Auch hier waren während eines Aufenthalts von zwei
JahrenWasser und
Brot
[* 8] nicht selten seine einzige
Nahrung, bis ihm seine
große
Komposition: der
Sturz der
Engel, eine mit Sorgfalt ausgeführte
Federzeichnung, eine Professur an der
Akademie, vom
Minister v. Heinitz Aufträge zur
Dekoration eines
Saals im jetzt Blücherschen
Haus am
Pariser Platz, wo sie jedoch
neuerlich zerstört worden sind, während sich einige
Grisaille-Deckenmalereien im
Schloß erhalten haben, und auf zwei Jahre
einen
Gehalt von je 450 Thlr. zu einer
Reise nach
Rom
[* 9] eintrug. Im J. 1792 kam er, nach kurzem Aufenthalt zu
Florenz,
[* 10] in der Weltstadt
an. Er wählte
Michelangelo und
Raffael zu seinen Vorbildern, neigte sich aber in der
Folge mehr zu dem letztern. In
Rom erregte
der Kunstschlendrian seiner Landsleute seinen derben
Tadel, und dieser rief dagegen auf ihrer Seite
Feindschaft
und absprechendes
Urteil über seine Leistungen hervor.
Desto ehrenvollen Beifall zollten ihm römische und andre
Künstler. Eine
Kunstausstellung eigner Werke im April 1795, zu welcher
er das
Publikum durch eine öffentliche
Anzeige eingeladen hatte, fiel für denKünstler über alle Erwartungen
günstig aus. Dagegen geriet er mit der
Berliner
[* 11]
Akademie, welche seine Rückkehr verlangte, in
Differenzen, da er erklärte,
deren Verlangen nicht nachkommen zu können, indem er nur in
Rom seine weitere
Ausbildung zu bewirken vermöge.
Dies führte zum
Bruch unter peinlichen
Korrespondenzen, in welchen er sogar zur Rückzahlung der genossenen
Pension angehalten ward.
Indes schuf der
Künstler eifrig, jedoch ohne materiellen Erfolg, weiter, bis ihn im äußersten
Elend der
Tod ereilte. Während das Hauptverdienst der meisten damaligen Kunstwerke in Vermeidung einzelner Fehler und in sorgfältiger
Ausführung einzelner Teile nach dem
Modell und Gliedermann bestand, zeichneten sich Carstens' Werke durch treffliche
Auffassung des dargestellten Gegenstandes und durch die Gesamtkomposition aus.
Die
Ölmalerei hat er zu spät begonnen, um etwas Bedeutendes darin zu stande zu bringen, und zur Ausübung der
Freskomalerei,
die seinem
Geist wohl am angemessensten gewesen wäre, bot sich ihm keine weitere Gelegenheit.Daher kann
er nur nach seinen
Zeichnungen und Aquarellen beurteilt werden. In ihnen offenbaren sich außerordentliches
Leben und
Sinn für
Stil und
Schönheit wie kaum bei einem
Akademiker der damaligen Zeit. Trotz all der Gegner, die er fand, machte sich erst durch
seine Anregung ein lebendigerer
Geist unter den deutschen Künstlern in
Rom geltend, wie denn überhaupt
er und
Thorwaldsen, der sich an ihm heranbildete, die Wiederherstellung der
Kunst im Anfang unsers
Jahrhunderts bewirkten.
1) Bezirksstadt und
Festung
[* 17] ersten
Ranges in der span.
ProvinzMurcia,
[* 18] an einer tiefen
Bai des
Mittelmeers
[* 19] und
am Ausgangspunkt der
Eisenbahn von
Albacete (über
Murcia), ist von einem starken Festungswall umgeben, hat ein Stadthaus mit
maurischem
Portikus und einigen Altertümern, große Militärmagazine, ein
Theater
[* 20] und zählt mit den beiden
umfangreichen Vorstädten und dem Stadtgebiet (1884) 77,980 Einw.,
wovon
ca. 30,000 auf die eigentliche Stadt kommen. Cartagena ist eins der drei »Departamentos
de la marina« und gleichzeitig
Kriegs- und Handelshafen.
Ersterer (La Darsena) befindet sich samt den ungeheuernWerften,
Magazinen und
Docks des
Arsenals am südwestlichen
Rande der Stadt. Im
Hintergrund des Hafenbassins thronen aus einem steilen, kahlen Sandsteinhügel die
Ruinen eines alten, wahrscheinlich
von den Karthagern stammenden
Kastells, und bedeutende neuere Festungswerke umgeben rings die Stadt und schützen den seeartigen
Hafen, der, in hufeisenförmiger Gestalt von felsigenHöhen umschlossen und durch einen breiten
Kanal
[* 21] mit
dem
Meer in
Verbindung stehend, der sicherste und geräumigsteder
Pyrenäischen Halbinsel ist.
SeinDurchmesser beträgt über 3 km. Vor dem Eingang liegt die
Insel Escombrera. Der Handelsverkehr von Cartagena, welches in regelmäßiger
Dampferverbindung mit den größern spanischen Häfen und mit
Marseille
[* 22] steht, hat sich seit Vollendung
der
Eisenbahn gehoben; doch dient Cartagena noch gegenwärtig vorzugsweise als Kriegshafen. 1883 sind im ganzen 2609
Schiffe
[* 23] mit 1,123,543
Ton. ein-, resp. ausgelaufen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel (Gesamtwert etwa 40 Mill.
Pesetas) sind: silberhaltiges und reines
Blei,
[* 24]
Silber, Bleierz,
Eisenerz,
Esparto,
Seide,
[* 25]
Schafe.
