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Franz Joseph und Königin Elisabeth gekrönt wurden; diese wird jetzt nach dem Entwurf aus der Zeit des Königs Matthias Corvinus ausgebaut und restauriert; außerdem befindet sich daselbst noch die Garnisonkirche St. Johann aus dem 13. Jahrh., mit dem Grabmal Andreas' III., des letzten Arpaden. Endlich gibt es in Budapest [* 2] eine griechische Kirche (im Innern im byzantinischen Geschmack mit Gold [* 3] und Heiligenbildern geziert), eine reformierte Kirche am Calvinplatz, zwei evangelische Kirchen (am Deákplatz und in Ofen), einen israelitischen Kultustempel (schöner polychromer Ziegelrohbau in maurischem Stil, mit zwei polygonen, 44 m hohen Türmen), endlich noch eine Synagoge in Altofen. Zu erwähnen ist auch der neue Friedhof außerhalb der Kerepeser Linie, mit dem Mausoleum des 1849 erschossenen Grafen Ludwig Batthyányi und dem Deákmausoleum.
Unter den Profanbauten ist vor allen die königliche Burg auf dem Festungsberg zu nennen, ein imposanter, unter Maria Theresia (1749-71) ausgeführter Bau mit gegen die Donau gerichteter, 178 m langer Fronte, 203 Zimmern und der Schloßkirche zum heil. Sigismund, worin seit 1771 die rechte Hand [* 4] des heil. Stephan als Reliquie aufbewahrt wird und seit 1790 die ungarischen Reichsinsignien durch die Kronwache gehütet werden. Sehr sehenswert ist auch der durch die ehemalige Ellipse [* 5] vergrößerte und eine überraschende Aussicht auf Pest und die Donau gewährende Schloßgarten.
Andre bemerkenswerte Gebäude sind in Ofen: das neue Palais des Hónvedministeriums, die ehemaligen Palais der Grafen Sandor und Teleki (jetzt Wohnungen des Ministerpräsidenten und des Erzherzogs Joseph) und das Ofener Festungstheater;
das Generalkommando und das neue Landhaus in der Festung; [* 6]
die neuen schönen Gebäude am Kettenbrückenplatz und die neuen Palais zur Rechten und Linken der Kettenbrücke sowie der prächtige Burgbazar an der Donau und das gräflich Karácsonyische Palais in der Christinenstadt, sodann das Obergymnasium und die Realschule in der Wasserstadt.
Interessant ist das in der Nähe des Kaiserbades vom Ofener Pascha Mohammed (1543-1548) erbaute kuppelförmige Grabmal Gül Babas, des »Rosenvaters«, eines angesehenen türkischen Heiligen. Viel reicher an hervorragenden Gebäuden ist Pest, wo in letzter Zeit eine Reihe großstädtischer Bauten, meist im Renaissancestil und zum größten Teil vom Budapester Architekten Nik. Ybl, ausgeführt worden ist. Zu diesen gehören: das Nationalmuseum, der Akademiepalast, das Redoutengebäude und das Zollamtspalais.
Ersteres, am Museumring in den 40er Jahren erbaut, bildet ein gewaltiges Viereck [* 7] mit zwei Höfen, hat eine Fassade mit acht kolossalen korinthischen Säulen, [* 8] im Giebel darüber ein großes Relief (die Pannonia), eine breite Freitreppe, ein freskengeschmücktes Vestibül, einen Prunksaal und einen runden Kuppelraum, in dem die Statuen berühmter Ungarn [* 9] aufgestellt werden (Pantheon). Der Akademiepalast auf dem Franz-Josephsplatz (1862-1864 nach Stülers Plänen im edelsten Renaissancestil aus Sandstein erbaut) hat einen aus der Fronte vorspringenden, reichgeschmückten Risalit und zwei Seitentrakte, ein prächtiges Vestibül mit Marmorsäulen, schöne Korridore, einen großen, mit Fresken aus der ungarischen Geschichte und 24 Karyatiden [* 10] geschmückten Prachtsaal, in dem die Jahressitzungen der Akademie sowie andre Festlichkeiten wissenschaftlichen Charakters abgehalten werden, einen kleinern Sitzungssaal, Räumlichkeiten der Bibliothek und die Landes-Gemäldegalerie.
