(spr. burkjello), origineller ital. Dichter,
geboren gegen Ende des 14. Jahrh. zu oder bei
Florenz,
[* 11] übernahm 1432 die Barbierbude seines
Vaters daselbst, zog aber später
nach
Rom,
[* 12] wo er sein
Gewerbe fortsetzte und 1448 starb. Er hieß eigentlich Domenico und erhielt den
Namen
Burchiello von der ihm eigentümlichen leichten und leichtfertigen Art zu dichten (alla burchia, d. h.
obenhin, nachlässig). Er war der berühmteste der poetischen Possenreißer seiner Zeit und seine Badestube, wo er seine
Gedichte zum besten gab, der allgemeine Anziehungspunkt für
Hohe und Niedere,
Gelehrte und Ungelehrte.
Ein guter Teil des Spaßes in seinen Gedichten besteht allerdings nur in der Ausdrucksweise, die aus gesuchten Provinzialismen
oder eigens gebildeten Wörtern und Redensarten bunt zusammengeflickt und daher heutzutage kaum mehr verständlich ist, oder
in ganz persönlichen
Anspielungen, deren Bedeutung nicht minder rätselhaft ist. Die neueste und beste
Ausgabe seiner zuerst ohne Jahr (1472) und seitdem oft gedruckten Gedichte ist die von
London
[* 13]
(Lucca)
[* 14] 1757. Einen
Kommentar zu
denselben versuchte
Franc.
Doni (Vened. 1553).
Vgl. E. Mazzi, Il Burchiello; saggio di studi sulla sua vita e sulle sue poesie
(Bologna 1878).
ward Hilfsastronom beim Längenbüreau und 1799 als
Franzose naturalisiert. 1807 wurde
er Astronom auf der
Sternwarte der
École
militaire und starb Seine 1812 herausgegebenen
»Mondtafeln« waren bis zu
Hansens gleichlautenden
Tafeln die besten, auch gab er Hilfstafeln für astronomische Rechnungen heraus (1814 und 1816). Seine vom
Institut gekrönte
Arbeit über die
Kometen
[* 20] von 1770 erschien in den
»Mémoires« von 1806.
Auf
Grund einer
Prüfung vor zwei gelehrten Arabern als
Moslem anerkannt, reiste er sodann nachMekka, blieb
daselbst vier
Monate und schloß sich im
November einem Zug
von 80,000
Pilgern nach dem
BergArafat an, worauf
er den im
Orient hochgeachteten
Titel
»Hadschi«
(Pilger) führen durfte. Im
Januar 1815 besuchte er
Medina und kehrte über
Suez nach
Kairo zurück. Seine letzte
Wanderung trat er imSommer 1816, während die
Pest in
Kairo wütete, durch die
Halbinsel des
Sinai an. Nach
Kairo zurückgekehrt, beschäftigte er sich mit Ausarbeitung seiner
Tagebücher sowie mit mathematischen und naturhistorischen
Studien, starb aber, nachdem die langersehnte Fezzankarawane angekommen war, mit welcher er weiter reisen wollte, Seine
Reiseberichte, schlicht und ungeschmückt gegeben, zeichnen sich durch
Treue, Genauigkeit und tiefste
Gründlichkeit aus.
3)
Heinrich, Forstmann, geb. zu Adelebsen am
Solling, besuchte nach dem Bestehen der praktischen
Forstlehre die
UniversitätGöttingen 1833-34 und trat 1835 in den hannöverschen Staatsforstdienst als Unterförster ein. 1844 wurde
an die
Forstschule in
Münden als
Lehrer berufen, und von 1849 bis 1866 fungierte er als Forstdirektor und Generalsekretär
in Forstsachen bei der obersten
¶
mehr
Verwaltungsbehörde für Domänen und Forsten. In dieser Stellung entfaltete er ein bedeutendes organisatorisches Talent und
hob die hannöversche Forstverwaltung durch straffe Leitung und zweckmäßige Geschäftsverteilung auf eine hohe Stufe. Seit 1866 bekleidete
er die Stelle eines Direktors der Abteilung für Forsten bei der Finanzdirektion in Hannover,
[* 29] woselbst er starb.
Burckhardt vertrat diejenige Richtung, welche in erster Linie die Vertiefung und feste Begründung der Forsttechnik auf dem Weg der
lokalen Erfahrung erstrebt und daneben namentlich die staats- und forstwirtschaftlichen Grundlagen der Waldwirtschaft ins
Auge
[* 30] faßt.
ist eine klassische Leistung auf dem Gebiet
der Lehre von der forstlichen Bestandsbegründung und -Pflege. Außerdem schrieb er: »Der Waldwert in Beziehung auf Veräußerung,
Auseinandersetzung etc.« (Hannov. 1860);
»Hilfstafeln für Forsttaxatoren« (3. Aufl.,
das. 1873);
4) Jakob, Kultur- und Kunsthistoriker, geb. zu Basel,
studierte auf der Universität seiner Vaterstadt Theologie, deutsche Litteratur
u. Geschichte und setzte diese Studien in Berlin fort. Hier erwarb er sich die Freundschaft des Kunstschriftstellers FranzKugler,
für den er später die zweite Auflage seines »Handbuchs der Kunstgeschichte« (Stuttg. 1848) mit eignen
Zusätzen besorgte. In die Heimat zurückgekehrt, wurde in der Folge zum Professor der Geschichte und Kunstgeschichte an der
Universität zu Basel
ernannt, dann bei der Gründung des eidgenössischen Polytechnikums in Zürich
[* 32] in gleicher Eigenschaft an diese Anstalt
berufen, kehrte jedoch bald wieder an die Universität seiner Vaterstadt zurück. Burckhardt zeichnet sich als
Schriftsteller ebenso durch gesunde Kritik, lichtvolle Darstellung und geistreiche Feinheit der Auffassung wie durch außergewöhnliche
Litteratur- und Quellenkenntnis aus. Er begann seine Laufbahn mit den Werken: »Die Kunstwerke der belgischen Städte« (Düsseld.
1842);
die gediegenste und
an Einzelheiten reichste Kultur- und Sittengeschichte der sogen. Renaissancezeit, und die »Geschichte
der Renaissance in Italien« (Stuttg. 1867, 2. Aufl. 1878).