verdienstvoller Litterarhistoriker. Man verdankt ihm eine Reihe sorgfältiger Ausgaben älterer italienischer Dichter, so besonders
der »Rime« des Petrarca (Padua 1826-27),
des Bojardo (Vened. 1842, 2 Bde.),
eine Auswahl aus della Casas Werken (das. 1844),
aus den »Lirici italiani del secolo XVI.« (das.
1836) u. a. und einen schätzbaren »Saggio sulla
vita e sulle opere di Carrér Goldoni« (das. 1824, 3 Bde.).
Mit Federici gab Carrér das »Dizionario di conversazione e letteratura«
(Vened. 1837-40) heraus. Eine Auswahl aus seinen Dichtungen und Prosaschriften erschien zu Florenz 1855.
Vgl. Venanzio, Della
vita e delle opere di Luigi Carrér (Vened. 1854).
Valentino, ital. Dichter, geb. 19. Dez. 1834 zu
Turin, war lange Zeit bei der Zolldirektion angestellt, trat aber 1878 in das Privatleben und lebt seitdem in seiner
Vaterstadt nur seinem dichterischen Beruf. Carrera ist einer der originellsten Dramatiker seines Volkes, der besonders auf den Gebieten
der Komödie große Erfolge errang. Er trat 1859 zuerst hervor mit dem Drama »Il Lotto«, schrieb dann »Don
Girella« (1862),
die phantastischen Dramen: »L'incubo« und »Il conte Orazio«,
das Proverb »Chi s'aiuta Dio l'aiuta«;
ferner die allegorische Komödie »Concordia«, die Posse »Una notte passa presto«, das soziale
Drama »O l'una o l'altra«, das Sittenlustspiel »La
dote« und endlich 1870 die volkstümliche Komödie »La quaderna di Nanni«, womit er zuerst einen großen,
ja außerordentlichen Erfolg errang.
Das Stück gilt für das glücklichste Gemälde florentinischen Lebens; die
Figur des
Bobi ist typisch geworden. Seitdem brachte jedes Jahr eine Novität von
es kamen der Reihe nach, meist mit schönem Erfolg,
zur Aufführung: »La guardia borghese fiamminga« (1871);
»Il capitale e la manod'opera« (1872);
»La strage degli innocenti«
und »ABC« (1873);
die Satire »Un avvocato dell' avvenire« (1874);
»Galateo nuovissimo« (1875),
welches Stück ihm seitens Bonghis die Verleihung des Ritterranges eintrug;
ferner »Scarabocchio«
(1876);
»Alessandro Puschin« (1877);
»Il danaro del comune« (1879)
u. a. Von sonstigen Werken sind eine geschichtliche Arbeit: »Cronaca della difesa del Lago Maggiore nel 1859«, und die Reiseschilderungen
»Per laghi ed Alpi. Peregrinazioni d'uno zingaro« (1861) zu erwähnen. - Ein Bruder von ihm, Quintino Carrera, geb. 19. Dez. 1842 zu
Turin, Beamter daselbst, hat sich ebenfalls durch dramatische Arbeiten (zum Teil im piemontesischen Dialekt,
wie: »I pensionarj d' monsii Neirol«, »Ellunes«,
»Gl'impegnus« etc.) einen Namen gemacht.
(ital.),
die Spiele, die man zu Rom von alters her während des Karnevals auf von Ochsen gezogenen Wagen ausführte.
Sie wurden wohl auch Giudate (»Judenspiele«) genannt, weil hauptsächlich
die Juden darin bitter verhöhnt wurden.
Stadt in der irischen Grafschaft Antrim, an der Belfast Lough genannten Bai, nordöstlich von Belfast, mit
altem Felsenkastell am Meer (1178 von Hugues de Lancy erbaut, jetzt Zeughaus), einem kleinen Hafen und Seebad und (1881) 10,009
Einw., welche starke Fischerei, Weberei und Färberei treiben.
Dabei Steinsalzgruben.
on Suir (spr. schuhr), Stadt in der irischen Grafschaft Tipperary, in fruchtbarer Gegend, am Suir, mit (1881) 6583 Einw.,
einem alten Schloß, geringer Tuchfabrikation, aber wichtigem Produktenhandel.
(spr.
karieh), Jean Baptiste, Mitglied des franz. Nationalkonvents, geb. 1756 in dem Dorf
Yolai bei Aurillac in der Auvergne, war Prokurator, als er 1792 zum Mitglied des Konvents gewählt ward. Hier schloß er sich
der Bergpartei an und gehörte zu ihren wütendsten Fanatikern. Am berüchtigtsten machte er sich durch sein Auftreten in
Nantes, wohin er im Oktober 1793 als Kommissar des Konvents geschickt wurde. Auf seinen Vorschlag wurden die
Gefangenen in Masse hingerichtet, meist in der Weise, daß man sie auf Barken, deren Boden durch eine Klappe geöffnet werden
konnte, in den Fluß setzte.
Diese Ersäufungen nannte Carrier Noyades, Baignades, Déportations vertikales oder Mariages républicains (republikanische
Heiraten), letzteres, weil man meist zwei Personen, eine männlichen und eine weiblichen Geschlechts, zusammenband. Außerdem
fanden massenhafte Erschießungen statt. Während seiner viermonatlichen Thätigkeit sollen so 16,000 Menschen ums Leben gebracht
worden sein. Nach Robespierres Sturz wurde auf Veranlassung des Prozesses mehrerer von Carrier dem Revolutionstribunal überwiesene
Einwohner von Nantes eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet und Carrier mit zweien seiner Helfershelfer 16. Dez. 1794 guillotiniert.
