In der Börsensprache bedeutet auch s. v. w. Haussier. -
John Bull
(»HansOchs«),
die humoristische
Personifikation des englischen
Nationalcharakters, von
Swift oder von
JohnArbuthnot (»History of
John Bull«, 1704) zuerst gebraucht, in
Karikaturen
als stämmiger, vierschrötiger, stets zum
Boxen fertiger
Kerl dargestellt.
2)
OleBornemann, Violinvirtuose, geb. zu
Bergen
[* 5] in
Norwegen,
[* 6] verriet frühzeitig die größte
Neigung zur
Musik, namentlich
zum Geigenspielen. Mit 18
Jahren bezog er dem
Willen seines
Vaters zufolge die
UniversitätChristiania,
[* 7] um
Theologie zu studieren, faßte jedoch hier bald den Entschluß, sich ganz der
Kunst zu widmen, und ging 1829 nach
Kassel,
[* 8] um
sich unter
Spohrs Leitung weiter auszubilden. Die kühle
Aufnahme, die er bei diesem fand, machte ihn irre
an sich, und noch
einmal versuchte er es, der
Musik zu entsagen, in welcher Absicht er nach
Göttingen
[* 9] ging und das
Studium
der
Rechte begann; aber auch jetzt gewann seine
Liebe zur
Musik bald die Oberhand, und die Bekanntschaft mit
Paganini veranlaßte
ihn, sich ihr aufs neue ausschließlich hinzugeben.
In der
Begleitung dieses
Meisters 1831 nach
Paris
[* 10] gelangt, mußte er anfangs einen harten
Kampf mit dem
Leben
bestehen; denn nach kurzem Aufenthalt sah er seine sämtlichen Existenzmittel erschöpft und war, nachdem er auch noch durch
einen
Diebstahl seine
Geige verloren hatte, im
Begriff, seinem
Leben durch einen
Sprung in die Seine ein Ende zu machen, als sich
eine Kunstfreundin,
Namens Villeminot, seiner annahm und damit sein
Geschick eine günstige Wendung erhielt.
Im
Frühling 1833 gelang es ihm endlich, ein
Konzert zu veranstalten, in welchem er stürmischen Beifall erntete und zugleich
eine gute
Einnahme hatte.
Mit Unterstützung versehen, durchzog er dann die
Schweiz
[* 11] und
Italien,
[* 12] besuchte 1835 die französischen
Provinzialstädte, spielte 1836 in
England,
Schottland und
Irland, überall mit außerordentlichem Beifall, und machte später
in
Begleitung des Violoncellisten
Kellermann eine
Reise nach Rußland. Im J. 1840 konzertierte er in Norddeutschland, zog sich
dann auf zwei Jahre nach
Norwegen auf sein
Gut zu Walstrand auf der
InselOsterö zurück und ging 1844 nach
Amerika,
[* 13] von wo er 1847, nachdem er vorher noch in
Algier gewesen, nach
Paris zurückkehrte. 1848 begab er sich noch einmal
in seine Vaterstadt und gründete dort auf seine
Kosten ein
Nationaltheater.
Nachdem er 1851 wieder in
Hamburg
[* 14] und andern großen
StädtenDeutschlands
[* 15] konzertiert hatte, begab er sich
Anfang 1855 abermals nach
Amerika, wo er von neuem bedeutende
Summen erwarb, die er aber durch unglückliche Ländereispekulationen
wieder einbüßte. Er kehrte zwar 1857 nach
Europa
[* 16] zurück,
machte aber auch in der
Folge noch wiederholte Konzertreisen in
Amerika (zuletzt im
Winter 1869-70 in
Kalifornien).
Noch wenige Jahre vor seinem
Tod wußte er die Musikfreunde
Deutschlands ungeachtet der inzwischen vorgegangenen Veränderung des Kunstgeschmacks durch seine Virtuosität zu fesseln,
denn auch als
Greis hatte er von seiner erstaunlichen
Technik so gut wie nichts eingebüßt.
Namentlich war seine Sicherheit im
Flageolett und seine Fertigkeit in weiten
Sprüngen,
Doppelgriffen, Arpeggien, im
Staccato und im mehrstimmigen
Spiel außerordentlich, und die Gewandtheit, mit welcher er z. B. Oktavengänge,
sogar chromatische, ausführte, bewundernswürdig. Dabei aber kann man ihn von dem Vorwurf einer gewissen
Sucht nach bizarren
Effekten nicht freisprechen; das Autodidaktische seines
Spiels machte sich bei all seiner Begabung fühlbar. Dies gilt auch
von Bulls
Kompositionen, welche zwar in der
Anlage den klassischen
Mustern folgen, in der Ausführung jedoch
lediglich auf die Persönlichkeit des
Komponisten berechnet sind und infolgedessen keine weitere Verbreitung gefunden haben.
