Veto nicht einlegte, reiste Calhoun nach Südcarolina und veranlaßte jene berüchtigten Nullifikationsbeschlüsse, wonach jeder
Staat der Union berechtigt sein sollte, Akte der Bundesregierung für ungültig zu erklären, welche auf Mißbrauch der ihr von
den angeblich souveränen Einzelstaaten delegierten Gewalt beruhten. Im Februar 1829 wurde in der Gesetzgebung von Südcarolina
dieser Grundsatz der Nullifikation anerkannt, Virginia, Georgia und Alabama schlossen sich an, und der Bürgerkrieg
sowie Auflösung der Union schienen unvermeidlich.
Der Präsident Jackson erließ jedoch eine energische Proklamation gegen die Nullifikation und sendete Truppen nach Südcarolina,
bewog aber zugleich durch Milderung des Tarifs die vier Staaten zur Nachgiebigkeit. Calhoun legte sein Amt als
Vizepräsident nieder, wurde jedoch bald darauf wieder in den Senat gewählt und blieb fortan, ohne einer Partei anzugehören,
der eifrigste Verteidiger der Interessen der Südstaaten und der Sklaverei. 1838 hielt er seine berühmte Rede über den Abolitionismus,
gegen welchen er mehrere gehässige Gesetze durchsetzte. 1841 vom Präsidenten Tyler zum Staatssekretär
ernannt, bewirkte er, um das Gebiet der Sklavenstaaten auszudehnen und ihnen dadurch ihr Übergewicht in der Union zu sichern,
die Annexion von Texas und half im Interesse der Südstaaten den Krieg gegen Mexiko schüren. 1845 führte er den Vorsitz in der
zu Memphis von den Sklavenstaaten abgehaltenen Konvention, in welcher der Süden seine Nullifikationsdoktrin
wiederholte.
Als nach dem Krieg mit Mexiko zwischen den Nord- und Südstaaten ein Streit entstand wegen der Organisierung des gewonnenen
Landes, forderte Calhoun, obwohl durch Krankheit gebrochen, im Senat für den Süden geradezu die Trennung von der Union. Eine zweite,
weit drohendere Rede arbeitete er schriftlich aus und ließ sie verlesen. Während dieser Kämpfe starb
er 31. März 1850 in Washington. Er war ein staatsmännische Genie, in seinem Privatleben ein fleckenloser Charakter; aber er schleuderte
durch die Doktrin von der Berechtigung, bez. Notwendigkeit der Sezession eine Brandfackel in die Union, welche den Bürgerkrieg
entzündet hat. Seine Werke, enthaltend die Reden und andre öffentliche Arbeiten sowie die »Disquisition on government«, wurden
herausgegeben von Craillé (New York 1856, 6 Bde.).
Vgl. v. Holst, John Calhoun. Calhoun (Bost. 1882).
(Santiago de Cali), Stadt im Staat Cauca der südamerikan. Republik Kolumbien, am gleichnamigen überbrückten Fluß
(Rio Cali), der unterhalb in den Rio Cauca mündet, ist gut gebaut und von altertümliche Aussehen, hat mehrere
alte Kirchen und Klöster, von denen eins jetzt als höhere Schule und Hospital dient, bedeutenden Verkehr und (1870) 12,743
Einw. Eine Eisenbahn verbindet Cali mit dem Hafen Buenaventura am Stillen Ozean.
in Shakespeares »Sturm« das Gegenstück von Ariel (s. d.),
ein unförmliches Mittelding zwischen Mensch und Meerkalb;
daher überhaupt s. v. w. ungeschlachtes Geschöpf.
(franz., spr. -ko),
s. Kaliko. Nach einer gleichnamigen Person in dem Scribeschen Stück »Le combat des Montagnes«
ist dies Wort im Französischen ein Spitzname geworden, entsprechend unserm »Schwung«
oder »Ladenschwengel«.
Marcus, berühmter röm. Redner, war 57 v. Chr. Prätor und wirkte als solcher für die Zurückberufung Ciceros
aus dem Exil, bewarb sich vergeblich um das Konsulat, schloß
sich im Jahr 49 an Cäsars Sache an, in dessen Interesse er beantragte,
daß Pompejus zur Verhütung des Bürgerkriegs in seine Provinz abgehen möchte, und starb, ungewiß wann,
zu Placentia als Statthalter des diesseitigen Gallien. Die Bruchstücke seiner Reden, von denen die Verteidigung des M. Scaurus
(54), des Milo (52), eine Anklage des Quintus Gallius (64) und eine Rede erwähnt werden, die er 51 zu seiner
eignen Verteidigung gegen die Anklage der Amtserschleichung bei seiner Bewerbung um das Konsulat hielt, gab H. Meyer in den »Fragmenta
oratorum romanorum« (2. Aufl., Zür. 1842) heraus.
