dieser
Stellung verfaßte er außer einigen andern Werken auch seine Übersetzung der
»Ilias« mit ausführlichen kritischen
Erörterungen
(Padua
[* 2] 1786-94, 10 Bde.; das.
1798-1802, 10 Bde.), die aber wegen der ganz außerordentlichen
und meistens völlig ungerechtfertigten
Freiheiten, die er sich darin erlaubte, als ein völlig verfehltes Werk betrachtet
werden muß, wogegen allerdings der litterarische
Apparat, womit er dieselbe begleitete, seiner fast beispiellosen
Vollständigkeit wegen sehr schätzbar ist.
Sein sehr weitläufig angelegter »Corso ragionato della letteratura greca«,
welchen er um dieselbe Zeit begann, ist unvollendet geblieben. Auf Veranlassung seiner
Akademie schrieb er seinen vortrefflichen
»Saggio sulla filosofia delle lingue applicato alla lingua
italiana«
(Padua 1785, 8 Bde.;
Pisa
[* 3] 1800) und als neuernanntes Mitglied der Arcadia zu
Rom
[* 4] den nicht weniger geschätzten »Ragionamento
sulla filosofia del gusto«. Im Auftrag der republikanischen
Regierung verfaßte er seinen »Saggio sugli studii«, die »Instruzione
d'un cittadino á suoi fratelli meno istruiti« und den »Patriotismo illuminato«.
Napoleon I. ernannte ihn zum
Ritter und später zum
Kommandeur des
Ordens der
Eisernen Krone und verlieh ihm
einen Jahrgehalt, wofür sich ihm Cesarotti durch sein Gedicht »Pronea«,
welches 1807 erschien, dankbar erwies. Er starb auf seinem
Landgut Solvaggiano. Außer den
oben genannten Werken
hat man von ihm noch eine gleichfalls mit weitläufigem
Kommentar begleitete Übersetzung des
Demosthenes,
eine
Reihe verschiedener kleiner Abhandlungen, eine Anzahl Gedichte und eine reiche Sammlung von
Briefen. Der große
Ruhm, dessen
Cesarotti bei Lebzeiten genoß, hat sich zwar nicht erhalten, immerhin aber gehört er zu den um die
Wissenschaften verdientesten
Männern seiner
Nation. Eine noch von ihm selbst begonnene Gesamtausgabe seiner Werke wurde nach seinem
Tod von G.
Barbieri vollendet
(Pisa 1800-1813, 42 Bde.). Eine Auswahl derselben erschien
Mailand
[* 5] 1820, 4 Bde., und
Bologna 1882 in 1
Band.
[* 6]
(spr. tsche-),Kreishauptstadt in der ital.
ProvinzForli, unweit des
Savio, über den eine schöne
Brücke
[* 7] führt, am
Fuß des
Colle Garampo und an der
Eisenbahn von
Bologna nach
Ancona,
[* 8] hat an bemerkenswerten Gebäuden einen
Dom (mit zwei schönen Marmoraltären, ein ansehnliches Stadthaus (mit Gemälden von
Francia,
Guercino u. a.), eine öffentliche
Loggia (mit der
StatuePapstPius' VI., der wie sein Nachfolger
Pius VII. in Cesena geboren ist), ein schönes
Theater
[* 9] und die berühmte Bibliotheca Malatestiana (von
MalatestaNovello 1452 gegründet) mit wertvollen alten
Handschriften.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 11,435; ihre Erwerbsquellen sind:
Wein-,
Hanf- und Gemüsebau, Seidenspinnerei und Schwefelbergbau.
