welche allmählich häufiger werden. Später druckte man die Muster gern auf gesprenkelte Papiere. Die Muster erscheinen durchweg
in Gold; als »Augsburger Papier« waren die Goldmuster auf rotem Grund bekannt. Auch die Gold- und Silberpapier versah man mit Pressung.
Seit Einführung des Kattundruckes benutzte man mehr und mehr die dazu erforderlichen Druckmodeln auch
zur Herstellung der Buntpapiere; das »Kattunpapier« verdrängte allmählich alle andern Sorten.
Eine Reihe Werkstätten aus dem 17. und 18. Jahrh. sind uns aus den Papieren selbst erhalten, Hauptort der Fabrikation war
Augsburg. Ferner wurde in Nürnberg, Halle, Magdeburg, Saarbrücken, Aschaffenburg, Worms, Frankfurt, Nördlingen etc. hergestellt.
Auch in Frankreich und England wurde in Menge erzeugt. Der Gebrauch der bedruckten Buntpapiere war namentlich
im 18. Jahrh. ein sehr ausgedehnter: neben den Zwecken der Buchbinderei und Kartonarbeiten wurde es hauptsächlich zu Aktendeckeln
verwendet.
Als an Stelle des farbigen der blaue Aktenumschlag trat, überhaupt der Sinn für farbigen Schmuck erlosch,
verfiel die Fabrikation mehr und mehr; im 19. Jahrh. fertigte man Buntpapier nur noch
für besondere Zwecke, namentlich für Zuckertüten etc. Die Kartonagefabrikation bediente sich mehr und
mehr der bunten, glänzenden Gelatinepapiere. Erst infolge der allgemeinen Hebung des Geschmacks und der Nachfrage nach Buntpapier als
Vorsatzpapier für Buchbinder fertigte man in Deutschland und Frankreich wiederum künstlerisch verzierte
Buntpapiere.
Namentlich ist Aschaffenburg Hauptsitz dieser Industrie. Dort ging man bei der Musterung der Buntpapier von den Stoffmustern
aus, die man einfach für Buntpapier umsetzte. In neuester Zeit ist das Buntpapier von Ostasien (China und hauptsächlich Japan) in Europa stark
in Aufnahme gekommen. Das Papier jener Länder ist durchweg Pflanzenpapier. Das Färben geschieht meist in der
Masse (durch Eintauchen), das Mustern mittels Holzmodeln oder Schablonen. In China fertigt man das Papier in und um Peking.
Das Buntpapier ist für viele Zwecke beliebt, wo wir es nicht anwenden; z. B. Briefbogen und Briefkouverte sind mit
farbigen Darstellungen bedruckt. Das sogen. Reispapier, welches zur Herstellung der Papierblumen in gefärbtem Zustand Verwendung
findet, ist gar kein Papier, sondern in Blättern abgeschälte Pflanzenmark. Japan hat eine ausgedehnte Industrie und überaus
großen Verbrauch; das Buntpapier vertritt hier unter anderm vollständig unser Leder. Auch hier sind alle möglichen Papiere bedruckt:
Briefbogen, Schreibpapier, Einwickelpapier, und zwar mit ornamentalen Mustern sowohl als mit Darstellungen. Um das Papier haltbarer
zu machen, wird es gekreppt: zu Taschentüchern, Tischdecken etc. Eine besondere Anwendung findet das Goldpapier in der Weberei:
bei allen Brokatstoffen ist der Schuß Goldpapier, auch bei den feinsten Seidenbrokaten;
das Goldpapier wird um
einen Baumwoll- oder Garnfaden gewickelt und mit diesem gezwirnt.
Das Lederpapier, aus dem man Regenmäntel, Taschen, Etuis,
Regenschirme, Hüte, Tapeten etc. macht, wird folgendermaßen hergestellt: Das Pflanzenpapier wird mit einer
Mischung aus Kleister und Kienruß bestrichen, getrocknet, gekreppt und geölt, und nun wird mit Holzmodeln das Muster eingepreßt.
Dann erst wird es in einer Kleisterlösung mit Farbenzusatz gefärbt, mit Lack sorgfältig getränkt und
getrocknet. Die Muster werden
vor dem Lackieren zum Teil vergoldet.
Vgl. Exner, Die Tapeten- und Buntpapierindustrie (Weim. 1869);
Karmarsch u. Heeren, Technologisches Wörterbuch, unter »Buntpapier«; »Ledertapeten und Buntpapier« (Katalog der dritten Sonderausstellung
des Kunstgewerbemuseums zu Berlin 1883).
(spr. bonnjon), John, engl. Theosoph, geb. 1628 zu Elston bei Bedford, gab sich nach einem wüsten Leben schwärmerischer
Religiosität hin, trat 1655 zu den Baptisten über und ward Wanderprediger. Während zwölfjähriger Haft schrieb er: »The
pilgrim's progress from this world to that which is to come« (Lond.
1678-84, 2 Bde.), welches Werk unzählige Auflagen erlebte und in mehrere fremde Sprachen (ins Deutsche unter andern von F.
H. Ranke, 4. Aufl., Frankf. 1858, und von F. Ahlfeld, Leipz. 1853) übersetzt worden ist. Der Bischof von Lincoln entließ ihn 1672 der
Haft, aber erst die Indulgenzakte von 1687 endigte seine Verfolgungen. Er starb 31. Aug. 1688 in London. Eine
neue Ausgabe seiner Schriften, darunter auch seine Selbstbiographie, besorgte Ossor (1864, 3 Bde.).
