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Österreichisch-Ungarische Staatsbahn mit der Ungarischen Staats- und der Südbahn verbindet, hat vier Öffnungen von je 94 m Lichtweite und ist ein Fachwerk mit parallelen Gurtungen.
Stadtteile, Straßen und Plätze.
hat einen Umfang von 18,612 Hektar und besteht aus zehn Bezirken mit folgenden Stadtteilen:
1) Die Ofener Festung (Var), welche ziemlich regelmäßig gebaut und mit Mauern umgeben ist, von der man durch vier Thore (zum Teil aus Treppen) in die übrigen die Festung in einem langen Oval umgebenden Ofener Stadtteile gelangt. Hinter der Festung liegen die Christinenstadt (Krisztinaváros), mit hübschen Villen und Gärten, von dem früher bei Überschwemmungen sehr gefährlichen, seit 1875 jedoch überbrückten sogen. Teufelsgraben durchzogen, und als südlichster Stadtteil der Taban (die Raizenstadt).
2) Von der Festung bis zur Donau reicht die Wasserstadt (Viziváros), nördlich von dieser liegen die Landstraße (Országut) und das ländliche Neustift (Ujlak), wovon nur der untere Teil hierher gehört.
3) Das obere Neustift und Altofen (Ó-Buda). Am linken Donauufer 4) die innere Stadt (Belváros), der älteste Teil von Pest, Hauptsitz des großstädtischen Lebens, unregelmäßig gebaut, aber imposante Gebäude enthaltend und durch die Ausführung des Donaukais wesentlich verschönert.
5) Die Leopoldstadt (Lipótváros), der nördlichste und schönste Stadtteil von Pest. Sie ist das Zentrum des Handels, wurde 1780 angelegt, hat eine großartige Donaufronte und umfaßt auch das sogen. Mühlenviertel.
6) Östlich schließt sich die Theresienstadt (Terézváros) an, die vom Österreichisch-Ungarischen Staatsbahnhof bis zur Königsgasse reicht 7) Die Elisabethstadt (Erzsébetváros), von der Königsgasse bis zur Kerepeser Straße. Früher gehörte auch dieser Teil zur Theresienstadt. In ihren ältern, an die Leopoldstadt und innere Stadt angrenzenden Teilen sind die beiden letzten Bezirke zumeist von Israeliten bewohnt.
8) Die südlich gelegene Josephstadt (Jozsefváros).
9) Die Franzstadt (Ferenczváros), welche den Halbkreis gegen die Donau abschließt, mit dem Soroksárer Damm (Dampfmühlen und Schlachthaus).
10) Der an der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn liegende Ort Steinbruch (Kóbánya), mit großen Brauhäusern und ausgebreiteten Schweinemastungen, und die unter dem Namen Extravillan (Kültelkek) vereinten einzelnen Wohngebäude.
Unter den Straßen und Plätzen zeichnen sich vor allen durch ihre großen Prachtbauten der Franz-Josephskai (auf der Pester Seite von der Kettenbrücke stromabwärts) und der Rudolfskai (stromaufwärts) aus, welche beide die schönste Promenade der Stadt bilden. Unterhalb der Kaimauern befinden sich die Ausladeplätze der Schiffe. Der schönste öffentliche Platz in Budapest ist der mit Gartenanlagen gezierte Franz-Josephsplatz, gegenüber der Kettenbrücke, mit dem Akademiepalast, dem Handelsstandsgebäude, dem Dianabad, mehreren Hotels und dem Denkmal des Grafen Steph. Széchényi, welchem gegen über das Deákdenkmal demnächst (von Ad. Huszár) aufgestellt werden wird.
In der Mitte befand sich früher der zum Andenken an die Krönung des Königs Franz Joseph 1867 errichtete Krönungshügel, welcher später abgetragen wurde. Andre Plätze sind: der Rathaus-, der Schwurplatz, der Petöfiplatz mit dem Denkmal des Dichters Petöfi (von Ad. Huszár), der Serviten-, Franziskaner-, Universitäts- und der Calvinvlatz mit einem monumentalen Brunnen im 4. Bezirk; der Giselavlatz, der Josephsplatz mit der Bronzestatue des um Budapest hochverdienten Erzherzog-Palatins Joseph (von J. ^[Johann] Halbig) und die Elisabethpromenade mit hübscher Gartenanlage und schönem Kursalon, die Széchényipromenade und der Deákplatz im 5. Bezirk; dann das Rondeau, der Oktogonplatz und der Hunyadyplatz im 6., der Stephansplatz im 7., der Neue Marktplatz, der Rákóczy-, Matthias-, Teleki-, Maria-Theresia- und Kalvarienplatz im 8., endlich der Franzplatz im 9. Bezirk. Zu den Plätzen gehören auch die schönen neu angelegten Squares unweit der Kettenbrücke mit dem Denkmal des Freiherrn Jos. v. Eötvös (von Ad. Huszár) und vor dem Redoutengebäude.
Auf der Ofener Seite führt die Kettenbrücke zu einem von schönen Gebäuden eingefaßten Platz, von welchem ein 1853-55 nach Adam Clarks Plänen erbauter Tunnel mit gewaltigem dorischen Portal unter dem Festungsberg hindurch eine Verbindung mit der Christinenstadt herstellt. Links von diesem Platz erstreckt sich südwärts der neue prachtvolle Burggartenkai. Andre Plätze in Ofen sind: der von Regierungsgebäuden eingeschlossene St. Georgsplatz mit dem gußeisernen, 1852 errichteten Monument des Generals Hentzi (s. d. 2), der Dreifaltigkeitsplatz mit barocker Dreifaltigkeitssäule von 1710, der Burg-, Parade- und Ferdinandsplatz in der Festung.
Zu den schönsten Straßen in Pest, von denen die frequentesten mit Asphalt gepflastert sind, gehören: die Waitzener Gasse, mit prächtigen Kaufläden, die Hauptpulsader des eleganten Lebens;
die gleichfalls stark belebte Hatvaner, Kecskeméter, Kronprinz- und Franz-Deákstraße (4. Bezirk), die Akademiestraße, die Palatin- und die Dorotheagasse im 5. Bezirk.
