mehr
sacramentales und zeigte gegen seine weltlichen Stücke um so mehr Gleichgültigkeit, je mehr man ihm fremde Stücke unterschob und seine eignen bis zur Unkenntlichkeit entstellte. Als nachweisbar echt besitzen wir von Calderon 108 Schauspiele (comedias) und 73 Autos sacramentales nebst den dazu gehörigen Loas (Vorspielen), während von seinen 100 scherzhaften Sainetes (Zwischenspielen) nicht eins mehr vorhanden ist. Sein letztes Stück, im 81. Jahr geschrieben, war »Ilado y Divisa«.
Außerdem schrieb Calderon viele Lieder, Sonette, Romanzen und andre kleine Gedichte, die zum größten Teil ungedruckt geblieben sind. Was davon noch auszutreiben war, hat de Castro (»Poesias de Calderon«, Cadiz [* 2] 1848) herausgegeben; ein Bändchen neu aufgefundene Gedichte erschien unter dem Titel: »Poesias ineditas« (Madr. 1881). Die erste Sammlung seiner Dramen, von seinem Bruder besorgt (Madr. 1640-74), gedieh nur bis zum vierten Band. [* 3] Vollständigere Ausgaben der Comedias lieferten Juan de Vera Tassis (Madr. 1685-94, 9 Bde.), Fern. de Apontes (das. 1760-63, 11 Bde.), J. G. ^[Johann Georg] Keil (Leipz. 1827-30, 4 Bde.), am besten Hartzenbusch (Madr. 1848-50, 4 Bde., 122 Stücke enthaltend) und Garcia Ramon (das. 1882 ff.). Die Autos, welche Eigentum der Stadt Madrid [* 4] waren und lange nicht gedruckt werden durften, erschienen zuerst zu Madrid 1717 in 6 Bänden, später von Apontes herausgegeben: »Autos sacramentales alegoricos y historiales del Phenix de los poetas etc.« (das. 1759-60, 6 Bde.). Eine vorzügliche kritische Ausgabe des »Magico prodigioso« veröffentlichte Morel-Fatio (Heilbr. 1877). Deutsche [* 5] Übersetzungen Calderonscher Dramen lieferten A. W. v. Schlegel (»Spanisches Theater«, [* 6] Berl. 1803-1809, 2 Tle., 5 Stücke enthaltend),
Gries (das. 1815 bis 1826, 7 Bde.),
v. d. Malsburg (Leipz. 1819-25, 6 Bde.),
Martin (das. 1844, 3 Tle.) und M. Rapp (»Spanische [* 7] Theater«, Bd. 6, Hildburgh. 1870). Übertragungen der geistlichen Schauspiele besorgten J. ^[Joseph] v. Eichendorff (Stuttg. 1846-53, 2 Bde.) und Lorinser (Regensb. 1856-72, 18 Bde.; 2. Aufl. 1882 ff.). Das Verdienst, die deutschen Bühnen dem Genius Calderons geöffnet zu haben, gebührt Goethe und Schlegel. Schon 1811 ging in Weimar [* 8] »Der standhafte Prinz« über die Bühne; 1816 wurde dasselbe Stück zuerst in Berlin [* 9] aufgeführt. In Wien [* 10] brachte West (Schreyvogel) »Don Pedro, das Leben ein Traum« (gedruckt 1867) nach der Griesschen Übersetzung in bühnenmäßige Form und zur Aufführung. Im allgemeinen aber blieb der Versuch, Calderon auf der deutschen Bühne einzubürgern, trotz aller Farbenpracht seiner Gebilde ohne nachhaltigen Erfolg, was teilweise in dem ängstlichen Festhalten an der originalen, dem Deutschen nie mundgerecht zu machenden Form, mehr aber wohl noch in dem ganzen uns fremdartigen und widerstrebenden Geiste, der die Stücke erfüllt, seinen Grund hat. Die erste Biographie von Calderon schrieb sein Herausgeber Vera Tassis (abgedruckt vor dem ersten Teil der Komödien sowie in mehreren spätern Ausgaben). Gut über ihn urteilten außer A. W. v. Schlegel (»Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur«, Bd. 3, Heidelb. 1817) namentlich Valent.
