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Koblenz-Basel, mit (1880) 1876 Einw. In der Nähe der Bülacher Hard, ein schöner Eichenwald. Bülach stellte sich 1407 unter Zürichs Schutz und wurde später zu einer Obervogtei erhoben.
Koblenz-Basel, mit (1880) 1876 Einw. In der Nähe der Bülacher Hard, ein schöner Eichenwald. Bülach stellte sich 1407 unter Zürichs Schutz und wurde später zu einer Obervogtei erhoben.
Ort im türk. Wilajet Adrianopel, Sandschak Gallipoli, auf einer Landenge zwischen der Halbinsel Gallipoli und dem Festland, mit starken Befestigungen, welche im Krimkrieg von Franzosen und Engländern angelegt und neuerdings verstärkt sind.
Dieselben ziehen sich etwa 6 km weit vom Marmara-Meer zum Meerbusen von Saros hin.
Hafenstadt von Kairo, [* 2] von diesem durch den Ismailiakanal getrennt, am rechten Ufer des Nils, gegenüber der Insel Bulak, zu der eine Brücke [* 3] führt;
mit dem berühmten Museum ägyptischer Altertümer, Staatsdruckerei, Arsenal, Irrenhaus, Frauenzuchthaus, Eisengießerei, [* 4] Papierfabrik und 20,000 Einw. Bulak ist der Hauptmarkt der Produkte Oberägyptens und des Sudân.
Der Nordspitze der Insel gegenüber auf dem linken Nilufer bei Embabe wurde die Schlacht bei den Pyramiden geschlagen.
Friedrich, staatswissenschaftlicher Schriftsteller, geb. zu Freiberg, [* 5] studierte von 1823 bis 1826 in Leipzig [* 6] die Rechte und fing Ostern 1828 an, daselbst Vorlesungen über sächsisches Staatsrecht zu halten, worauf er sich 1829 in der philosophischen Fakultät habilitierte. 1833 wurde er außerordentlicher und 1836 ordentlicher Professor. 1837-1844 besorgte er die Zensur der periodischen Presse, [* 7] 1838-49 die Redaktion der von Pölitz begründeten »Neuen Jahrbücher der Geschichte und Politik«, von Ostern 1843 bis Juni 1848 die der »Deutschen Allgemeinen Zeitung« und 1851-54 die der amtlichen »Leipziger Zeitung«.
Seit 1840 Professor der Staatswissenschaft, stand er bei den Verfassungswirren von 1850 auf seiten der Regierung. Er starb in Leipzig. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: »Encyklopädie der Staatswissenschaften« (Leipz. 1832, 2. Ausg. 1856);
»Handbuch der Staatswirtschaftslehre« (das. 1835);
sodann: »Geschichte des europäischen Staatensystems« (das. 1837-39, 3 Bde.);
»Allgemeine Geschichte der Jahre 1830-38« (als Fortsetzung von Pölitz' »Weltgeschichte«, das. 1838);
die für das Heeren-Ukertsche Geschichtswerk bearbeitete »Geschichte Deutschlands [* 8] von 1806 bis 1830« (Hamb. 1842);
»Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen« (Leipz. 1850-1860; 2. Aufl., das. 1863-64, 12 Bde.).
Außerdem veröffentlichte er mehrere durch die Zeitverhältnisse veranlaßte Schriften (»Zeitfragen aus Politik und Volkswirtschaft«, Leipz. 1846; »Wahlrecht und Wahlverfahren«, das. 1849, u. a.) sowie eine Übersetzung der »Geschichte Englands« von Macaulay und der kleinern Schriften desselben. Aus seinem Nachlaß erschien: »Die lutherische Geistlichkeit Sachsens vom 16. bis ins 18. Jahrhundert« (Leipz. 1874).
(Boliwadin), kleinasiat. Stadt im Liwa von Afiun-Karahissar, mit 3000 Einw., die Melonenbau treiben.
Hier 1605 der Sieg der empörten Kleinasiaten über die Türken. Bulawadin ist das alte Polybotos in Phrygien.
eine in neuerer Zeit bekannt gewordene Erkrankung des obersten Teils des Rückenmarks, der sogen. Medulla oblongata (Bulbus medullae spinalis), als deren Ursache in der Regel mehr oder weniger akut oder chronisch verlaufende Erweichungsprozesse in demselben anzusehen sind.