Die Stelle der ehemaligen Ringmauern und Wälle der alten Stadt nehmen jetzt der neue breite, nach Art der Pariser Boulevards angelegte Zollamts-, Museum- und Karlsring (Körut) sowie der imposante Waitzener Boulevard ein, welcher die Leopoldstadt von der Theresienstadt trennt. Von diesen beiden Hauptstraßen aus erstrecken sich in endlosen Prospekten breit angelegte Straßen, so: die Soroksárer Straße nach S., dann als Grenze zwischen dem 8. und 9. Bezirk die Üllöer Straße, die stark belebte Kerepeser Straße, welche die Joseph- und Theresienstadt scheidet, die Königsstraße und die prächtige Andrássy- (ehemals Radial-) Straße, die im untern Teil palaisartige Bauten, im obern Drittel aber von Gärten umgebene Villen enthält. Letztere führt vom Waitzener Boulevard mitten durch die Theresienstadt zum Stadtwäldchen hin, ist 2275 m lang, wird von einem achteckigen Platz (Oktogon) und von dem Rondeau unterbrochen und ist bis zum Oktogon 34 m, von da 46 m breit. In Ofen sind erwähnenswert: die zur Festung hinaufführende Albrechtsstraße und die Basteipromenade an der Westseite der Festung, mit prachtvoller Aussicht auf die Ofener Gebirge.
Bauwerke.
Von den kirchlichen Gebäuden sind zu bemerken: die Hauptpfarrkirche (älteste Kirche Pests), deren gotische Rückseite bis 1500 zurückreicht, mit dem Grabmal des Feldmarschalls Kray;
die 1698 von den Paulinern erbaute zweitürmige Universitätskirche (die schönste Kirche Pests);
die im Bau begriffene Leopoldstädter Basilika, ein Kuppelbau, der 1851 an Stelle der alten Leopoldskirche begonnen, 1868 aber durch den Einsturz der bereits vollendeten Kuppeltrommel unterbrochen wurde;
ferner in Ofen die aus der Zeit Belas IV. stammende Mariä-Himmelfahrtkirche (Matthiaskirche), in welcher 1867 König
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Franz Joseph und Königin Elisabeth gekrönt wurden; diese wird jetzt nach dem Entwurf aus der Zeit des Königs Matthias Corvinus ausgebaut und restauriert; außerdem befindet sich daselbst noch die Garnisonkirche St. Johann aus dem 13. Jahrh., mit dem Grabmal Andreas' III., des letzten Arpaden. Endlich gibt es in Budapest eine griechische Kirche (im Innern im byzantinischen Geschmack mit Gold und Heiligenbildern geziert), eine reformierte Kirche am Calvinplatz, zwei evangelische Kirchen (am Deákplatz und in Ofen), einen israelitischen Kultustempel (schöner polychromer Ziegelrohbau in maurischem Stil, mit zwei polygonen, 44 m hohen Türmen), endlich noch eine Synagoge in Altofen. Zu erwähnen ist auch der neue Friedhof außerhalb der Kerepeser Linie, mit dem Mausoleum des 1849 erschossenen Grafen Ludwig Batthyányi und dem Deákmausoleum.
Unter den Profanbauten ist vor allen die königliche Burg auf dem Festungsberg zu nennen, ein imposanter, unter Maria Theresia (1749-71) ausgeführter Bau mit gegen die Donau gerichteter, 178 m langer Fronte, 203 Zimmern und der Schloßkirche zum heil. Sigismund, worin seit 1771 die rechte Hand des heil. Stephan als Reliquie aufbewahrt wird und seit 1790 die ungarischen Reichsinsignien durch die Kronwache gehütet werden. Sehr sehenswert ist auch der durch die ehemalige Ellipse vergrößerte und eine überraschende Aussicht auf Pest und die Donau gewährende Schloßgarten.
Andre bemerkenswerte Gebäude sind in Ofen: das neue Palais des Hónvedministeriums, die ehemaligen Palais der Grafen Sandor und Teleki (jetzt Wohnungen des Ministerpräsidenten und des Erzherzogs Joseph) und das Ofener Festungstheater;
das Generalkommando und das neue Landhaus in der Festung;
die neuen schönen Gebäude am Kettenbrückenplatz und die neuen Palais zur Rechten und Linken der Kettenbrücke sowie der prächtige Burgbazar an der Donau und das gräflich Karácsonyische Palais in der Christinenstadt, sodann das Obergymnasium und die Realschule in der Wasserstadt.
Interessant ist das in der Nähe des Kaiserbades vom Ofener Pascha Mohammed (1543-1548) erbaute kuppelförmige Grabmal Gül Babas, des »Rosenvaters«, eines angesehenen türkischen Heiligen. Viel reicher an hervorragenden Gebäuden ist Pest, wo in letzter Zeit eine Reihe großstädtischer Bauten, meist im Renaissancestil und zum größten Teil vom Budapester Architekten Nik. Ybl, ausgeführt worden ist. Zu diesen gehören: das Nationalmuseum, der Akademiepalast, das Redoutengebäude und das Zollamtspalais.
Ersteres, am Museumring in den 40er Jahren erbaut, bildet ein gewaltiges Viereck mit zwei Höfen, hat eine Fassade mit acht kolossalen korinthischen Säulen, im Giebel darüber ein großes Relief (die Pannonia), eine breite Freitreppe, ein freskengeschmücktes Vestibül, einen Prunksaal und einen runden Kuppelraum, in dem die Statuen berühmter Ungarn aufgestellt werden (Pantheon). Der Akademiepalast auf dem Franz-Josephsplatz (1862-1864 nach Stülers Plänen im edelsten Renaissancestil aus Sandstein erbaut) hat einen aus der Fronte vorspringenden, reichgeschmückten Risalit und zwei Seitentrakte, ein prächtiges Vestibül mit Marmorsäulen, schöne Korridore, einen großen, mit Fresken aus der ungarischen Geschichte und 24 Karyatiden geschmückten Prachtsaal, in dem die Jahressitzungen der Akademie sowie andre Festlichkeiten wissenschaftlichen Charakters abgehalten werden, einen kleinern Sitzungssaal, Räumlichkeiten der Bibliothek und die Landes-Gemäldegalerie.
