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Mungo, nur durch ein schmales Bergland von ihm getrennt, und von 9° 30' östl. L. v. Gr. liegt, anscheinend von keinem größern Gewässer gespeist, der Elefantensee (Balombi ma Mbu); etwas westlich von ihm entspringt der sich bald seeartig erweiternde Strom, welcher, in seinem untern Lauf Rio [* 2] del Rey genannt, die Westgrenze des deutschen Besitzes bildet.
Man unterscheidet zwei Jahreszeiten: [* 3] eine kühle oder Regenzeit von Mitte Juni bis Ausgang September, mit einer Durchschnittstemperatur von 25,9° C., und eine heiße oder trockne Zeit. Das Klima [* 4] ist für Europäer in hohem Grad gefährlich; diese ziehen es daher vor, auf den im Strom verankerten abgetakelten Schiffen (Hulks), welche als Lagerräume dienen, zu wohnen, weil sie dort sowohl vom Landwind als von der Seebrise erreicht werden. Infolge der Feuchtigkeit und Wärme [* 5] zeigt der fruchtbare Boden eine wunderbare Üppigkeit der Vegetation, Urwälder von ungeheurer Ausdehnung, [* 6] und die wertvollsten Bäume und Pflanzen (Eben- und Rotholz, Öl- und Kokospalmen, den Baumwollbaum, die Kautschukliane) enthaltend, bedecken weite Striche und besäumen die Ufer der Flüsse, [* 7] an denen dicht gedrängt die Negerdörfer liegen, umgeben von ihren Feldern, auf denen Maniok, Bananen, Yams, Erdnüsse, Bohnen, Erbsen u. a. gebaut werden, während Tomaten, Kürbisse, Guajaven, Limonen, Kakao u. a. scheinbar wild wachsen. Große Herden von Elefanten und Antilopen, zahlreiche Gorillas, Babus, Leoparden, Panther u. a. bevölkern die dichten Urwälder.
Die Bewohner dieses Gebiets gehören zur großen Völkergruppe der
Bantu; am Camerunfluß
wohnen die
Dualla (Diwalla), unter
den übrigen zahlreichen
Stämmen sind die nördlichen Balung und Bakundu und die Bamboko im
NW. die nennenswertesten. Die
Dualla, deren Zahl auf 20,000 geschätzt wird, wohnen an beiden
Ufern des Camerun
flusses, etwa 3-4 geogr.
Meilen von seiner Mündung, wo die
Ufer 10-12 m hoch aufsteigen. Hier folgen einander am linken
Ufer aufwärts die großen
Dörfer:
König
Bells Stadt, König
Aquas Stadt und
Didos Stadt, welche, in der
Nähe der europäischen
Faktoreien zusammenliegend,
auch als der
Ort Camerun
[* 8] bezeichnet werden.
Eine jede dieser
»Städte« besteht aus zahlreichen und ansehnlichen
Hütten
[* 9] mit
Wänden aus
Matten von Palmblättern und saubern,
gleichfalls aus Palmblättern geformten Dächern. Von europäischen Handelshäusern gibt es hier außer zwei deutschen noch
sieben englische, meist kleinere
Firmen, auf dem Land selbst aber nur drei deutsche und zwei englische
Faktoreien sowie zwei Missionsstationen der englischen
Baptisten. Handelsobjekte sind
Palmöl,
Palmkerne und
Elfenbein, welche
von den Camerun
leuten als Zwischenhändlern von den landeinwärts wohnenden
Stämmen eingehandelt und an die
Weißen verkauft
werden. Es besteht hier durchaus
Tauschhandel, von europäischen
Waren sind vornehmlich
Zeuge,
Gewehre,
Pulver,
Salz,
[* 10]
Spirituosen,
Tabak,
[* 11] Eisentöpfe, Messingpfannen,
Koffer,
Beile,
Perlen,
Knöpfe,
Nadeln,
[* 12] Klingeln, Kindertrompeten, Mundharmoniken,
Glas- und Porzellanwaren,
Lampen
[* 13] u. a. begehrt.
Die Werteinheit ist der
Kru, welcher den
Negern als 1 Pfd. Sterl. angerechnet und in 4 Keg oder 8 Piggen oder 20
Bar geteilt
wird. Dem
Kru entsprechen 10
Gallons oder 45
Lit.
Palmöl. Die Camerun
neger beschäftigen sich ausschließlich
mit
Handel, den Anbau von
Früchten überlassen sie ihren Sklaven und ihren Weibern, welche beide mit den
Kanoes den Hauptreichtum
eines
Negers ausmachen; die
Könige
Bell und
Aqua haben jeder gegen 60
Frauen. Die
Könige sind die Haupthändler und beziehen
auch von den europäischen Kaufleuten ansehnliche Jahresgelder, wofür sie dieselben gegen Übergriffe
ihrer
Unterthanen schützen,
Forderungen an dieselben eintreiben u. a. Dagegen setzen sie einem direkten
Verkehr zwischen den
Faktoreien und den Bewohnern der
Hinterländer einen entschiedenen
Widerstand entgegen, wodurch die letztern endlich in eine
so feindselige
Stimmung versetzt wurden, daß sie Anfang 1884 eine äußerst drohende
Haltung gegen die
Dualla annahmen.
Diese wandten sich, nachdem ein an
England gerichtetes Gesuch um Übernahme des Protektorats unberücksichtigt geblieben war,
an den deutschen
Kaiser. Demzufolge wurde trotz der lebhaften Gegenagitation der hier ansässigen
Engländer am von
dem als
Reichskommissar abgesandten
Generalkonsul
Nachtigal die deutsche
Flagge in Camerun
geheißt und diese
Zeremonie am 21. in
Bimbia und später an andern
Plätzen wiederholt. Damit war das ganze Gebiet unter deutschen Reichsschutz
gestellt.
Die an der Ambasbai gelegene Missionsstation Victoria, [* 14] 1858 gegründet von englischen Baptisten, welche aus Fernando Po ausgewiesen wurden, blieb nebst einem kleinen umliegenden Terrain britischer Besitz. Ein im Dezember entstandene Aufstand der Duallaneger wurde durch die deutschen Kriegsschiffe Bismarck und Olga schnell unterdrückt und durch Abkommen mit England als nördliche Grenze der Rio del Rey bis zu seiner Quelle [* 15] bestimmt und von dort eine gerade Linie, welche den Croßfluß überschreitet und unter 9° 8' östl. L. endigt, als Südgrenze bis zur endgültigen Auseinandersetzung mit Frankreich und Spanien [* 16] der Behuwe Creek (Criby), etwas südlich vom 3.° nördl. Br., angenommen. Für die Verwaltung der Kolonie wurde ein Gouverneur ernannt, dem auch die übrigen Besitzungen an der Westküste von Äquatorialafrika [* 17] unterstellt sind.
Vgl. R. Burton, Abeokuta and the Camaroons Mountains (Lond. 1863, 2 Bde.), Buchholz, Reisen in Westafrika (Leipz. 1880);
Reichenow, Die deutsche
Kolonie Camerun
(Berl. 1884);