(spr. kawaje-koll),Aristide, Orgelbauer, geb. zu
Montpellier,
[* 3] einer alten Orgelbauerfamilie entstammend, kam 1833 nach
Paris, wo er bei der
Konkurrenz für den
Bau einer neuen
Orgel für
St.-Denis erwählt wurde. Er ließ sich nun in
Paris nieder und baute außer der
Orgel für St.-Denis,
in der er zuerst
Barkers pneumatischen
Hebel
[* 4] anbrachte, auch die berühmten Werke zu St.-Sulpice,
Ste.-Madeleine und sehr viele
andre in
Paris und der
Provinz sowie in
Belgien
[* 5] etc. Der Orgelbau verdankt Cavaillé-Col bedeutende Verbesserungen, so z. B.
die Anwendung gesonderterWindkasten mit verschiedener Windstärke für die tiefere, mittlere und höhere
Partie der
Klaviatur,
[* 6] die überschlagenden
Flöten (flûtes octaviantes) etc. Er schrieb: »Études experimentaux sur les tuyaux
d'orgue« (in den
Berichten der Académie des sciences 1849);
»De l'orgue et de son architecture« (in der
»Revue générale de
l'architecture des travaux publics« 1856) und »Projet
d'orgue monumental pour la basilique de
St-Pierre de
Rome« (1875).
(spr. kawajóng),Stadt im franz.
DepartementVaucluse,
ArrondissementAvignon, zwischen der
Durance und dem
Coulon, an der Südbahn, mit einer alten
Kathedrale (in Basilikenform, von 1251, neuerlich restauriert) und (1876) 4473 Einw.,
welche berühmte
Melonen undKrapp bauen und
Kerzen-,
Hut-,
Tuch- und Seidenfabrikation betreiben. Die vorzüglich
angebaute Umgegend heißt wegen ihrer
Fruchtbarkeit der
Garten
[* 7] der
Provence. - Cavaillon ist das alte Cabellio, eine Stadt der
Kavaren
in Gallia Narbonensis und dann römische
Kolonie. Von einem hier dem
Pompejus errichteten
Triumphbogen sind noch einige Trümmer
übrig. Auch war hier eine Schlauchfähre über die
Durance.
Später stand Cavaillon unter den
Grafen von
Venaissin,
dann unter denen von
Toulouse,
[* 8] bis es unter päpstliche Herrschaft und endlich 1791 unter die Herrschaft
Frankreichs kam.
1)
Guido, einer der frühsten ital. Dichter,
Sproß eines alten florentinischen
Hauses, wurde in den 30er
Jahren des 13. Jahrh. geboren. Er vermählte sich 1266 mit einer Tochter des Farinata
degli Uberti, des
Hauptes der florentinischen
Ghibellinen, geriet aber dadurch in
Händel mit dem
Haupte der
Guelfen, Corso
Donati,
wurde deshalb für einige Zeit nach dem ungesunden
OrtSarzana verbannt, kam dann krank nach
Florenz
[* 9] zurück
und starb daselbst um 1300. Seine Gedichte, die aus
Sonetten,
Balladen und
Kanzonen bestehen, stammen aus seiner frühern Lebensperiode
und sind an ein junges Mädchen,
Namens Mandetta, die er auf einer Pilgerreise nach
Santiago in
Spanien
[* 10] zu
Toulouse kennen lernte,
gerichtet.
Unter den Vorläufern
Dantes, der mit ihm bekannt war, und
Petrarcas gilt er mit
Recht wegen seiner Gedankentiefe
und
seiner Behandlung der
Sprache
[* 11] für den vorzüglichsten. Am berühmtesten hat ihn seine
Kanzone über die
Natur der
Liebe:
»Donna mi priega« gemacht, die ihrer Dunkelheit wegen acht verschiedene Kommentatoren gefunden hat. Bei seinen
Zeitgenossen stand er, als Anhänger der Epikureischen
Philosophie, im
Ruf eines
Atheisten. Seine Gedichte
sind besonders herausgegeben worden von Cicciapori (»Rime edite ed inedite di
G. Cavalcánti«,
Flor. 1813).