(lat.), der schwere Soldatenstiefel der römischen Kaiserzeit;
auch Name der kleinen Stiefel, welche dem
Bischof, wenn er das Meßopfer verrichtet, angelegt werden. Caliga hispanica, spanischer Stiefel, ein Folterwerkzeug.
Gajus Cäsar, röm. Kaiser von 37 bis 41 n. Chr., Sohn des Germanicus und der Agrippina, wurde 31. Aug. 12 n. Chr.
geboren. Er befand sich schon 14 in dem Lager des Germanicus am Rhein und erhielt hier von den Soldaten,
weil er den Soldatenstiefel, die caliga (s. d.), zu tragen pflegte, den Beinamen
Caligula, nach dem er gewöhnlich benannt wird; auch begleitete er seinen Vater nach dem Orient, als dieser 18 dorthin geschickt wurde.
Später entging er der argwöhnische Grausamkeit des Tiberius, welcher sein Vater, seine Mutter und seine
beiden Brüder zum Opfer fielen, nur durch die niedrige, sklavische Schmeichelei, mit der er sich überall dem Belieben und
den Ansichten des Kaisers anbequemte.
Gleichwohl wurde er, als er 37 nach der Ermordung des Tiberius zur Herrschaft gelangte, allgemein mit dem größten Jubel
begrüßt, weil man von ihm die Erlösung vom Druck der vorhergehenden Regierung hoffte. Anfangs entsprach
er diesen Erwartungen, als er aber im achten Monat seiner Regierung schwer erkrankte und nach seiner Genesung die lebhaftesten
allgemeinen Huldigungen empfing, trat eine völlige Veränderung ein. Er hatte, vielleicht infolge dieser Huldigungen, die
Überzeugung gewonnen, die er auszusprechen liebte, daß ihm alles erlaubt sei, was ihm beliebe, und
so folgten nun Schwelgereien, Ausschweifungen, Grausamkeiten in einer Art, daß man sie nicht ohne Grund durch die Annahme einer
völligen Geistesstörung erklären zu müssen geglaubt hat. Er lebte von nun an nur für niedrige sinnliche Genüsse, für
Feste und Spiele, für nutzlose kostspielige Bauten und für grausame Hinrichtungen, welche er nach Laune
und Willkür über Vornehme und Geringe verhängte (unter andern wurde auch Tiberius, der Enkel des Kaisers Tiberius, von ihm
ermordet), und denen er selbst mit Wohlgefallen beizuwohnen pflegte.
Ein besonderes Motiv für seine Grausamkeiten kam noch dadurch hinzu, daß nicht nur die 270 Mill. Sesterzien
(über 50 Mill. Mk.), welche Tiberius angesammelt hatte, sondern auch die sonstigen Geldquellen Italiens durch seine Verschwendung
bald ausgezehrt waren, weshalb er viele hinrichten ließ, bloß um sich ihrer Reichtümer zu bemächtigen, und dabei gefiel
er sich darin, sich als Gott verehren zu lassen und alles Hohe und Ehrwürdige in jeder Hinsicht mit Füßen
zu treten. Im Herbst 39 unternahm er einen Feldzug in die Provinzen jenseit der Alpen, angeblich, um die Deutschen für ihre Einfälle
in römisches Gebiet zu züchtigen; er begnügte sich aber, einen Scheineinfall in Deutschland zu machen und an der Küste
mehr
Britannien gegenüber von seinen Soldaten als Trophäen über Britannien Muscheln sammeln zu lassen; die meiste Zeit (ungefähr
ein Jahr) brachte er in Lyon mit Hinrichtungen und Konfiskationen zu. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr wurde er 24. Jan. 41 von
einem Tribun der Prätorianer, Chärea, den er persönlich beleidigt hatte, unter Beihilfe mehrerer Mitverschwornen
nach einer Regierung von 3 Jahren und 10 Monaten getötet. Ein besonders charakteristisches Porträt von ihm befindet sich in
Rom im kapiklinischen Museum.