Der
Wein von Cesena war schon zur Römerzeit berühmt; der dortige
Hanf gilt als der
beste derRomagna. Cesena ist
Bischofsitz und hat ein
Lyceum, ein
Gymnasium, eine technische
Schule und ein
Seminar. In der
Nähe auf einem
Berg steht die schöne
KircheMadonna del Monte.-
(spr. tsches-),LuigiPalma di,
Graf, ital. Archäolog, geb. bei
Turin
[* 10] als Sohn des
Grafen Alarino
Palma di Cesnola, eines eifrigen
Philhellenen (seinerzeit
Präsident des
Tribunals zu
Missolunghi, dann zu
Athen),
[* 11] trat in die italienische
Armee ein, focht in der
Krim
[* 12] und trat 1860 in amerikanische
Dienste,
[* 13] wo er sich im
Kriege gegen die Südstaaten
auszeichnete. Er avancierte zum Brigadegeneral, wurde 1869 amerikanischer
Konsul auf der
InselCypern
[* 14] und unternahm als solcher
an verschiedenen
Stellen (Kurion,
Idalion u. a.) archäologische Untersuchungen und Nachgrabungen, die vom reichsten Erfolg
gekrönt waren. Zu seinen
Funden gehören
Tausende von
Statuen und
Figuren, 1800
Lampen,
[* 15]
ca. 5000
Vasen,
[* 16] etwa 100
Inschriften,
zahlreiche goldene Schmucksachen,
[* 17] Gegenstände von
Glas
[* 18] und
Bronze
[* 19] etc., die, von hoher Bedeutung als
Denkmäler der ältesten
Kunst, 1872 in
New York als »Cesnola-Sammlung cyprischer
Altertümer« ausgestellt wurden. Cesnola, der 1873 nach
Cypern zurückkehrte,
setzte die Nachgrabungen mit Erfolg fort. 1877 veröffentlichte er die Ergebnisse seiner Forschungen
unter dem
Titel: »Cyprus, its ancient cities, tombs and temples« (deutsch,
Jena
[* 20] 1879), welchem Werk neuerdings ein umfangreicher
Atlas
[* 21] der von ihm gesammelten
Altertümer
(New York 1884 ff., 3 Bde.)
folgte.
Vgl.
Newton, The antiquities of Cyprus, discovered byL.Palma di Cesnola (Lond. 1873).
Pablo de, span.
Maler, geb. 1536 zu
Cordova, begab sich zu seiner
Ausbildung nach
Rom, wo er unter
Michelangelo
und
Raffael sowie unter
Zuccaros Leitung studierte. Hier malte er für
Kirchen einige Fresken, siedelte aber 1577 nach
Cordova
über, nachdem man ihm die
Stelle eines
Chorherrn an derKathedrale daselbst
übertragen hatte. Céspedes stiftete
hier eine
Kunstschule und war auch als
Architekt, Bildhauer und Schriftsteller thätig. In
Andalusien finden sich noch zahlreiche
Gemälde von ihm, die den Einfluß der römischen Manieristen verraten, übrigens gut koloriert und mit Sorgfalt ausgeführt
sind; hervorgehoben werden darunter die vier allegorischen
Figuren der
Tugenden im
Dom zu
Sevilla.
[* 22] Céspedes starb
(spr. ssessar),LouisAlexandre de, franz.
Ingenieur, geb. 1719 zu
Paris,
[* 23] trat frühzeitig in den Militärdienst,
that sich während der
Feldzüge von 1743 bis 1746 vorzüglich bei
Fontenay und
Rocoux hervor, trat, erkrankt,
in die
École des ponts et chaussées und ward 1751
Ingenieur der
Generalität von
Tours.
[* 24] 1775 nach
Rouen
[* 25] versetzt, entwarf er 1781 den
Plan zu dem Hafenbau von
Cherbourg
[* 26] und ward mit Ausführung desselben beauftragt; starb 1806. Seine »Description
des travaux hydrauliques« (Par. 1806 bis 1809, 2 Bde.)
gab
Dubois d'Arnonville heraus.
bonorum (lat.), Abtretung des
Vermögens seitens des zahlungsunfähigen
Schuldners an seine
Gläubiger. Wenn nämlich
ein
Schuldner ohne sein Verschulden in Vermögensverfall geraten ist, so kann er zur Abwendung weiterer
Nachteile erklären, daß er hiermit sein
Vermögen an seine
Gläubiger abtrete, womit der
Konkurs für eröffnet gilt. So nach
früherm gemeinen
Recht und nach der österreichischen Konkursordnung. Nach der deutschen Konkursordnung kann jedoch das
Gericht
die
¶
mehr
Eröffnung des Konkurses ablehnen, wenn eine den Kosten des Verfahrens entsprechende Konkursmasse nicht vorhanden ist. Nach früherm
gemeinen Recht erlangte der Schuldner durch die Cessio bonorum den Vorteil, daß er alle Anforderungen der Gläubiger mit der Einrede der
Zession seiner Güter so lange abweisen konnte, bis er wiederum zu besserm Vermögen gekommen sein werde,
in welchem Fall er zwar nachzahlen mußte, aber auch die Rechtswohlthat der Kompetenz, d. h. nur auf so viel exequiert zu werden,
als er nach Abzug des nötigen Lebensunterhalts übrig behielt, für sich beanspruchen konnte. Die deutsche Konkursordnung
sichert dem Boniszedenten ebensowenig wie die österreichische Konkursordnung die Kompetenzwohlthat;
sie verweist den Gemeinschuldner vielmehr auf den Erwerb während des Konkurses und schützt den Schuldner, welcher sein Vermögen
abtritt, nicht mehr als jeden andern Schuldner.