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(s. d.) geleiteten allgemeinen Aufstand der Völker Galliens nicht ohne einige Wechselfälle niedergeschlagen hatte (die Hauptkämpfe fanden bei Gergovia und Alesia statt), war die Eroberung Galliens so fest begründet, daß in den Jahren 51 und 50 nur noch einige vereinzelte Aufstände niederschlagen waren und diese Provinz von da an sehr rasch römisches Wesen und römische Einrichtungen annahm.
Während dieses Aufenthalts in Gallien hatte Cäsar die Angelegenheiten zu Rom [* 2] keinen Augenblick aus den Augen verloren. Dort war Pompejus, obgleich er 57 die Sorge für die Verproviantierung Roms erhalten hatte, doch mehr und mehr von den Optimaten angefeindet worden und sah sich daher (56) genötigt, aufs neue die Hilfe Cäsars in Anspruch zu nehmen. Auf einer Zusammenkunft zu Luca wurde die Verbindung zwischen Cäsar, Pompejus und Crassus erneuert und verabredet, daß die letztern beiden (55) Konsuln werden sollten, wozu Cäsar die ihm zur Verfügung stehenden Mittel in Bewegung setzte, während ihm selbst eine Verlängerung [* 3] seiner Statthalterschaft auf weitere fünf Jahre versprochen wurde.
Nach Ablauf [* 4] des Konsulats erhielt Crassus als Provinz Syrien, Pompejus Spanien, [* 5] welches er jedoch durch Legaten verwalten ließ. Indessen näherte sich Pompejus wieder der Optimatenpartei, um sich von Cäsar unabhängig zu machen und womöglich die Diktatur in seine Hand [* 6] zu bekommen. Letztere erhielt er zwar nicht - er wurde bloß (52) zum alleinigen Konsul gewählt -; aber doch sah er sich von dem Senat vor Cäsar entschieden bevorzugt. Überdies wurden (51 und 50) Konsuln gewählt, welche Cäsars Gegner waren, und auch der Tod der Julia (54) und derjenige des Crassus (53) hatten zur Lockerung des Bandes zwischen Cäsar und Pompejus beigetragen.
Nach langen Zögerungen wurde daher in den ersten Tagen des Jahrs 49 der Beschluß im Senat gefaßt, daß Cäsar sofort sein Heer entlassen oder für einen Feind des Staats angesehen werden sollte. Nun begann Cäsar durch Überschreitung des Rubico, der die Grenze seiner Provinz bildete (daher der Ausruf: »Jacta alea esto«, d. h. der Würfel sei geworfen), den Bürgerkrieg (Januar 49). In zwei Monaten war er Herr von Italien; [* 7] Pompejus flüchtete mit seinen Truppen nach Epirus. Ehe Cäsar diesen verfolgte, wandte er sich (April 49), nachdem er sich in Rom des Staatsschatzes bemächtigt hatte, nach Spanien, wo er die Pompejanischen Legaten Lucius Afranius, Marcus Petrejus und Marcus Varro, die erstern bei Ilerda, Varro im jenseitigen Spanien, zur Ergebung zwang; auf dem Rückweg wurde darauf auch Massilia nach hartnäckiger Verteidigung von ihm erobert.
Nachdem Cäsar sodann in Rom sich zum Konsul hatte ernennen lassen, brach er mit sechs Legionen, denen später Marcus Antonius noch vier zuführte, gegen Pompejus auf, welcher alle Gegner Cäsars um sich versammelt und eine bedeutende Streitkraft (11 Legionen, 7000 Reiter und eine Flotte von 500 Segeln) an der epirotischen Küste konzentriert hatte. Der Kampf war anfangs für Cäsar ungünstig, er erlitt sogar bei Dyrrhachium einen bedeutenden Verlust, der ihn zwang, nach Thessalien abzuziehen, wohin ihm Pompejus folgte.
Dort kam es 9. Aug. 48 zur Schlacht bei Pharsalus, in welcher die Pompejaner trotz ihrer Übermacht völlig geschlagen wurden. Pompejus selbst floh und wurde in Ägypten [* 8] ermordet. Um ihn zu verfolgen, ging Cäsar mit geringer Truppenmacht ebenfalls nach Ägypten. Indem er hier die Erbstreitigkeiten zwischen dem König Ptolemäos Dionysos [* 9] und dessen Schwester Kleopatra zu gunsten der letztern entschied, veranlaßte er einen Aufstand, an dessen Spitze Pothinus und Achillas als Führer der Partei des Ptolemäos standen. Cäsar gebot nur über 4000 Mann und wurde in der Königsburg zu Alexandria von einer Streitmacht von 20,000 Mann, welche erst von Achillas, dann von Ganymedes [* 10] befehligt und durch die Teilnahme der Einwohner am Kampfe verstärkt ward, belagert und kam in die äußerste Bedrängnis. In einem Kampf auf der Landzunge, welche die Insel Pharos mit dem Festland verband, geriet er sogar selbst in die größte Lebensgefahr. Erst als ihm im März 47 Mithridates von Pergamon [* 11] Hilfsvölker aus Asien [* 12] zuführte, vermochte er den Aufstand zu bewältigen. Dies der alexandrinische Krieg, der damit endigte, daß sich Alexandria ergab, der König Ptolemäos Dionysos im Kampfe fiel und Kleopatra, die Cäsar mit ihren Reizen gewonnen hatte, mit ihrem jüngern, erst elfjährigen Bruder vermählt und in die Herrschaft eingesetzt ward.