Symptomatisch kennzeichnet sich die Bulbärparalyse durch frühzeitig eintretende Lähmungserscheinungen der Zungen-, Schlund- und Atemmuskulatur: Sprech-, Schling- und Atmungsbeschwerden sind die ersten Zeichen der Krankheit. Im weitern Verlauf zeigen sich die übrigen Erscheinungen der Rückenmarkslähmung.
Vgl. Leyden, Klinik der Rückenmarkskrankheiten (Berl. 1874).
der pers. Name der Nachtigall, der durch Goethes »Westöstlichen Diwan« sowie durch Rückert und Platen auch in die deutsche Poesie eingeführt worden ist. Die Nachtigall ist gleichsam die Muse des persischen Epikers, die dieser bei Beginn seiner Erzählung anzurufen pflegt. Auch dient sie mit ihrem süßen Gesang nicht nur als ein Symbol der Liebessehnsucht, sondern wird auch im mystischen Sinn als die nach der Vereinigung mit der Gottheit, die mit der stillblühenden Rose (pers. Gül) verglichen wird, strebende menschliche Seele gedeutet. In dieser Weise behandelt den Gegenstand das romantische Gedicht Faslis: »Gül und Bülbül« (türk. u. deutsch von J. ^[Joseph] v. Hammer, [* 9] Pest 1834).
s. v. w. Zwiebel (s. d.);
Bulbus oculi, Augapfel;
Bulbus Scillae, Meerzwiebelwurzel;
Bulbillus, Brutzwiebel;
Bulbotuber, Knollenzwiebel.
(griech.), Rat, Ratsversammlung;
besonders in Athen [* 10] (s. d., S. 1001);
die Mitglieder der Bule hießen Buleuten;
Buleuterion, Rathaus.
(Bolgar), alte Hauptstadt des Bulgarenreichs im südlichen Rußland, deren unbekannter Ursprung von tatarischen Chronisten in das höchste Altertum verlegt wird, kommt in russischen Chroniken zuerst 1360 vor, obwohl sie nach bestimmten Nachrichten schon im 10. Jahrh. bestand. Die nur wenig umfangreiche Stadt behauptete ihren Ruhm auch noch nach der Eroberung durch die Mongolen; als aber die Chane ihre Residenz nach Sarai verlegten, geriet dieselbe allmählich in Verfall, und die Verwirrungen, welche in der Goldenen Horde ausbrachen, bei denen die Stadt unaufhörlich aus der Hand [* 11] eines Fürsten in die des andern überging, trugen in Verbindung mit den häufigen Einfällen der Nowgorodschen Freibeuter noch mehr zu ihrem Sinken bei. Den letzten Schlag erlitt Bulgar durch Tamerlan, welcher es am Ende des 14. Jahrh. zerstörte. Jetzt ist davon nur noch das Dorf Bolgary (s. d.) mit berühmten Ruinen übrig, die 1852 von Beresin untersucht wurden.
Vgl. Schpilewskij, Die alten Städte im Gouvernement Kasan [* 12] (russ., Kasan 1877).
(Bulgaris), Jewgenij (Eugenius), russ. Kirchenschriftsteller und gründlicher Kenner der griechischen Sprache, [* 13] geb. 1715 auf der Insel Korfu, [* 14] bekleidete seit 1742 Lehrämter zu Janina und dann zu Kohani in Makedonien, auf dem Berg Athos sowie in Konstantinopel. [* 15] 1768 zum Erzbischof von Cherson ernannt, siedelte er bald nach Petersburg [* 16] über und starb dort 1806. Er schrieb in altgriechischer Sprache Lehrbücher der Logik (Leipz. 1766), der Metaphysik (Vened. 1805) und Physik (Wien [* 17] 1805) und übersetzte im Auftrag der Kaiserin Katharina II. das russische Gesetzbuch ins Neugriechische.