Rosalba, Malerin, geb. 7. Okt. 1675 zu Venedig, Schülerin Diamantinis, gewann ihrer Zeit einen bedeutenden
Ruhm durch ihre eleganten, aber oberflächlichen Pastellbildnisse, die sie zu Hunderten für Fürsten und vornehme Herren malen
mußte.
Eine große Anzahl derselben nebst religiösen Darstellungen in Pastell besitzt die Dresdener Galerie.
Carriera starb 15. April 1757.
(spr. karieh-bellohs'), Albert Erneste, franz. Bildhauer, geb. 12. Juni 1824 zu Anisy
le Château (Aisne), lernte bei David d'Angers. Er war anfangs genötigt, seine Erfindungsgabe in den Dienst der Kunstindustrie
zu stellen, und lieferte, gefördert durch eine leicht schaffende Phantasie, zahlreiche Modelle für die
Bronzewarenfabrikation. Nebenher führte er eine Reihe von Marmorarbeiten und Terrakottebüsten aus, welche kokette Eleganz
mit einer vollkommen naturalistisch-malerischen Auffassung verbinden.
Die Bacchantin an der Herme (1863), Angelika am Felsen (1866), die den kleinen Heiland emporhebende Madonna (1867,
in der Kirche St.-Vincent de Paul in Paris), die im Schatten der Fittiche des Adlers schimmernde Hebe (1869, im Luxembourg-Museum),
die verlassene Psyche (1872) sind seine Hauptwerke. Neuerdings hat er eine große Anzahl von Porträtbüsten
in Marmor, Bronze und Terrakotte geschaffen, welche gleichfalls völlig malerisch behandelt, aber von höchster Lebendigkeit
des Ausdrucks sind. Die Madonna brachte ihm die Ehrenmedaille des Salons ein.
Moriz, philosoph. Schriftsteller, geb. 5. März 1817 zu Griedel im Großherzogtum
Hessen, studierte zu Gießen, Göttingen und Berlin, habilitierte sich, nachdem er einige Jahre, namentlich mit Kunststudien
beschäftigt, auf Reisen in Italien zugebracht, als Dozent der Philosophie zu Gießen, ward 1849 außerordentlicher
Professor daselbst und 1853 als Professor an die Universität München berufen, wo er noch wirkt. Als Philosoph gehört Carriere mit
J. G. ^[Johann Gottlieb] Fichte, Weiße, Wirth u. a. zu den Begründern einer die Gegensätze des Deismus und Pantheismus zu überwinden
bestrebten theistischen Weltanschauung. In deren Geist sind seine Hauptschriften: »Die philosophische
Weltanschauung der Reformationszeit«.
mehr
(Stuttg. 1847),
»Religiöse Reden und Betrachtungen für das deutsche Volk von einem deutschen Philosophen« (Leipz. 1850, anonym; 2. Aufl.
1856),
»Das Wesen und die Formen der Poesie« (das. 1854, 2. Aufl. 1884),
»Ästhetik« (das. 1859, 2 Bde.; 3. Aufl.
1884) und »Die Kunst im Zusammenhang der Kulturentwickelung und die Ideale der Menschheit« (das. 1863-74, 5 Bde.; 3. Aufl. 1876 ff.),
abgefaßt. Von dem letztgenannten reichhaltigen und groß angelegten Werk umfaßt der erste Band das orientalische Altertum,
der zweite Hellas und Rom, der dritte das morgen- und abendländische Mittelalter, der vierte das Zeitalter der Renaissance und
der fünfte die Neuzeit in Religion und Weisheit, Kunst und Dichtung.
Außerdem schrieb er: »Vom Geist. Schwert- und Handschlag für Franz Baader« (Weilb. 1841),
»Die Religion in ihrem Begriff, ihrer
weltgeschichtlichen Entwickelung und Vollendung« (das. 1841),
»Der Kölner Dom als freie deutsche Kirche« (Stuttg. 1843),
»Abälard
und Heloise« (das. 1843; 2. Aufl., Gießen 1853) und erläuterte Kaulbachs Shakespeare-Galerie (Berl. 1856-58).
Als feinsinniger Sammler hat er in seinem »Erbauungsbuch für Denkende«
(Frankf. 1858),
als warm fehlender nationaler Politiker in seinem »Charakterbild Cromwells« (1851) und in seiner Rede »Über
die sittliche Weltordnung« (Münch. 1870) sich hervorgethan. Er schrieb noch: »Deutsche Geisteshelden im Elsaß« (Münch. 1871);
»Die sittliche Weltordnung« (Leipz. 1877),
eine das Ganze seiner ethisch-religiösen Weltanschauung zusammenfassende
Darstellung, welche durch Adel der Gesinnung und Wärme des Tons vielfach an Fichtes »Reden an die deutsche Nation« erinnert.
Als
Dichter ist er mit einer seiner Frau, einer Tochter von J. ^[Justus] v. Liebig, gewidmeten Sammlung Poesien unter dem Titel:
»Agnes« (Leipz. 1883) aufgetreten, die unter anderm Fragmente eines Epos: »Muhamed«, und das schon 1849 (Gießen) erschienene
Gedicht »Die letzte Nacht der Girondisten« enthält.