3)
Bartolommeo, edler
Florentiner,
[* 12] geboren im
Oktober 1503, ergriff schon als
Jüngling das
Schwert gegen die Mediceer, in denen
er die Unterdrücker der
Freiheit seines Vaterlandes sah. Mit seiner Freiheitsliebe und
Tapferkeit hielt
seine Rednergabe gleichen
Schritt. Eine seiner
Reden, 1530 an seine
Soldaten gehalten, findet sich in
Sansovinos Sammlung. Als
nach
Alexanders Ermordung
Cosimo de' Medici den
Thron
[* 13] bestieg, verließ Cavalcánti die
Heimat und lebte wahrscheinlich einige Zeit in
Ferrara,
[* 14] besuchte darauf
Frankreich und begab sich später nach
Rom,
[* 15] wo er von
PapstPaul III. mit mehreren
wichtigen
Missionen betraut wurde. Er starb in
Padua.
[* 16] Seine »Rettorica« (Vened. 1559) ist
ein Lehrbuch der
Rhetorik nach streng
AristotelischenGrundsätzen. Die »Trattati sopra gli ottimi reggimenti delle reppubliche
antiche e moderne« (Vened. 1555, 1574) sind auch in die
»Classici italiani«
(Mail. 1805) aufgenommen worden.
Giovanni Battista, ital. Kunstschriftsteller, geb. zu
Legnago, besuchte die
Akademie zu
Venedig,
[* 17] um die
Malerei zu erlernen, empfand aber mehr
Neigung zu kunsthistorischen
Studien und
besuchte das
Museum öfter als die Zeichenschule. Er gab nun die
Malerei auf und ging nach
Padua, um
Ingenieur
zu werden, wandte sich aber trotzdem wieder der erstern zu, lernte in
Mailand
[* 18] bei Serri, besuchte dann
Toscana und
Rom und lernte
nach und nach die Meisterwerke der italienischen
Kunst kennen. 1846 brachte er längere Zeit in
München
[* 19] zu und lernte 1847 im Postwagen zwischen
Hamm
[* 20] und
Minden
[* 21] seinen spätern
Freund und Mitarbeiter J. A.
^[JosephArcher]
Crowe (s. d.)
kennen, mit
dem er dann wieder in
Berlin
[* 22] zusammentraf.
Die
Freunde trennten sich, und Cavalcaselle kehrte, nachdem er noch einige Zeit in
Deutschland
[* 23] verweilt, nachItalien
[* 24] zurück, wo er sich 1848 an der
Revolution beteiligte. In
Cremona von den Österreichern gefangen genommen und zum
Tod verurteilt,
entging er der Erschießung nur durch einen glücklichen
Zufall. In
Rom teilte er die
Gefahren der Belagerung
Oudinots. Sodann
aus
Italien verbannt, ging er durch
Frankreich nach
England. InParis traf er zufällig wieder mit
Crowe zusammen,
mit dessen
Familie er in
London
[* 25] eng befreundet wurde. Beide wohnten hier lange Zeit zusammen und schrieben gemeinsam die
»Early
Flemish painters«. Während
Crowe in der Türkei
[* 26] (1853-56) verweilte, besuchte Cavalcaselle
Spanien. Im J. 1856 wohnten beide wieder
zusammen in
London. 1858 kehrte Cavalcaselle nach
Italien zurück und traf
Crowe erst 1861 in
Leipzig
[* 27] wieder, wo endlich
das gemeinsame Werk, die »History of painting in Italy«, in
Angriff¶
mehr
genommen wurde. Über seine gemeinschaftliche litterarische Thätigkeit mit letzterm s. Crowe. Cavalcaselle schrieb allein: »Sul più
autentico ritratto di Dante« (Flor. 1865) und »Sulla conservazione dei monumenti ed oggetti di belle arti e sulle riforme dell'
insegnamento academico« (Rom 1875). Er lebt in Rom als Inspektor der Kunstangelegenheiten im Ministerium
der öffentlichen Erziehung.