enthalten. Diese Bulls sind eine treffliche Fundgrube für das englische Lustspiel und den Roman und in zahlreichen Sammlungen
zusammengestellt.
Vgl. Edgeworth, Essay on Irish bulls (Lond. 1803). -
In der Börsensprache bedeutet auch s. v. w. Haussier. - John Bull (»Hans Ochs«),
die humoristische Personifikation des englischen
Nationalcharakters, von Swift oder von John Arbuthnot (»History of John Bull«, 1704) zuerst gebraucht, in Karikaturen
als stämmiger, vierschrötiger, stets zum Boxen fertiger Kerl dargestellt.
1) John, engl. Musiker, geb. 1563 in Somersetshire, wurde als Singknabe der königlichen Kapelle ausgebildet, erhielt 1582 eine
Organistenstelle in Hereford, 1592 den Doktorgrad zu Cambridge und Oxford, wurde 1596 Professor der Musik
am Gresham College zu London und siedelte 1617 nach Antwerpen über, wo er Organist an der Kathedrale wurde und starb.
Bull war ein seiner Zeit berühmter Orgelspieler und tüchtiger Kontrapunktist; von seinen Kompositionen sind nur Schulstücke
und Variationen für das Virginal, ein Anthem und einige Kanons erhalten. Bull soll auch der Komponist des Liedes
»God save the King« (s. d.) sein.
2) Ole Bornemann, Violinvirtuose, geb. zu Bergen in Norwegen, verriet frühzeitig die größte Neigung zur Musik, namentlich
zum Geigenspielen. Mit 18 Jahren bezog er dem Willen seines Vaters zufolge die Universität Christiania, um
Theologie zu studieren, faßte jedoch hier bald den Entschluß, sich ganz der Kunst zu widmen, und ging 1829 nach Kassel, um
sich unter Spohrs Leitung weiter auszubilden. Die kühle Aufnahme, die er bei diesem fand, machte ihn irre an sich, und noch
einmal versuchte er es, der Musik zu entsagen, in welcher Absicht er nach Göttingen ging und das Studium
der Rechte begann; aber auch jetzt gewann seine Liebe zur Musik bald die Oberhand, und die Bekanntschaft mit Paganini veranlaßte
ihn, sich ihr aufs neue ausschließlich hinzugeben.
In der Begleitung dieses Meisters 1831 nach Paris gelangt, mußte er anfangs einen harten Kampf mit dem Leben
bestehen; denn nach kurzem Aufenthalt sah er seine sämtlichen Existenzmittel erschöpft und war, nachdem er auch noch durch
einen Diebstahl seine Geige verloren hatte, im Begriff, seinem Leben durch einen Sprung in die Seine ein Ende zu machen, als sich
eine Kunstfreundin, Namens Villeminot, seiner annahm und damit sein Geschick eine günstige Wendung erhielt.
Im Frühling 1833 gelang es ihm endlich, ein Konzert zu veranstalten, in welchem er stürmischen Beifall erntete und zugleich
eine gute Einnahme hatte.
Mit Unterstützung versehen, durchzog er dann die Schweiz und Italien, besuchte 1835 die französischen
Provinzialstädte, spielte 1836 in England, Schottland und Irland, überall mit außerordentlichem Beifall, und machte später
in Begleitung des Violoncellisten Kellermann eine Reise nach Rußland. Im J. 1840 konzertierte er in Norddeutschland, zog sich
dann auf zwei Jahre nach Norwegen auf sein Gut zu Walstrand auf der Insel Osterö zurück und ging 1844 nach
Amerika, von wo er 1847, nachdem er vorher noch in Algier gewesen, nach Paris zurückkehrte. 1848 begab er sich noch einmal
in seine Vaterstadt und gründete dort auf seine Kosten ein Nationaltheater.
Nachdem er 1851 wieder in Hamburg und andern großen Städten Deutschlands konzertiert hatte, begab er sich
Anfang 1855 abermals nach Amerika, wo er von neuem bedeutende Summen erwarb, die er aber durch unglückliche Ländereispekulationen
wieder einbüßte. Er kehrte zwar 1857 nach Europa zurück,
machte aber auch in der Folge noch wiederholte Konzertreisen in
Amerika (zuletzt im Winter 1869-70 in Kalifornien). Noch wenige Jahre vor seinem Tod wußte er die Musikfreunde
Deutschlands ungeachtet der inzwischen vorgegangenen Veränderung des Kunstgeschmacks durch seine Virtuosität zu fesseln,
denn auch als Greis hatte er von seiner erstaunlichen Technik so gut wie nichts eingebüßt.
Namentlich war seine Sicherheit im Flageolett und seine Fertigkeit in weiten Sprüngen, Doppelgriffen, Arpeggien, im Staccato
und im mehrstimmigen Spiel außerordentlich, und die Gewandtheit, mit welcher er z. B. Oktavengänge,
sogar chromatische, ausführte, bewundernswürdig. Dabei aber kann man ihn von dem Vorwurf einer gewissen Sucht nach bizarren
Effekten nicht freisprechen; das Autodidaktische seines Spiels machte sich bei all seiner Begabung fühlbar. Dies gilt auch
von Bulls Kompositionen, welche zwar in der Anlage den klassischen Mustern folgen, in der Ausführung jedoch
lediglich auf die Persönlichkeit des Komponisten berechnet sind und infolgedessen keine weitere Verbreitung gefunden haben.
Bull starb auf seiner Villa Lysoén bei Bergen.
