Amerika
[* 2] behandelnd, Bd. 1-6, das.
1800-1803). Von Büschings Werken sind sonst zu erwähnen: »Magazin für
Historiographie und
Geographie« (Hamb. 1767-1793, 25 Bde.);
»Beiträge zur Lebensgeschichte merkwürdiger
Personen« (das. 1783-89, 6 Bde.);
»Neueste Geschichte der evangelischen Brüderkonfessionen in
Polen«
(Halle
[* 3] 1784-87, 3 Bde.);
2)
JohannGustavGottlieb, ein um die altdeutsche Litteratur sowie um die deutsche
Kunst und
Altertumskunde verdienter Schriftsteller,
Sohn des vorigen, geb. zu
Berlin,
[* 4] studierte in
Halle und
Erlangen
[* 5]
Jura und wurde 1806
Referendar bei der
Regierung zu
Berlin. 1810 erhielt
er den Auftrag, die säkularisierten Klöster zu bereisen, um die darin verborgenen
wissenschaftlichen und Kunstschätze ans
Licht
[* 6] zu ziehen. Er wurde 1811 Archivar in
Breslau,
[* 7] habilitierte sich 1816 an der
dortigen
Universität und erhielt 1817 eine außerordentliche und 1823 die ordentliche Professur der Altertumswissenschaften.
Er starb in
Breslau.
KarlEduard, namhafter
Linguist, besonders als
Mitarbeiter der
BrüderHumboldt bekannt, geb. zu
Magdeburg,
[* 14] studierte seit 1823 in
Berlin, später in
Göttingen
[* 15] klassische und
orientalische Philologie und
neuere
Sprachen und ging 1827 als
Erzieher auf ein Jahr nach
Mexiko,
[* 16] das er nach verschiedenen
Richtungen hin durchstreifte.
Nach seiner Rückkehr trat er durch
Bopps Vermittelung in nähere Beziehungen zu W. v.
Humboldt, der ihn 1832 an die königliche
Bibliothek in
Berlin brachte, an der er 1835
Kustos, 1853 Bibliothekar wurde; 1851 ward er zum Mitglied
der
Akademie der
Wissenschaften gewählt. Auf seine Anfangsarbeiten über das französische
Verbum (2. Aufl., Berl. 1833) und
die englische
Aussprache (das. 1832) folgten seine durch W. v.
Humboldts Untersuchungen angeregten, teilweise der Redaktion
und Fortführung derselben gewidmeten ausgezeichneten Werke über den malaiisch-polynesischen Sprachstamm,
[* 17] dann über die
SprachenNord- und
Mittelamerikas.
Hierher gehören einerseits seine
Ausgabe des bekannten, durch den
Tod des Verfassers unterbrochenen Werkes von W. v.
Humboldt:
Ȇber die Kawisprache auf der
InselJava« (Berl. 1836-40, 3 Bde.),
dessen dritter Teil, eine vergleichende
Grammatik der malaiisch-polynesischen
Sprachen, von Buschmann allein, teilweise auf
Grund von
HumboldtsNachlaß, zum größern Teil aber nach eignen Forschungen, bearbeitet ist, und der
»Apercu de la langue des
iles
Marquises et la langue tartienne« (das. 1843),
anderseits die
Schriften: »Über die aztekischen Ortsnamen« (das. 1853);
außerdem die linguistische Abhandlung »Über den Naturlaut« (das.
1853).
Nach dem
Tod W. v.Humboldts kam Buschmann zu Alex. v.
Humboldt in ein ähnliches
Verhältnis wie zu seinem
Bruder und unterstützte ihn von 1839 an in allen seinen
Arbeiten. Der ganze
»Kosmos« sowie der erste
Band
[* 19] der
»KleinernSchriften«
wurden von Buschmann nach
HumboldtsEntwurf geschrieben und der
Druck von beiden besorgt. Nach demTode desselben
beendigte Buschmann, dem Auftrag des
Autors gemäß, das berühmte Werk durch ein großartiges, kunstvolles
Register. Buschmann starb in
Berlin.
ein zur Hottentotenrasse gehöriges
Volk im südwestlichen
Afrika
[* 20] (s. Tafel
»AfrikanischeVölker«,
[* 21] Fig.
25, 26), wahrscheinlich die Urbewohner des
Landes, die aus einer sehr tiefen Gesittungsstufe stehen und
allmählich dem
Untergang entgegengehen. Sie selbst nennen sich
Saan
(Sân) oder
Sagua
(Singular Maskulinum
Sap,
FemininumSas),
was wahrscheinlich von sâ (ruhen) abzuleiten ist, wonach es die »Seßhaften«
bedeutet. Die
Kaffern nennen sie Abatua, die
Basuto Baroa (»Bogenmänner«),
die
Betschuanen Makautu. Der
Name Buschmänner (Bosjemans,
»Waldmenschen«) wurde ihnen von den ersten holländischen
Kolonisten des
Kaplandes gegeben. Die
Wohnsitze
dieses zwischen
Hottentoten und
Betschuanen inselartig eingesprengten
Volkes erstrecken sich vom Atlantischen
Ozean bis etwa
zum 23.° östl. L. v. Gr. und vom 20. bis 30.° südl.
