hiermit begann für Castelar eine neue
Ära. Zum Abgeordneten für die konstituierenden
Cortes gewählt, bekämpfte er jede Art von
Monarchie, verteidigte als einzig richtige Verfassungsform die Föderativrepublik und verlangte in schwunghaften
RedenReligionsfreiheit.
Er schwärmte auch für ein
Bündnis aller
Völker romanischen
Stammes und bewies seine Unkenntnis der
Dinge durch
seine heftigen
Angriffe auf
Deutschland
[* 2] wegen des französischen
Kriegs 1870/71. Nach der
AbdankungAmadeus' im
Februar 1873 bildete
CastelarsFreundFigueras eine neue
Regierung, in der Castelar das
Auswärtige übernahm, und nun konnten die
Republikaner ihr
Ideal,
die Bundesrepublik, verwirklichen.
Aber die
Desorganisation des
Heers hatte bald eine völligeAnarchie in allen
Provinzen zur
Folge, und
Figueras,
Piy Margall und
Salmeron, die nacheinander an die
Spitze des
Staats traten, dankten bald ab, so daß Castelar, der 26. Aug. zum
Präsidenten
der
Cortes gewählt wurde, nun die nationale
Einheit, eine kräftige Regierungsgewalt, die Wiederherstellung der
Ordnung und
besonders die Kräftigung der Armeedisziplin als unerläßlich forderte. Er wurde hierauf 7. Sept. zum
Präsidenten
der
Exekutivgewalt mit außerordentlichen diktatorischen
Vollmachten gewählt, die er nun energisch anwendete, um den Karlistenkrieg
erfolgreich zu führen und die
Aufstände der
Föderalisten im
Süden zu unterdrücken. Er scheute sich nicht, um das Vaterland
zu retten, allen seinen früher kundgegebenen
Ansichten zuwiderzuhandeln. Er wurde daher von allen
Republikanern
für einen Abtrünnigen gehalten, und als ein für ihn bei den
Cortes nach seiner Rechenschaftsablage beantragtes
Dankesvotum nicht die
Majorität fand, legte er sein
Amt nieder.
Nach dem unmittelbar darauf folgenden
Staatsstreich des
GeneralsPavia zog sich Castelar auf längere Zeit vom
politischen
Leben zurück und begab sich in das
Ausland. Erst unter
Alfons XII. ließ er sich wieder in die
Cortes wählen, in
denen er gemäßigt republikanische
Grundsätze vertrat und an der
Spitze der kleinen
Gruppe der Ordnungsrepublikaner (Posibilistas)
stand. Öffentlich trat er seltener für seine republikanischen
Anschauungen als für die
Union der romanischen
Völker auf; seinen
Haß gegen
Deutschland gab er wiederholt in schroffer
Weise zu erkennen.
Von seinen zahlreichen
Schriften erwähnen wir: »La civilisazion en los cinco primeros siglos del cristianismo« (2. Aufl.,
Madrid
[* 3] 1865);
»Questiones politicas y sociales« (1870, 3 Bde.);
»Discursos parlamentarios« (1871, 3 Bde.);
»Discursos poeticos« (1873);
»Historia del movimiento republicano en
Europa«
[* 4] (1874, 2 Bde.);
»Miscelanea de historia, de religion
etc.« (1874);
Flecken in der ital.
ProvinzAncona,
[* 10] am
Musone und an der
Eisenbahn zwischen
Ancona undLoreto,
mit (1881) 970 Einw.; allbekannt geworden durch die
Niederlage der päpstlichen
Truppen unter
Lamoricière gegen die Piemontesen
Unter
Cialdini hatte das piemontesische
Heer die
Grenzen
[* 11] der päpstlichen
Staaten überschritten,
Lamoricière ging
ihm entgegen und schritt ungeachtet der großen Übermacht 18. Sept. bei Castelfidárdo zum
Angriff. Anfangs erkämpfte
Lamoricière einige Vorteile; als aber das piemontesische
Geschütz, welches bisher nur wenig an der
Aktion teilgenommen hatte,
seine volle Wirksamkeit entfaltete, gingen die
Reihen der päpstlichen
Truppen rasch in zügelloser
Flucht auseinander. Zum
Tod verwundet, stürzte der päpstliche
General Pimodan zu
Boden,
Lamoricière aber sammelte seine
Scharen wieder, so gut
es gehen wollte, und zog sich mit denselben nach
Ancona zurück.
reichsunmittelbares fränk. Grafengeschlecht, ward 1768 mit dem Obermundschenkenamt
desFürstentumsWürzburg
[* 18] belehnt und blühte in zwei
Linien, Castell-Rüdenhausen und Castell-Remlingen, von denen
erstere 1803 erlosch, während sich die letztere wieder in zwei
Linien, eine ältere und eine jüngere, teilte, von denen
erstere in Castell im bayrischen Regierungsbezirk
Unterfranken (s. unten), letztere in Rüdenhausen ebendaselbst residiert. Die
Grafen von Castell stehen unter bayrischer
Hoheit und sind seit als erbliche
Reichsräte Mitglieder
der bayrischen
Kammer. Sie besitzen die Herrschaftsgerichte Rüdenhausen, Burghaßlach und Remlingen in
Bayern
[* 19] und viele zerstreute
Güter und
Gefälle. Die
¶
mehr
ältere Linie besitzt noch Wolkenberg und Stradow in der preußischen Niederlausitz. Der gleichnamige Marktflecken, Hauptort
der bis 1803 reichsunmittelbaren Grafschaft, liegt am Fuß des Steigerwaldes, hat ein gräfliches Residenzschloß, eine Burgruine,
einen Alabasterbruch, Pottaschesiederei, Brauerei, eine Mineralquelle und 612 Einw.