(auch Burgi,Bürgi, latinisiert Byrgius),
Jost (Justus), Verfertiger von Himmelsgloben und astronomischen
Instrumenten,
geb. zu
Lichtensteig im schweizerischen
Kanton
[* 2] St.
Gallen, war seit 1579 Hofuhrmacher des
LandgrafenWilhelm IV. von
Hessen,
[* 3] stellte mit diesem in
Kassel
[* 4] astronomische
Beobachtungen an und trat 1603 in die
Dienste
[* 5] des
KaisersRudolf
II., kehrte aber 1622 nach
Kassel zurück und starb daselbst.
Sein berühmtestes Werk war ein mit Silberblech überzogener
Himmelsglobus, worauf er die
Sterne nach seinen eignen
Beobachtungen eingetragen hatte. Er ist Erfinder
des Triangularinstruments; seinen
Bericht darüber gab sein
Schwager Benj. Barmer (1648) heraus. Auch erfand er ein Logarithmensystem.
Die
Erfindung der Pendeluhr ist ihm aber mit Unrecht zugeschrieben worden.
(spr. birn),Mrs.
WilliamPitt, engl. Schriftstellerin,
Witwe eines
Professors am
TrinityCollege zu
Cambridge, schrieb
seit 1854 unter verschiedenen
Namen vielgelesene
Romane und Schilderungen, welche sich durch gründliche litterarische und
künstlerische
Bildung auszeichneten und von der Verfasserin zum Teil selbst illustriert wurden. Ihr erstes Werk
war: »A glance behind the grilles of religious houses in
France« (1855). Unter den nachfolgenden erfreuten sich besonders
»Flemish interiors« allgemeinen Beifalls. Zu nennen sind ferner: »Realities of
Paris
[* 7] life« (1859);
(spr. beir'n), 1)
John, brit. Seefahrer, geb. zu
Newstead Abbey, litt bei der Weltumsegelung unter
LordAnson 1741 an einer wüsten
Insel an der Westküste von
PatagonienSchiffbruch, kam endlich nach
Chiloe, fiel in
spanische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst gegen Ende 1745 nach
Europa
[* 8] zurück. Seine Drangsale schilderte er in der »Narrative
of J. Byron« (Lond. 1748; deutsch, Nürnb. 1769).
Im
Kriege gegen
Frankreich (1755-63) zeichnete sich Byron erst im
Kanal,
[* 9] dann in
Amerika
[* 10] als Flottenführer aus. 1764 unternahm
er im Auftrag
Georgs III. eine Entdeckungsreise in die
Südsee, fand mehrere
Inseln daselbst auf und kehrte
im Mai 1766 über
Batavia
[* 11] und das
Kap nach
England zurück. Die
Beschreibung dieser Expedition gab einer seiner
Offiziere in
»Voyage
round the world« (Lond. 1766; deutsch,
Lemgo 1769) heraus. Im Juli 1779 erhielt er als Vizeadmiral während
des amerikanischen
Kriegs ein
Kommando in
Westindien.
[* 12] Er
starb in
London.
[* 13]
ein schwächliches
Kind, besuchte die
Grammar-School und wurde dann, acht Jahre alt, zur Stärkung seiner
Gesundheit in die
Hochlande geschickt. Während der ungebundene Aufenthalt in der romantischen
Herrlichkeit der schottischen
Berge den
Knaben an Leib und
Seele kräftigte, übte der schnelle
Wechsel von mütterlicher, übertrieben ängstlicher Obhut
und selbstüberlassener Ungebundenheit einen nachteiligen Einfluß auf seinen
Charakter aus, insofern
Eigensinn, Unlenksamkeit und Übermut in ihm geweckt wurden.
Zugleich aber erwachte dort auch jener
Sinn für wilde Naturschönheit, der aus allen seinen
Dichtungen widerklingt. Im
Alter
von zehn
Jahren erbte Byron durch den
Tod des
LordsWilliam (1798) die Lordschaft, wurde nun der unmittelbaren
Leitung seiner
Mutter entzogen und unter die
Vormundschaft seines Großoheims, des
Grafen von
Carlisle, gebracht. Er erhielt
in Drury einen
Tutor und bezog nach einem kürzern Aufenthalt in
London, wo man vergeblich die
Heilung seines
Klumpfußes, mit
dem er von
Geburt an behaftet war, versucht hatte, die
Schule zu
Harrow, wo seine ersten poetischen
Versuche
entstanden.
