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Objektiv, von Busch erfunden und konstruiert. Die Fabrik (seit 1872 im Besitz einer Aktiengesellschaft) liefert die Rekognoszierungstuben und Doppelfernrohre für die preußische Armee, in welcher auch die leichten Militär-Doppelperspektive sehr verbreitet sind. Die zwölfgläserigen Operngläser stehen bis jetzt unübertroffen da.
3)
Moritz,
Publizist, geb. zu
Dresden,
[* 2] studierte in
Leipzig
[* 3]
Theologie und
Philosophie, widmete sich
aber seit 1847 ganz der Schriftstellerlaufbahn, redigierte die »Novellenzeitung«
und übersetzte verschiedene
Romane von
Dickens und
Thackeray. Der radikalen
Partei angehörig, dabei entschieden von der nationalen
Idee erfüllt, empfand
er den Niedergang der 1848 erweckten
Hoffnungen so tief, daß er 1851 nach den
Vereinigten Staaten
[* 4] auswanderte. Nachdem er einen großen Teil der atlantischen und westlichen
Staaten bereist und sich vorzüglich in
Ohio aufgehalten
,
kehrte er indes schon 1852, vielfach enttäuscht in seinen Erwartungen, in die
Heimat zurück.
Resultate des Aufenthalts in Amerika [* 5] waren die »Wanderungen zwischen Hudson und Mississippi« (Stuttg. 1853, 2 Bde.) und das Büchlein »Die Mormonen« (Leipz. 1857). Im J. 1853 bereiste er im Auftrag einer Gesellschaft von Patrioten die Elbherzogtümer sechs Monate, um deren Sache dann in den »Schleswig-hosteinischen Briefen« ^[richtig: »Schleswig-holsteinischen Briefen«] (Leipz. 1854, 2 Bde.) und in zahlreichen Aufsätzen in Zeitschriften zu führen. Später unternahm er im Auftrag des Österreichischen Lloyd mehrere Reisen in die Levante. 1857 war er in Ägypten [* 6] und Nubien, das Jahr darauf in Griechenland, [* 7] 1859 in Palästina, [* 8] Syrien, Kleinasien, der europäischen Türkei, [* 9] Rumänien [* 10] und Ungarn. [* 11]
Früchte dieser Reisen waren unter andern: »Eine Wallfahrt nach Jerusalem« [* 12] (3. Aufl., Leipz. 1881);
»Bilder aus dem Orient« (Triest [* 13] 1862) und »Bilder aus Griechenland« (das. 1863),
beide mit Stahlstichen von A. Löffler;
ferner Reisehandbücher für die Türkei, für Ägypten und für Griechenland für den Verlag des Lloyd in Triest.
Seit 1856 beteiligte er sich an der Redaktion der »Grenzboten«, die er von 1859 bis zum Ausbruch des schleswig-holsteinischen Kriegs selbständig führte. 1864 trat er in die Dienste [* 14] des Herzogs Friedrich von Augustenburg, dessen Sache er von Kiel [* 15] aus in der Presse [* 16] verteidigte, bis er sich überzeugte, daß der Herzog der nationalen Idee auch nicht das notwendigste Opfer bringen wollte. Im Januar 1865 seinen Abschied nehmend, kehrte er nach Leipzig zurück, wo er die Redaktion der »Grenzboten« von neuem übernahm und bis kurz vor dem Ausbruch des deutschen Kriegs führte. Ein entschiedener Anhänger der Politik Bismarcks, war er dann 1866 und 1867 während des Übergangsjahrs als Adlatus für die Presse in der Umgebung des Freiherrn v. Hardenberg in Hannover [* 17] thätig und stellte seine Erfahrungen während dieser Zeit in der Schrift »Das Übergangsjahr in Hannover« (Leipz. 1868) zusammen.
Nach Leipzig zurückgekehrt, veröffentlichte er die Bearbeitung von Lenormants »Urgeschichte des Orients« (2. Aufl., Leipz. 1872, 3 Bde.) und eine »Geschichte der Mormonen« (das. 1870). Im Januar 1870 in das Preßbüreau des auswärtigen Amtes zu Berlin [* 18] berufen, begleitete er den Reichskanzler in den Krieg gegen Frankreich und verblieb, mit ihm von Versailles [* 19] zurückgekehrt, noch bis zum März 1873 in jener Stellung, die er dann aufgab, um die Redaktion des »Hannoverschen Kuriers« zu übernehmen. 1878 siedelte er dauernd nach Berlin über, von wo aus er namentlich in den politischen Artikeln der »Grenzboten« die neuesten politischen und nationalökonomischen Gedanken des Reichskanzlers vertritt.
Selbständig erschienen von Busch noch: »Zur Geschichte der Internationale« (Leipz. 1872);
»Amerikanische Humoristen« (Übertragungen von Romanen Aldrichs, Mark Twaines, Bret Hartes u. a., das. 1875 ff.);
die kulturhistorischen Schriften: »Deutscher Volkshumor« (das. 1877),
»Deutscher Volksglaube« (das. 1877),
»Die gute alte
Zeit« (das. 1878, 2 Bde.),
»Wunderliche Heilige. Religiöse und politische Geheimbünde« (Hannov. 1879);
ferner »Graf Bismarck und seine Leute während des Kriegs mit Frankreich. Nach Tagebuchsblättern« (Leipz. 1878, 2 Bde.; 6. Aufl. 1884);
»Neue Tagebuchsblätter« (das. 1879) und »Unser Reichskanzler« (das. 1884).
