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Universalessenzen, Schönheitswasser, trieb Goldmacherei und die Auffindung des Steins der Weisen, beschwor Geister und gewann bedeutende Summen. Nach einem Ausflug nach den Niederlanden und nach Deutschland [* 2] tauchte er in Palermo [* 3] wieder aus, wo ihn aber nur die Gunst eines sizilischen Prinzen, welchen Lorenza gewonnen hatte, dem Kerker entriß. Er begab sich nun über Malta, Neapel [* 4] und Marseille [* 5] nach Spanien, [* 6] wo er namentlich in Barcelona, [* 7] Valencia [* 8] und Cadiz [* 9] unter dem Namen eines Tischio sein Wesen trieb.
Bei einem zweiten Aufenthalt in London [* 10] in den Freimaurerorden ausgenommen, bewegte er sich in den höchsten Kreisen, machte fürstlichen Aufwand und spielte, namentlich in weiblichen Kreisen fast vergöttert, eine glänzende Rolle. Er erfand ein eignes maurerisches System, das er als ägyptische Maurerei bezeichnete, gab sich für einen Sendboten des Elias oder Großkophta, später für letztern selbst aus, leitete sein Dasein von der Liebe eines Engels zu einem irdischen Weib her und wollte gesandt sein, um die Gläubigen durch physische und moralische Wiedergeburt zu höherer Vollkommenheit zu führen.
Vom
Haag,
[* 11] wo er die nüchternen
Holländer beschwindelte, begab er sich über
Venedig
[* 12] und
Berlin,
[* 13] wo er wenig Anklang fand, nach
Mitau
[* 14] in
Kurland,
[* 15] wo er eine Zeitlang die erlesensten
Kreise
[* 16] bezauberte. Selbst die Gräfin
Elisa von der
Recke
war eine Zeitlang seine begeisterte Anhängerin. Auch in
Frankfurt
[* 17] a. M. und
Straßburg,
[* 18] wohin er sich über
Petersburg
[* 19] und
Warschau
[* 20] begab, wurde er glänzend aufgenommen. In
Paris,
[* 21] wohin er sich mit dem
Kardinal von
Rohan begab, ward er in die bekannte
Halsbandgeschichte desselben verwickelt, in die
Bastille gesetzt und, obwohl an dem betrügerischer
Schwindel
nicht beteiligt, durch
Endurteil vom aus
Frankreich verbannt. In
Deutschland war ihm, teils durch die selbstverleugnende
Offenheit, mit welcher
Elisa von der
Recke in der »Nachricht von des berüchtigten Cagli
ostro Aufenthalt
in
Mitau« (Berl. 1787) mit ihrer eignen
Schwäche Cagli
ostros
Nichtigkeit aufgedeckt hatte, der Aufenthalt
unthunlich gemacht worden.
Auch aus Oberitalien [* 22] vertrieben, wandte er sich nach Rom, [* 23] wo er das Ziel seiner Laufbahn finden sollte. Anfangs lebte er hier sehr eingezogen; bald aber begann er, durch Mangel getrieben, für die ägyptische Maurerei zu wirken, wurde durch einen seiner Adepten verraten und im Dezember 1789 auf die Engelsburg in Haft gebracht. Die römische Inquisition zog ihn wegen Ketzerei in Untersuchung und verurteilte ihn zum Tod. Pius VI. verwandelte die Todesstrafe in lebenslängliche Haft.
Lorenza ward in ein Strafkloster gebracht. Cagli
ostro starb im
Fort
San
Leone bei
Urbino. Er war von
Statur
klein, dick, mit gewaltig breiten
Schultern, hatte ein feuriges, durchdringendes
Auge,
[* 24] eine volle, weit tönende
Stimme und
sprach geläufig mehrere
Sprachen. Ausgezeichnete Geistesanlagen, große Menschenkenntnis und Gewandtheit sind ihm nicht abzusprechen.
Diesen
Eigenschaften wie der Leichtgläubigkeit und Wundersucht des
Jahrhunderts sind seine vorübergehenden Erfolge zuzuschreiben.
Vgl. »Cagli
ostro in
Warschau, oder
Tagebuch über Cagli
ostros magische und alchimistische
Operationen daselbst im
Jahr 1780, von einem
Augenzeugen«
(a. d.
Franz. von J. F.
^[Friedrich
Johann
Justin]
Bertuch, Königsb. 1786);
»Compendio della
vita e delle gesti di Giuseppe Balsamo denominato il conte Cagli
ostro etc.«
(Rom 1791; deutsch von
Jagemann, Weim. 1791);
Bülau, Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen, Bd. 1 (Leipz. 1850);
Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrhunderts (das. 1875).
Die
»Mémoires pour servir à l'histoire du comte de Cagli
ostro« (Par. 1785) sind
erdichtet.