ältere
Linie besitzt noch Wolkenberg und Stradow in der preußischen Niederlausitz. Der gleichnamige
Marktflecken, Hauptort
der bis 1803 reichsunmittelbaren
Grafschaft, liegt am
Fuß des
Steigerwaldes, hat ein gräfliches Residenzschloß, eine Burgruine,
einen Alabasterbruch, Pottaschesiederei,
Brauerei, eine
Mineralquelle und 612 Einw.
(spr. -lan, lat.
Salinae), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementNiederalpen, am Verdon,
mit alten Befestigungswerken,
Handel mit getrockneten
Früchten (Prunellen) und (1881) 1180 Einw. Dabei
Salzquellen und auf
einem 100 m hohen
Felsen eine
Kapelle mit großartiger Aussicht.
Stadt in der
ital.
ProvinzLecce,
KreisTarent, am Lato und an der
Eisenbahn von
Bari nach
Tarent, Bischofsitz,
hat (1881) 7903 Einw., welche
Obst- und Baumwollkultur treiben. Castellaneta wurde 1080 vom Normannenherzog
Robert Guiscard erobert und
zum Bischofsitz erhoben.
1)IgnazFranz, Dichter, geb. zu
Wien,
[* 16] studierte daselbst die
Rechte und ward 1801
Praktikant
bei der landständischen
Buchhaltung.
Schon frühzeitig hatte er sich auch mit poetischen
Arbeiten befaßt und namentlich eine
entschiedene
Neigung zum
Theater entwickelt.
Sein beifällig aufgenommenes, nach dem
Französischen bearbeitetes
Lustspiel
»Tot
und
Lebendig« begründete 1803 seinen
Ruf. Zwei Jahre später, beim Einrücken der
Franzosen, begab er sich
als ständische Lieferungs- und Etappenkommissar nach Purkendorf, wo er durch sein entschlossenes, dabei launiges
Wesen gute
Dienste
[* 17] leistete.
Als die Vorbereitungen zum
Krieg von 1809 getroffen wurden, suchte er durch Wehrmannslieder und Aufrufe auf
Soldaten undVolk
zu wirken, und sein »Kriegslied für die österreichische
Armee«, das in aller
Mund war, schien der französischen
Regierung
so gefährlich, daß der
»Moniteur« ihn mit H. v.
Collin in die
Acht erklärte und im Betretungsfall vor die
Kriegsgericht stellte.
Als darauf die
FranzosenWien bedrohten, sorgte die
Regierung dadurch für seine Sicherheit, daß sie ihn
nach
Ungarn
[* 18] sandte, von wo er erst nach
Abschluß des
WienerFriedens zurückkehrte. Im J. 1811 wurde er infolge seiner
Oper »Die
Schweizerfamilie«, die, von
Weigl komponiert, über alle deutschen
Bühnen ging, vom
FürstenLobkowitz zum Hoftheaterdichter
des Kärntnerthor-Theaters ernannt, gab aber 1814, alsGrafPálffy die Leitung übernahm, diese
Stellung
wieder auf. Im folgenden Jahr ging er als
Sekretär
[* 19] des
Grafen Cavriani sowie später des
Freiherrn von
Münch-Bellinghausen
nach
Frankreich und bereiste 1819 und 1822 Süddeutschland und Oberitalien.
[* 20]
Auf einer spätern
Reise durch Norddeutschland (1839) wurde er von der
UniversitätJena
[* 21]
honoris causa zum
Doktor ernannt. Nach 40jähriger Thätigkeit bald darauf pensioniert, lebte Castelli seitdem teils in
Wien, teils auf seinem Landhaus
bei
Lilienfeld. Im J. 1848 machte er noch einmal von sich reden, indem mehrere von ihm verfaßte politische
Flugschriften,
z. B. »Was ist denn jetzt in
Wien geschehen?« und »Der
Bauer kommt vom
Reichstag zurück«, binnen wenigen
Tagen einen
Absatz von vielen
TausendExemplaren fanden. Er starb in
Wien, der »letzte Vertreter der alten
Wiener Gspäßikeit«.
Castellio - Castelnau
* 22 Seite 3.853.
Auf der
Bühne haben sich von seinen einst sehr gern gesehenen
Lustspielen und spezifisch wienerischen
Possen nur etwa das Dialektstück
»Die
Schwaben« und die Münchhauseniade »Der Lügner
und sein Sohn« erhalten. Sonst sind von seinen Theaterstücken, die in den »Dramatischen
Sträußchen«
(Wien 1809 ff., 18 Jahrgänge) gesammelt erschienen, etwa noch zu erwähnen das eine
Zeitlang (seit 1829) allerorten gegebene
Drama »Die Waise und der
Mörder« und eine nicht unglückliche
Travestie der Schicksalstragödien
Müllners und
Houwalds, betitelt: »Der Schicksalsstrumpf«. In Castellis Bühnenstücken
geben sich anerkennenswerte Erfindungsgabe,
Bonhomie und
Laune kund, doch leiden sie an Oberflächlichkeit und ermangeln der
höhern künstlerischen Bedeutung gänzlich. Das beste seiner Erzeugnisse dürften die »Gedichte
in niederösterreichischer
Mundart«
(Wien 1828) sein, womit er die österreichische Dialektpoesie
(Seidl,
Stelzhamer,
Kaltenbrunner)
anregte. Sonst veröffentlichte er noch: »Poetische Kleinigkeiten«
(Wien 1816
¶
Eine Ausgabe seiner Werke in strenger Auswahl erschien Wien
1844, 16 Bde.; neue Folge, das. 1858, 6. Bde. Auch
gab er ein »Wörterbuch der Mundart in Österreich
[* 23] unter der Enns« (Wien 1847) heraus sowie »Memoiren meines
Lebens. Gefundenes und Empfundenes« (das. 1861, 4 Bde.).
Castelli war nebenbei passionierter Sammler. Er hinterließ eine Sammlung von 12,000 Schauspielen in 3000 Bänden, ferner Sammlungen
von Porträten aller bekannten Schauspieler und Theaterdichter, von Tabaksdosen sowie fast aller Wiener Theaterzettel seit 1600 (jetzt
im Besitz der k. k. Hofbibliothek).