Vgl. Vrétos, Biographie de l'archevèque ^[richtig: l'archevêque] Bulgar (Athen 1861).
ein Mischvolk auf der Balkanhalbinsel [* 18] mit vorwiegend slawischem Gepräge. Der Name derselben, ursprünglich einem finnisch-uralischen Volk angehörig, tritt zuerst gegen Ende des 5. Jahrh. auf, wo die an der Wolga saßen, von wo dieses barbarische Volk fast widerstandslos nach Mösien an der untern Donau vordrang, Thrakien verwüstete und das alternde Byzanz bedrohte. Bei ihrer Besitznahme des rechten Donauufers im 6. Jahrh. fanden die Bulgaren ¶
slawische Stämme vor, welche von der Dobrudscha im O. bis zur Save im W. siedelten. Mit diesen Ackerbau und Viehzucht [* 20] treibenden Slawen vermengten sich die und büßten durch Annahme der Sprache, Religion und Sitte der Besiegten die eignen nationalen Charaktermerkmale bald so vollständig ein, daß Sieger und Besiegte schon gegen Ende des 9. Jahrh. nur noch ein Volk bildeten, das von den Unterjochten sein individuelles Gepräge, von den Eroberern aber den noch heute fortlebenden Namen Bulgaren (bulgarisch B'lgar) empfing.
Die finno-uralischen Bulgaren hinterließen keine Schriftdenkmäler in ihrer heimatlichen Sprache und nur wenige vereinzelte Wörter im heutigen Bulgarischen, denn die uns von griechischen Chronisten überlieferten Namen von Fürsten sowie einige Ortsnamen bieten geringe Anhaltspunkte zur Aufklärung der Abkunft jener Finno-Bulgaren. Die Religion der letztern war eine seltsame Verquickung von Islam und Heidentum, welche nur schwer den von Byzanz zu ihnen gesandten Missionären wich. Erst nach vielfachen Kämpfen fand das Christentum Eingang, und mit ihm erhielt im 9. Jahrh. das neue bulgarische Mischvolk das Cyrillische Alphabet.
Die Bulgaren sitzen, umgeben von Serben, Rumänen, Albanesen und Türken, noch heute innerhalb der alten Grenzen, [* 21] welche sie vor 1000 Jahren innehatten. Nur hier und da mit fremden Nationalitäten gemengt, wohnen sie vom Timok, dem obern Lauf des Wardar und vom See von Ochrida an bis fast ans Schwarze Meer, im N. bis an die Donau und im S. fast zum Ägeischen Meer reichend, wo, der altbyzantinischen Tradition eingedenk, das griechische Handelsvolk sie nicht bis an das Salzwasser vordringen ließ. Im Fürstentum Bulgarien, [* 22] in Ostrumelien und Makedonien machen sie die Hauptmasse der Bevölkerung [* 23] aus.
Verloren an Terrain haben die Bulgaren im W. ihres Gebiets an die Albanesen, die sich in den fruchtbaren Thälern der Toplitza, am obern Wardar bis zur bulgarischen Morawa einnisteten. Auch durch Auswanderung nach dem Banat, wo 26,000 katholische Bulgaren wohnen, und nach Bessarabien, wo die bulgarischen Kolonien etwa 14,000 Seelen zählen, haben die Bulgaren viel verloren. Was die Gesamtzahl der Bulgaren betrifft, so ist man aus Mangel genügender Unterlagen auch heute noch auf Schätzungen angewiesen; während die Bulgaren selbst sich mit 6, ja 7 Mill. Seelen beziffern, nimmt, wohl richtiger, Kanitz nur 5 Mill. an.
Der Körperbau des Bulgaren ist im westlichen Balkan, wo er sich am reinsten erhalten hat, gedrungen, muskulös, mehr mager als fett, mit ovalem Gesicht, [* 24] gerader Nase, [* 25] engen, kleinen Augen, blondem, selten dunklem Haar. [* 26] Der Gesichtsausdruck ist intelligent, ernst und zeugt von Beharrlichkeit. Wie die Untersuchungen von Kopernicki, Virchow und Beddoe dargethan haben, gleicht der Schädel der Bulgaren durchaus nicht demjenigen der übrigen Slawen, aber ebensowenig demjenigen der Finnen, er hat vielmehr eine eigne Form, die oft an jene der Australier erinnert, und bei der Prognathismus häufig vorkommt.
Das weibliche Geschlecht ist oft hübsch in der Jugend, mit der Verheiratung schwinden aber alle Reize unter dem Druck harter physischer Arbeit. In den stärker vordringenden Backenknochen und eng geschützten Augen der Bulgaren dürfte man ein Überbleibsel aus der Blutmischung mit den finno-uralischen Eroberern erblicken, während die Kreuzung mit dem finnischen Stamm in Bezug auf die Sprache noch geringere Niederschläge hinterließ, denn der Bau der altbulgarisch-slawischen Schriftsprache steht unter allen slawischen Idiomen der großrussischen Sprache am nächsten. Doch haben serbische, griechische, romanische, albanesische und türkische Elemente sich in der Sprache eingenistet, welche außerdem durch mangelnden Infinitiv und den Gebrauch des Artikels von andern slawischen Sprachen abweicht.