4) Wilhelm, Mediziner, geb. zu Marburg, [* 20] studierte seit 1844 in Berlin Medizin und wurde durch Joh. Müller, dessen Assistent er während 2½ Jahren war, den vergleichend-anatomischen Studien zugewendet. Er nahm 1848 an dem Feldzug in Schleswig [* 21] als Kompaniechirurgus teil, widmete sich unter Langenbecks Einfluß der Chirurgie, machte 1849 und 1850 wissenschaftliche Reisen nach England, Frankreich und Wien, [* 22] unternahm auch vergleichend-anatomische Studien an der Seeküste, wurde 1851 Assistenzarzt in Langenbecks Klinik, habilitierte sich 1851 als Privatdozent in Berlin und folgte 1855 einem Ruf als Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik nach Bonn. [* 23] Er machte als konsultierender Generalarzt den Krieg von 1866 in Böhmen, [* 24] 1870/71 in Frankreich mit und starb in Bonn. Seine ersten Arbeiten waren der vergleichenden Anatomie gewidmet, die spätern betreffen besonders die Mechanik der chirurgischen Krankheiten;
sie behandeln unter anderm den Einfluß des Gelenkmechanismus bei Entzündungen und Verrenkungen, die Mechanik der Brucheinklemmungen, Schußverletzungen etc. Er schrieb: »Über das Gehirn [* 25] der Selachier« (Berl. 1848);
»Beobachtungen über die Entwickelung wirbelloser Seetiere« (das. 1851);
»Chirurgische Beobachtungen, gesammelt in der Klinik zu Berlin« (das. 1854) und »Lehrbuch der Chirurgie« (das. 1857-70, 3 Bde.).
5) Wilhelm, Zeichner, geb. zu Wiedensahl (Hannover), erhielt bei seinem Oheim, einem hannöverschen Landgeistlichen, seine erste Erziehung, besuchte, ursprünglich zum Ingenieur bestimmt, vier Jahre lang die polytechnische Schule in Hannover, dann die Akademien von Düsseldorf, [* 26] Antwerpen [* 27] und München. [* 28] 1859 zeichnete er für die »Fliegenden Blätter« seine ersten Bilderbogen. Später folgten: »Rabennest«, »Die beiden Enten«, [* 29] »Der Schnuller«, »Das naturgeschichtliche Alphabet«, »Die bösen Buben von Korinth« [* 30] etc. Den Glanzpunkt bildeten zu Anfang der 60er Jahre: »Max und Moritz« und »Hans Huckebein«.
Polemisch sind die in Buchform erschienenen: »Der heil. Antonius von Padua«, [* 31] »Die fromme Helene«, »Pater Filucius«. Busch besitzt sprühenden Witz und beißende Satire und versteht es, durch bloße Umrisse Charaktere und Situationen meisterhaft zu karikieren. Seine spätern Publikationen (»Der Geburtstag«, »Dideldumdei« etc.) sind hinter den ersten jedoch erheblich zurückgeblieben, da er sich als Zeichner in eine rohe Formlosigkeit verloren hat. Den oft höchst gelungenen Text verfertigt Busch selbst. Seine Werke erfreuen sich einer ungeheuern Verbreitung; mehrere, wie »Max und Moritz« etc., sind in fremde Sprachen übersetzt. Die »Bilderbogen« erschienen gesammelt München 1875. Busch lebt jetzt in seinem Geburtsort als passionierter Bienenzüchter. ¶
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6) Klemens August, Unterstaatssekretär im auswärtigen Amt, geb. zu Köln, [* 33] studierte in Bonn und Berlin neben den Staats- und Rechtswissenschaften orientalische Sprachen, bildete sich seit 1861 als Attaché der preußischen Gesandtschaft in Konstantinopel [* 34] zum Dragoman aus, ward zuletzt erster Dragoman derselben, 1872 als Legationsrat und Konsul der deutschen Botschaft in Petersburg [* 35] beigegeben und 1874 zum vortragenden Rat im auswärtigen Amte des Deutschen Reichs ernannt.
Nachdem er 1877 kurze Zeit Geschäftsträger in Konstantinopel gewesen, 1878 als Sekretär
[* 36] am Berliner Kongreß
[* 37] teilgenommen
und 1879 einige Monate das deutsche Generalkonsulat in Pest verwaltet
hatte, ward er 1881 zum Wirklichen Geheimen
Legationsrat und Unterstaatssekretär des auswärtigen Amtes befördert. Nachdem er in dieser Stellung und als Vertreter des
Staatssekretärs bei verschiedenen Anlässen, wie bei der Congokonferenz, dem Reiche große Dienste geleistet, ward er 1885 zum
Gesandten in Bukarest
[* 38] ernannt.