(spr. bülang), Jean, franz. Architekt, wahrscheinlich zu Ecouen geboren, studierte in Rom und
erhielt dann von dem Connetable von Montmorency den Auftrag, ein Schloß in Ecouen für ihn zu bauen. Bullant begründete dadurch
seinen Ruf und wurde durch ein Dekret vom zum Generalaufseher sämtlicher Bauten der französischen Krone ernannt.
Nach dem Tod Heinrichs II. fiel er indessen in Ungnade, und erst 1570 wurde er zum Architekten der Königin
Katharina und zum Aufseher ihrer Bauten ernannt, als welcher er die Tuilerien weiterführte und das Palais de la Reine (später
Hôtel de Soissons genannt) baute. Er leitete die Arbeiten am Schloß zu Fontainebleau und die Ausführung der Königsgräber
in St.-Denis. Auch am Schlosse St.-Maur, welches Katharina vergrößern ließ, war er thätig. Er starb Sein
Hauptwerk ist das Schloß von Ecouen, worin die Formen der italienischen Renaissance harmonisch mit den nationalen Anforderungen
verbunden sind. Bullant nimmt darin eine zwischen der alten und neuen Zeit vermittelnde Stellung ein. Er schrieb:
»Recueil d'horiogiographie, etc.« (Par. 1561);
»Petit traicté de géométrie« (das. 1562);
»Reigle généralle d'architecture
des cinq manières de colonnes - à l'example de l'antique suivant les reigles de Vitruve« (das. 1564 u.
öfter), sein Hauptwerk auf schriftstellerischem Gebiet.
(deutsch Boll), Stadt im schweizer. Kanton Freiburg,
in fruchtbarer Ebene (769 m ü. M.) am Eingang des Alpenlandes
von Gruyère und mit Romont (Linie Freiburg-Lausanne) durch Eisenbahn verbunden, hat (1880) 2494 Einw., welche Handel mit Vieh,
Käse und Holz treiben.
(mittellat. Bulla), eigentlich Metallabguß von Siegelstempeln (s.
Siegel), die zur Bekräftigung von Staatsurkunden gebraucht wurden; dann die Kapsel, welche das einer Urkunde
angehängte Siegel enthält; endlich die Urkunde selbst. Der Ausdruck
mehr
wurde früher auch für die von Kaisern ausgestellten Urkunden gebraucht (am bekanntesten ist die Goldene Bulle Kaiser Karls IV.),
seit längerer Zeit aber bezeichnet man damit nur noch die Erlasse der Päpste. Das Siegel ist gewöhnlich aus Blei und zeigt
bis ins 16. Jahrh. auf dem Avers die Brustbilder der Apostelfürsten (Petrus und Paulus), später das Wappen
des Papstes, auf dem Revers den Namen des betreffenden Papstes. Bullen, welche ein Papst in der Zeit zwischen seiner Wahl und Weihe
ausfertigt, tragen auf dem Siegel, dessen Wappenseite leer gelassen ist, nur den Namen des Papstes (halbe Bullen).
Die Bullen sind auf Pergament geschrieben und zwar auf die rauhe Seite desselben und mit gotischen Buchstaben.
Die Schnur, an welcher das Siegel hängt, ist bei Gnadensachen von gelber oder roter Seide, sonst von grauem Hanf. Die Sprache
ist die lateinische, nur in Bullen an die unierten Griechen die griechische. Als Überschrift trägt jede
Bulle Namen und Titel des betreffenden Papstes. Citiert werden die Bullen nach den Anfangsworten. Zu ihrer Gültigkeit ist in der
Regel, soweit sie in das staatliche Gebiet eingreifen, das landesherrliche Placet erforderlich. - Die berühmtesten Bullen sind:
die Bullen Clericis laïcos und Unam sanctam, die Bonifacius VIII. 1296 und 1302 gegen Philipp den Schönen
von Frankreich erließ;
In coena Domini, 1362 von Urban V. gegen die Ketzer erlassen und später erweitert, eine feierliche
Verfluchung aller Nichtkatholiken enthaltend;
Execrabilis, von Pius II. 1460 erlassen, die Unterordnung der Konzile unter den
Papst aussprechend;
Exsurge Domine, von Leo X. gegen Luther 1520 erlassen und von letzterm verbrannt;
Dominus ac Redemptor noster,
Aufhebung des Jesuitenordens durch Clemens XIV., 1773;
Ecclesia Christi, die Bulle über das Konkordat mit Frankreich von 1801;
Sollicitudo omnium,
Wiederherstellung des Jesuitenordens durch Pius VII., 1814;
Ineffabilis, enthält das Dogma von der unbefleckten Empfängnis der
Jungfrau Maria, 1854 von Pius IX. erlassen;
die Bulle. De salute animarum beschäftigt sich mit der Einrichtung
der katholischen Kirche in Preußen, während durch die Bulle Pastor aeternus die päpstliche Unfehlbarkeit verkündet ist.
Die
wichtigern päpstlichen Bullen und Breven sind in den sogen. Bullarien gesammelt. Die besten Ausgaben sind das »Bullarium magnum
a Leone Magno usque ad Benedictum XIII.« (Luxemb. 1727 ff.,
mit Supplem. 19 Bde.); Coquelines, Bullarum etc. collectio (Rom 1733 ff., 14 Bde.;
neue Ausg., Turin 1857),
woran sich für die neuere Zeit das Werk von Barberi: »Magnum bullarium Romanum«
(Rom 1835 ff., 19 Bde.)
anschließt.
Vgl. Eisenschmid, Römisches Bullarium, oder Auszüge der merkwürdigsten römischen Bullen
(Neust. a. d. Orla 1831, 2 Bde.).