Bull starb auf seiner
Villa Lysoén bei
Bergen.
(spr. bülang),Jean, franz.
Architekt, wahrscheinlich zu
Ecouen geboren, studierte in
Rom und
[* 17] erhielt dann von dem
Connetable von
Montmorency den Auftrag, ein
Schloß in
Ecouen für ihn zu bauen. Bullant begründete dadurch
seinen
Ruf und wurde durch ein
Dekret vom zum Generalaufseher sämtlicher Bauten der französischen
Krone ernannt.
Nach dem
TodHeinrichs II. fiel er indessen in
Ungnade, und erst 1570 wurde er zum
Architekten der
KöniginKatharina und zum Aufseher ihrer Bauten ernannt, als welcher er die
Tuilerien weiterführte und das
Palais de la
Reine (später
Hôtel de
Soissons genannt) baute. Er leitete die
Arbeiten am
Schloß zu
Fontainebleau und die Ausführung der Königsgräber
in St.-Denis. Auch am
Schlosse St.-Maur, welches
Katharina vergrößern ließ, war er thätig. Er starb Sein
Hauptwerk ist das
Schloß von
Ecouen, worin die
Formen der italienischen
Renaissance harmonisch mit den nationalen Anforderungen
verbunden sind. Bullant nimmt darin eine zwischen der alten und neuen Zeit vermittelnde
Stellung ein. Er schrieb:
»Recueil d'horiogiographie, etc.« (Par. 1561);
»Reigle généralle d'architecture
des cinq manières de colonnes - à l'example de l'antique suivant les reigles de Vitruve« (das. 1564 u.
öfter), sein Hauptwerk auf schriftstellerischem Gebiet.
(mittellat. Bulla), eigentlich Metallabguß von Siegelstempeln (s.
Siegel), die zur Bekräftigung von Staatsurkunden gebraucht wurden; dann die
Kapsel, welche das einerUrkunde
angehängte
Siegel enthält; endlich die
Urkunde selbst. Der
Ausdruck¶
Die Bullen sind auf Pergament geschrieben und zwar auf die rauhe Seite desselben und mit gotischen Buchstaben.
Die Schnur, an welcher das Siegel hängt, ist bei Gnadensachen von gelber oder roter Seide,
[* 24] sonst von grauem Hanf. Die Sprache
[* 25] ist die lateinische, nur in Bullen an die unierten Griechen die griechische. Als Überschrift trägt jede
Bulle Namen und Titel des betreffenden Papstes. Citiert werden die Bullen nach den Anfangsworten. Zu ihrer Gültigkeit ist in der
Regel, soweit sie in das staatliche Gebiet eingreifen, das landesherrliche Placet erforderlich. - Die berühmtesten Bullen sind:
die Bullen Clericis laïcos und Unam sanctam, die Bonifacius VIII. 1296 und 1302 gegen Philipp den Schönen
von Frankreich erließ;
In coena Domini, 1362 von Urban V. gegen die Ketzer erlassen und später erweitert, eine feierliche
Verfluchung aller Nichtkatholiken enthaltend;
Execrabilis, von Pius II. 1460 erlassen, die Unterordnung der Konzile unter den
Papst aussprechend;
Exsurge Domine, von Leo X. gegen Luther 1520 erlassen und von letzterm verbrannt;
die Bulle. De salute animarum beschäftigt sich mit der Einrichtung
der katholischen Kirche in Preußen,
[* 26] während durch die Bulle Pastor aeternus die päpstliche Unfehlbarkeit verkündet ist.
Die
wichtigern päpstlichen Bullen und Breven sind in den sogen. Bullarien gesammelt. Die besten Ausgaben sind das »Bullarium magnum
a Leone Magno usque ad Benedictum XIII.« (Luxemb. 1727 ff.,
mit Supplem. 19 Bde.); Coquelines, Bullarum etc. collectio (Rom 1733 ff., 14 Bde.;
neue Ausg., Turin
[* 27] 1857),
woran sich für die neuere Zeit das Werk von Barberi: »Magnum bullarium Romanum«
(Rom 1835 ff., 19 Bde.)
anschließt.