die Feststellung der
Identität der
Ware gesichert ist. Diese Certifikate haben den
Zweck,
Waren, welche aus
Ländern kommen,
mit denen eine Übereinkunft über Verkehrserleichterungen oder Zollbegünstigungen abgeschlossen wurde, diese Vorteile zu
sichern, indem die letztern nur dann gewährt werden, wenn die
Waren von jenen
Attesten begleitet sind. Zu dem Ende
werden die Certifikate beim Grenzzollamt zur weitern Abfertigung unter
Begleitschein abgegeben, dem letztern angestempelt
und begleiten dann die
Waren bis zu dem Hauptamt in ihrem Bestimmungsort, das den
Begleitschein erledigt, die Certifikate aber
zurückbehält.
Die
Ausgangscertifikate der Meßplätze haben eine ähnliche Bedeutung. Dem
Kaufmann, welcher
Messen mit zollpflichtigen
Waren besucht, wird bei Erfüllung der regulativmäßigen
Bedingungen ein Meßkonto für die Dauer der
Messe
bei dem
Zollamt des betreffenden Platzes eröffnet. Über die verkauften zollpflichtigen
Waren werden zwei übereinstimmende
Certifikate ausgestellt. Das eine Certifikat hat der Verkäufer an das Abfertigungsamt abzugeben, das andre erhält
der
Käufer, welcher binnen bestimmter
Frist die
Ware zur Ausgangsrevision zu stellen hat.
Solange dies nicht geschehen, bleibt der Kontoinhaber für den
Zoll haftbar; dagegen wird ihm, wenn die
Gestellung richtig
erfolgt, der
Zoll von seinem
Konto abgeschrieben, und er hat nur die übrigen innerhalb der
Zollgrenze verbleibenden
Waren am
Ende der
Messe zu versteuern. Auch Großhändler, welchen fortlaufende Konti eröffnet sind, haben bei
der Ausfuhr von
Waren oder bei deren Überführung nach
Städten mit öffentlichen
Niederlagen über jede Warenpost ein Certifikat auszustellen,
welches binnen vier
Wochen dem Abfertigungsamt vorzulegen ist, und auf
Grund dessen ihnen der
Zoll vom
Konto abgeschrieben wird.
Demselben sind die zumZweck der Ausgangsabfertigung abzugebenden
Deklarationen beizufügen.
Beim englischen
Fallitenwesen wird das von den
Kuratoren der
Konkursmasse ausgestellte Beglaubigungsdokument, kraft dessen die von seiten des
insolventen
Schuldners erfolgte
Auslieferung seiner gesamten
Aktiva ausgesprochen wird, sowie dessen unbedingte Unterwerfung
unter das
Gesetz ebenfalls Certifikat genannt.
die Belehrung über gewisse Rechtsverhältnisse, welche gesetzlich zuweilen bei gerichtlichen
Handlungen denen erteilt werden
muß, bei welchen man eine besondere Bekanntschaft mit dergleichen Verhältnissen nicht voraussetzen kann, z. B.
über die
Wirkung einer
Erklärung, eines
Verzichts, einer
Quittung etc.
Im Fall sie unterblieb, ist der
Akt ungültig.
(spr. tscher-), aus drei- oder viereckigen
Stücken zusammengesetztes Elfenbeinmosaik orientalischen
Charakters, welches jetzt unter diesem
Namen besonders in
Mailand zum
Schmuck von
Möbeln aus
Nußbaum- oder
schwarz poliertem
Holz
[* 6] angefertigt wird.
(spr. tsche-).JosephAntoineJoachim, franz. Schriftsteller ital.
Abstammung, geb. zu
Turin,
[* 12] trat früh in den Jesuitenorden und schrieb schon als
Schüler mehrere Abhandlungen,
welche akademische
Preise davontrugen, dann die
»Apologie de l'institut et de la doctrine des Jésuites« (1762, 3 Bde.;
neue Ausg. 1846), die ihm eine Professur am Jesuitenkollegium zu
Lyon
[* 13] erwarb. Nach der Aufhebung des
Ordens
zog er sich nach
Nancy
[* 14] zurück.
BeimAusbruch der französischen
Revolution trat er als deren Anhänger auf. Er half in
Paris
[* 15] die Wochenschrift »La feuille villageoise« gründen, streute eine
MengeFlugschriften aus, stand mit
Mirabeau in enger
Verbindung
und trat nach dessen
Tod in dieNationalversammlung. Er starb Seine
»Œuvres diverses« erschienen
Paris 1793.
Endlich im Juni 1575 nahm er in Neapel
[* 23] Urlaub zur Heimreise nach Spanien,
[* 24] ward aber unterwegs von
algierischen Seeräubern aufgegriffen und nach Algier in die Gefangenschaft geschleppt, in der er, erst als Sklave des grausamen
Dali Mami, sodann des venezianischen Renegaten Hassan Pascha, der sich vom Ruderknecht zum Dei vonAlgier emporgeschwungen hatte,
über fünf Jahre zubrachte. Mehrere ebenso verwegene wie abenteuerliche Versuche, sich und seine Leidensgefährten
durch die Flucht zu befreien, scheiterten, worauf er den kühnen Plan faßte, sich mittels einer Sklavenverschwörung in den
Besitz von Algier zu setzen.
Verraten, wurde er in Fesseln gelegt, doch zwang seine Kühnheit selbst den MaurenAchtung und Schonung seiner Person ab.