Die städtische Redoute, ein kolossales Bauwerk (1859-65 in einem aus byzantinischen, maurischen und gotischen Elementen gemischten Stil erbaut), mit der Fronte gegen den ersten Square des Franz-Josephskais gerichtet, ist im Erdgeschoss mit ungeheuern Arkaden und im ersten Stock mit einer großen Loggia versehen, hat ein hohes Treppenhaus mit Fresken von Than und Lotz, einen großen und kleinen Redoutensaal und zahlreiche Nebenlokalitäten. Das neue Zollamtspalais unterhalb des Franz-Josephskais, ein monumentaler Prachtbau (1870-74 von Ybl im Renaissancestil erbaut, 165 m lang, 53 m breit und 23 m hoch), zerfällt in einen imposanten, an der Donaufronte mit zehn kolossalen Säulen geschmückten Mittelbau und in zwei Seitenflügel, enthält zwei gedeckte Höfe mit Eisenkonstruktion und im Mitteltrakt eine säulengeschmückte Haupthalle mit schöner doppelter Treppenanlage aus rotem Marmor.
Ein interessantes Bauwerk ist ferner das außerhalb der Stadt, an der Soroksárer Straße, gelegene städtische Schlachthaus (1870-72 erbaut und samt dem Viehmarkt 14,14 Hektar groß), mit zwei schönen Tiergruppen von Begas am Hauptthor, einem imposanten Wasserleitungsturm, zahlreichen Schlachtkammern, Wänden aus Marmor und Fußböden aus Porzellanfliesen. Hervorragende Gebäude sind ferner: das alte Rathaus mit 44 m hohem viereckigen Turm, das Nationaltheater mit schöner, 1876 erneuerter Fassade;
das Handelsstandsgebäude mit arkadengeschmückter Fassade;
die 43,000 qm umfassende Karlskaserne (ehemals Invalidenpalais, unter Karl VI. erbaut) mit vier Höfen;
das Neugebäude, eine riesige Kaserne mit vielen Höfen;
das Komitatshaus mit den Bildnissen ungarischer Palatine im großen Saal;
die ungarische Militärakademie Ludoviceum und die große Üllöer Kaserne.
Der neuesten Periode der architektonischen Entwickelung von Budapest (nach 1860) gehören noch folgende Bauwerke an: das Landhaus, das neue Rathaus, die neue Börse (1872) mit schönem Saal, die Prachtbauten am Franz-Josephskai (Thonethof, eins der größten Gebäude, Lloydgebäude, das Hotel Hungaria, Assekuranzgebäude u. a.) und am Rudolfskai das großartige Post- und Telegraphengebäude, die Universitätsbibliothek, das chemische Institut, das monumentale Sparkassengebäude, das Palais des Grafen Károlyi (in französischer Renaissance, mit offener Vorhalle, schönen Gemälden und geschmackvollem Garten), das des Grafen Festetics, der Monumentalen der Firma Haas, das kolossale Tükörysche Haus, die neue Technik und Klinik, die monumentalen Bahnhöfe der Österreichischen und Ungarischen Staatsbahn, ersterer von de Serres (polychromer Rohziegelbau mit Eisenkonstruktion), letzterer mit imposantem Portal von Rochlitz; ferner der große Elevator, die eleganten Neubauten der Waitzener und Radialstraße, in der letztern insbesondere die mit Fresken gezierte Landes-, Zeichen- und Malerschule und das prächtige Künstlerhaus mit einem schönen Treppenhaus, das großartige Opernhaus (von Ybl im Renaissancestil), die Palais der Ungarischen Staatsbahn u. a. Im ganzen zählt Budapest (1882) 11,329 Gebäude, wovon 6870 auf Pest und 4459 auf Ofen entfallen. Von den Wohnhäusern sind 7534 ebenerdig, 1911 ein-, 772 zwei-, 460 drei- und 71 vierstöckig.
Bevölkerung. Industrie, Handel und Verkehr.
Die Bevölkerung von (ohne Militär, dessen Stand 10,216 Mann betrug) belief sich nach der letzten Zählung (1881) auf 360,551 Einw. (173,938 männliche und 186,613 weibliche), von denen auf Pest 284,757, auf Ofen 51,110 und auf Altofen 24,684 Einw. entfielen. Der bevölkertste Bezirk ist die
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Josephstadt mit 64,083 Einw. Auf 107 Frauen kamen 100 Männer. Der Religion nach zählte man 242,981 Katholiken, 20,040 Lutheraner, 22,214 Reformierte, 1267 unierte und 1864 nichtunierte Griechen und 70,879 Juden. Budapest ist ungemein rasch gewachsen, 1813 hatte es erst 36,153, 1833: 63,148, 1857: 116,683 und 1869: 270,476 Einw. In betreff der Konfessionen hat sich verhältnismäßig die Zahl der Juden und der Reformierten, dann die der Lutheraner am meisten vermehrt. Am betrug die Bevölkerung von Budapest nach einer Zählung des statistischen Büreaus 384,996 und bereits 401,360 Seelen. Welche Bedeutung die Stadt für die Aufbringung der erforderlichen Staatseinnahmen hat, ergibt sich daraus, daß an direkten Staatssteuern auf einen Bewohner in Budapest nicht weniger als 20,6 Guld. und überdies 6,8 Guld. an Kommunalsteuer entfallen.