Die städtische Redoute, [* 11] ein kolossales Bauwerk (1859-65 in einem aus byzantinischen, maurischen und gotischen Elementen gemischten Stil erbaut), mit der Fronte gegen den ersten Square des Franz-Josephskais gerichtet, ist im Erdgeschoss mit ungeheuern Arkaden und im ersten Stock mit einer großen Loggia versehen, hat ein hohes Treppenhaus mit Fresken von Than und Lotz, einen großen und kleinen Redoutensaal und zahlreiche Nebenlokalitäten. Das neue Zollamtspalais unterhalb des Franz-Josephskais, ein monumentaler Prachtbau (1870-74 von Ybl im Renaissancestil erbaut, 165 m lang, 53 m breit und 23 m hoch), zerfällt in einen imposanten, an der Donaufronte mit zehn kolossalen Säulen geschmückten Mittelbau und in zwei Seitenflügel, enthält zwei gedeckte Höfe mit Eisenkonstruktion und im Mitteltrakt eine säulengeschmückte Haupthalle mit schöner doppelter Treppenanlage aus rotem Marmor.
Ein interessantes Bauwerk ist ferner das außerhalb der Stadt, an der Soroksárer Straße, gelegene städtische Schlachthaus (1870-72 erbaut und samt dem Viehmarkt 14,14 Hektar groß), mit zwei schönen Tiergruppen von Begas am Hauptthor, einem imposanten Wasserleitungsturm, zahlreichen Schlachtkammern, Wänden aus Marmor und Fußböden aus Porzellanfliesen. Hervorragende Gebäude sind ferner: das alte Rathaus mit 44 m hohem viereckigen Turm, [* 12] das Nationaltheater mit schöner, 1876 erneuerter Fassade;
das Handelsstandsgebäude mit arkadengeschmückter Fassade;
die 43,000 qm umfassende Karlskaserne (ehemals Invalidenpalais, unter Karl VI. erbaut) mit vier Höfen;
das Neugebäude, eine riesige Kaserne mit vielen Höfen;
das Komitatshaus mit den Bildnissen ungarischer Palatine im großen Saal;
die ungarische Militärakademie Ludoviceum und die große Üllöer Kaserne.
Der neuesten Periode der architektonischen Entwickelung von Budapest (nach 1860) gehören noch folgende Bauwerke an: das Landhaus, das neue Rathaus, die neue Börse (1872) mit schönem Saal, die Prachtbauten am Franz-Josephskai (Thonethof, eins der größten Gebäude, Lloydgebäude, das Hotel Hungaria, Assekuranzgebäude u. a.) und am Rudolfskai das großartige Post- und Telegraphengebäude, die Universitätsbibliothek, das chemische Institut, das monumentale Sparkassengebäude, das Palais des Grafen Károlyi (in französischer Renaissance, mit offener Vorhalle, schönen Gemälden und geschmackvollem Garten), [* 13] das des Grafen Festetics, der Monumentalen der Firma Haas, das kolossale Tükörysche Haus, die neue Technik und Klinik, die monumentalen Bahnhöfe [* 14] der Österreichischen und Ungarischen Staatsbahn, ersterer von de Serres (polychromer Rohziegelbau mit Eisenkonstruktion), letzterer mit imposantem Portal von Rochlitz; ferner der große Elevator, die eleganten Neubauten der Waitzener und Radialstraße, in der letztern insbesondere die mit Fresken gezierte Landes-, Zeichen- und Malerschule und das prächtige Künstlerhaus mit einem schönen Treppenhaus, das großartige Opernhaus (von Ybl im Renaissancestil), die Palais der Ungarischen Staatsbahn u. a. Im ganzen zählt Budapest (1882) 11,329 Gebäude, wovon 6870 auf Pest und 4459 auf Ofen entfallen. Von den Wohnhäusern sind 7534 ebenerdig, 1911 ein-, 772 zwei-, 460 drei- und 71 vierstöckig.
Bevölkerung. Industrie, Handel und Verkehr.