Vgl. Philip, Life and times of John Bunyan (Lond. 1839);
Macaulay in den »Essays«; Weingarten, Baxter und Bunyan (Berl. 1864);
Fronde, John Bunyan (Lond. 1880).
Dorf in Schlesien, Kreis Schweidnitz, 769 Einw.;
hier schlug Friedrich d. Gr. gegenüber den vereinigten Österreichern
und Russen unter Laudon und Buturlin 1761 ein befestigtes Lager auf, in dem er sich vom 18. Aug. bis 9. Sept., bis zum Abzug der Russen,
behauptete.
(auch Punzen oder Bunzeln), Stifte oder kleine Stempel von Stahl und an einem Ende rund, erhaben, hohl, eirund,
eckig etc., mit Zahlen, Buchstaben oder Figuren versehen, die erhaben oder vertieft in Metall eingetrieben werden sollen;
bisweilen
will man auch geschnittenen oder gegossenen Figuren damit nachhelfen (bunzieren).
Nach ihrer Form heißen sie:
Zahlen-, Buchstaben-, Rosen-, Korn-, Haar-, Perlen-, Lupfer-, Ziehbunzen etc.
1) (Boleslavia, Boleslavec) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 192 m ü. M., am Bober und an der
Kohlfurt-Breslauer Eisenbahn, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Amtsgericht, ein Gymnasium, evang. Schullehrerseminar,
Waisenhaus mit Progymnasium, Provinzialirrenanstalt, ein Kreis- und städtisches Krankenhaus, Rettungshaus, Fabrikation
von Thonröhren und Töpferwaren (Bunzlauer Gut, braunes, inwendig weiß glasiertes Kaffeegeschirr), Kammgarnspinnerei, Wäschefabrik,
Dampftischlerei, Eisengießerei, 2 Glasfabriken, große Wassermühle, 2 Dampfsägemühlen, Schlachthof, Blumen- und Baumzucht,
Getreide-, Garn- und Viehmärkte, Gas- und Wasserleitung aus dem vielbesungenen Queckbrunnen und (1880) 10,790 Einw.
(8894 Evangelische, 1695 Katholiken). Auf dem Marktplatz steht ein Obelisk aus Gußeisen zum Andenken an den 1819 hier
verstorbenen Feldmarschall Kutusow. Der Magistrat zählt 9, die Stadtverordnetenversammlung 36 Mitglieder. Bunzlau ist Geburtsort
des Dichters Martin Opitz. - Die Stadt ist 1203 gegründet und Herzog Boleslaw zu Ehren benannt worden (daher Bolezlavech). An
dem Kampf des Herzogs Heinrich II. gegen die Mongolen (1241) nahmen die Bunzlauer Einwohner tapfern Anteil.
Bei
mehr
der ersten Teilung Schlesiens gehörte Bunzlau zum Herzogtum Glogau, später kam es zu Jauer. 1427 wurde es von den Hussiten erstürmt.
Die Reformation fand schon 1524 in Bunzlau Eingang. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von den Truppen beider Parteien wiederholt
geplündert, und 1739 brannte es fast ganz ab. Am 30. Aug. 1813 bestanden hier die auf dem Rückzug von der
Katzbach befindlichen Franzosen gegen Tetle der schlesischen Armee ein unglückliches Gefecht.
Vgl. Dewitz, Geschichte des Kreises
Bunzlau (Bunzl. 1884 ff.). -
2) Jungbunzlau (tschech. Mladà Boleslav), Stadt in Böhmen, an der Iser, Knotenpunkt der Österreich. Nordwestbahn und der Turnau-Kralup-Prager
Bahn, teilt sich in die Alt- und Neustadt und zwei Vorstädte, ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und
eines Kreisgerichts, hat ein altes und ein neues Rathaus, 4 Kirchen, eine Kaserne (ehedem Schloß, 975 von Boleslaw II. gebaut),
ein Piaristenkollegium mit einem Obergymnasium, eine gewerbliche Fortbildungsschule, Fabrikation von Wollwaren, Stärke, Zucker,
Spiritus, Bier, Malz und Mehl, bedeutenden Handel, eine Sparkasse (2,9 Mill. Fl. Einlagen), Gasanstalt, Wasserleitung
und einschließlich der Garnison (ein Infanterieregiment) (1880) 9681 Einw. Nördlich
von an der Iser die großartige Kattundruckerei Josephsthal und dabei das Städtchen Kosmanos mit Schloß, Irrenanstalt und (1880) 2469 Einw. -
Bunzlau wurde um 995 von Boleslaw II. gegründet und hatte seine Blütezeit im 16. Jahrh. Die Böhmischen Brüder
hatten hier eine ihrer Hauptgemeinden, einen Bischofsitz und eine berühmte Schule. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurde die
Stadt gewaltsam katholisiert und kam während des Kriegs so herunter, daß sie sich erst nach langer Zeit zu erholen
vermochte. -
3) Altbunzlau (tschech. Starà Boleslav), Marktflecken in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Karolinenthal, am rechten Ufer der
Elbe und an der Österreichischen Nordwestbahn (Linie Wien-Tetschen), durch eine Brücke mit Brandeis verbunden, hat eine Kollegiatkirche
(von 1036) mit Kapitel und (1880) 3531 Einw. Am Thor der Kollegiatkirche wurde der heil. Wenzel 935 von
seinem Bruder Boleslaw ermordet; deshalb Ziel zahlreicher Wallfahrten.