[* 26]
verbunden liegt am Nordabhang des an der Küste streichenden Gebirgszugs (Las Herrerias) im Mittelpunkt des Minendistrikts von
Cartagena die Bezirksstadt La Union mit (1878) 22,122 Einw. und zahlreichen systemlos betriebenen,
im ganzen etwa 10,000 Arbeiter beschäftigenden Blei- und Eisengruben sowie Bleihütten. Auch aus den vom römischen Bergbaubetrieb
verbliebenen Schlacken wird hier Blei gewonnen. Die Produktion beträgt jährlich ca. 36,000 Ton. silberhaltiges
und reines Blei.
Cartagena ist eine Gründung der Karthager und zwar des FeldherrnHasdrubal, von diesem 228 v. Chr. als Carago nova angelegt. Die Stadt
wurde der Hauptwaffenplatz der Karthager und erhob sich unter ihrer Herrschaft zum Mittelpunkt des Handels
zwischen Afrika
[* 30] und Spanien.
[* 31] 210 wurde Cartagena durch Scipio der römischen Herrschaft unterworfen und war Hauptstadt der römischen
Provinz Hispania citerior und Sitz des Prätors bis zur Zeit des Augustus, der die Stadt unter dem NamenColoniaVictrixJulia
zur Kolonie erhob.
Von dem Esparto- oder Ginstergras (Spartum), das in der Gegend in Menge wucherte und auch noch heute die
dürren Berge der Umgegend bedeckt, führte E. den Beinamen Spartaria. Den Stürmen der Völkerwanderung erlag endlich die blühende
Stadt und vermochte sich seitdem nur langsam wieder zu erholen. Am siegte bei Cartagena der nordamerikanische
KommodoreDecatur über die algierische Flotte. Im Februar 1844 erhob sich Cartagena in den Wirren des Bürgerkriegs
und bei dem Drohen einer neuen Reaktion zugleich mit Alicante gegen die Regierung.
Die bedeutendste Rolle spielte aber Cartagena während der anarchischen Zustände 1873. Die föderalistischen Intransigenten, welche
ihren Willen in Madrid
[* 32] nicht durchsetzen konnten, bemächtigten sich 12. Juli der Stadt und des Hafens mit
den Kriegsschiffen und nahmen die ganze Verwaltung in die Hand,
[* 33] um durch ein Schreckensregiment, für welches sogar 1500 Bagnosträflinge
bewaffnet wurden, von aus das übrige Spanien der sozialistischen Föderativrepublik zu unterwerfen.
GeneralContreras trat an die Spitze derJunta, welche 31. JuliAlmeria und 28. Sept. Alieante bombardieren ließ,
um diese Städte zum Anschluß an die Revolution zu zwingen. Das Einschreiten des deutschen KapitänsWerner, das allerdings
nachher von Bismarck inhibiert wurde, und der Engländer, welche den Insurgenten mehrere Schiffe wegnahmen, machte den Seeunternehmungen
ein Ende. Die Belagerung durch die spanischen Regierungstruppen aus der Landseite begann im August 1873,
auf der Seeseite im Oktober, nachdem ein Angriff der Schiffe der Insurgenten auf die spanische Flotte11. Okt. zurückgewiesen worden.
Die Ausfälle der Belagerten, mit wenig Energie unternommen, hatten keinen Erfolg. In der Stadt gingen die Vorräte zur Neige.
Als Dominguez das Fort Atalaya genommen hatte und Übergabe auf Gnade und Ungnade forderte, flüchteten
sich die Junta und die Sträflinge auf der Fregatte Numancia, welche die Blockade durchbrach, nach Algier; die Stadt ergab sich
2) (Cartagena de las Indias) Hauptstadt des StaatsBolivar in der Bundesrepublik Kolumbien,
[* 34] auf einer sandigen
Landzunge gelegen und durch eine Brücke
[* 35] mit der auf einer Insel liegenden Vorstadt Jeremani verbunden. Von den alten Festungswerken
sind nur noch drei den Hafen verteidigende Forts in gutem Zustand. Die Stadt selbst hat zwar enge Straßen mit hohen Häusern,
ist aber gut gebaut und besitzt in ihrer Kathedrale und mehreren andern Kirchen und Klöstern sowie dem
ehemaligen
Haus derInquisition (jetzt Regierungspalais) einige recht stattliche Gebäude.
Ihr Hafen ist geräumig und sicher, wird aber seit Anlage des Freihafens von Sabanilla (s. d.) an der Mündung des Magdalenenflusses
nur noch wenig besucht; neuerdings wurde eine Dampfschiffsverbindung durch den Kanal del Dique mit Honda
am obern Magdalenenstrom eröffnet. Die Stadt selbst bietet ein Bild der Verödung und hatte 1870 nur 7861 Einw. Cartagena hat ein
Colegio (mit drei Fakultäten und Schiffahrtsschule), ein Lehrerseminar, 4 Druckereien, ein Theater und ein Krankenhaus.
[* 36] - Die
Gründung der Stadt erfolgte 1533 durch den SpanierPedro de Heredia. FranzDrake eroberte und verbrannte sie
1585; ein Angriff der Engländer unter AdmiralVernon (1741) wurde dagegen zurückgeschlagen. Nachdem sich im Befreiungskrieg
Cartagena den Insurgenten angeschlossen hatte, zog der spanische General Morillo im August 1815 vor die Stadt und eroberte sie nach
tapferer Gegenwehr nur durch Hunger; fünf Jahre später wurde sie von der spanischen Herrschaft wieder
befreit.