Die Bevölkerung von (ohne Militär, dessen Stand 10,216 Mann betrug) belief sich nach der letzten Zählung (1881) auf 360,551 Einw. (173,938 männliche und 186,613 weibliche), von denen auf Pest 284,757, auf Ofen 51,110 und auf Altofen 24,684 Einw. entfielen. Der bevölkertste Bezirk ist die ¶
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Josephstadt mit 64,083 Einw. Auf 107 Frauen kamen 100 Männer. Der Religion nach zählte man 242,981 Katholiken, 20,040 Lutheraner, 22,214 Reformierte, 1267 unierte und 1864 nichtunierte Griechen und 70,879 Juden. Budapest ist ungemein rasch gewachsen, 1813 hatte es erst 36,153, 1833: 63,148, 1857: 116,683 und 1869: 270,476 Einw. In betreff der Konfessionen [* 16] hat sich verhältnismäßig die Zahl der Juden und der Reformierten, dann die der Lutheraner am meisten vermehrt. Am betrug die Bevölkerung [* 17] von Budapest nach einer Zählung des statistischen Büreaus 384,996 und bereits 401,360 Seelen. Welche Bedeutung die Stadt für die Aufbringung der erforderlichen Staatseinnahmen hat, ergibt sich daraus, daß an direkten Staatssteuern auf einen Bewohner in Budapest nicht weniger als 20,6 Guld. und überdies 6,8 Guld. an Kommunalsteuer entfallen.
In Bezug auf Industrie und Handel nimmt in Ungarn den ersten Rang ein. Die hauptsächlichsten industriezweige sind: der Maschinenbau mit 35 Fabriken, von denen die meisten landwirtschaftliche Maschinen, Apparate und Gerätschaften erzeugen (darunter die Eisengießerei [* 18] und Maschinenfabrik der Aktiengesellschaft Ganz u. Komp. mit 2500 Arbeitern, welche insbesondere Hartgußräder für Eisenbahnen herstellt; die Maschinen- und Waggonfabrik der königlich ungarischen Staatsbahnen [* 19] mit ca. 950 Arbeitern, die Schacksche Eisengießerei mit 170 Arbeitern);
der sehr fortgeschrittene Wagenbau;
der Schiffbau, vertreten durch die 1840 gegründete Schiffswerfte der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft zu Altofen, welche über 2000 Arbeiter beschäftigt und auch Dampfmaschinen [* 20] und Kessel baut;
die Verfertigung von Feuerspritzen [* 21] und Feuerwehrutensilien (Fabrik Walser mit 120 Arbeitern), Wagen, Gold- und Juwelierarbeiten, Waffen, [* 22] Messerschmiedewaren, Kochgeschirren aus Stahl für die Armee und die Hónveds, Drahtflecht- und Siebwaren, Musikinstrumenten und wissenschaftlichen Apparaten;
die Fabrikation von Glas, [* 23] Porzellan und Majolika, ferner von chemischen Produkten, als Chlorkalk, [* 24] Arzneimaterialien, Farbewaren (namentlich schönem Zinnober), [* 25] Sodawasser etc., dann von Sprengmaterialien;
die Erzeugung von Steazinkerzen und Seifen, Paraffinfett, Öl, Spodium und Knochenmehl, Ziegeln, Kalk und Zement, Zündwaren, Weizenstärke (zum Teil mit Export nach Amerika); [* 26]
die Mühlenindustrie, welche 11 große Dampfmühlen mit mehr als 3100 Arbeitern beschäftigt und jährlich im Durchschnitt gegen 3 Mill. metr. Ztr. Mehl [* 27] liefert;
die Fabrikation von Spiritus, [* 28] Preßhefe, Likör und Rum (14 Fabriken mit 300 Arbeitern), Bier (2 große Brauereien in Steinbruch, die Drehersche und die Erste ungarische Aktienbrauerei mit sehr ausgedehnten, in Felsen gehauenen Kellern; beide beschäftigen 500 Arbeiter und liefern jährlich 660,000 hl), von Schokolade und Kaffeesurrogaten;
die Tabakserzeugung (2 königliche Fabriken mit 2000 Arbeitern meist weiblichen Geschlechts und einer Jahresproduktion von 100 Mill. Stück Zigarren nebst 60,000 kg Schnupf- und 3,850,000 kg Rauchtabak);
ein großes Etablissement für Wollwäscherei, wo 1882 gegen 100,000 metr. Ztr. Schafwolle fabrikmäßig gewaschen wurden;
die Blaufärberei und Kattundruckerei (3 sehr bedeutende Fabriken);
die Erzeugung von Matratzen und Bettdecken, Schnur-, Knopf- und Posamentierwaren, Mode- und Wäschartikeln, Damenmiedern, Kleiden, Kunstblumen und Schmuckfedern, Hutmacher- und Schuhwaren, Handschulen;
die Möbel-, Parkett- und Jalousienfabrikation, die Ledererzeugung, Verfertigung von Täschner- und Riemerwaren, Peitschen, Ledergalanteriewaren, Kautschukdecken, Korbwaren, Meerschaumpfeifen und Spielkarten.