In der Tracht erscheint der Bulgar von allen seinen Nachbarn gesondert; an die Stelle des sonst auf der Balkanhalbinsel üblichen Fes tritt die Tschubara, eine Mütze aus Schaffell, unter welcher das Kopfhaar lang oder als Zopf geflochten herabhängt. Gleich den Türken scheren die Bulgaren ihr Haar bis auf einen langen Haarbüschel am Scheitel. Sonst machen bunt ausgenähte Hemden, weite Beinkleider aus Leinen oder Abbatuch, roter Leibgürtel, Jacke und langer Rock, im Winter ein Schafpelz sowie Bundschuhe die Tracht der Männer aus; bei den Frauen hat beinahe jeder Kreis [* 27] seine eigne bunte Tracht.
Besondere Sorgfalt wird auf die Ornamente [* 28] der Hemdstickereien verwendet, auch sind die Frauen und Mädchen reich mit Metallschmuck behängt. Ungraziös sind die weiten, sackartigen, von den Türken adoptierten Hosen [* 29] der Frauen. Was unter den Bulgaren zur Intelligenz zählt, hat jetzt die allgemein europäische Kleidung angenommen, und die Jugend der gebildeten Stände, von deutschen und französischen Erziehern geleitet, emanzipiert sich mehr und mehr von den alten Sitten.
Bei der Landbevölkerung sind dieselben aber noch in vollster Kraft, [* 30] hier wird noch der altnationale Horotanz zur Gusle (Geige) und Swirka (Flöte) getanzt, hier erklingen die heitere Stoffe besingenden Volkslieder. Auch die Stellung der Frau ist hier dieselbe niedrige wie ehemals geblieben: sie ist das Lasttier, das auf dem Feld arbeiten, färben, bleichen, ja selbst die Häuser bauen muß. Die Bulgaren leben nach den Gesetzen der slawischen Familienverfassung (Hauskommunion, Zadruga) beisammen, deren Einfluß sich im Bau der Gehöfte kundgibt, wo um das mit Ziegeln gedeckte Haus des Stareschina (Ältesten) die kleinern Häuschen der verheirateten Söhne und die auf Pfählen stehenden Speicher (Kolibas) sich gruppieren.
In den Städten ist der Bulgar Kaufmann, Krämer und Handwerker; dem gelehrten Stand gehören noch wenige an, desto mehr sind Priester und Mönche. Eine eigne, besonders zur Zeit der Türkenherrschaft blühende Klasse machen die Haiduken aus, Briganten, die namentlich im Balkan hausen und ein fest organisierter, charakteristischer Bestandteil des Volkes sind. Auf dem Lande treibt der Bulgar Viehzucht, Ackerbau und Industrie, doch leidet die Bodenwirtschaft unter den verwickelten Rechtsverhältnissen, welche auf den Grundbesitzern lasten. Namentlich wird Mais gebaut; das milde Klima [* 31] begünstigt die Seidenzucht; auch ist die Fabrikation des Rosenöls eine bulgarische Spezialität. Die primitive Industrie der Bulgaren erstreckt sich auf Silber- und Eisenarbeiten, Teppiche, Stickereien, Holzschnitzereien in stilvoller Behandlung und herrlicher Ornamentierung.
Der bei weitem größte Teil des bulgarischen Volkes bekennt sich zur griechisch-orthodoxen Kirche. Etwa 300,000, die sogenannten Pomaken (s. d.), sind Mohammedaner; im Banat und bei Sistova an der Donau leben in einigen Dörfern 60,000 Katholiken. Trotz der Thätigkeit amerikanischer Missionäre ist die Anzahl der Evangelischen unter den Bulgaren sehr gering. Der mittelalterliche Bann, der auf der bulgarischen Kirche lastet, seit die Griechen von derselben Besitz genommen, hat seine tiefen Spuren zurückgelassen. Nahezu unberührt von dem moralischen Gehalt der Christuslehre, den selbst ihre Priester kaum mehr als der äußern Form nach erfassen, steckt der Bulgar noch ganz in heidnisch-altslawischen Traditionen und ¶