Kunstmuseum, astronomisches Oberservatorium, eine hydrographische Anstalt, öffentliche Bibliothek, verschiedene gelehrte Gesellschaften, 3 Theater
und ein Zirkus für Stiergefechte (mit Raum für 12,000 Personen). Cadiz ist der Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs sowie eines
der drei spanischen Seedepartements mit einem großen Teil der Kriegsflotte und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter eines
deutschen).
Geschichte. Die Stadt Cadiz (phönik. Gadir, »Festung«, griech. Gadeira, lat. Gades) wurde von den Phönikern um 1100 v. Chr. gegründet
und kam nach dem ersten Punischen Krieg in den Besitz der Karthager, denen sie im zweiten Punischen Krieg 206 von den Römern entrissen
ward. In der Kaiserzeit hieß sie Augusta Julia Urbs Gaditana. Cadiz war von jeher eine wichtige Handelsstadt,
reich und bevölkert; doch herrschten daselbst auch Üppigkeit und Sittenlosigkeit. Den Westgoten, welche in der Völkerwanderung
Cadiz einnahmen, wurde die Stadt 711 durch die Araber entrissen und erst 1262 von den Spaniern wiedererobert. Cadiz hob
sich seitdem und erhielt nach Amerikas Entdeckung als Hauptstapelplatz des überseeischen Handels und als
Hafen der spanischen Silberflotte große Wichtigkeit. 1596 aber wurde es von den Engländern unter Essex, Howard und Raleigh geplündert
und verbrannt.
Ein neuer Angriff 1601 unter Lord Wimbleton mißglückte sowie auch ein vom Herzog von Ormond und Sir Rook 1702 unternommener.
Infolge der Verbindung Spaniens mit Frankreich wurde Cadiz 1800 von den Engländern bombardiert. Am mußte
sich hier der französische Admiral Rosilly, von der empörten Stadt von der Landseite und von der englischen Flotte von der
Seeseite blockiert, mit sechs Kriegsschiffen an die Engländer ergeben. Dann hatte hier die spanische Zentraljunta
während des Unabhängigkeitskriegs bis zur Rückkehr Ferdinands VII. ihren Sitz, wie hier auch die neue Konstitution der allgemeinen
und außerordentlichen Cortes 18. und beschworen und verkündigt wurde.
Berühmt ist die Belagerung von Cadiz durch die Franzosen unter Sébastiani und Victor vom bis Die
Angriffe der Franzosen waren vornehmlich gegen die Insel Leon gerichtet, von deren Eroberung das Schicksal der Stadt abhing. Als
aber Wellingtons siegreiches Vordringen die Franzosen nötigte, sich aus Andalusien zurückzuziehen, mußten sie die Belagerung
aufgeben. Am empörten sich auf der Insel Leon die nach Amerika zur Unterdrückung der dortigen
Revolution bestimmten Regimenter, was die spanische Revolution veranlaßte.
Eine zweite denkwürdige Belagerung hielt Cadiz 1823 aus. Nachdem der Herzog von Angoulême als Befehlshaber der französischen
Invasionsarmee 23. Mai Madrid in seine Gewalt gebracht, beorderte er die Divisionen Bordesoulle und Bourmont nach dem Süden, um
den König von Spanien aus den Händen der Cortes zu befreien. Auf diese Nachricht begaben sich die Cortes mit dem König und
dessen Familie 14. Juni nach Cadiz. Am 24. Juni stand Bordesoulle vor der Stadt. Am 31. Aug. nahmen die Franzosen den Trocadero und das Fort
San Luis mit Sturm, worauf ein wirksames Bombardement begann.
Nach der Eroberung des Forts Pedro (20. Sept.) waren die Belagerer zum allgemeinen Angriff auf die Stadt bereit, als die persönliche
Ankunft des Königs Ferdinand zu Puerto de Santa Maria die Cortes bewog, sich aufzulösen, worauf die Stadt 3. Okt. den Franzosen
die Thore öffnete. Auch während der spätern Bürgerkriege war Cadiz mehrmals Schauplatz erbitterter Kämpfe
sowie
der Ausgangspunkt der Revolution, welche der Bourbonenherrschaft in Spanien ein Ende machte. 1873, nach Proklamierung
der Föderativrepublik von seiten der konstituierenden Cortes, bemächtigten sich die sozialistischen Intransigentes der Stadt,
brandschatzten die Wohlhabenden, konnten aber die Truppen, mit Ausnahme der Artillerie, nicht zum Abfall
bringen. General Pavia machte dem Aufstand bald ein Ende.
(Catogan, franz., spr. -gang), eine unter der Regentschaft Philipps von Orléans am französischen Hof aufgekommen
und nach einem Lord Cadogan benannte Art, das Haupthaar der Allongeperücke zusammenzubinden und am Hinterkopf zu befestigen
(vgl. Perücke). - Cadogankanne hieß in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. eine im Innern
mit einer Röhre versehene, in England gebräuchliche Form der Theekanne, welche nach einem indischen Original im Besitz einer
Mrs. Cadogan angefertigt worden war.
