Der
Boden, unzweifelhaft ein ehemaliger Meeresgrund, ist aus horizontalen, zahlreiche
Muscheln
[* 11] umschließenden
Schichten zusammengesetzt
und dehnt sich in weit geschwungenen Hügelreihen hin. Die
Meteorwasser haben tiefe Rinnen gegraben und
steile
Böschungen gebrochen; sie haben
Berge stehen gelassen,
Bänke und
SchichtenSandes abgesetzt und aufgetürmt; die
Quellen
und
Flüsse
[* 12] haben ungeheure Travertindecken abgelagert. Hauptsächlich aber besteht die ganze
Bedeckung der
Ebene (bis nach
Acquapendente im N. sowie aus einem schmalen
Strich zwischen den
Bergen und
PontinischenSümpfen fast bis
Terracina) aus
Tuff,
Lapilli, Puzzolanerde und zerriebenen
Schlacken, welche die submarinen
Vulkane
[* 13] der
Ebene, die hier thätig
gewesen, darübergebreitet haben.
Der
Tiber schlängelt sich in einem breiten, eingenagten
Thal hindurch. In die Ränder der Tuffschicht zu beiden Seiten sind
Seitenthäler eingeschnitten, und einzelne kleine Tuffhügel (darunter die siebenHügelRoms) sind im
Thal selbst isoliert stehen geblieben. Die Campagna ist ein öder, bisher großenteils kulturloser und meist ungesunder
Landstrich, durchzogen von den erwähnten Hügelketten, die in den verschiedensten
Richtungen laufen und hier und da steil
eingeschnitten sind, mit unzähligen
Thälern und Schluchten, ohne alle
Bäume, mit
Ruinen bedeckt und von
»böser
Luft«
(Malaria) überlagert.
Alle Anstrengungen der spätern
Päpste,
Kanalisation, Drainierung,
Kolonisation, vermochten die Campagna nicht wieder zu heben, und
noch jetzt ist mehrere
Meilen um
Rom keine Stadt und kein Dorf zu erblicken. Das wellenförmige Land ist, mit
Ruinen, zahlreichen
Wasserleitungen, Grabmälern und andern Bauresten bedeckt, fast unbewohnt. Nur wenige
Schenken (Osterien),
Hirtenwohnungen (häufig notdürftig eingerichtete alte
Baureste), Winzerhäuser und Pachthöfe unterbrechen die unabsehbare
Einöde, auf der vereinzelt halbwilde Rinderherden, von
Hirten zu
Pferde
[* 15] bewacht, weiden.
Den
Boden bedeckt rötlichbraunes
Heidekraut, hier und da mannshoch aufgeschossener
Schierling oder
Gruppen von Farnkraut; in
den Thalsenkungen steht dichtes Wacholdergesträuch, auf den Höhenrücken wogender
Ginster.
In den kältern
Monaten gewinnt die Campagna etwas mehr
Leben; nach den ersten Regengüssen im
Oktober schießt schnell das üppigste
Gras hervor und
bedeckt alle Höhenzüge. Dann kommen aus den sich mit
Schnee
[* 16] bedeckenden
Abruzzen und vom
HochlandUmbriens und der Sabina
die
Hirten mit ihren
Herden in diese
Ebene herab.
Viermal im Jahr, vom
Frühling bis
Oktober, pflügen hier die Bewohner der Gebirgsstädtchen den schwarzen, fruchtbaren
Acker,
aber nur etwa ein Zehntel des gesamten
Bodens ist bis jetzt bepflanzt. Auch die
Ernte
[* 17] besorgen Leute aus den
Abruzzen, aus den
Marken und aus
Umbrien, so daß anfangs 20,000, vom Juli an 30,000
Menschen in der Campagna arbeiten, welche die
Pachter anwerben lassen. Außer
Getreide
[* 18] wird etwas
Wein gebaut; dazu werden
Häute,
Wolle,
Käse ausgeführt. Dichte Pinienwälder
ziehen sich an der
Küste hin.
Der größte Teil der Ländereien ist
Eigentum der
Kirche, ein Drittel ist im
Besitz von 71 fürstlichen
Familien, der Rest wird als
Eigentum von etwa 1700 kleinen Besitzern bewirtschaftet. Einen Teil der südlichen Campagna nehmen die
Pontinischen Sümpfe (s. d.) ein, die von der
Küste bei
Nettuno bis nach
Terracina reichen. Seitdem
Rom Hauptstadt des
KönigreichsItalien
[* 19] geworden ist, sind zahlreiche
Projekte entworfen worden, um die Campagna und zunächst namentlich die
nähere Umgebung von
Rom, den sogen. Agro romano, wieder urbar und bewohnbar zu machen.
Auch
Garibaldi beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren lebhaft mit dieser
Frage. Doch konnte bisher der großen Schwierigkeiten
wegen noch wenig geschehen. Erste
Bedingung ist Regulierung der Wasserläufe, namentlich des
Tiber, um
Überschwemmungen und
Stagnation des
Wassers zu verhindern, was infolge der Waldverwüstung immer häufiger vorkommt. Eukalyptuspflanzungen,
mit denen man an der
AbteiTreFontane einen vielversprechenden Anfang gemacht hat, werden dazu beitragen, das Land von der
Malaria zu befreien.
Vgl.
Westphal, Die römische
Kampagne topographisch und antiquarisch dargestellt (Berl.
1829);
Mantovani, Descrizione geologica della
Campagna Romana
(Turin
[* 20] 1875);
(spr. -pánjola), 1) Domenico, ital.
Maler und Kupferstecher in der ersten Hälfte des 16. Jahrh., wahrscheinlich
zu
Padua
[* 21] geboren, rivalisierte mit
Tizian zu
Padua in den Fresken der Scuola del
Santo,
[* 22] wo beide Vorgänge aus dem
Leben des heil.
Antonius malten, sowie in den Fresken der Scuola del Carmine daselbst. Campagnola zeigt sich
darin als tüchtigen
Künstler der venezianischen
Schule.
Minder bedeutend
ist er als Kupferstecher, da seine
Blätter mit geringem
technischen
Geschick ausgeführt und in
Komposition und Form meist manieriert sind. Von 14 Nummern, die man von ihm kennt,
tragen 10 die Jahreszahl 1517 und 1
(Ausgießung des
HeiligenGeistes) 1518, woraus sich ergibt, daß er
sich nur kurze Zeit mit dem
Stichel befaßt hat. Auch drei
¶
2) Giulio, ital. Kupferstecher und Maler, geboren zu Padua angeblich 1481 oder 1482, ist merkwürdig wegen seiner Stiche, wobei
er bereits die Punktierung anwendete. Einer derselben trägt die Jahreszahl 1509.