In Bezug auf Industrie und Handel nimmt in Ungarn den ersten Rang ein. Die hauptsächlichsten industriezweige sind: der Maschinenbau mit 35 Fabriken, von denen die meisten landwirtschaftliche Maschinen, Apparate und Gerätschaften erzeugen (darunter die Eisengießerei und Maschinenfabrik der Aktiengesellschaft Ganz u. Komp. mit 2500 Arbeitern, welche insbesondere Hartgußräder für Eisenbahnen herstellt; die Maschinen- und Waggonfabrik der königlich ungarischen Staatsbahnen mit ca. 950 Arbeitern, die Schacksche Eisengießerei mit 170 Arbeitern);
der sehr fortgeschrittene Wagenbau;
der Schiffbau, vertreten durch die 1840 gegründete Schiffswerfte der Donaudampfschiffahrtsgesellschaft zu Altofen, welche über 2000 Arbeiter beschäftigt und auch Dampfmaschinen und Kessel baut;
die Verfertigung von Feuerspritzen und Feuerwehrutensilien (Fabrik Walser mit 120 Arbeitern), Wagen, Gold- und Juwelierarbeiten, Waffen, Messerschmiedewaren, Kochgeschirren aus Stahl für die Armee und die Hónveds, Drahtflecht- und Siebwaren, Musikinstrumenten und wissenschaftlichen Apparaten;
die Fabrikation von Glas, Porzellan und Majolika, ferner von chemischen Produkten, als Chlorkalk, Arzneimaterialien, Farbewaren (namentlich schönem Zinnober), Sodawasser etc., dann von Sprengmaterialien;
die Erzeugung von Steazinkerzen und Seifen, Paraffinfett, Öl, Spodium und Knochenmehl, Ziegeln, Kalk und Zement, Zündwaren, Weizenstärke (zum Teil mit Export nach Amerika);
die Mühlenindustrie, welche 11 große Dampfmühlen mit mehr als 3100 Arbeitern beschäftigt und jährlich im Durchschnitt gegen 3 Mill. metr. Ztr. Mehl liefert;
die Fabrikation von Spiritus, Preßhefe, Likör und Rum (14 Fabriken mit 300 Arbeitern), Bier (2 große Brauereien in Steinbruch, die Drehersche und die Erste ungarische Aktienbrauerei mit sehr ausgedehnten, in Felsen gehauenen Kellern; beide beschäftigen 500 Arbeiter und liefern jährlich 660,000 hl), von Schokolade und Kaffeesurrogaten;
die Tabakserzeugung (2 königliche Fabriken mit 2000 Arbeitern meist weiblichen Geschlechts und einer Jahresproduktion von 100 Mill. Stück Zigarren nebst 60,000 kg Schnupf- und 3,850,000 kg Rauchtabak);
ein großes Etablissement für Wollwäscherei, wo 1882 gegen 100,000 metr. Ztr. Schafwolle fabrikmäßig gewaschen wurden;
die Blaufärberei und Kattundruckerei (3 sehr bedeutende Fabriken);
die Erzeugung von Matratzen und Bettdecken, Schnur-, Knopf- und Posamentierwaren, Mode- und Wäschartikeln, Damenmiedern, Kleiden, Kunstblumen und Schmuckfedern, Hutmacher- und Schuhwaren, Handschulen;
die Möbel-, Parkett- und Jalousienfabrikation, die Ledererzeugung, Verfertigung von Täschner- und Riemerwaren, Peitschen, Ledergalanteriewaren, Kautschukdecken, Korbwaren, Meerschaumpfeifen und Spielkarten.
Große Unternehmungen bestehen ferner für Typographie (Athenäum, die Pester Buchdruckerei-Aktien- und die Franklin-Gesellschaft, die königliche Universitäts- und die Staatsdruckerei) sowie für Rastrier-, Farbendruck- und Buchbinderarbeiten. Zur weitern Förderung der Industrie macht der Landesindustrieverein anerkennenswerte Bemühungen, indem derselbe Gewerbeschulen ins Leben ruft, Modellsammlungen anlegt, ein Gewerbemuseum und eine Fachbibliothek gründete und Vorträge, Gewerbeausstellungen und Prämiierungen veranstaltet. In Budapest bestehen 30 Aktiengesellschaften für Fabrik- und industrielle Zwecke mit einem Aktienkapital von 28,96 Mill. Guld., darunter 8 für Mühlen-, 6 für Bau-, 3 für Eisenindustrie, 3 typographische Institute und 9 für sonstige Industriezwecke.
Buchdruckerei und Lithographie sind in Budapest durch 42 Buchdruckereien, 22 Schnellpressen und 25 lithographische Anstalten vertreten. Von größter Bedeutung ist der Budapester Handel, als dessen Hauptobjekte zu nennen sind: Getreide (hauptsächlich Weizen), wovon 1882: 5,286,975 metr. Ztr. nach Budapest zugeführt und 1,199,309 metr. Ztr. von dort versendet wurden, während der Rest zur Vermählung in der Stadt verblieb und dann als Mehl namentlich nach Triest und über das Meer exportiert wurde;
der Mühlexport betrug 1882: 3,551,346 metr. Ztr.;
Schafwolle, wovon vornehmlich Kammwolle ins Ausland, Tuch- und Zackelwolle nach Österreich (1882: 106,334 metr. Ztr.) verführt werden;
Wein (hauptsächlich der an den Abhängen des Adlersbergs, Schwabenbergs etc. wachsende rote Ofener Wein);
Spiritus, wovon etwa 60,000 hl (1882: 299,458 metr. Ztr.) nach dem Ausland, besonders auf den italienischen Markt und in die Donaufürstentümer, exportiert werden;
Ölsaat und Kleesamen, besonders für den österreichisch-ungarischen Konsum;
Hanf;
Tabak zur Deckung der Monopolsbedürfnisse in Österreich-Ungarn, außerdem zum Export nach Bayern, Bremen, Hamburg, England, Preußen und Holland;
Pflaumen aus Bosnien und Serbien;
Honig und Wachs;
Fettwaren (Schweinefett und Speck);
Borstenvieh, wofür in ganz Ungarn der Ort Steinbruch der Zentralplatz ist (in den dortigen Borstenviehmastställen wurden 1882: 524,796 Stück Schweine im Wert von 28,202,250 Guld. aus Niederungen, Siebenbürgen, Serbien und Rumänien zugeführt und daselbst gemästet);
rohe Häute und Felle;
Knoppern aus Ungarn und Serbien;
Bettfedern, die ausschließlich nach dem Ausland exportiert werden;
Pottasche;
Brenn- und Werkholz, insbesondere Binderholz und Faßdauben (jährlich 275,000 metr. Ztr.);
Steinkohlen für den eignen Bedarf (1882: 4,236,331 metr. Ztr.);
Manufakturwaren von Österreich, England, Elsaß etc. Die Gesamtzufuhr von Gütern mittels Eisenbahnen und Dampfschiffe betrug 1882: 20,498,034, die Versendung 10,403,738 metr. Ztr.
Die Eisenbahnen, welche in in 3 Bahnhöfen (2 in Pest, 1 in Ofen) ausmünden, sind: die Österreichisch-Ungarische Staatsbahn mit ihren Linien von Wien nach und von Budapest über Szegedin und Temesvár nach Bazias und Verciorova;
die königlich ungarischen Staatsbahnen, deren Hauptlinien sich nördlich und östlich nach Ruttka, Kaschau, Debreczin und Predeal, südlich und westlich nach Petrozseny, Semlin, Brod, Fiume und Bruck abzweigen;
die Südbahn mit den an das westliche Bahnnetz sich anschließenden Hauptlinien Budapest-Pragerhof und Nagy-Kanizsa-Wiener-Neustadt.
