(Camerlengo di Santa Romana Chiesa, ital., »Kämmerling«,
lat. Camerarius), am päpstlichen Hof der Kardinal, welcher den Schatz zu verwalten hat und der zur Zeit des Bestehens des Kirchenstaats
der Justiz vorstand, auch bei einer Erledigung des päpstlichen Stuhls die interimistische Regierung führte.
Archibald, schott. Prediger, verwarf die von Karl II. angebotene Indulgenz 1669, forderte
mit Cargille Abschaffung der Monarchie als Quelle der Kirchenfälschung und fiel in der Schlacht bei Airs Moß 1682. Seine Anhänger,
die Cameronianer oder Cargilliten, erhielten 1743 Duldung.
Sie halten die Presbyterialform für die einzige göttlich vorgeschriebene
Verfassungsform.
1) Simon, amerikan. Politiker, geb. 8. März 1799 in Pennsylvanien, wurde früh Waise und mußte
sich durch schwere Arbeit kümmerlich ernähren. 1816 ward er Gehilfe in einer Buchdruckerei zu Harrisburg, dann erhielt er
Beschäftigung an einer Zeitung in Washington und 1832 den Posten eines Inspektors in West Point. Er widmete sich nun mit großem
Eifer dem Studium des Bank- und Eisenbahnwesens. 1845 wurde er in Pennsylvanien zum Vertreter des Staats im
Senat zu Washington erwählt und ward in demselben bald einer der Führer der republikanischen Partei.
Nach Lincolns Regierungsantritt und dem Ausbruch des Bürgerkriegs 1861 ward er vom Präsidenten zum Kriegsminister ernannt,
mußte aber bald zurücktreten, da die Mehrheit des Kongresses mit seiner Absicht, sofort die Emanzipation
der Negersklaven zu proklamieren und diese zu bewaffnen, nicht einverstanden war. Durch seine schroff republikanische Gesinnung
und seine Begünstigung der immer mehr um sich greifenden Korruption in der Partei, wegen welcher der Kongreß auch einen öffentlichen
Tadel gegen ihn aussprach, machte er sich für andre Ämter unmöglich. Später schloß er sich Grant an,
unterstützte dessen zweimalige Präsidentenwahl 1868 und 1872 und betrieb auch 1880 seine dritte Kandidatur, aber erfolglos.
- Sein Sohn James Donald Cameron, geb. 1833, der ihm 1877 als Mitglied des Senats folgte, trat als Politiker in
seine Fußstapfen.
2) Verney Lovett, berühmter Afrikareisender, geb. 1. Juli 1844 zu Radipole in Dorsetshire, Sohn eines Vikars, trat mit 13 Jahren
in die englische Marine, verschaffte sich durch Reisen im Mittelmeer, nach Westindien und nach dem Roten Meer nicht nur nautische,
sondern auch sprachliche Kenntnisse und wurde 1872 von Sir Bartle Frere zum Führer der Livingstone-Eastcoast-Expedition
ausersehen, deren Aufgabe es sein sollte, dem von Stanley wieder aufgefundenen Reisenden Livingstone neue Hilfsmittel zuzuführen.
Am 18. März 1873 verließ Cameron mit Dillon und Murphy Sansibar und erreichte 4. Aug. Unianjembe, wo er mit der Leiche Livingstones, welche
von dessen Dienern zurücktransportiert wurde, zusammentraf.
Während nun Murphy mit der Rückführung der Leiche betraut wurde, drang Cameron weiter vor und zwar mit Dillon, der sich jedoch
schon 17. Nov. in einem Anfall von Delirium erschoß. E. selbst erreichte Udschidschi am Tanganjikasee 21. Febr. 1874. Dieser Ort wurde
astronomisch bestimmt, die Höhe des Sees rektifiziert und dieser selbst fast ganz umschifft. Darauf sprach
Cameron die Vermutung aus, daß der Lukuga ein zum Lualaba führender Zufluß des Congo, mithin der Tanganjika der Quellsee des Congo
sei.
Nach Udschidschi zurückgekehrt, brach er 20. Mai auf, um durch Afrika hindurch zum Atlantischen Ozean zu gelangen, und erreichte
im August Nyangwe am Lualaba. Da C. den Lualaba nicht stromabwärts befahren
konnte, ging er südwärts zum Lomane und gelangte
im Oktober nach Kilemba, der Hauptstadt von Urua. Hier blieb er bis Februar 1875. Von Kilemba machte Cameron einen Abstecher nach
SO. und entdeckte den Kassali- oder Kikondschasee und nördlich von Kilemba den kleinen See Mohrja mit
zahlreichen Pfahlbauten.
Darauf setzte er seinen Marsch durch Ussambi, Lunda, Lovale und Bihé fort und erreichte bei Katombela, nördlich von Benguela, 7. Nov. 1875 den
Atlantischen Ozean. Wenn auch nicht so glänzend in seinen Resultaten wie nach ihm Stanley (s. d.), hat Cameron doch
bei dieser kühnen Durchquerung des afrikanischen Kontinents sich große Verdienste namentlich dadurch erworben, daß er zahlreiche
Punkte astronomisch bestimmte und fast 4000 Höhenbestimmungen machte. Von den Londoner und Pariser Geographischen Gesellschaften
mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet, hat sich Cameron seitdem wieder dem englischen Marinedienst zugewandt. 1876 wohnte
er dem von König Leopold in Brüssel zusammenberufenen Kongreß der Afrikareisenden bei. Seine große Reise
beschrieb er in »Across Africa« (Lond. 1876;
deutsch: »Quer durch Afrika«, Leipz. 1877, 2 Tle.). 1878-79 bereiste er Cypern und das Euphrat-Tigris-Gebiet, um die Möglichkeit
einer Eisenbahnverbindung zwischen Indien und dem Mittelmeer zu untersuchen, und veröffentlichte darüber:
»Our future highway« (1880, 2 Bde.).