Erst im Juni 47 verließ Cäsar Ägypten, und nachdem er noch den Übergriffen des bosporanischen Königs Pharnaces durch den Sieg bei Zela (2. Aug. 47) rasch ein Ziel gesetzt hatte (»Veni, vidi, vici«, »ich kam, sah und siegte«, schrieb er darüber an einen Vertrauten), kehrte er nach Rom zurück, wo ihm während seiner Abwesenheit nach Besiegung des Pompejus die Diktatur auf ein Jahr, die tribunizische Gewalt für immer sowie das Recht über Krieg und Frieden verliehen worden war.
Nach
Ordnung der dortigen Angelegenheiten und Beschwichtigung einer Soldatenmeuterei ging er nach
Afrika,
[* 13] wo die ihm noch
Widerstand leistenden Pompejaner aufs neue sich gesammelt hatten. Er schlug sie 6. April 46 bei Thapsos, feierte
darauf in
Rom glänzende
Triumphe, gewann das
Volk durch
Feste,
Spiele und
Geschenke, spendete den
Soldaten reiche Belohnungen,
ließ den schon 54 begonnenen
Bau des
Forum
[* 14] Caesaris
vollenden und nahm, zum
Diktator auf zehn Jahre ernannt und als
Praefectus
morum mit der zensorischen
Gewalt bekleidet, mehrere innere
Reformen in
Angriff.
Da aber einige bei Thapsos entnommene Führer der Pompejaner, namentlich des Pompejus Söhne Gnäus und Sextus Pompejus, noch einmal in Spanien eine starke Streitmacht gegen ihn aufstellten, wandte er sich dorthin und machte endlich durch die Schlacht bei Munda (17. März 45) im südlichen Spanien nach verzweifeltem Kampf der Pompejanischen Partei ein völliges Ende. Damit war Cäsar Herr des römischen Reichs, und wenn ihm auch der Titel König fehlte, so hatte er doch die höchste Macht.
Man beeilte sich, ihn mit Ehren und Befugnissen zu überhäufen: er wurde zum lebenslänglichen Diktator und zum Imperator ernannt mit dem Rechte, diesen letztern Titel auf seine Nachkommen zu vererben;
im Tempel [* 15] des Quirinus wurde ihm eine Statue als Gott errichtet, der Monat Quintilis nach ihm Julius genannt etc. Bei einem nochmaligen glänzenden Triumph fesselte er Volk und Heer durch Spiele, Mahlzeiten und reiche Geldgeschenke noch mehr an sich. Er benutzte seine Macht zur Verbesserung der politischen und sozialen Zustände, ohne jedoch eine gänzliche Umgestaltung des Staatswesens vorzunehmen. Er erließ Gesetze gegen den Luxus, brachte das Proletariat in Kolonien unter, führte ein milderes Schuldrecht ein, bestrafte streng Amtsverkauf, Bestechung, Ehebruch, Aufruhr, sorgte für milde Verwaltung der Provinzen, beschränkte den Wucher der Kapitalisten, ließ durch den alexandrinischen Mathematiker Sosigenes den Kalender verbessern u. dgl. Obgleich er nun im allgemeinen seine frühern Gegner aufs mildeste behandelte, ¶
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mußte doch schon die Thatsache, daß alle Gewalt in seiner Hand lag, die ans Regieren gewohnten Optimaten aufbringen. Dazu kam, daß er öfters die republikanischen Formen zu wenig beobachtete und den Wunsch zu hegen schien, das Diadem sich aufs Haupt zu setzen. Ein Zug gegen die Parther sollte, wie man meinte, Gelegenheit zur Übertragung der Königswürde geben. Allein ehe dies geschah, bildete sich eine Verschwörung gegen ihn, zum nicht geringen Teil von solchen, die von ihm mit Wohlthaten überhäuft worden waren; an der Spitze standen die Prätoren Marcus Brutus und Gajus Cassius Longinus.
