sein geradezu cynischer Menschenhaß oft über das Ziel hinausschießen.
Durch seine Erfolge in die vornehme, genußliebende Gesellschaft getragen (vier hohe Damen liebten ihn zu gleicher Zeit), hatte er schon mit 40 Jahren Geist und Körper vollständig erschöpft. In seinen Werken machen sich seine Schwächen weniger fühlbar; besonders sein Hauptwerk: »Mustapha et Zéangir«, ist in einfachem, natürlichem Stil geschrieben und voll rührender Szenen, sonst aber nur mittelmäßig. Sein »Éloge de Molière« und der »Éloge de Lafontaine« wurden durch Preise ausgezeichnet. »La jeune Indienne« wurde 1764, »Le [* 4] marchand de Smyrne«, eine satirische Komödie in Prosa, 1770 aufgeführt. Von seinen übrigen Werken erwähnen wir: »Dictionnaire dramatique«, eine mit dem Abbé de Laporte verfaßte Dramaturgie (1776, 3 Bde.),
und die nach seinem Tod erschienenen »Pensées, maximes, anecdotes, dialogues« (neue Ausg. 1860). Gesamtausgaben seiner Werke veröffentlichten Ginguené (1795, 4 Bde.) und Anguis (1824-25, 5 Bde.); eine Auswahl Houssaye (1852).
1) (spr. schämje) Daniel, reformierter franz. Theolog, geb. 1565 in der Dauphiné, war seit 1612 Professor zu Montauban, fiel bei der Belagerung dieser Stadt 1621 auf den Wällen. Ein entschlossener Verteidiger seiner Kirche, wohnte er als Präsident den meisten Nationalsynoden und Verhandlungen bei. Seine Werke sind durchgehends polemisch, am bedeutendsten »Panstratiae catholicae« (Genf [* 5] 1626 ff.) und »Corpus theologicums loci communes theologici« (das. 1653).
Vgl. Read, Daniel Chamier (Par. 1858).
2) (spr. schamihr) Frederick, engl. Romanschriftsteller, geb. 1796 zu London, [* 6] trat 1809 als Kadett in den Seedienst und zeichnete sich in den amerikanischen Kriegen aus, verließ aber 1833 mit dem Rang eines Kapitäns die Marine und übernahm die Stelle eines Friedensrichters zu Waltham in Essex. Hier schrieb er seine zahlreichen, mit Beifall aufgenommenen Seeromane, von denen wir als die bedeutendern nennen: »Life of a sailor« (1834);
»The Arethusa« (1836);
»Passion and principles« (1842) u. a. Einen Beitrag zur Geschichte gab er als Augenzeuge in der Schrift »Review of the French revolution of 1848« (1849).
(spr. scha-), Adelbert von (eigentlich Louis Charles Adelaide [* 7] de), einer der bedeutendsten deutschen Lyriker, zugleich Naturforscher, wurde auf dem Schloß Boncourt in der Champagne geboren, wanderte 1790 mit seinen Eltern aus und kam nach manchem erduldeten Elend endlich nach Preußen, [* 8] wo er 1796 Edelknabe der Königin ward und 1798 unter Friedrich Wilhelm III. in ein Infanterieregiment der Besatzung Berlins trat. Als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehren, blieb er in Berlin. [* 9]
Seine Liebe zur Poesie führte ihn hier mit Varnhagen v. Ense, Theremin, Hitzig, de la Motte Fouqué u. a. zusammen, mit denen er, selbst als dieselben zerstreut waren, durch gemeinschaftliche Herausgabe eines poetischen Taschenbuchs im Verkehr blieb. Mit Eifer widmete er sich den versäumten Jugendstudien, namentlich dem Studium der grichischen Sprache [* 10] und der Naturforschung. Bei der Übergabe Hamelns an die Franzosen war Chamisso einer der Offiziere, die an dem Verrat des preußischen Kommandanten keinen Teil hatten.
Entrüstet nahm er seine Entlassung aus dem Militärdienst und ging mit der Aussicht auf eine Professur am Gymnasium zu Napoléonville in sein Vaterland zurück. Diese Aussicht ging nicht in Erfüllung, dagegen gelangte er in den Kreis der Frau v. Staël zu Coppet, wo sich seine Neigung für die Naturwissenschaften, insbesondere für die Botanik, entschied. Im Herbst 1812 wieder nach Berlin zurückgekehrt, fing er erst eigentlich das akademische Studium an, fühlte sich aber hier während der Freiheitskriege, in denen er weder mit seinen Freunden gegen sein Vaterland noch mit dem Vaterland gegen die Freunde kämpfen konnte, so unbehaglich, daß er einen vom russischen Reichskanzleramt ihm gemachten Antrag, als Naturforscher der Brigg Rurik den russischen Kapitän O. v. Kotzebue (des Dichters Sohn) auf einer Weltumseglung zu begleiten, mit Freuden annahm.
Seine ganze Reisegesellschaft aber, vor allen der Kapitän, stellten dem wissenschaftlichen Zweck der Unternehmung und Chamissos Eifer für denselben alle erdenklichen Schwierigkeiten in den Weg. Dazu teilte man seine Berichte, ohne nur mit ihm hierüber sich zu verständigen, in dem Kotzebueschen Werk über die Expedition so mangelhaft und fehlerhaft mit, daß es Chamisso schwer wurde, seine Ehre zu retten. Im Oktober 1818 nach Berlin zurückgekehrt, erhielt er eine Anstellung als Kustos am botanischen Institut, verheiratete sich und wurde einige Jahre später zum Vorsteher der königlichen Herbarien befördert.
