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namentlich auf Zöglinge der Kunstanstalten und dürftige Künstler. In dem Tempel, [* 2] welchen er in Possagno gründete, einer Rotunde, deren Frontispiz genau nach dem Parthenon zu Athen [* 3] gebildet ist, opferte er der Religion, dem Vaterland und der Kunst die Früchte seiner sämtlichen Arbeiten. Die Veranlassung zu diesem Bau war die Weigerung der Kardinäle, eine von ihm in kolossaler Größe verfertigte Statue der Religion mit Kreuz [* 4] und Schild [* 5] in einer Kirche Roms aufstellen zu lassen. Zu Venedig, [* 6] wo Canova seine letzten Lebensjahre zubrachte und wo er starb, wurde ihm in der Kirche ai Frari ein Denkmal gesetzt, welches er selbst für Tizian entworfen hatte. Canova hinterließ eine große Anzahl plastischer Werke, aber auch in der Malerei hat er sich mit Glück versucht.
Seine Gemälde sind leicht hingemalt, aber von angenehmem Kolorit; sie stellen Venus und Amor, die Grazien, Helden, auch eine Kreuzabnahme etc. dar. Unter seinen Skulpturen sind die in das Bereich der christlichen Darstellungen fallenden zu seinen schwächsten Leistungen zu rechnen. Canova lebte in der antiken Poesie als dem Element, das seiner Neigung zum Weichen und Zierlichen vielfältigen Stoff bot, und deshalb sind auch Werke wie die Grabmäler zweier Päpste, Clemens' XIV. (Ganganelli) in der Apostelkirche und Clemens' XIII. (Rezzonico) in St. Peter zu Rom, [* 7] sowie das der Erzherzogin Marie Christine in der Augustinerkirche zu Wien, [* 8] das Vorbild seines eignen in Venedig, nur mit allgemeinen christlichen Emblemen ausgestattet und zeigen keinen der Charaktere, die dem christlichen Glauben Gegenstände der Verehrung sind. So ist auch seine reuige Magdalena, jetzt im Besitz des Herzogs von Sachsen-Meiningen, wiewohl eine seiner besten Leistungen, nicht die biblische, sondern mehr der Ausdruck seiner individuellen Empfindungen. Canova folgte fortwährend seiner Neigung zum Bilden poetischer Gestalten, und erst in seiner letzten Zeit (1817) sah man ihn einen Johannes den Täufer als Kind, eine Magdalena (1819) und 1822 für seine Kirche zu Possagno eine Pietà und Basreliefs aus der alt- und neutestamentliche Geschichte modellieren.
Diese letzten Werke tragen aber auch keinen entschiedenen Stil an sich, ja in den Basreliefs hat sich der Künstler so sehr in das Gebiet des Malerischen verirrt, daß sie zu seinen schwächsten Werken gehören. Unter den übrigen Werken Canovas sind zu erwähnen: ein liegender Amor und Psyche, nach der Fabel des Apulejus;
Psyche, stehend;
Venus und Adonis, in Neapel; [* 9]
Perseus, [* 10] das abgehauene Medusenhaupt haltend (vom Papst Pius VII. gekauft);
zwei Athleten, im vatikanischen Museum;
Hebe, die Nektarschenkende, im Besitz des Kaisers von Rußland;
Herkules, den Lykas an einen Felsen schleudernd;
das bereits erwähnte Grabdenkmal der Marie Christine, Erzherzogin von Österreich, [* 11] in der Augustinerkirche zu Wien (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 12] VI«, [* 13] Fig. 19), eins der vortrefflichsten Werke des Künstlers;
Napoleons Mutter, Nachahmung der Agrippina im Kapitol;
die siegende Venus (Porträt der Fürstin Pauline Borghese, geborne Bonaparte, die er auch nackt auf einem Ruhebett liegend darstellte);
Venus, aus dem Bad [* 14] kommend, in Charakter und Haltung der Mediceischen ähnlich;
die drei Grazien, reizende Gestalten von anmutigen, flüssig runden Formen, in der Galerie des Herzogs von Leuchtenberg zu Petersburg, [* 15] Konkordia, Porträt der Kaiserin Marie Luise, sitzend dargestellt, mit dem Zepter und Diskus;
Paris, [* 16] lebensgroße Statue aus karrarischem Marmor, in der Glyptothek zu München; [* 17]
Hebe, in der Nationalgalerie zu Berlin; [* 18]
Psyche, in der königlichen Residenz zu München;
die Statue des Marchese Poleni, aus dem Platz Vittorio Emanuele zu Padua; [* 19]
das Monument des Ritters Angelo Emo, im Arsenal zu Venedig;
die Statuen zweier Faustkämpfer, im vatikanischen Museum;
die Marmorbüste Kaiser Franz' I., in Wien;
eine Statue der Polyhymnia, daselbst;
Alfieris Denkmal mit der trauernden Italia, in der Heiligenkreuzkirche zu Florenz; [* 20]
das Denkmal Volpatos, in der Apostelkirche zu Rom;
die Bildsäule Pius' VI., in der St. Peterskirche zu Rom. Canova gebührt das Verdienst, der Bildnerei nach langer Verirrung einen bessern Weg gezeigt zu haben.
Dennoch ist er von manchen Fehlern nicht freizusprechen. Gehören seine Hebe in Berlin, seine drei Grazien und seine Psyche in München zu den reizendsten Gebilden moderner Plastik, so zeigt doch eine Reihe ähnlicher Gestalten eine gewisse Überzierlichkeit, Süßlichkeit, zuweilen auch Koketterie (namentlich die bekannte Venus). Ein vollständiges Verzeichnis von Canovas Werken findet man in den »Notizie intorno alla vita di Antonio Canova« von A. Paravia (Rom 1823).
Vgl. auch Quatremère de Quincy, Canova et ses ouvrages (Par. 1834).
Biographien Canovas haben geliefert Cicognara (Vened. 1823),
Missirini (Prato 1824, 4 Bde.) und Rosini (Pisa [* 21] 1825). Seine »Memorie« wurden herausgegeben von A. d'Este (Flor. 1865). Gestochen wurden seine Werke von Lasinio (mit Beschreibung derselben von der Gräfin d'Albrizzi, Pisa 1821-25, 5 Bde.), von Heinr. Moses in London [* 22] (1828, 3 Bde. mit 137 Kupfern), A. Reveil in Paris (1823, 100 Blätter); eine Sammlung von 100 Blättern in lithographischen Umrissen, mit Text nach d'Albrizzi u. a., von Delatouche gab Schulz heraus (2. Ausg., Stuttg. 1836).