In der Verlängerung der
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Kerepeser Straße wird nun der Zentralbahnhof der Ungarischen Staatsbahn und in der Nähe des neuen großen Elevators und der Lagerhäuser an der Donau ein Zentral-Lastenbahnhof gebaut. Budapest bildet auch den wichtigsten Stapelplatz der Donaudampfschiffahrts-Gesellschaft. Kommunikationsmittel innerhalb der Stadt bildet außer Fiakern, Komfortabels und Omnibussen die Straßenbahn; den Verkehr zur Ofener Festung vermittelt die Dampfseilrampe neben dem Tunnel. Dem Personenverkehr auf der Donau endlich dienen Lokaldampfboote von leichter Konstruktion, neben welchen kleine Propeller ununterbrochen zwischen den beiden Ufern hin- und herfahren. Im Sommer verkehrt die Zahnradbahn vom Stadtmeierhof auf den Schwabenberg. Die Verkehrsanstalten (darunter auch eine Waggonleihanstalt) haben ein Aktienkapital von 3,4 Mill. Guld.
Förderungsmittel des Handels sind überdies: die Hauptanstalt der Österreichisch-Ungarischen Bank, die Waren- und Effektenbörse, die Mehlbörse, der Müllertag, der internationale Getreide- und Saatenmarkt, dann zahlreiche Banken und Kreditinstitute. Von den 17 Geldinstituten sind die bedeutendsten: die ungarische Kreditbank (10 Mill. Guld. Aktienkapital, 1882: 1,1 Mill. Guld. Reingewinn), Ungarische Hypothekenbank (11,9 Mill.), Ungarische Eskomptebank (10 Mill.), Ungarische Landesbank (11,7 Mill. Kapital, 1,05 Mill. Reingewinn), Erste vaterländische Sparkasse (2,4 Mill. Kapital, 1,2 Mill. Reingewinn), Vereinigte Budapester Sparkasse (1,2 Mill.), Zentral-Landessparkasse (1,5 Mill.) und das Ungarische Bodenkreditinstitut (ohne Aktienkapital, mit einem Garantiefonds von 7,2 Mill. Guld.). Die bestehenden vier Versicherungsgesellschaften (Erste ungarische allgemeine Assekuranz, Foncière, Ungarisch-Französische Assekuranz und Pannonia) haben ein Aktienkapital von 11,3 Mill. Guld. 1882 wiesen alle Geldinstitute an Aktienkapital 58,1 Mill., an Reservefonds 18,2 Mill., an Einlagen 90,3 Mill., an Vorschüssen 13 Mill. und an Darlehen 123,4 Mill. Guld. auf. Das Aktienkapital aller Budapester Aktiengesellschaften (60) betrug 103,3 Mill. Guld.
Wohlthätigkeitsanstalten, Bäder etc.
Unter den Wohlthätigkeitsanstalten sind nennenswert: das Rochusspital in der Kerepeser Straße und die Landesirrenanstalt im Leopoldifeld, 2 km außerhalb Ofens, ein kolossales, 1860-68 errichtetes Gebäude mit 1000 Kranken;
ferner das Spital der Barmherzigen Brüder in Ofen, das Bürgerspital, das neue Stephanien-Kinderspital, das neue große hauptstädtische Spital am Ende der Üllöer Straße (mit 16 Pavillons für 720 Kranke), die großartigen Spitalbauten der Gesellschaft zum Roten Kreuz in Ofen, zwei Garnisonspitäler (darunter das große Militärspital in der Christinenstadt), das israelitische Armenkinder- und Bethesdakrankenhaus in Pest, eine Privatirrenanstalt, ein königliches Blindeninstitut, 8 Waisenhäuser, ein Bürgerversorgungshaus, ein Hónvedasyl, Armenhäuser, ein Zwangsarbeitshaus, Kindergärten, Kleinkinderbewahranstalten und zahlreiche´Vereine für Krankenpflege, Leichenbestattung und andre humane Zwecke. Im ganzen besitzt Budapest 27 Spitäler und 15 Privatheilanstalten.
Was Bäder angelangt, so ist Budapest durch den Donaustrom und die Zahlreichen, meist schon zur Zeit der Römer bekannten mineralischen Thermen des Ofener Ufers außerordentlich begünstigt. Letztere teilen sich ihrer Lage nach in zwei Truppen. Zur ersten, in den nördlichen Stadtteilen, gehören das Kaiserbad (Császárfürdö), berühmtes, schon von den Römern vielbenutztes, sehr angenehmes und bequemes Schwefelbad (d. h. große Bassin ist noch ein Rest des Türkenbades Caplin aus dem 16. Jahrh.) mit 11 Quellen von 28-65° C., das Lukasbad, gleichfalls türkischen Ursprungs, und das Königsbad.
Eine andre Gruppe von Bädern verwertet die aus dem Blocksberg kommenden warmen Quellen (37° C.), so: das Raizenbad (Ráaczfürdö) in der Raizenstadt, das zu König Matthias' Zeiten durch Säulengänge mit dem königlichen Schloß verbunden war;
das heutige, 1860 von Joh. N. Heinrich erbaute Bad ist eine der prächtigsten Badeanstalten Europas, nach deren Muster die großen Bäder in London, Paris und Wien eingerichtet wurden;
das Bruckbad, 1831 erbaut und durch warme Quellen gespeist, mit einem Volksbad im Hof (1560 erbaut), und das Blocksbad, beide mit türkischer Kuppelbedachung. Im Stadtwäldchen befindet sich das neue artesische Bad, dessen Brunnen eine Bohrtiefe von 975,5 m hat und täglich 12,000 hl Wasser (74,1° C.) liefert.
Das Wasser dieser zu den alkalisch-salinischen Thermen gehörenden Quellen ist von widerlichem, etwas säuerlichem Geschmack und hepatischem Geruch und wird bei Stockungen und Verschleimung der Brust- und Unterleibsorgane, bei chronischem Magenkatarrh, skrofulösen Geschwülsten, Drüsenverhärtungen, Hämorrhoidalleiden, hysterischen und hypochondrischen Affektionen, Menstruationsstörungen, Gicht und Rheumatismus etc. empfohlen. Etwas weiter in der Ebene unterhalb des Blocksbergs das sehr gut eingerichtete Elisabeth-Salzbad, endlich das schon erwähnte Schwefelbad aus der Margareteninsel (s. oben).