Aber hier wie dort zeigte seine Lebensweise das
Exzentrische, das ihm sein ganzes
Leben hindurch anhing
und alle seine
Handlungen leitete. Einer geharnischten, sein poetisches
Talent zuerst glänzend bekundenden
Satire
(»English
bards and Scotch reviewers«, 1809, in vier
Auflagen gedruckt) gegen die unter
Jeffreys Leitung stehende »Edinburgh
Review«,
welche anonym eine scharfe
Kritik seiner Gedichte gebracht hatte, folgten in demselben Jahr die
»Imitations
and translations from the ancient and modern classics together with original poems«.
nach einem längern Aufenthalt in Athen
[* 20] im Juli 1811 ins Vaterland zurück. Hier erschienen im folgenden Jahr die beiden ersten
Gesänge seines »Childe Harold«, die ihn sofort als einen der glänzendsten Dichtersterne erscheinen ließen und zum Abgott
der fashionabeln WeltEnglands machten. DiesenRuhm steigerte eine Reihe von Dichtungen, die zum Teil noch
Früchte der Reise waren: »The Giaur«;
»Parisina«
(1815) u. a. Auch die berühmte »Ode to Napoleon Buonaparte« und die vortrefflichen »Hebrew melodies«
(alten Nationalmelodien angepaßt) entstanden um diese Zeit.
Seine mit AnnaIsabella Milbanke,
der einzigen Tochter des reichen BaronetsSir Ralph Milbanke, geschlossene Ehe war bei der großen Verschiedenheit ihrer Naturen
nicht glücklich und wurde auch durch die Geburt einer Tochter, Ada, nicht befestigt, so daß es bald zu förmlicher Scheidung
kam. Die Folge davon war, daß die öffentliche Meinung mit größter Entrüstung sich gegen Byron wandte.
(Über die sogen. Enthüllungen, welche Mrs. Beecher-Stowe 1869 über diese Trennung angeblich aus dem Munde der Lady Byron veröffentlichte,
s. unten.) Byron verließ daher zum zweitenmal England mit der Absicht, es nie wiederzusehen. Er zog durch Belgien
[* 21] und den Rhein entlang in die Schweiz
[* 22] und ließ sich im Juni 1816 an den Ufern des GenferSees in der VillaDiodati nieder, wo der Verkehr mit dem Dichter Shelley und dessen Gattin begann.
Von hier aus machte er während des Sommers und HerbstesReisen in die Gebirgsgegenden, wobei ihn meist nur Shelley
begleitete. Die poetischen Arbeiten, welche er, wiederum als Früchte seiner Reisen, am Genfer See vollendete, gehören zum Teil
zu dem Besten, was seinem Dichtergeist entsprang; wir nennen nur den dritten Gesang von »Childe Harold« (1816),
das dramatische
Gedicht »Manfred« (1817) sowie die beiden kleinern Gedichte: »The prisoner
of Chillon« (1816) und die »Monody of Sheridan«. Nachdem er eine geraume Zeit (bis gegen Ende 1819) in
Venedig
[* 23] verweilt hatte, von wo er auch einen Ausflug nach Rom
[* 24] machte, zog ihn die Liebe zur schönen Gräfin Teresa Guiccioli
(gestorben als Marquise de Boissy im März 1873 in Florenz)
[* 25] nach Ravenna, wo er im Umgang mit ihr und ihrer
Familie, den GrafenGamba, ungefähr ein Jahr verlebte, das er selbst seine glücklichste Zeit nennt.
Von den poetischen Arbeiten, welche Byrons Aufenthalt in Venedig ihre Entstehung verdanken, sind die wichtigsten: der vierte
Gesang des »Childe Harold«, der mit dem dritten das vollendete Werk zu dem gedankenreichsten des Dichters
macht;
auch der Entwurf
und die ersten Gesänge des »Don Juan«, seines genialsten Werkes, fallen in jene Zeit. In Ravenna zogen ihn die GrafenGamba und
andre italienische Freisinnige in die revolutionäre Bewegung, die damals durch ganz Italien
[* 26] die Patrioten
zusammenführte.