Die Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1835 zu ihrem Mitglied. Er starb in Berlin an einer heftigen chronischen Bronchitis, mit der er jahrelang gekämpft hatte, Als Naturforscher zeigte sich Chamisso in den Schriften: »De animalibus quibusdam e classe vermium Linnaei etc.« (Berl. 1819, Heft 1: De Salpa);
»Übersicht der in Norddeutschland vorkommenden nützlichsten und schädlichen Gewächse« (das. 1827);
»Bemerkungen und Ansichten auf einer Entdeckungsreise unter Kotzebue« (Weim. 1828);
»Beschreibung einer Reise um die Welt«, welche 2 Bände seiner »Gesammelten Werke« füllt.
Für den Sprachforscher ist sein Werkchen »Über die Hawaische Sprache« (Leipz. 1837) von hohem Wert. Von Chamissos Gedichten (22. Aufl., Berl. 1882; um 91 Nummern vermehrt in der Hempelschen »Nationalbibliothek«; mit Zeichnungen von Thumann, Schmitz u. a., das. 1874) erschienen die ersten in dem von ihm und Varnhagen ¶
herausgegebenen »Musenalmanach« (das. 1804-1806). Sein (vielleicht mit Unrecht) berühmtestes, jedenfalls originellstes Werk:
»Peter Schlemihl«, die Geschichte eines Mannes, der seinen Schatten
[* 12] verloren hat, worin Chamisso seine eigne Unruhe und Ziel
losigkeit
charakterisierte, wurde 1813 in der trübsten Stimmung geschrieben, 1814 von Fr. de la Motte Fouqué in Druck gegeben und ist
in fast alle europäische Sprachen übersetzt worden. Großes Verdienst erwarb sich Chamisso auch durch die in Verbindung mit Gaudy
besorgte Übersetzung einer Auswahl von Bérangers »Liedern« (Leipz. 1868, neue
Ausg. 1873) und die Redaktion des von A. Wendt gegründeten »Musenalmanachs«, die er von 1832 an, zuerst mit
G. Schwab, dann mit Gaudy, führte.
Obgleich Franzose, war Chamisso doch ein echt deutscher Dichter; ja, es war ihm, dem Franzosen, sogar vorbehalten, einem dem deutschen Sprachgenius vor ihm nie vollkommen angepaßten Metrum, den Terzinen, bei dem verschiedenartigsten Inhalt einen echt deutschen, nordischen Charakter zu verleihen. Hierher gehören seine »Retraite«, »Matteo Falcone, der Korse« und eins seiner großartigsten Gedichte: »Salas y Gomez«. Der Geist, der durch Chamissos Gedichte, Balladen und Romanzen weht, ist ein eigentümlich düsterer, schmerzlicher; selbst grimmige, herzerschütternde, ja nicht selten ungeheuerliche Aufgaben sind in so krasser Weise von Chamisso behandelt worden, daß sich die Ästhetik trotz der meisterhaften Behandlung damit nicht immer einverstanden erklären kann.
Diese düstere Gemütsrichtung wurde durch Chamissos eigentümliche Schicksale, besonders durch den Zwiespalt des doppelten Vaterlandes, genährt, und sie steigerte sich noch, als er, abgestoßen von einer künstlichen Kulturwelt, sein Ideal, den Wilden Kadu von der Insel Radack, kennen lernte. In C. lag auch das Bestreben, populär zu sein, und seiner Freude am poetischen Einwirken auf das Volk verdanken wir viele seiner heitern, schelmischen und spielenden Gedichte.
Seine politischen Lieder zeichnen sich durch scharfen Spott und gesunde Ironie aus. Der Hauptstempel seines Charakters war kindliche Einfalt und Herzensreinheit. Hieraus entsprang auch seine entschiedene Vorliebe für Naturvölker, denn gerade bei ihnen hatte er auf seinen Reisen dasjenige gefunden, was er in unsern zivilisierten Zuständen so sehr vermißte. »Ein Mann voll Unschuld, voll rastloser Thätigkeit, die bei ihm nie auf äußern Vorteil, immer nur auf Hervorbringung von Edlem und Schönem gerichtet war, ein kerngesunder Mensch von nobelster Gesinnung war Adelbert v. Chamisso, und fügen wir hinzu: ein Freund ohnegleichen, so haben wir das Bild einer Persönlichkeit, die unser höchstes Interesse in Anspruch nehmen würde, hätte der Mann auch nie eine Zeile in Prosa geschrieben und nie einen Vers gedichtet.« Seine »Gesammelten Werke« wurden von Hitzig herausgegeben (6. Aufl., Berl. 1874, 4 Bde.); neuere Ausgaben besorgten H. Kurz (Hildburgh. 1869, 2 Bde.),
Hempel (mit Biographie von Hesekiel, Berl. 1879, 2 Bde.).
Vgl. Hitzig, Leben und Briefe von Adelbert v. Chamisso (2. Aufl. 1842, zugleich den 5. und 6. Band [* 13] der »Gesammelten Werke« bildend);