Seit 1853 wurden auch am Fuß des Adlersbergs Bittersalzquellen entdeckt, die eine Temperatur von 15° C. und ein spezifisches Gewicht von 1,010 haben und zwischen dem Karlsbader und Püllnaer Wasser stehen. Von den bedeutendsten derselben (Hunyadi-János-, Rákóczy- und Széchényi-Quelle) werden jährlich viele Tausend Flaschen versendet. In Budapest befinden sich auch Donaubäder und mit vielen Bequemlichkeiten ausgestattete Badeanstalten (Dianabad, die Kaltwasserheilanstalten im Stadtmeierhof und am Schwabenberg etc.). Eine dankenswerte Einrichtung ist die Wasserleitung, welche 1868 durch den englischen Ingenieur Lindley begonnen wurde und die Stadt mit (teilweise filtriertem) Donauwasser versieht, mit zwei in Felsen eingehauenen Hochreservoirs in Steinbruch, welche von dem am Flottillenplatz (gegenüber der Margareteninsel) gelegenen Maschinenhaus mit zwei Dampfmaschinen gespeist werden. Die permanente Pumpstation befindet sich auf der Neupester Hafeninsel, ein zweites großes Wasserwerk am Fuß des Schwabenbergs liefert das Wasser für die Ofener Stadtteile.
Bildungsanstalten, Vereine etc.
Unter den wissenschaftlichen und Unterrichtsanstalten nimmt den ersten Rang die königliche Universität ein, welche 1635 von dem Fürst-Primas Peter Páazmány zu Tyrnau gegründet wurde und aus einer theologischen und philosophischen Fakultät bestand, unter Maria Theresia 1769 zur königlichen Universität erhoben, 1777 nach Ofen, 1783 jedoch nach Pest in das 1786 unter Kaiser Joseph I. errichtete Gebäude verlegt wurde. Sie umfaßt vier fakultäten (Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Chirurgie, Philosophie), hatte 1882: 198 Professoren (65 ordentliche) und 3252 Hörer (darunter 1560 Juristen) und verfügt über ein Vermögen von 6 Mill. Guld. Mit ihr sind verbunden: ein reformiertes theologisches Kollegium, ein Rabbinatsinstitut, eine 1786 gegründete Tierarzneischule, ein Hebammenkurs, 5
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Kliniken, ein physiologisches Institut, anatomisches Kabinett, chemisches Justitut, ein botanischer Garten, ein Naturalien-, physikalisches und numismatisches Kabinett, eine Sammlung von Altertümern, Bibliothek von 210,000 Bänden nebst vielen Manuskripten (hauptsächlich Hungarica), Buchdruckerei (in Ösen) etc. Zu den Hochschulen gehört außerdem das Josephs-Polytechnikum, welches sich aus der 1846 eröffneten Gewerbeschule in Ofen entwickelte, 1856 zur Hochschule umgewandelt wurde, 1871 eine der Universität ähnliche Organisation erhielt, 1872 nach Pest übersiedelte und in drei Fakultäten: für technische Chemie, Baukunde und Maschinenbau, zerfällt (1882: 42 Lehrer und 444 Studierende);
dann das Ludoviceum, welches 1802 errichtet und 1872 zu einer militärischen Hochschule für Offiziere der Hónvedarmee umgestaltet wurde.
Andre Unterrichtsanstalten sind: 7 Gymnasien, darunter das königliche Universitätsobergymnasium (katholisch) in Ofen, 2 Staats- und ein Piaristengymnasium und ein evangelisch-reform. Obergymnasium in Pest, je eine Staatsoberrealschule in Ofen und Pest, eine städtische Oberreal- und Unterrealschule in Pest, eine 1857 vom Pester Handelsstand errichtete Handelsakademie, mehrere Handelsschulen, eine Landes-Musterzeichenschule mit einem Seminar für Zeichenlehrer (100 Schüler), das unter der Leitung Kratzmanns stehende Justitut für Glasmalerei, die Landes-Musikakademie unter der Leitung von F. Liszt, Militärschule für Hónveds,´ein Zentralseminar der römischen Katholiken, eine Präparandenschule für Lehrer und 2 solche für Lehrerinnen, endlich 147 Volksschulen (darunter 87 Gemeindeschulen) mit 731 Lehrern, 38,513 Schülern und 630 Lehrsälen.
Bedeutend ist ferner die Zahl der wissenschaftlichen Institute und Gesellschaften. Dahin gehören vor allen das Nationalmuseum und die Akademie der Wissenschaften. Das Nationalmuseum, 1802 durch eine reiche Schenkung des Grafen Franz Széchényi begründet, seitdem durch bedeutende Stiftungen und Ankäufe erweitert und 1850 in einem neuen Gebäude untergebracht, umfaßt eine Bildergalerie (moderne Gemälde), eine 1869 auf Landeskosten gegründete ethnographische Sammlung, eine Naturaliensammlung mit zoologischer, mineralogischer und botanischer Abteilung, ein reichhaltiges Münz- und Antikenkabinett, eine Sammlung von Gipsabgüssen und eine Bibliothek von 200,000 Bänden nebst 30,000 Urkunden und Manuskripten.
Die Akademie der Wissenschaften hatte anfänglich bloß die Ausbildung der ungarischen Sprache zum Zweck, wurde aber 1869 zu einer allgemeinen wissenschaftlichen Gesellschaft umgestaltet und zerfällt in drei Sektionen: für Philologie und Ästhetik, Philosophie, Sozialwissenschaften und Geschichte, Mathematik und Naturwissenschaften. Sie enthält in dent neuen Gebäude die Landes- (Esterházysche) Gemäldegalerie, welche 1871 vom Land um 12 Mill. Guld. angekauft wurde, bestehend aus ca. 800 meist sehr wertvollen alten Gemälden (7 Murillos) und einer schönen Sammlung alter Kupferstiche und Handzeichnungen (über 54,000 Blätter, darunter zahlreiche von Rembrandt und Dürer), ferner eine Bibliothek von über 100,000 Bänden.
