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ein Fieber zu, das bald einen gefährlichen Charakter annahm und nach zehn Tagen seinem Leben ein Ende machte. Die Kunde von seinem Tode drang wie ein Donnerschlag durch die Welt; ganz Griechenland [* 2] trauerte um ihn 21 Tage. Sein Herz wurde in einer silbernen Kapsel in einem ihm geweihten Mausoleum zu Missolunghi aufbewahrt, ging aber bei dem letzten Versuch der Besatzung, sich durchzuschlagen verloren. Seine Leiche führte Graf Pietro Gamba nach England, wo sie, da ihr die Geistlichkeit ein Begräbnis in der Westminsterabtei verweigerte, in der Dorfkirche von Hucknall bei Newstead Abbey beigesetzt wurde. Seine von Thorwaldsen 1817 in Rom [* 3] gefertigte (sitzende) Statue befindet sich zu Cambridge (in der Bibliothek des Trinity College); andre Standbilder wurden ihm zu Missolunghi und 1881 zu London [* 4] errichtet.
Byrons wunderbare Dichtungsweise, welche ihn neben Shakespeare als den größten Dichtergenius der englischen Litteratur erscheinen läßt, ist das Ergebnis einer widerspruchsvollen Begabung und eines widerspruchsvollen Zeitalters. Seine außerordentliche Begabung fand weder in England noch überhaupt in seinem Zeitalter entsprechende Aufgaben und stellte sich daher falsche, an deren Lösung er die größte Leidenschaft und das zarteste Gefühl, die sinnigste Detailarbeit und riesenhafte Gewalt setzte.
Aber obschon ein Riese, blieb er doch vor der Unlösbarkeit seiner Probleme verzweifelnd stehen; der furchtbare Riß, den er in allem sittlichen Leben beobachtete, durchzog als Zerrissenheit sein eignes Wesen; getäuschte Hoffnungen steigerten sich zum Weltschmerz, zur Weltverachtung, zur Verzweiflung, welcher Stimmungen gewaltigster Dolmetscher (Prometheus, Faust, Don Juan in Einem) und zugleich dichterisches Vorbild für das ganze Zeitalter ward. Zur Einheit und Harmonie der Weltanschauung und des dichterischen Schaffens sich durchzuarbeiten, vermochte er nicht, weil er niemals eine gewissenhafte Erziehung genossen hatte, weder von der Mutter, noch von den Menschen, noch von der Natur oder dem Glück oder dem Ruhm: er war dieser aller verzogenes Kind.
Als Erzeugnisse einer titanenhaft ringenden großen Seele haben seine Werke dauernden Wert. Sie erschienen als »Poetical works« London 1815, 6 Bde., u. öfter (auch in kontinentalen Nachdrucken); am vollständigsten, mit biographischen und kritischen Anmerkungen von verschiedenen Verfassern und mit Kupfern von William und Edward Finden, herausgegeben von Th. Moore, London 1832-33, 17 Bde.; sehr bequem und korrekt in einer Einbandausgabe bei Murray, das. 1850, zuletzt 1873 in 2 Bänden. Aus den deutschen Übersetzungen heben sich als die besten die von Böttger (7. Aufl., Leipz. 1861) und von Gildemeister (3. Aufl., Berl. 1877, 6 Bde.) hervor. »Childe Harold« übersetzten unter andern auch Zedlitz (Stuttg. 1836) und Jänert (Hildburgh. 1869); ausgewählte Dichtungen G. Pfizer (Stuttg. 1851) und Schäffer (Hildburgh. 1865 ff.); die Dramen Grüzmacher (das. 1870).
Vgl. Dallas, Recollections of Lord Byron (Lond. 1824);
C. Gordon, Life and genius of Lord Byron (das. 1824);
E. Brydges, Letters on the character etc. of Lord Byron (das. 1824);
Th. Medwin, Conversations of Lord Byron (das. 1824);
Marquis de Salvo, Lord en Italie et en Grèce, etc. (das. 1825);
»Lord Byron's private correspondence« (das. 1824; deutsch, Stuttg. 1825);
Gamba, Narrative of Lord Byron's last journey to Greece (Lond. 1825);
Parry, The last days of Lord Byron (das. 1828);
Leigh Hunt, Lord and some of his contemporaries (das. 1828);
Millingen, Memoir on the affairs of Greece (das. 1831);
Th. Moore, Letters and journals of Byron with notices of his life (das. 1833, neue Ausg. 1874; deutsch von Böttger, Leipz. 1842, 3 Bde.);
Kennedy, Conversations on religion with Lord Byron (Lond. 1830);
Lady Blessington, Conversations with Lord Byron (das. 1834, neue Ausg. 1850);
Trelawney, Recollections of the last days of Byron (das. 1858);
Gräfin Guiccioli, My recollections of Lord Byron (engl. von Jerningham, das. 1869, 2 Bde.; sichtlich nicht zuverlässig).
