Gerichtsbarkeit in deren Gebiet ausübte und von dem
Besitzer oder den Ganerben hierzu ernannt worden oder als Pfandinhaber
in deren
Besitz war, während der
Eigentümer nie diesen
Titel geführt zu haben scheint. Gewöhnlich wurde zu diesem
Amt ein
Mitbesitzer oder ein
Gläubiger aus dem niedern Adelstand bestellt. Der Burggraf war ziemlich unumschränkt,
konnte Gebäude ausführen lassen, überhaupt anordnen, was er für gut hielt, wofür er später entschädigt wurde. Wo kaiserliche
Burgen
[* 2] zu
Städten erwuchsen, verwandelten sich die Burggrafen in Stadtgrafen (comites urbis) und übten als solche den
Gerichts-
und
Heerbann sowie überhaupt die
Aufsicht und
Polizei über die
Freisassen aus. Ihr Ansehen sank mit der
steigenden Macht der
Städte. Nur einige Burggrafen, wie die zu
Nürnberg,
[* 3]
Meißen,
[* 4]
Magdeburg
[* 5] etc., gewannen die Burggrafschaft
als erblichen
Besitz und gelangten zu fürstlicher Machtstellung, wie z. B. die hohenzollernschen Burggraf von
Nürnberg.
Daher führen noch jetzt einige adlige
Geschlechter den
Titel Burggraf. Die
Könige von
Preußen
[* 6] führen
noch jetzt unter anderm den
Titel Burggraf von
Nürnberg.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberbayern, Bezirksamt
Altötting (420 m ü. M.), an derSalzach,
unweit ihrer Mündung in den
Inn, hat ein altes Bergschloß, mehrere
Kirchen, ein
Amtsgericht, ein Studienseminar
(Gymnasium
nebst Lateinschule) eine Pfründneranstalt, ein reichdotiertes
Krankenhaus,
[* 10] ein Kapuzinerkloster,
Wasserleitung,
[* 11]
Ackerbau und
mit der
Garnison (1
Bataillon vom 16. Infanterieregiment) (1880) 3475 kath. Einwohner.
Urkundlich kommt Burghausen zuerst 1025 vor und war der Hauptort der
Grafschaft Burghausen, welche einem
Zweig der
Grafen
von Plain gehörte. Nach dem Erlöschen des
Geschlechts 1161 kam das
Schloß mit der
Grafschaft an die
Herzöge von
Bayern
[* 12] und
war dann 1255-1505
Residenz der
Herzöge von
Niederbayern, die es befestigten. Eine Pulverexplosion legte 1504 die Stadt in
Asche; 1705 hausten die aufrührerischen
Bauern in Burghausen, kurz nachher die Kaiserlichen, die es 1742 abermals
hart mitnahmen.
Vgl.
Huber, Geschichte der Stadt Burghausen (Burghaus. 1862).
1) fürstliches, ehemals festes
Schloß im
FürstentumReuß-Greiz, unweit
Schleiz,
[* 13] 470 m ü. M., auf einem
hohen und steilen
Felsen über der
Saale reizend gelegen, Sitz eines Amtsgerichts, mit (1880) 186 Einw.
Hans, deutscher
Maler und Zeichner für den Formschnitt, geb. 1473 zu
Augsburg,
[* 14] Sohn des Malers Thoman Burgkmair, lernte
bei seinem
Vater, ging dann zu
MartinSchongauer nach
Kolmar,
[* 15] war nach dessen
Tod noch einige Zeit im Elsaß
thätig und trat 1498 in die
Augsburger Malergilde. Vorher scheint er nach
Italien
[* 16] gegangen zu sein, wo die venezianische
Kunst
einen entscheidenden Einfluß auf ihn ausübte. Daneben hat er sich aber ganz besonders nach
Dürer gebildet.
KaiserMaximilian I. beschädigte ihn viel. Er starb 1531 in
Augsburg. Burgkmair besonders war es, der den Renaissancestil nach
Deutschland
[* 17] übertrug.
Seine frühern
Bilder zeigen einen derben
Geschmack, untersetzte
Figuren, wulstige
Gewandung und wenig sichere
Zeichnung, jedoch
ein kräftiges
Kolorit. Hauptwerke aus dieser
frühern
Periode sind die
Darstellungen der drei Hauptkirchen
Roms: Basilica
SanctiPetri (1501),
San Giovanni in Laterano (1502) und
Santa Croce (1504), welche für das
Katharinenkloster zu
Augsburg gemalt wurden und sich jetzt in der königlichen
Galerie daselbst befinden.
In demChristus und
Maria auf dem
Thron
[* 18] darstellenden
Altar
[* 19] von 1507 daselbst, aus dem gleichen
Kloster, macht sich dagegen schon der Einfluß der
Renaissance
geltend, der sich von nun an so hervordrängt, daß Burgkmair als der frühste Hauptmeister derselben in
Deutschland erscheint, als
welcher er auf die oberdeutsche
Kunst, die beiden
Holbein
[* 20] eingeschlossen, entscheidend eingewirkt hat.
Stadt im bayr. Regierungsbezirk
Oberfranken (280 m ü. M.), Bezirksamt
Lichtenfels, am Einfluß des Weißmainflüßchens
in den
Main, an der
Eisenbahn von
Bamberg
[* 25] nach
Hof,
[* 26] hat ein
Schloß, eine schöne Stadtkirche, ein altes
Rathaus, eine
Synagoge
und (1880) 1199 Einw., welche Fabrikation von
Leinen- und Baumwollwaren und ansehnlichen Vieh- und Hopfenhandel treiben.
Dorf im schweizer. Kanton Uri
[* 27] (552 m ü. M.),
am Eingang des Schächenthals, mit (1880) 1478 Einw. Daselbst soll
Tell geboren sein und in dem angeschwollenen Schächenbach seinen
Tod gefunden haben, als er ein
Kind zu retten suchte.
Theaterkapellmeister, ward 1806 Musikdirektor in Düsseldorf
[* 31] und starb als solcher nachdem er noch an der Gründung
der seit 1818 alljährlich stattfindenden niederrheinischen Musikfeste eifrigen Anteil genommen. - Von seinen Söhnen war der
ältere, Friedrich Burgmüller, geb. 1804 zu Regensburg, seit 1832 in Paris
[* 32] als Klavierlehrer und Komponist wirksam
und hat sich durch seine leicht ansprechenden und auszuführenden Klavierkompositionen, unter denen sich die »Kinder-Etüden«
auszeichnen, in den weitesten Kreisen bekannt gemacht. Er starb im Februar 1874 zu Beaulieu in Frankreich.
Ungleich höher begabt als er war sein jüngerer Bruder, Norbert Burgmüller, geb. zu Düsseldorf, der
nach gründlichen Kompositionsstudien bei Spohr und Hauptmann in Kassel eine für seine kurze Lebensdauer (er starb schon in
Burtscheid bei Aachen)
[* 33] erstaunliche Produktivität entfaltete. Von seinen fast durchweg hochbedeutenden Werken (Symphonien,
Klavierkonzerte, eine Rhapsodie, eine Sonate, Quartette etc.) ist neuerdings eine Auswahl erschienen. Von seinen Liedern berichtet
unter andern R. Schumann in seinen »Gesammelten Schriften« (Bd. 3) mit höchster Anerkennung. - Der als Arrangeur von Opernpotpourris
bekannte François Burgmüller gehört nicht zur obigen Familie.