Große Unternehmungen bestehen ferner für Typographie (Athenäum, die Pester Buchdruckerei-Aktien- und die Franklin-Gesellschaft, die königliche Universitäts- und die Staatsdruckerei) sowie für Rastrier-, Farbendruck- und Buchbinderarbeiten. Zur weitern Förderung der Industrie macht der Landesindustrieverein anerkennenswerte Bemühungen, indem derselbe Gewerbeschulen ins Leben ruft, Modellsammlungen anlegt, ein Gewerbemuseum und eine Fachbibliothek gründete und Vorträge, Gewerbeausstellungen und Prämiierungen veranstaltet. In Budapest bestehen 30 Aktiengesellschaften für Fabrik- und industrielle Zwecke mit einem Aktienkapital von 28,96 Mill. Guld., darunter 8 für Mühlen-, 6 für Bau-, 3 für Eisenindustrie, 3 typographische Institute und 9 für sonstige Industriezwecke.
Buchdruckerei und Lithographie sind in Budapest durch 42 Buchdruckereien, 22 Schnellpressen und 25 lithographische Anstalten vertreten. Von größter Bedeutung ist der Budapester Handel, als dessen Hauptobjekte zu nennen sind: Getreide [* 29] (hauptsächlich Weizen), wovon 1882: 5,286,975 metr. Ztr. nach Budapest zugeführt und 1,199,309 metr. Ztr. von dort versendet wurden, während der Rest zur Vermählung in der Stadt verblieb und dann als Mehl namentlich nach Triest [* 30] und über das Meer exportiert wurde;
der Mühlexport betrug 1882: 3,551,346 metr. Ztr.;
Schafwolle, wovon vornehmlich Kammwolle ins Ausland, Tuch- und Zackelwolle nach Österreich [* 31] (1882: 106,334 metr. Ztr.) verführt werden;
Wein (hauptsächlich der an den Abhängen des Adlersbergs, Schwabenbergs etc. wachsende rote Ofener Wein);
Spiritus, wovon etwa 60,000 hl (1882: 299,458 metr. Ztr.) nach dem Ausland, besonders auf den italienischen Markt und in die Donaufürstentümer, exportiert werden;
Ölsaat und Kleesamen, besonders für den österreichisch-ungarischen Konsum;
Hanf;
Tabak [* 32] zur Deckung der Monopolsbedürfnisse in Österreich-Ungarn, [* 33] außerdem zum Export nach Bayern, [* 34] Bremen, [* 35] Hamburg, [* 36] England, Preußen [* 37] und Holland;
Pflaumen aus Bosnien [* 38] und Serbien; [* 39]
Fettwaren (Schweinefett und Speck);
Borstenvieh, wofür in ganz Ungarn der Ort Steinbruch der Zentralplatz ist (in den dortigen Borstenviehmastställen wurden 1882: 524,796 Stück Schweine [* 40] im Wert von 28,202,250 Guld. aus Niederungen, Siebenbürgen, Serbien und Rumänien zugeführt und daselbst gemästet);
Knoppern aus Ungarn und Serbien;
Bettfedern, die ausschließlich nach dem Ausland exportiert werden;
Brenn- und Werkholz, insbesondere Binderholz und Faßdauben (jährlich 275,000 metr. Ztr.);
Steinkohlen für den eignen Bedarf (1882: 4,236,331 metr. Ztr.);
Manufakturwaren von Österreich, England, Elsaß etc. Die Gesamtzufuhr von Gütern mittels Eisenbahnen und Dampfschiffe betrug 1882: 20,498,034, die Versendung 10,403,738 metr. Ztr.
Die Eisenbahnen, welche in in 3 Bahnhöfen (2 in Pest, 1 in Ofen) ausmünden, sind: die Österreichisch-Ungarische Staatsbahn mit ihren Linien von Wien [* 41] nach und von Budapest über Szegedin [* 42] und Temesvár nach Bazias und Verciorova;
die königlich ungarischen Staatsbahnen, deren Hauptlinien sich nördlich und östlich nach Ruttka, Kaschau, Debreczin [* 43] und Predeal, südlich und westlich nach Petrozseny, Semlin, Brod, Fiume [* 44] und Bruck abzweigen;
die Südbahn mit den an das westliche Bahnnetz sich anschließenden Hauptlinien Budapest-Pragerhof und Nagy-Kanizsa-Wiener-Neustadt.
In der Verlängerung [* 45] der ¶