Anfangs hatte der alte Graf Guiccioli nichts dagegen gehabt, daß seine junge Frau sich der Vorrechte bediente,
welche ihr die Sitten des Landes gaben; endlich aber machte er Einwendungen und brachte die Sache sogar vor den Papst, welcher
die Trennung der Gräfin von ihrem Gemahl gestattete unter der Bedingung, daß sie unter ihres VatersDach
[* 27] leben sollte. Zuletzt aber fand sich Byron bewogen, sie aus Ravenna zu entfernen, da er ein Komplott, sie auf Lebenszeit in ein
Kloster zu sperren, entdeckt hatte.
Aber auch hier sollte er sich des Glücks häuslicher Ruhe nicht lange erfreuen. Reibereien mit der Polizei hatten
zur Folge, daß er noch im Sommer 1822 die Stadt verließ und mit den Gamba nach Genua
[* 29] übersiedelte. Zuvor vollzog er noch eine
Freundespflicht, indem er denLeichnam des im Juli 1822 auf einer Spazierfahrt zwischen Livorno
[* 30] und Lerici ertrunkenen Shelley
auf einem Holzstoß verbrennen ließ und seine Asche in einer antiken Urne
[* 31] nach Rom schickte, um sie neben
der Pyramide des Cestius beisetzen zu lassen.
Seinem Aufenhalt in Genua (vom Herbst 1822 bis zum Sommer 1823) verdanken das Mysterium »Heaven and earth«, das prächtige Gedicht
»The Island«,
[* 32] das Goethe gewidmete Drama »Werner«, die mißlungene Faustnachahmung »The deformed transformed«
und die Fortsetzung des »Don Juan« bis zum 16. Gesang ihre Entstehung. Begeistert für den Freiheitskampf
der Hellenen, beschloß Byron endlich, seine Kräfte ihrer Sache zu widmen, und bestieg Ende Juli 1823 zu Livorno das englische
Schiff
[* 33] Herkules, welches ihn und mehrere Freunde (darunter den jungen GrafenGamba) nach Kephalonia führte.
Außer vielen Waffen
[* 34] brachte Byron einen bedeutenden Vorrat von Medikamenten und chirurgischen Utensilien mit; seine Kasse enthielt
10,000 span. Thlr. bar und etwa 40,000 Thlr.
in Wechseln. Seine Ankunft in Griechenland ward mit Jubel begrüßt, doch ließ er sich in keinerlei Verpflichtungen gegen
irgend eine Partei ein, sondern knüpfte unmittelbar mit der RegierungVerhandlungen an. Um vor allem das
schwer bedrohte Missolunghi zu retten, rüstete er zwei ionische Schiffe
[* 35] aus und kam im Hafen von Missolunghi an, wo
er als Retter aus tiefster Not begrüßt wurde.
Für den Abschluß der englischen Anleihe, für die Konstituierung der Gesellschaft der englischen Philhellenen
war er rastlos thätig; die Härte der türkischen wie der griechischen Kriegführung suchte er durch Beispiele von Mäßigung
und Großmut zu mildern und, wenn auch mit geringem Erfolg, die Zwistigkeiten zu beseitigen, welche die Häupter der Griechen
trennten und ihre Kraft
[* 36] zersplitterten. Die eifrigste Sorge aber widmete er kriegerischen Plänen. Er hatte
vom an eine Schar von 500 Sulioten in Sold genommen, an deren Spitze er das Schloß von Lepanto, die einzige Festung
[* 37] des
westlichen Griechenland, welche noch in der Gewalt derTürken war, zu erobern gedachte; 2500 Griechen und eine Batterie der
englischen Philhellenen sollten das Unternehmen unterstützen.
Inzwischen vergeudeten die griechischen Streiter die Zeit mit unnützen Streitigkeiten, und sogar in Missolunghi und unter
Byrons Brigade brachen Uneinigkeiten und Meutereien aus, die des Dichters reizbares Gemüt mehr angriffen, als sein Körper ertragen
konnte. Er bekam zu wiederholten Malen konvulsivische Anfälle und wurde durch die ärztlichen Mittel nur
noch mehr geschwächt. Kaum so weit hergestellt, daß er seine gewohnten Spazierritte wieder unternehmen konnte, zog er sich
auf einem derselben
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