Victor Edouard, franz. Bühnendichter, geb. zu
Paris, bildete sich für das Verwaltungsfach, widmete sich dann aber der Litteratur. Er begann mit
Arbeiten für kleinere Journale, übernahm später die Theaterberichte im »Esprit public« und war mit About u. a. Begründer
des »Esprit français«. Sein dramatisches Debüt machte er 1864 mit der Komödie »La germaine«, die einen Achtungserfolg erzielte.
Auch die spätern Stücke: »Le maître de maison« (mit J. ^[Jules] Barbier),
»Les ambitions de Mr. Fauvel«
(1867),
worin man einen Angriff auf die freisinnigen Journale witterte, und »L'affaire est arrangée«, wollten nicht durchschlagen.
Dagegen hatte das vieraktige Lustspiel »Les inutiles« (1868),
das 200mal hintereinander zur Aufführung kam, einen um so glänzendern
Erfolg. Weitere Bühnenstücke von Cadol sind: »La fausse monnaie« (1869);
»Les créanciers du bonheur«
(1871);
»Le spectre de Patrick« (1872);
»La famille« (1875) und »La
grand'maman« (1875).
Er schrieb auch Novellen: »Contes gais« (1867);
»Le monde galant« (1873);
»Rose, splendeurs et misères
de la vie théatrale« (3. Aufl. 1875);
1) Carlo, Graf, ital. Staatsmann, geb. zu Pallanza, studierte in Turin die Rechte und ließ sich 1830 in
Casale als Advokat nieder. 1848 wurde er in die sardinische Kammer gewählt, in welcher er die demokratisch-konstitutionelle
Monarchie gegen die republikanischen Anschauungen verteidigte, und trat noch in demselben Jahr als Unterrichtsminister in das
Kabinett Gioberti ein. 1849 begleitete er den König Karl Albert in den Krieg gegen Österreich und verhandelte nach der Niederlage
bei Novara den Waffenstillstand. Hierauf vom Ministerium zurückgetreten, stellte er sich an die Spitze der
Cavourschen Partei in der Kammer und verteidigte die Gesetzreformen dieses Ministers. 1857-58 war er Präsident der Kammer. Seit 1858 Senator,
übernahm er 1859 wieder das Unterrichtsministerium, legte dasselbe aber nach dem Frieden von Villafranca
mehr
nieder und wurde Mitglied des Staatsrats. An der Herstellung der administrativen und legislativen Einheit Italiens hatte er
hervorragenden Anteil. Nachdem er 1864 nach dem Septemberaufruhr in Turin den schwierigen Posten eines Präfekten daselbst bekleidet,
trat er 1867 nach Mentana als Minister des Innern in das Kabinett Menabrea ein und unterdrückte die Unruhen
in der Romagna. 1869-75 war er italienischer Botschafter in London und wurde nach seiner Rückkehr zum Präsidenten des Staatsrats
ernannt. Cadorna ist einer der wenigen überlebenden Mitglieder der alten liberalen piemontesischen Partei, daher jetzt der Rechten
angehörig.
2) Raffaele, ital. General, geb. 1815 zu Mailand, trat 1840 in das sardinische Geniekorps, ward 1848 als
Hauptmann nach Mailand geschickt, von der provisorischen Regierung zum Major ernannt und war 1849 kurze Zeit Generalsekretär
des Kriegsministeriums. Nach dem Ende des Kriegs begab er sich mit Urlaub nach Algier und nahm im Generalstab Saint-Arnauds an der
zweiten Expedition gegen die Kabylen Anteil, machte dann als Kompaniechef den Feldzug nach der Krim mit,
wo er sich mehrfach auszeichnete, ward 1859 Oberstleutnant im Generalstab und 1860 General, in welcher Stellung er die militärische
Organisation Toscanas leitete.
Später erhielt er das Kommando in Sizilien, dann das gegen die Regimenter in den Abruzzen. Im September 1866 bewältigte
er den bourbonischen Aufstand im Palermitanischen, 1869 die Mahlsteuerrevolte in den Marken. Am rückte er mit den
italienischen Truppen im Kirchenstaat ein, besetzte am 16. Civita Vecchia und stand am 20. vor Rom. Nach kurzem Artilleriekampf
zog er noch an diesem Tag daselbst ein und besetzte die Stadt mit Ausnahme des sogen. Leoninischen Teils.
Auf Bitte des Papstes, der den dortigen Einwohnern nicht traute, besetzte er 22. Sept. auch diesen Stadtteil. Bis zur Volksabstimmung
und förmlichen Einverleibung des Kirchenstaats in das Königreich Italien blieb Cadorna als Gouverneur in Rom. 1873 erhielt er das
Kommando in Turin, schied aber 1877 aus dem Dienst.