über 52 km Umfang. Die Mitte bilden Trachyte, die Abhänge Basalte, Schlacken, Bimssteine und Lava, welche in solcher Masse ausgegossen
sind, daß sie bis fernhin die Thäler ausgefüllt haben; sie bilden so Plateaus, die etagenweise nach dem Zentrum hintereinander
aufsteigen und tiefe und breite Erosionsschluchten zwischen sich lassen. Alle Berge sind den heftigsten
Stürmen ausgesetzt und ihre Spitzen 8 Monate des Jahrs mit Schnee bedeckt. Zahlreiche Gießbäche stürzen in schönen Kaskaden
herunter, beleben mit dem saftigsten Grün die Weiden und bilden viele Flüsse und Teiche. So entstehen die am Nordabhang zur
Dordogne gehende Rue, die vom Westabhang kommende Maronne und Cère, am Ostabhang die Truyère, die zum
Lot fließt, und der Alagnon, der dem Allier zuströmt; nach S. gehen nur kleine Flüsse zur Truyère.
Auch verschiedene Heilquellen, wie die von Chaudes-Aigues, Vic etc., entspringen dem Gebirge. Die mineralischen Produkte sind
von geringer Bedeutung. Die Bevölkerung zählte 1881: 235,830 Seelen und hat seit 1841 um 22,000 Bewohner
abgenommen. Der Landbau ist nur in den fruchtbaren Thälern der genannten Flüsse einigermaßen lohnend, am ergiebigsten in der
vom Alagnon und der Arcueille bewässerten Ebene Planèze; doch ist noch nicht ⅓ des Bodens dem Ackerbau gewidmet, ¼ ist
Wald und Heide, 2/5 Wiesen.
Roggen, Hafer und Buchweizen, auch Kartoffeln und Kastanien sind die Hauptnährfrüchte, daneben werden guter
Hanf und Flachs gebaut. Dagegen ist die Viehzucht sehr bedeutend und liefert Schlachtvieh wie große Mengen von Käse. Von Industrie
ist kaum die Rede. Ein großer Teil der Bewohner wandert alljährlich in andre Departements von Frankreich, nach
Spanien etc. und beschäftigt sich dort mit dem Kleinhandel, der Dienstleistung von Kommissionären, Wasserträgern u. dgl.,
um früher oder später mit den gemachten Ersparnissen (jährlich mehr als 2 Mill. Frank) in die Heimat zurückzukehren. Das
Departement wird von einer 136 km langen Linie der Orléansbahn (mit 1956 m langem Tunnel) durchzogen und
zerfällt in die Arrondissements Aurillac, Mauriac, Murat und St.-Flour.
Vgl. Deribier du Châtelet, Dictionnaire statistique et
historique du départ. du Cantal (Aurillac 1851-58, 5 Bde.);
Parieu, Essai sur la statistique agricole du départ. du Cantal (4. Aufl.,
das. 1875).
Simone, ital. Maler, geb. 1612 zu Pesaro, daher il Pesarese genannt, machte die ersten
Studien bei Pandolfi und Cl. Ridolfi und wurde später in Bologna Guido Renis eifrigster Schüler. Seine Selbstüberschätzung
führte aber zum Bruch mit dem Meister. Cantarini ging darauf nach Rom und studierte hier Raffael und die Antike. Nach Bologna
zurückgekehrt, schuf er eine große Zahl von Gemälden, die sehr an Guido Renis Weise erinnern, aber dessen Zartheit und Grazie
vermissen lassen.
Der Ruf seiner Geschicklichkeit bewog den Herzog von Mantua, ihn in seine Dienste zu nehmen. Auch hier brachte ihn seine grenzenlose
Eitelkeit in Mißverhältnisse zu dem Herzog, und als er einst ein Porträt desselben nicht bis zur Ähnlichkeit
bringen konnte, beleidigte dies seinen Ehrgeiz so, daß er in eine Krankheit verfiel, sich nach Verona begab und 1648 starb,
nicht ohne den Verdacht der Selbstvergiftung. Zu seinen besten Gemälden gehören: die heilige Familie in der Kirche zu Barbaziano,
Lot mit seinen Töchtern daselbst, ein heil. Antonius zu Cagli, der heil. Jakob zu Rimini, die Transfiguration
in der Pinakothek zu Mailand. Cantarini hat auch 37 Blätter geätzt.