Br. Nirgends wohnen sie aber auf diesem
Raum in größern
Mengen zusammen, überall nur horden- und stammweise
in den traurigsten und ödesten Landstrichen, fast in beständiger feindlicher Berührung
¶
mehr
mit ihren Nachbarn, von denen sie gehetzt und vernichtet werden. Sie sind hager und klein von Statur (etwa 1½ m hoch), dabei
von großer Häßlichkeit der Gesichtszüge, sonst aber wohlgebildet, äußerst gewandt und der unglaublichsten Anstrengung
fähig. IhreFarbe wechselt zwischen Hellgelb und Dunkelbraun. Sie haben kurzes Wollhaar, dessen einzelne
Kräusel sich in zolllange Löckchen verlängern, welche herabhängen und bei vielen Stämmen mit Sorgfalt gepflegt werden.
Ihrem Wesen nach sind sie träge, roh, grausam, rauf- und raubsüchtig; doch zeichnen die Frauen sich durch Keuschheit aus,
und die nördlichen Stämme stehen weit über den südlichen. Sie gehen ganz nackt, nur auf dem Rücken
tragen sie ein feines Fell. Sie leben in Höhlen, Felsspalten, an einer Bergwand, in einem ausgehöhlten Ameisenhaufen etc.
oder in zerbrechlichen Hütten
[* 23] aus Matten und bauen höchstens etwas Dacha oder wilden Hanf zum Rauchen. Sonst ist ihnen Ackerbau
wie Viehzucht
[* 24] fremd.
Haben sie kein Wild, so nähren sie sich von Ameiseneiern, Heuschrecken,
[* 25] wildem Honig und den kleinen Zwiebeln
der zahlreichen Irisarten ihres Gebiets. Wilde Tiere fangen sie in Gruben, durch giftiges Wasser etc. Bei ihren Raubanfällen
bedienen sie sich fast ausschließlich der Bogen
[* 26] und vergifteter, schnell tötender Pfeile, die sie mit großer Sicherheit
auf 100-150 Schritt zu schießen verstehen. Früher waren sie derSchrecken der Grenzdistrikten und noch
in neuerer Zeit fürchteten Kolonisten wie Hottentoten trotz ihrer eignen Feuergewehr die Raubanfälle der Buschmänner. Alle Bemühungen
von Gouverneuren, Privatpersonen und Missionären, die Buschmänner zu zivilisieren, sind an ihrem unüberwindlichen Hang zum vagabundierenden
Leben gescheitert.
Nur jung gefangen, sind einzelne treue und nützliche Hirten der Bauern geworden und haben sich für gute
Behandlung dankbar gezeigt. Sie haben eine unbestimmte Vorstellung von einem höchsten Wesen und eine noch unbestimmtere vom
Mein und Dein. Die Sprache der Buschmänner zerfällt in mehrere untereinander sehr stark differierende Dialekte (Baroa, Khuai u. a.) und
repräsentiert den niedrigsten aller bis jetzt bekannten Sprachtypen. Zahlwörter gibt es nur für eins
und zwei; alles, was darüber hinausgeht, wird durch »viel« mit gleichzeitiger
Aufhebung der entsprechenden Anzahl Finger ausgedrückt. An grammatischen Formen scheinen fast nur Bezeichnungen des Genitivs
und der Mehrzahl vorhanden zu sein, welch letztere durch Wiederholung des Worts ausgedrückt wird. Am bezeichnendsten
sind aber die mißtönenden Schnalzlaute, die fast in jedem Wort vorkommen. Es gibt mindedesten fünf Arten derselben, und sie
scheinen im Buschmännischen heimisch und erst von da aus in das nicht damit verwandte Hottentotische, von letzterm aus in
einige der Kaffernsprachen eingedrungen zu sein. Da die Sprache überall das Bestreben zeigt, harte und
schwer sprechbare Laute mit weichern, geringere Muskelanstrengung erfordernden zu vertauschen, so darf man, nach Bleek, in
denjenigen Sprachen, die von rauhen und fast unaussprechlichen Lauten voll sind, die altertümlichsten Sprachformen erblicken.
Durch Bleeks (s. d.) Forschungen ist nebst der Sprache auch die merkwürdige Mythologie und Tierfabel der
Buschmänner zuerst näher bekannt geworden. Bei Beginn der Kapansiedelung fanden sich die Buschmänner südlich
bis zu Ribeekskastel unter dem Namen Sonqua, und die seltsamen Zeichnungen an den Wänden in ihren Höhlen findet man in fast
jedem Teil der Kolonie. Gegenwärtig hat
sich ihre Zahl infolge der Vernichtungskriege holländischer
und englischer Kolonisten gegen sie sehr verringert, und die fortschreitende Kultur in Südafrika
[* 27] arbeitet emsig an ihrem gänzlichen
Untergang.