Schmidt (»Wiener Jahrbücher«, Bd. 17-19, 1822),
Fr. v. Schack (»Geschichte der dramatischen Litteratur in Spanien«, [* 11] Bd. 3),
K. Immermann (»Deutsche Pandora«, Bd. 3),
Fr. v. Raumer (»Historisches Taschenbuch« 1842) und Klein (»Geschichte des Dramas«, Bd. 11, Leipz. 1874).
Vgl. Fr. W. Schmidt, Die Schauspiele Calderons (Elberf. 1857);
Fastenrath, Calderon (Leipz. 1881);
Derselbe, Calderon in Spanien (das. 1882);
Dorer, Die Calderon-Litteratur in Deutschland [* 12] (das. 1881);
Putman, Studien over Calderon en zijne geschriften (Utrecht [* 13] 1880);
Lasso de la Vega, Calderon de la Barca.
Estudios de las obras etc. (Madr. 1881); Pelayo, y su teatro (das. 1881).
2) Don Serafin, neuerer span. Dichter, geb. 1801 zu Malaga, [* 14] studierte die Rechte in Granada, [* 15] wurde 1822 daselbst Professor der Poesie und Rhetorik, war später Advokat in seiner Vaterstadt und ließ sich 1830 in Madrid nieder, wo er seine beifällig aufgenommenen »Poesias del solitario« (Madr. 1833-40, 2 Bde.) herausgab. Nebenbei legte er sich auf das Studium der arabischen Sprache [* 16] und verfaßte im Auftrag der Regierung ein Lehrbuch der Staatsverwaltungsgrundsätze (»Principios de administracion«).
Anfang 1834 wurde er zum Generalauditor bei der Nordarmee und 1836 zum Zivilgouverneur von Logrono ernannt. Durch einen Sturz vom Pferde [* 17] für einige Zeit an Madrid gebannt, beschäftigte er sich vorzüglich mit Sammlung der immer seltener werdenden Schätze der altspanischen Nationallitteratur, der handschriftlichen und gedruckten Cancioneros und Romanceros, und mit der Vorbereitung einer kritischen Ausgabe derselben, die indessen nicht zu stande kam. Ende 1837 wurde E. politischer Chef in Sevilla, [* 18] zog sich aber infolge des Aufstandes im November 1838 ins Privatleben zurück. Er starb Von seinen Werken sind noch zu nennen: die Novelle »Christianos y Moriscos« (Madr. 1838),
ein sehr schätzbarer Versuch über die Litteratur der Morisken (»Litteratura de los Moriscos«) und die geistreichen »Escenas andaluzas por el solitario« (das. 1847). Eine Auswahl seiner Werke findet sich in Ochoas »Apuntes por una biblioteca de escritores españoles contemporaneos«, Bd. 1 (Par. 1840).
3) Philip Hermogenes, engl. Maler, geb. 1833 zu Poitiers als Sohn eines spanischen Flüchtlings, kam 1846 nach England, wo er unter Leigh studierte, und ging 1851 nach Paris, [* 19] um unter Picot seine Studien zu vollenden. Sein »gebrochenes Gelübde« (1857) gewann ihm die Neigung des englischen Publikums, das sich gern durch Sentimentalität bestechen läßt. Von spätern Werken sind zu nennen: die Tochter des Gefängniswärters, französische Landleute ihr gestohlenes Kind wiederfindend, die Freigebung Gefangener, die Werbung (1861, eins seiner besten Bilder), nach der Schlacht, die englische Gesandtschaft in Paris am Abend des Bartholomäustags, der junge Hamlet. Im J. 1867 wurde Calderon Mitglied der Londoner Akademie, und im gleichen Jahr erhielt er für des Siegers Heimkehr als der einzige der englischen Künstler auf der Pariser Weltausstellung die goldene Medaille. In den 70er Jahren folgten die Königin der Turniere und einige historische Gemälde.