In dem neuen Künstlerhaus werden regelmäßig große Frühjahrs- und Herbstausstellungen veranstaltet. Zu den wissenschaftlichen Gesellschaften gehören außerdem: die 1830 gegründete Kisfaludy-Gesellschaft, deren Aufgabe die Pflege der Belletristik und Ästhetik sowie die Veredelung des künstlerischen Geschmacks auf dem Gebiet der Poesie ist;
der St. Stephans-Verein, 1847 zur Herausgabe katholischer wissenschaftlicher und populärer Werke gestiftet;
die Ungarische Historische Gesellschaft (von 1868);
die Gesellschaft der Ärzte (von 1841);
die Gesellschaft der Naturforscher;
die Geologische Gesellschaft mit dem geologischen Institut;
die Geographische Gesellschaft;
das meteorologische Institut;
der statistische Landesrat;
das statistische Landesbüreau und das städtische statistische Büreau (ersteres von Karl Keleti, letzteres von Joseph Körösi geleitet und zu Musteranstalten erhoben);
das Landesarchiv;
die Gesellschaft für bildende Künste (1861 konstituiert);
der Landesrat für bildende Künste (seit 1871);
die Landeskommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler.
Die Journalistik entwickelt in Budapest eine rege Thätigkeit. Es erscheinen daselbst 215 Zeitschriften (189 ungarische, 26 deutsche), darunter 13 ungarische und 5 deutsche politische Tagesblätter. Budapest ist sehr reich an geselligen Vereinen und Klubs, unter welchen das Nationalkasino (vom Grafen Stephan Széchényi gegründet) mit dem Jockeyklub, die Klubs der Reichstagsabgeordneten, der Schriftsteller- und Künstlerklub, die Klubs der einzelnen Bezirke und das Militärkasino die hervorragendsten sind.
Die Lloydgesellschaft besteht aus Mitgliedern der angesehenen Geschäftswelt. Die Freimaurer haben etwa 14 zum Großen Orient gehörige Logen, sowohl nach dem schottischen als auch nach dem symbolischen Ritus. Von Theatern bestehen: das königliche Opernhaus in der Andrássystraße, das ungarische Nationaltheater und das ungarische Volkstheater in der Kerepeser Straße, das Ofener ungarische Festungstheater, ein deutsches Theater in der Wollgasse sowie ein ungarisches und ein deutsches Sommertheater. In hoher Blüte steht in Budapest der Sport, vor allem in der Gestalt von Wettrennen, welche zweimal im Jahr auf dem neuen Wettrennplatz außerhalb der Kerepeser Straße abgehalten werden; außerdem in der Form von Jagden, welche im Umkreis der Hauptstadt stark kultiviert werden, namentlich Fuchsjagden auf den weiten Gefilden des Räkos, bei denen sich auch die Majestäten beteiligen; dann als Rudersport, welcher aus der Donau sehr im Schwange ist (fünf Rudervereine, jährlich eine große Regatta). Früher fanden jährlich mehrere Volksfeste statt, vor allen das Stephansfest (20. Aug.), an welchem Tag auch jetzt noch Tausende nach der Festung hinüberströmen, wo die angesehenste Nationalreliquie, die rechte Hand König Stephans des Heiligen (s. oben), in der Hauptpfarrkirche zur öffentlichen Verehrung ausgestellt wird.
Behörden etc.
Budapest ist Sitz des ungarischen Reichstags (Ober- und Unterhaus) und zahlreicher Behörden, so der königlich ungarischen Ministerien, des Staatsrechnungshofs der königlichen Kurie (oberster Gerichtshof), der königlichen Tafel, eines Handels- und Wechselgerichts, einer Oberstaatsanwaltschaft, zweier Gerichtshöfe erster Instanz, zweier Finanzdirektionen, einer Finanzprokuratur, eines Hauptzollamts, eines Oberpunzierungsamts, einer Lotteriedirektion, Berghauptmannschaft, Post- und Telegraphendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, der Komitatsbehörde, des ungarischen Landesgeneralkommandos, Hónvedoberkommandos, obersten Militärgerichtshofs und der übrigen Zentralbehörden für die Hónvedarmee, eines griechisch-orientalischen Bistums (serbischer Nationalität), eines Generalsuperintendenten und eines weltlichen Generalinspektors für die lutherische Konfession, eines Superintendenten für die reformierte Kirche, einer israelitischen Landeskanzlei, Zentralkommission für die orthodoxen Israeliten, endlich von 16 Konsulaten fremder Staaten
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(darunter auch eines deutschen Berufskonsulats). Die Munizipalverfassung von Budapest ist durch Gesetz von 1872 neu geregelt worden. An der Spitze der Verwaltung stehen ein von der Regierung ernannter Oberbürgermeister, ein gewählter Bürgermeister, die Stadtrepräsentanz und der Magistrat. Chef der hauptstädtischen Polizei ist der Oberstadthauptmann. Vorzüglich organisiert ist das Feuerlöschwesen.
Promenaden, Vergnügungsorte, Umgebung.
An Promenaden bestehen die schon erwähnten Squares am Franz-Josephskai, der Museumgarten, die Elisabeth-, Joseph- und Széchényi-Promenade, dann der Burggarten am Abhang der Ofener Festung mit der angrenzenden Ellipse. An der äußern Peripherie der Stadt liegen zwei große Parkanlagen: das Stadtwäldchen, der besuchteste und ausgedehnteste Spaziergang von Budapest, mit zahlreichen Restaurations- und Vergnügungslokalen, einem Tiergarten, großem Teich mit mehreren Inseln, dem neuen artesischen Bad und der anläßlich der Landesausstellung 1885 daselbst erbauten großen Industriehalle, dem Königs- und Kunstpavillon; dann der Orczygarten am Ende der Üllöer Straße. Unweit von dem großen Exerzierplatz (Generalswiese) in der Christinenstadt befindet sich der Stadtmeierhof mit Alleen und Grasplätzen.
Unter den Vergnügungsorten ist der schönste die mit einem Kostenaufwand von mehreren Millionen Gulden in einen großartigen Park umgewandelte, 2½ km lange Margareteninsel, welche zur Zeit der Arpaden ein Wildgehege war und nach der Tochter Belas IV., welche in dem hier von ihrem Vater erbauten Kloster ihr Leben beschloß, den jetzigen Namen erhielt. Die Insel, eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Budapest, ist Eigentum des Erzherzogs Joseph und enthält außer Restaurationen und Hotels einen artesischen Brunnen mit einer warmen Schwefelquelle (44° C.), das in edlem Renaissancestil (von Ybl) errichtete Margaretentheater, ein erzherzogliches Palais, eine ganze Villenkolonie etc. und eine Straßenbahn.
