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der Handels- und Finanzfragen zu. 1837-40 arbeitete er als Assessor bei der Regierung zu Magdeburg, [* 2] 1840-42 in Koblenz, [* 3] von 1842 ab in Trier [* 4] und wurde hier 1844 zum Regierungsrat ernannt. 1845 wurde er als vortragender Rat in das Finanzministerium berufen, wo er hauptsächlich die Bearbeitung der auf die Grundsteuer bezüglichen Angelegenheiten übernahm und den 1847 dem Vereinigten [* 5] Landtag vorgelegten Gesetzentwurf über die Einkommensteuer verfaßte. Als Mitglied der Zweiten Kammer von 1849 und 1850-52 sowie des Erfurter Volkshauses von 1850 schloß er sich der gemäßigt liberalen Partei an und war namentlich bei finanziellen Fragen häufig Berichterstatter. 1854 wurde er zum Präsidenten der Seehandlung und zum Finanzminister ernannt.
Der Etat zeigte damals ein Defizit von mehr als 5 Mill. Anstatt der von v. d. Heydt beabsichtigen Einführung neuer Steuern erklärte sich Camphausen für eine Steuerreform und eine Verminderung der Schuldentilgung durch Umwandlung der 4½proz. und der 4proz. Staatsschuld in eine gleichmäßige 4½proz. Rentenschuld. Diese Vorschläge wurden angenommen, die Konvertierung mit dem günstigsten Erfolg durchgeführt und das Defizit beseitigt. Ja, die französische Kriegsentschädigung und die reichen Erträgnisse der industriellen Staatsetablissements nach dem Krieg führten Camphausen einen Überfluß an Geldmitteln zu, welche er zur allzu eiligen Rückzahlung von Staatsschulden, teilweise auch zu Steuererlassen benutzte. So ward aus seinen Vorschlag 1872 die Mahl- und Schlachtsteuer als Staatssteuer aufgehoben und die Klassensteuer kontingentiert, ferner ansehnliche Summen zur Erhöhung der Beamtengehalte und zu öffentlichen Bauten bewilligt. E. ward dadurch sehr beliebt, um so mehr, da er durch streng konstitutionelle Haltung im Landtag das Vertrauen der Liberalen sich erwarb.
Nach dem Rücktritt Roons ward er zum Vizepräsidenten des preußischen Staatsministeriums ernannt und nahm während der wiederholten längern Beurlaubungen Bismarcks eine bedeutende Stellung ein. 1873-77 eröffnete er die Sitzungen des Landtags mit Verlesung der Thronrede, 1877 auch den Reichstag. Als freilich die Zeiten sich änderten, die Geschäfte daniederlagen und die Überschüsse im Staatshaushalt verschwanden, wurde B. wegen seiner freihändlerischen Richtung und seiner Begünstigung großer finanzieller Unternehmungen von Agrariern und Schutzzöllnern für die unglückliche Wendung der wirtschaftlichen Verhältnisse verantwortlich gemacht. Auch Bismarck entfremdete sich ihm, als er sich seiner neuen Zoll- und Wirtschaftspolitik zuwendete, und da sonderbarerweise auch die Liberalen Camphausen wiederholt angriffen, nahm derselbe eine Differenz mit dem Reichskanzler über die Tabaksteuer im Reichstag zum Anlaß, um seine Entlassung zu fordern, die er 23. März mit dem Titel und Rang eines Staatsministers erhielt. Er nahm nur noch als Mitglied des Herrenhauses am politischen Leben teil.
3) Wilhelm, Maler, geb. zu Düsseldorf, [* 6] trat 1834, nachdem er im Zeichnen von Alfred Rethel unterrichtet worden war, in die Düsseldorfer Akademie ein, wo er unter Sohns Leitung eine Reihe von Jahren arbeitete. Schließlich erhielt er ein Atelier in der Meisterklasse, in welchem er mit kurzen Unterbrechungen, die durch Reisen nach der Schweiz [* 7] und Oberitalien [* 8] und eine Tour über Berlin [* 9] und Dresden [* 10] nach München [* 11] veranlaßt wurden, bis 1850 verblieb. Er war vornehmlich Schlachtenmaler und besonders ein Meister in der Darstellung des Pferdes.