Endlich von seinen Verwandten und Freunden losgekauft, kehrte Cervantes nach Spanien zurück, trat nochmals in sein Regiment
ein und machte die Expeditionen nach den Azoren mit, welche Philipp II. den Gehorsam verweigerten, kehrte aber Ende 1583 für
immer in die Heimat und zu den Musen
[* 25] zurück. Bald darauf vermählte er sich mit Donna Catalina de Palacios
Salazar aus einer angesehenen, aber armen Familie in Esquivias. Da er nun auf Erwerb denken mußte, schrieb er noch in den ersten
Flitterwochen seinen Schäferroman »Galatea« (Madr. 1584) und wandte sich der dramatischen Dichtung zu. Von den etwa 30 Dramen,
von denen manche mit Beifall aufgenommen wurden, ist jedoch außer dem Trauerspiel »Numancia«, das als
das beste galt, keins erhalten, und dieselben wurden von den Zeitgenossen im allgemeinen nicht hoch geschätzt.
Dann verließ er gegen eine kleine Anstellung in Sevilla
[* 26] die Stellung eines Bühnendichter und verfaßte wahrscheinlich hier
jene Reihe von Novellen, worin er das Treiben und die Laster dieser Stadt so trefflich zeichnet. Mit dem
TodPhilipps II. verschwindet er aus Sevilla, und wir sehen ihn erst einige Jahre später in Valladolid wieder auftauchen, wohin
ihn wahrscheinlich das HoflagerPhilipps III. führte. Ein Gefecht, das einmal nachts in der Nähe seines
Hauses zwischen Hofleuten stattfand, brachte ihn, da Verdacht auf seine Hausgenossen fiel, auf mehrere Tage ins Gefängnis,
und hier war es, wo er sein unsterbliches Werk, den »Don Quijote«, begann, dessen erster Teil 1604 erschien. Da dieser nicht
sofort Anklang finden wollte, veröffentlichte Cervantes eine kleine Broschüre: »Elhuscapie« (»der
Schwärmer, die Rakete«),
worin er dem Scheine nach eine Kritik des »Don Quijote« lieferte und darauf hindeutete, daß dieses
Werk eine versteckte Satire auf verschiedene angesehene Männer enthalte. Die Neugierde begründete nun den Ruf des »Don Quijote«;
zugleich aber wurden auch Kritik, Satire, Verleumdung, kurz, alle Hebel
[* 27] der Vernichtung gegen das Werk in
Bewegung gesetzt. Cervantes, dadurch eingeschüchtert, wagte nun mehrere Jahre nicht, dem Publikum etwas darzubieten. Erst als 1614 ein
Aragonier unter dem PseudonymAlonsoFernandez deAvellaneda eine geschmacklose Fortsetzung des »Don Quijote« herausgab (abgedruckt
in der »Biblioteca de
autores españoles«, Bd.
17),
vollendete und veröffentlichte Cervantes den zweiten Teil des »Don Quijote« (1615),
der dem ersten an satirischer
Kraft
[* 28] nachsteht, ihn aber an philosophischem Geist übertrifft. Sodann arbeitete er an dem Roman »Trabajos de Persiles y Sigismonda«
(»Leiden
[* 29] des Persiles und der Sigismunda«),
Was die bereits genannten Werke des Cervantes betrifft, so sind unter den Novellen (»Novelas ejemplares«) besonders
vier hervorzuheben: »Der freche Neugierige«, welchen er in den »Don Quijote« verwebt hat, »Rinconet und Cortadilla«, ein zwar
stark aufgetragenes, aber wahres Gemälde von sevillanischen Gaunern, »Die Macht des Bluts«, das interessanteste und am besten
ausgeführte Stück, und »Das Zwiegespräch der bei den Hunde«,
[* 31] eine ergötzliche Kritik voll von Philosophie
und Munterkeit.
Sie tragen, dem reichen Boden des Volkscharakters entsprossen, die ganze Fülle echt spanischer Lebendigkeit und Anmut der Sprache
[* 32] an sich, wodurch sie noch heute unerreicht sind. Höher geschätzt als seine großen Dramen waren die acht kleinern,
»Entremeses« (»Zwischenspiele«) genannten Stücke, die sich vielfach durch phantastische Komik bei oft drastischer Natürlichkeit
auszeichnen. »Die Leiden des Persiles und der Sigismunda«, Cervantes' letztes Werk, sind ein langer, mit Abenteuern überladener Roman,
der für uns, obschon ihn der Dichter selbst für seine beste Schöpfung hielt, nur noch litterarhistorische Interesse hat.
Auch der unvollendet gebliebene Schäferroman, die »Galatea«, ist ein jetzt ungenießbares, spanischen und italienischen Mustern
nachgebildete Produkt, dessen Wert nur in den darein verwebten lyrischen Gedichten besteht. Dagegen ist Cervantes' Hauptwerk:
»El ingenioso hidalgo Don Quijote de la Mancha«, ein europäisches Buch geworden und wird es bleiben, solange überhaupt die
Lust an sinnreicher Erfindung und lebendiger Darstellung poetischer Wahrheit bleibt. Er bildet zunächst eine gegen den Unsinn
der Ritterromane gerichtete und diese vernichtende Satire, in höherm Sinn aber eine großartige Allegorie, welche die Gegensätze
zwischen Geist und Materie, Ideal und Wirklichkeit, Poesie und Prosa zur Darstellung bringt.
Treffende und konsequente Charakterzeichnung, unversiegliche Ursprünglichkeit und tiefhumoristische
Lebensansicht, aus dem edelsten und mitleidigsten Gemüt entspringend, die rascheste Auffassung des komischen Elements selbst
auf der Nachtseite menschlicher Erscheinungen und wiederum ein stets durchscheinendes Gefühl der Liebe offenbaren sich hier
auf das innigste verbunden mit dem höchsten Zauber der Darstellung, in einer der edelsten Sprachen, deren
sich je ein Volk bediente, voll Würde und Naivität.