deutsche Kolonie an der Westküste Afrikas, in der Tiefe des Golfs von Guinea, erstreckt sich von den Ethiopekatarakten
des Croß River unter 9° 8' östl. L. v. Gr. bis zur Mündung
des Rio del Rey und von da südwärts bis über den 3.° nördl. Br. hinaus; nach dem Innern, das bis auf
kurze Entfernungen von der Küste noch ganz unbekannt ist, sind die Grenzen völlig unbestimmt (s. Karte). Die Küste selbst hat
größere Einschnitte nur durch die Flußmündungen; an der Straße, welche die spanische Insel Fernando Po vom Festland trennt,
öffnet sich die Ambasbai mit den vorliegenden Inseln Ambas (Ndami) und Mandaleh, daneben die enge Man
of War-Bai.
Dahinter hebt sich, fast unmittelbar vom Strand in nördlicher Richtung noch über 4° 35' hinausstreichend, das Camerungebirge,
ein gewaltiger Gebirgsstock, dessen vulkanische Massen eine weithin sichtbare Landmarke abgeben. Es steigt in seinem südlichsten
Gipfel, dem Mongo ma Etindeh, zu 1933, im Mount Helen zu 2810, im Mongo ma Lobah (Götterberg) zu 4190 m
auf. Der letzte ist ein mächtiger Bergriese, an dessen weitem Krater sich zwei Kegel (Albert und Victoria) erheben.
Lavaeruptionen sind seit Menschengedenken nicht vorgekommen, aber erkaltete Lavaströme verschiedenen Alters ziehen sich an den
Seiten herab, und rauchende Solfataren in der Nähe der höchsten Gipfel zeigen an, daß die innere Glut
noch nicht erloschen ist. Auf dem Gipfel fanden Burton und Mann 29. und 30. Jan. 1862 als höchste Temperatur 12,5° C., als niedrigste
-2° C. bei starkem Reif; Schnee liegt zuweilen auf den höchsten Punkten. Unter der Region der Felsen- und
Alpenkräuter bekleidet bis zu 2100 m Höhe eine überaus reiche und mannigfaltige Vegetation die Bergseiten und geht an der
Basis in die üppigste tropische Pflanzenwelt über. Der Mongo ma Lobah wurde zuerst im Dezember 1861 und im Januar 1862 von
Burton und dem deutschen Botaniker Mann, dann 1877 von Comber, 1879 von Flegel und im Dezember 1884 von Zöller
und Rogozinski erstiegen. Von seinen Seiten fließen zahlreiche Gewässer dem Meer im W. und dem Mungo im O. zu. Der Mungo entspringt
nördlich vom 5.° nördl.
mehr
Br., bildet in seinem obern Lauf den 20 m hohen Mungofall, dann die Elikistromschnellen, ist darauf aber selbst für Dampfer
befahrbar, nimmt rechts den Peteh oder Kleinen Mungo mit dem Abfluß des Sees Balombi ba Kotta auf und mündet in zahlreichen
Armen, ein Gewirr sumpfiger Inseln bildend, in den Camerunfluß. Ein westlicher Arm fließt als Bimbia direkt
dem Meer zu. Ganz nahe dem Oberlauf des Mungo entsteht aus zahlreichen kleinen Bergströmen der Yabiang oder Abo, welcher in
vielfachen Krümmungen südwärts fließt, um unter 4° 12' nördl. Br. mit dem von NO. aus noch völlig unbekannten Gebiet
herzuströmenden Madiba ma Dualla, der weiter auswärts die große Insel Wuri und andre kleinere umschließt,
und dessen Schiffbarkeit etwas nördlich von 4° 30' nördl. Br. gleichfalls durch Stromschnellen behindert wird, sich zu vereinigen
und, ebenso Inseln bildend, sich in den Camerunfluß zu ergießen, dem von O. und S. noch der Lungasi, der Donga und
der Quaqua zugehen.
Den Lungasi kennen wir nur eine kurze Strecke aufwärts bis zu den Katarakten von Ebong; der Donga ist vielleicht nur ein breites
Ästuarium, an das zahlreiche kleinere Flüsse ihre Gewässer abgeben; der Quaqua ist ein nach N. sich abzweigender Mündungsarm
des wasser- und inselreichen Edea, der sich in zwei breiten Mündungen, Borno und Barea, welche die Insel
Malimba einschließen, direkt in die Bucht von Biafra ergießt. Aus diesen Flüssen: Mungo, Madiba ma Dualla, Lungasi, Donga und
Quaqua entsteht der mächtige Camerunfluß (Madiba di Dualla), welcher schon in seinem obern Teil eine Breite von 1-1½ km
hat und weiter dem Meer zu weniger einem Fluß als einem beträchtlichen Meeresarm gleicht, dessen Gegenwart
schon weit in die See hinaus an der schmutziggelben Farbe des Wassers erkennbar ist, eine Folge der mitgerissenen Sand- und Schlammmassen,
welche mit Hilfe der verschiedenen Strömungen der Gezeiten und des Flusses an der Mündung Barren bilden
und somit das Fahrwasser für tiefer gehende Schiffe auf das äußerste beschränken. Zur Zeit des Hochwassers hat der Strom
eine Geschwindigkeit von 6½-8 km pro Stunde, dann sieht man riesige Baumstämme und mit Strauchwerk bewachsene Inselchen den
Strom hinabtreiben. Durch beständige Ablagerungen hat der Strom an seiner Mündung große, sumpfige, von
Kanälen durchzogene Inseln gebildet, welche, gleichwie die Ufer, dunkle Mangrovenwälder bedecken. Westlich vom obern