Reich an landschaftlich schöner Umgebung ist die Ofener Seite, um welche sich ein Kranz von Bergen im Halbkreis lagert. Derselbe beginnt südlich mit dem Blocksberg (St. Gerhardsberg, s. d.). An ihn schließen sich an: der zweigipfelige Adlersberg (Sashegy), 264 m hoch, an dessen Lehnen der beste Ofener Rotwein wächst, dann nördlich der villenbedeckte Rücken des Großen Schwabenbergs (Széchényiberg), auf welchen von Ofen her eine 3 km lange Zahnradbahn (System Rigi) führt, 380 m hoch;
nordöstlich schließt sich der 259 m hohe Kleine Schwabenberg an, an welchen weiter die schönen Thäler des Auwinkels (früher Sauwinkel, Wildpark des Königs Matthias), des besuchtesten Erholungsorts der Hauptstadt (Fasan, Saukopf, Schöne Schäferin etc.), der 523 m hohe Johannis-, Linden-, Dreihotter- (491 m) und Gaisberg und das Leopoldifeld angrenzen.
Geringeres Interesse bietet die flache Umgebung der Hauptstadt auf der Pester Seite. Östlich von der Stadt liegt das Feld Rákos (s. d.), darin (35 km entfernt) das königliche Schloß Gödöllö (s. d.); nördlich von der Stadt an der Donau Neupest (Ujpest), eine jüngst ausgeblühte Kolonie von Budapest, welche vor 30 Jahren in einer dem Grafen Stephan Károlyi gehörigen Sandwüste gegründet wurde und 1881 bereits 11,668 Einw. zählte, mit vielen Industrie-Etablissements, einem Winterhafen für Dampfschiffe und dem großen Wasserleitungswerk. 17 km nordöstlich von Budapest befindet sich endlich das Dorf Föth mit (1881) 2278 Einw., einem Schloß, ausgedehntem Park und schöner Kirche im romanischen Stil, welche Gras Stephan Károlyi 1845 bis 1856 mit einem Kostenaufwand von gegen 2 Mill. Guld. erbauen ließ (an der Fassade die Bronzefigur der Maria Immaculata von Fernkorn, im Innern Fresken von Karl Blaas und Marmorstatuen von Tenerani).
Geschichte von Pest.
Der Ursprung Pests, dessen Name im Magyarischen s. v. w. Osten bedeutet, ist dunkel. Schon die Römer hatten in dieser Gegend eine Kolonie (Trans- und Contra-Acincum, s. Ofen), und unter Geisa II. wird zuerst des Pester Zolles gedacht. Im 13. Jahrh. gab es schon eine ansehnliche, von deutschen Einwohnern besetzte Stadt, Pest oder »Alt-Ofen«, im Gegensatz zur jüngern, mit Alt- und Neu-Buda verwachsenden »Schwaben«-Kolonie »Neu-Ofen« so zu nennen, von welcher sie im 14. Jahrh. weit überflügelt ward und bis ins 15. Jahrh. abhängig blieb.
Als minder geschätzte Stadt ward sie 1241 von den Mongolen zerstört, erholte sich aber bald wieder und teilte nun alle Drangsale, welche nach dem Erlöschen des Arpadschen Mannesstammes 1307 das Reich durch die ausländischen Kronprätendenten, die Streifzüge der Hussiten und später durch das Kreuzheer des Georg Dosa traf. Gleichwohl gewann sie an Flor, namentlich durch die inzwischen gegenüber sich erhebende nachmalige Residenz Ofen und durch die Reichsversammlungen, welche aus der nahen Rákosebene gehalten wurden.
Nach der Niederlage von Mohács 1526 sank die Stadt unter der Herrschaft der Türken und infolge der vielen Belagerungen der Festung Ofen zum Schutthaufen herab. Erst nach der Vertreibung der Türken 1686 hob sie sich bald durch neue Ansiedler, meist Deutsche und Raizen, durch ihre günstige merkantile Lage, durch die Erneuerung des Privilegiums einer königlichen Frei- und Tavernikalstadt (1703) sowie dadurch, daß sie 1723 der Sitz der höchsten Instizbehörden des Reichs wurde.
Karl VI. erbaute 1727 die prächtige Invalidenkaserne, und Joseph II. verlegte 1784 die Universität von Ofen hierher, erbaute das Generalseminar und das große Lagerspital. Seit Beendigung der Türkenkriege 1789 blühte Pest noch mehr auf. Wiederholt den Überschwemmungen der Donau ausgesetzt, ward die Stadt von einer der furchtbarsten im Frühjahr 1838 heimgesucht, wo an 3000 Häuser zerstört wurden und mehrere Hunderte von Menschen das Leben verloren. 1848 ward der Sitz der revolutionären Regierung und des Reichstags Ungarns von Preßburg hierher verlegt. Am verließ Kossuth mit der Armee die Stadt, am 5. zogen Windischgrätz und Jellachich ein, und am 7. Jan. ward Pest in Belagerungszustand erklärt. Am 23. April räumten die Österreicher die Stadt wieder, und Dembinski besetzte dieselbe, worauf sie 4. Mai von Ofen aus durch die Österreicher bombardiert wurde.
Nach der Kapitulation von Világos (August 1849) besetzten die Österreicher die Stadt wieder. Nach dem Ausgleich (1867) erlangte Pest als Hauptstadt der Länder der ungarischen Krone eine größere politische Bedeutung und einen gleichen Rang mit Wien, indem die Delegationen abwechselnd hier tagten und der König öfters seine Residenz daselbst nahm. Seit 1872 mit Ofen zu der Stadt Budapest vereinigt, blühte sie infolge ihrer glücklichen Lage, überdies von der ungarischen Regierung begünstigt, außerordentlich aus. Der ungarische Adel verlegte seinen Sitz von Wien nach Budapest. Zugleich wurde von seiten der Behörden die völlige Magyarisierung der Hauptstadt nach Kräften betrieben. Über die Geschichte Ofens s. d.
Vgl. Hevesi, und seine Umgebungen (Budap. 1873);
Sturm, Kulturbilder aus
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Budapest (das. 1875);
Gerlöczy und Duläcsko, und Umgebung vom naturwissenschaftlichen, sanitären und kulturhistorischen Standpunkt (in ungar. Sprache, das. 1879, 3 Bde.);
Körösi, Die Hauptstadt Budapest im Jahr 1881 (Berl. 1882, 2 Bde.);
Heksch, Illustrierter Führer durch und Umgebungen (Budap. 1882);
(in »Europäische Wandernder«, Zürich 1885).