Mit großer Vorliebe stellte er die Kampf- und Schlachtszenen das 17. und 18. Jahrh. dar, Gefechte aus der Zeit Cromwells, des Dreißigjährigen Kriegs und der drei schlesischen Kriege. Besonders glücklich war er in Darstellung der Szenen und Konflikte zwischen englischem Puritaner- und Königtum. Ein sehr wesentlicher Fortschritt gab sich in seinen Bildern aus Friedrichs d. Gr. Zeit kund. Frische, Leichtigkeit der Darstellung, Richtigkeit der Zeichnung wie des Kostüms, überhaupt naturgetreuer Realismus zeichneten dieselben aus. Camphausen produzierte rasch;
unter dem vielen, was er geschaffen, heben wir hervor: Retirade österreichischer Kürassiere (1839);
Tilly auf der Flucht bei Breitenfeld [* 12] (1841);
Prinz Eugen bei Belgrad [* 13] (1842);
Cromwellsche Reiter, den herannahenden Feind beobachtend (1846);
Graf Heinrich zu Solms in der Schlacht bei Neerwinden (1846);
Puritaner, welche gefangene Kavallerie transportieren (1847);
Szene auf einem von Cromwellschen Soldaten erstürmten Schloßhof (1848);
Karl II. auf der Flucht aus der Schlacht bei Worcester (1849);
Gustav Adolfs Dankgebet nach dem Sieg bei Breitenfeld (1851);
Karl I. in der Schlacht bei Naseby;
Puritaner auf der Morgenwacht (1852).
Hieran reihen sich seine Arbeiten aus der Zeit Friedrichs d. Gr. und der Befreiungskriege, die Reiterporträte von Seydlitz (bei Roßbach) [* 14] und Zieten aus dem Busch, dann die im Auftrag des Fürsten von Hohenzollern [* 15] gemalten: Keith (bei Hochkirch), [* 16] Schwerin [* 17] (bei Prag), [* 18] der alte Dessauer (bei Kesselsdorf) und Prinz Heinrich. Diesen Porträten folgte Friedrich II. und das Dragonerregimet ^[richtig: Dragonerregiment] Baireuth [* 19] bei Hohenfriedberg, das im Auftrag der Königin von Preußen [* 20] für das Pasewalker Kürassierregiment (früher Dragonerregiment Baireuth) wiederholt wurde;
dann die Reiterporträte Blüchers und Gneisenaus;
ferner Blüchers Gefangennehmung als schwedischer Kornett durch Bellingsche Husaren;
der Choral von Leuthen; [* 21]
Friedrich II. am Sarg Schwerins;
Blüchers Rheinübergang mit dem schlesischen Armeekorps bei Kaub am Neujahrsmorgen 1814 etc. Nach seiner Rückkehr aus dem schleswig-holsteinischen Krieg von 1864 malte Camphausen die Erstürmung der Düppeler Schanze Nr. 2, den Übergang nach Alsen, die Begrüßung des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl nach dem Sturm (in der Nationalgalerie zu Berlin).
Im J. 1866 folgte er einige Zeit dem Hauptquartier des Kronprinzen in Böhmen [* 22] und malte dann die Eroberung einer Standarte durch das 10. Dragonerregiment, König Wilhelm bei Königgrätz [* 23] dem Kronprinzen den Orden [* 24] pour le mérite verleihend, ferner das Zusammentreffen des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl auf der Höhe bei Chlum sowie viele kleinere Bilder. Den Höhepunkt seiner Leistungen erreichte Camphausen in einigen überlebensgroßen historischen Reiterporträten, in denen die lebendige Auffassung ebenso rühmenswert ist wie die künstlerische Ausführung.
Friedrich d. Gr. auf einem Schimmel [* 25] mit Seydlitz, Zieten und dem Prinzen Heinrich voransprengend (1870) und der Große Kurfürst auf einem Schecken mit dem alten Derfflinger (1871) waren die ersten dieser trefflichen Bilder (im Besitz des Kaisers Wilhelm); daran schlossen sich an: der Kaiser Wilhelm auf einem trabenden Fuchs [* 26] mit Roon, Bismarck und Moltke über ein Schlachtfeld reitend (im Museum Wallraf-Richartz in Köln [* 27] 1872) und ein andres Bild des Kaisers auf einem galoppierenden Braunen mit Moltke für jenen selbst (1873). Auch als Porträtmaler und als Zeichner humoristischer und ernster Illustrationen für Steindruck und Holzschnitt leistete Camphausen Verdienstliches. Ebenso trat er als ¶
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Schriftsteller nicht ohne Erfolg auf. Seine vielen Gedichte und Festspiele für die Feste im Düsseldorfer Künstlerverein »Malkasten« sowie seine im mittelalterlichen Stil verfaßte Chronik desselben sind zwar nur in engern Kreisen bekannt geworden, sein Tagebuch aus dem schleswig-holsteinischen Feldzug aber ist unter dem Titel: »Der Maler auf dem Kriegsfeld« (Leipz. 1865) mit zahlreichen Illustrationen im Buchhandel erschienen und hat weite Verbreitung gefunden. In einem Wandgemälde in Wachsfarben für die Herrscherhalle des Zeughauses: die Huldigung Friedrichs II. in Breslau, [* 29] versuchte er sich auch im monumentalen Stil. Camphausen starb in Düsseldorf. Er hatte 1859 vom König von Preußen den Professortitel erhalten und war Mitglied mehrerer Akademien.