Noch war man zu Anfang 44 über Zeit und Ort der That nicht einig, als die Berufung des Senats auf die Idus des März 44 (15. März) in die Kurie des Pompejus die Entscheidung gab. Es fehlte nicht an dunkeln Gerüchten und an warnenden Vorzeichen. Cäsars Gattin Calpurnia, in der Nacht vor dem verhängnisvollen Tag von Träumen beunruhigt, beschwor ihn, an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen, und da auch der Haruspex im Opfer ungünstige Anzeichen fand, erhielt Antonius den Auftrag, den Senat zu entlassen. Decimus Brutus aber, einer der Verschwornen, früher Cäsars Gefährte im gallischen und im Bürgerkrieg, von den Verschwornen abgeschickt, wußte ihn hinterlistigerweise zu bewegen, daß er ihm in den Senat folgte. Unterwegs ward ihm eine schriftliche Anzeige der Verschwörung eingehändigt, die er aber, ohne sie zu lesen, zu sich steckte. In der Kurie trat, wie verabredet worden, L. Tillius Cimber vor, um für seinen verbannten Bruder zu bitten, und zog, als Cäsar mit der Antwort zögerte, ihm die Toga [* 17] von der Schulter. Publius Servilius Casca führte darauf den ersten Stoß, worauf die Verschwornen von allen Seiten auf ihn eindrangen. Nach kurzem vergeblichen Widerstand sank der Wehrlose mit 23 Wunden, von denen aber nur eine tödlich gewesen sein soll, an der Statue des Pompejus entseelt nieder. Als er Brutus unter seinen Mördern erblickte, soll er ausgerufen haben: »Auch du, mein Sohn?« und hierauf widerstandslos die Todesstöße empfangen haben.
Cäsar war nicht bloß ein großer Feldherr, der seine kriegerischen Pläne mit ebensoviel Mut wie Besonnenheit auszuführen und alle Hindernisse rasch und sicher zu überwältigen wußte, und nicht bloß ein großer Staatsmann, der sich unter den schwierigsten Verhältnissen zu der ersten Stelle im Staat erhob und dann seine unumschränkte Macht benutzte, um den zerrütteten Staat mit Weisheit und mit Milde und Versöhnlichkeit zu beruhigen und neu zu ordnen; sein Geist umfaßte alle Zweige des menschlichen Wissens und war für alle Interessen empfänglich: seine Erfolge im Krieg wurden nicht wenig durch allerlei Künste des Friedens gefördert, er war ferner ein vorzüglicher Redner, und auch als Schriftsteller hat er sich einen dauernden Namen gemacht.
Wir besitzen von ihm die Geschichte der ersten sieben Jahre des gallischen Kriegs und die Geschichte des Bürgerkriegs bis zum alexandrinischen, die er selbst Denkwürdigkeiten (commentarii) nennt und nur als Stoff für einen künftigen Geschichtschreiber angesehen wissen wollte, die aber mit Recht allgemein als Muster einer klaren und sachgemäßen Darstellung gerühmt werden. (Von dem erstern Werk besitzen wir noch die Fortsetzung des A. Hirtius, dem auch die Kommentarien über den alexandrinischen und afrikanischen Krieg beigelegt werden; die über den spanischen Krieg haben einen jüngern Verfasser.) Die erste Ausgabe der Kommentarien erschien zu Rom 1469; die besten unter den neuern sind die von Oberlin (Leipz. 1805 u. 1819), Baumstark (Stuttg. 1828, 3 Bde.), Nipperdey (Leipz. 1847), Schneider (Halle [* 18] 1855, 2 Bde.). Neuere deutsche Übersetzungen lieferten Baumstark (neue Ausg., Stuttg. 1854), Köchly und Rüstow (mit biographischer Einleitung, 3. Aufl., das. 1866). Außerdem verfaßte er noch folgende Schriften, die aber sämtlich verloren sind: »Anticato«, eine Gegenschrift gegen Ciceros und andrer Lobreden auf Cato;
»Libri auspiciorum«;
»De astris«;
»De analogia« (Untersuchungen über die lateinische Sprache);
»Apophthegmata« (s. »Dicta collectanea«, eine Sammlung von eignen und fremden Witzworten und sinnreichen Sprüchen).
Unter den Porträten des Cäsar haben wir in erster Linie zu nennen die schöne Basaltbüste im Berliner [* 19] Museum und den einer Togafigur aufgesetzten Kopf daselbst. Unbedeutender ist die oft genannte Statue des Konservatorenpalastes zu Rom; eine Statue des Museo Chiaramonti daselbst zeigt Cäsar als Pontifex maximus.
Vgl. Drumann, Geschichte Roms in seinem Übergang von der republikanischen zur monarchischen Verfassung, Bd. 3, S. 129 ff. (Königsb. 1837);
Mommsen, Römische [* 20] Geschichte, Bd. 3; Napoleon III., Histoire de Jules César (Par. 1865-1866, 2 Bde.; deutsch, Wien [* 21] 1866);
Delorme, Cäsar und seine Zeitgenossen (deutsch, Leipz. 1873);
Rüstow, Heerwesen und Kriegführung Cäsars (2. Aufl., Gotha [* 22] 1862);
Matscheg, Cesare ed il suo tempo (2. Aufl., Florenz [* 23] 1874);
v. Göler, Cäsars gallischer Krieg und Teile seines Bürgerkriegs (2. Aufl., Freiburg [* 24] 1881, 2 Bde.);