Vollständige Biographien des Dichters gaben Lake (Lond. 1827), John Galt (1837), Armstrong (1846), Eberty (2. Aufl., Leipz. 1879, 2 Bde.), Elze (2. Aufl., Berl. 1880; in engl. Übersetzung, Lond. 1872), Engel (Berl. 1876) und Nichol (Lond. 1879). Die autobiographischen Memoiren Byrons wurden vom Erben derselben, Thomas Moore, aus Familienrücksichten vernichtet. Gute Charakteristiken, soweit solche überhaupt Byrons Wesen zuläßt, haben Tuckerman in den »Charakterbildern englischer Dichter« (deutsch, Marburg [* 5] 1857),
Macaulay in seinen »Essays«, Bd. 1, und v. Treitschke in den »Historischen und politischen Aufsätzen« (4. Aufl., Leipz. 1871) gegeben.
Der Lordstitel Byrons ging auf seinen Vetter George Anson Byron, geb. über, der 1862 zum Admiral ernannt wurde und 1868 starb. Ihm folgte sein ältester Sohn, George Anson Byron, geb. und diesem, der kinderlos starb, sein Neffe George Frederick William, der jetzige Lord Byron. - Byrons Gattin, Lady Anna Isabella (s. oben), geb. zu London, brachte den Rest ihres Lebens in Zurückgezogenheit mit Ausübung einer großartigen Wohlthätigkeit zu und starb Auf Grund vertraulicher Mitteilungen, welche Lady in ihrer letzten Lebenszeit mehreren ihrer Freunde gemacht haben sollte, trat die mit ins Geheimnis gezogene amerikanische Schriftstellerin Beecher-Stowe (s. Beecher 2) 1869 in »Maxmillan's Magazine« mit Enthüllungen über die angeblich wirkliche Ursache der Byronschen Ehescheidung (»The true story of Lady Byron's life«) hervor, die ungeheures Aufsehen erregten.
Danach hätte dieselbe in der Entdeckung der Lady Byron ihren Grund gehabt, daß ihr Gemahl in einem blutschänderischen Umgang mit seiner verheirateten Halbschwester Augusta gestanden habe. Indessen erhoben sich sofort die gewichtigsten Stimmen gegen die Glaubwürdigkeit dieser mit allen Details gemachten Mitteilung. Nicht nur, daß grobe innere Widersprüche in der Geschichte der Mrs. Beecher-Stowe nachgewiesen wurden, man erbrachte von den verschiedensten Seiten her auch schlagende dokumentarische Gegenbeweise, so daß die völlige Grundlosigkeit der erhobenen Anklage sich bald als unzweifelhaft herausstellte. - Die einzige Tochter der Lady und des Dichters, Augusta Ada, geb. war seit 1835 mit William, Graf von Lovelace, vermählt und ging der Mutter bereits im Tod voraus.
Sie hinterließ zwei Söhne, von denen der ältere, Byron Noel, Viscount Ockham, geb. nachdem er kurze Zeit in der Marine gedient und beim Tod seiner Großmutter, Lady auch die Baronie Wentworth geerbt hatte, das Leben eines Abenteurers und Sonderlings führte und als freiwilliger gemeiner Arbeiter auf einer Londoner Schiffswerfte schon starb. Der zweite Sohn, Ralph Gordon Noel Milbanke, geb. folgte seinem Bruder bei dessen Tod als Lord Wentworth nach. ¶
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3) Henry James, engl. Schriftsteller und Schauspieler, geb. 1837 zu Manchester, [* 7] erhielt als der Sohn eines englischen Konsuls eine gute Erziehung, bethätigte sich frühzeitig als Schriftsteller in Zeitschriften, veröffentlichte einen Roman: »Paid in full«, und führte mehrere Jahre die Leitung des Witzblattes »Fun«. Aber seine Erfolge beruhen auf seinen Lustspielen und Possen, die sich stets durch treffende Wortspiele auszeichnen, nicht selten auch wirklich komische Kraft [* 8] entfalten. Die Zahl seiner Stücke ist bedeutend, und manche davon haben große Beliebtheit erlangt. So wurde »Our boys« aus dem Adelphi-Theater mehr als 1400mal gegeben, ein noch nie vorher dagewesener Erfolg. Zu seinen letzten Stücken gehören: »The upper crust«, »The light fantastic«, »A fool and his money«. Als Schauspieler trat er zuerst 1869 im Globe-Theater zu London aus; später war er Mitglied des Middletemple-Theaters. Er starb in London.