Castelfidardo eroberten und den Rest des südlichen
Königreichs besetzten, das nun auch mit
Sardinien
[* 2] vereinigt
wurde. Mehrere Mächte erhoben gegen dieses revolutionäre Vorgehen heftigen
Protest, auch
Frankreich rief seinen
Gesandten
von
Turin
[* 3] ab. Allein Cavour ließ sich nicht mehr beirren. Auf den ward das italienische
Parlament zusammenberufen, einige
Tage darauf
Viktor Emanuel als König von
Italien
[* 4] proklamiert. Nur
Rom und
[* 5]
Venedig
[* 6] fehlten dem
neuen
Reich noch.
Über das erstere, welches von der nationalen
Partei als Hauptstadt des
Königreichs verlangt wurde, sprach sich Cavour 26. März in
den
Kammern aus, gab seiner
Hoffnung auf friedliche Auseinandersetzung mit dem
PapstAusdruck und ermahnte
zu
Geduld und Mäßigung. Er vertraute auf den
Sieg des
Grundsatzes, den er noch auf dem Sterbebett aussprach:
»FreieKirche im
freien
Staat«. Nicht lange darauf erkrankte er und starb von
Piemont und ganz
Italien aufs tiefste betrauert. Er
war der größte Staatsmann
Italiens
[* 7] seit
Jahrhunderten.
Das Werk, das sein
Genie geschaffen, überdauerte seinen
Tod und erreichte wenige Jahre nachher seine Vollendung in seinem
Sinn, ein
Beweis für den Scharfblick, die
Staatskunst und die Schöpferkraft seines
Gründers. In
Turin wurde ihm auf der
Piazza
Carlo
Emanuele 1873 ein großesMonument von
Duprés Meisterhand (fünf Marmorstatuen und Bronzereliefs
enthaltend) errichtet; auch in
Rom wird ihm ein Denkmal gesetzt. Die »Discorsi parlamentari del conte Camillo
di Cavour« gab
Massari heraus
(Turin 1863 ff., 12 Bde.);
»Lettere edite ed inedite del conte Cavour 1821-61«veröffentlichteL. Chiala (das. 1883-84, 4 Bde.;
deutsch, Leipz. 1884 ff.), bisher unbekannte
Briefe Cavours an
Emanuel d'Azeglio aus den
Jahren 1852-61
Bianchi (1885).
großer Bewässerungskanal in
Piemont, der vom
Po unterhalb
Turin bis
Chivasso abzweigt, zahlreiche Alpenflüsse,
darunter die
Dora Baltea und
Sesia, überschreitet und, 82 km lang, bei
Galliate in den
Ticino mündet;
er
wurde von englischen Konzessionären 1863-65 mit einem Kostenbetrag von 44,4 Mill. Lire hergestellt.
(spr. kahdor),Dorf, 7 km von
Nairn
(Schottland), mit
Schloß aus dem 15. Jahrh., an
Stelle desjenigen gebaut,
in welchem
Macbeth den König
Duncan ermordet haben soll.
(spr. kaschias), 1) (Caxias das Aldeas Altas)
Stadt in der brasil.
ProvinzMaranhão, am schiffbaren
Itapicuru, 300 km oberhalb dessen Mündung, ein betriebsamer
Ort in fruchtbarer
Gegend (viel Baumwollbau), mit
Theater
[* 11] und etwa 10,000 Einw. -
Dem nach
Asuncion zurückgehenden
Lopez folgte Caxias, verdrängte ihn im
Dezember aus seiner festen
Stellung bei Villeta und Lomas-Valentinas,
zwang die
Garnison von
Angostura zur
Kapitulation(30. Dez.) und besetzte im
Januar 1869
Asuncion, die Hauptstadt
des
Landes. Trotz dieser entschiedenen Erfolge wurde Caxias der Oberbefehl, wie es hieß aus Gesundheitsrücksichten,
abgenommen und
Graf von
Eu, ein Sohn des
Herzogs von
Nemours und Schwiegersohn des
Kaisers von
Brasilien, damit betraut. Caxias wurde
zur Belohnung für seine
Verdienste zur Herzogswürde erhoben und 1873 zum Vizepräsidenten des »höchsten
Militärtribunals« ernannt. 1875 bis 1878 stand
er an der
Spitze eines konservativen
Ministeriums und starb
und zerfällt in die alte Stadt (mit dem Gouvernementshaus) und in die besser gebaute neue Stadt (mit einer schönen Kirche).
Zwischen beiden liegt die mit Orangenbäumen bepflanzte Place d'Armes. Die 10,000 Einw., darunter mehrere Tausend ehemalige
Negersklaven und 600 Asiaten, beschäftigen sich vorzugsweise mit Handel. Der Hafen ist zwar der beste
dieser Küste, aber doch wenig sicher und nur tief genug, um Schiffe
[* 26] geringerer Last aufzunehmen, während die größern vor der
Mündung des Cayenneflusses ankern.
Das Klima
[* 27] ist feucht und sehr verrufen, obschon weniger ungesund als im Innern des Landes. Die Stadt ist der Sitz der Regierung
der Kolonie und der obersten Justizbehörde, auch der Mittelpunkt für den ganzen auswärtigen Handel. Die
Franzosen nahmen zuerst 1604 Besitz von der Insel Cayenne, verließen sie aber 1654 wieder, worauf die Engländer sie besetzten, bis
diese 1664 von den Indianern vertrieben wurden. Im J. 1676 nahmen die Holländer Cayenne ein, schon im nächsten
Jahr wieder die Franzosen, in deren Besitz es seitdem verblieben ist. Seit 1852 dient Cayenne als Deportationsort für Sträflinare
(s. Guayana).