(span.,
ital. etc.,
Kantar), früheres Handelsgewicht in Nordafrika, der Türkei und Italien. In Konstantinopel (= 100 Rottels) = 56,111 kg, gegenwärtig
= 100 kg. In Rom hatte man mehrere Cantari, wovon am gebräuchlichsten der Cántaro von 100 Libbras, = 33,907
kg. Von diesem Cántaro sottile gaben 10 einen Cántaro grosso. Als Flüssigkeitsmaß (Cantara) in Spanien war der Cántaro (Arroba mayor) = 16,133
Lit. Im spanischen Westindien war in der Praxis der Cántaro = 15,44L., in Peru = 16,17L. In Chile s. v. w. Arroba
(s. d.).
(spr. kännterberi, das röm. Durovernum, neulat. Cantnaria), Stadt in der engl. Grafschaft Kent, liegt höchst
malerisch am Stour, der 2,5 km unterhalb der Stadt schiffbar wird, und gewährt mit
ihren meist engen Straßen, Spitzdächern, Giebelfenstern und hölzernen Balkonen ein altertümliches Ansehen. Canterbury hat 4 Vorstädte, 11 Kirchen,
ein schönes neues Rathaus (Guildhall), Museum, eine Missionsanstalt (St. Augustin's College, ursprünglich ein vom heil. Augustin
gegründetes Kloster, 1848 umgebaut) und eine Korn- und Hopfenbörse.
Von den sechs alten Thoren der Stadt ist nur noch eins, das Westgate, aus der Zeit Richards II., erhalten. Unter den Kirchen
sind die St. Martinskirche als die älteste (mit dem angeblichen Taufstein König Ethelberts), die St. Dunstanskirche (aus
dem 14. Jahrh.) mit einem runden, an einen der viereckigen Türme angebauten Halbturm, die Kirchen St. Croß
und St. George und besonders die berühmte Kathedrale hervorzuheben. Letztere ist in Form eines erzbischöflichen Doppelkreuzes
erbaut und hat von O. nach W. eine Länge von 160 m, in ihren zwei Querschiffen eine Breite von 48 und 40 m. Der älteste Teil
ist die um 1070 erbaute Krypta. 1174 wurde fast die ganze Oberkirche durch einen Brand zerstört und der
Neubau dann bis 1182 unter Leitung Wilhelms von Sens ausgeführt.
Das von ihm erbaute Chor zeigt die erste Anwendung des Spitzbogenstils in England. Die östlich daranstoßende Kapelle wurde
1220, Langschiff und westliches Querschiff 1420 und der 74 m hohe mittlere Turm im edelsten Stil erst 1495 vollendet;
die an einen der westlichen Türme angebaute Vorhalle im dekorierten Stil ist von 1517. An einem Altar dieser Kirche wurde 1171 Thomas
Becket ermordet, dessen kostbarer, längst verschwundener Schrein bis zur Reformation das Ziel Tausender von Wallfahrern
war.
Das Innere enthält wertvolle alte Glasmalereien und verschiedene bemerkenswerte Denkmäler. Canterbury ist Sitz eines Erzbischofs, der
den König krönt und der erste Peer des Reichs ist, meist aber zu London im Lambethpalast wohnt; sein jährliches Einkommen
beträgt 20,000 Pfd. Sterl. Canterbury hat (1881) 21,701
Einw. und treibt lebhaften Handel mit Korn, Wolle und Hopfen. Außerhalb der Stadt liegt ein künstlicher
Hügel mit einem Obelisken, der Dane John heißt (Donjon?) und eine herrliche Aussicht gewährt. Die 520 m lange Terrasse auf der
alten Stadtmauer dient als Promenade. - Canterbury soll der Sage nach 900
mehr
v. Chr. von Rudilibas angelegt und von den alten Briten Caerther oder Caerkent (Stadt von Kent) genannt worden sein; bei den
Römern hieß es Durovernum. Ethelbert, der fünfte König von Kent, welcher 568 die Regierung antrat, machte Canterbury zu seiner Residenz,
und nach dem Übertritt der Angelsachsen zum Christentum wurde es Sitz des Erzbischofs-Primas von England.
Erster Erzbischof war der heil. Augustin.
Vgl. Stanley, Historical memorials of Canterbury (10. Aufl., Lond.
1883).