Nach seiner Rückkehr nach
England veranlaßte Buckingham den König im Einvernehmen mit dem
Parlament und der öffentlichen Meinung,
an
Spanien
[* 4] denKrieg zu erklären, vor dessen Beginn jedoch
Jakob 1625 starb. Als nun aber Buckingham die französische
HeiratKarls I. vermittelte, erhob sich eine lebhafte
Opposition gegen den vom
Vater auf den Sohn übergegangenen günstling.
Freilich schützte
Karl denselben, löste, um ihn vor einer drohenden
Anklage zu retten, das
Parlament auf und
bestätigte ihn in allen seinen
Würden.
Als aber sowohl der
Krieg gegen
Spanien als ein andrer gegen
Frankreich, den Buckingham leichtsinnig begann, höchst unglücklich geführt
wurden, als insbesondere die von Buckingham persönlich befehligte Expedition nach La
Rochelle und der
InselRé 1627 kläglich scheiterte,
steigerte sich die Erbitterung gegen den
Herzog immer mehr, und das
Volk betrachtete es fast als eine
Erlösung,
daß derselbe von einem verabschiedeten
Leutnant,
John Felton, aus Privatrache zu
Portsmouth
[* 5] ermordet wurde. Der
König ließ den
Leichnam zu
London
[* 6] in der
KapelleHeinrichs VII. beisetzen. Um die
UniversitätCambridge machte sich Buckingham durch
eine in
Holland angekaufte Sammlung orientalischer
Manuskripte verdient.
Erst nachRich.
Cromwells Rücktritt wurde er freigelassen.
Karl II. ernannte ihn in rascher
Folge zum
Kammerherrn, Mitglied des
GeheimenRats,
Lord-Lieutenant der
GrafschaftYork, Großstallmeister etc. und gab ihm seine
Güter und den
Herzogstitel zurück. 1669 war er Mitglied des absolutistischen und papistischen
Cabalministeriums (s. d.), trat nach dessen
Auflösung in das
Parlament und erklärte sich gegen den
Testeid und die vom König verfügte Parlamentsverlängerung, weshalb
er sogar aus kurze Zeit im
Tower saß.
Nach
Karls II.
Tod zog er sich von allen öffentlichen
Geschäften zurück und verfaßte unter andern
Schriften
ein
Lustspiel: »The Rehearsal« (Lond. 1671), eine geistreiche
Satire auf
Drydens dramatische Modedichtung;
Mit seinem erfolgten
Tod erlosch die Hauptlinie des alten
HausesVilliers; von Nebenzweigen desselben stammen die
Grafen von
Jersey und von
Clarendon. Eine (unvollständige) Sammlung seiner
Werke erschien in
London zuletzt 1764 in 2
Bänden.
Als
Jakob II. den
Thron
[* 9] bestieg, wurde Buckingham zum Mitglied des
GeheimenRats und zum Großkammerherrn ernannt, näherte sich der
katholischen
Kirche und ward Mitglied der kirchlichen
Kommission, unterwarf sich aber nach
JakobsFlucht 1688
Wilhelm III., der
ihn 1694 zumMarquis von
Normanby und Mitglied des Kabinettsrats ernannte. Nach der Thronbesteigung der
KöniginAnna, nach deren
Hand
[* 10] er früher einmal vergeblich gestrebt hatte, wurde er zum Geheimsiegelbewahrer und 1703 zum
Herzog
von
Normanby und Buckingham ernannt, legte aber, mit
Marlborough zerfallen, seine
Ämter nieder und ging zu den
Tories über. 1710 wurde
er nach
MarlboroughsSturz Lordkammerherr des königlichen
Haushalts und
Präsident des
GeheimenRats.
Nach
AnnasTod war er bis zur Ankunft
Georgs I. von
Hannover
[* 11] Mitglied der
Regentschaft.
Später trat er nur in der
Opposition gelegentlich
hervor und widmete sich der Ausarbeitung zweier
Trauerspiele:
»Cäsar« und
»Brutus«, unglücklicher
NachahmungenShakespeares. Seine »Memoirs« sind geistreich, unterhaltend und elegant
geschrieben. Seine Hauptwerke sind:
»Essay on poetry« und
»Essay on satire«, voll
Witz und
Geschmack, aber ohne originale Schöpferkraft.
Das erstere Gedicht verdankt viel der
Feile
[* 12] des jungen
Pope. Die gesammelten Werke erschienen zu
London 1723 und 1729 (2 Bde.).
Er starb mit seinem einzigen Sohn,
Edmund, erlosch 1735 das
HausSheffield.
4)
RichardPlantagenet,
Herzog von und Chandos, geb. führte bis 1822 den
NamenGraf-Temple, von da an bis zum
Tod
seines
Vaters, des am verstorbenen
Richard Buckingham, erstenHerzogs von Buckingham, den eines
Marquis von Chandos.
Er kam früh ins
Parlament, wo er sich den
Tories anschloß und für die
Korngesetze und die
Interessen der großen Grundbesitzer
eintrat, machte sich aber zugleich bei der Landbevölkerung durch populäres, gastfreies
Wesen so beliebt, daß
er den¶
mehr
Namen the farmer's friend (der Pachterfreund) erhielt. Nach seines VatersTod 1839 dem Oberhaus angehörend, ward er 1841 in
SirRobertPeels zweitem MinisteriumGroßsiegelbewahrer, trat jedoch 1842, da er die Herabsetzung der Kornzölle mißbilligte,
zurück. Zufolge seiner verschwenderischen Lebensweise ward er 1848 bankrott und zog sich nun fast ganz
von dem politischen Schauplatz zurück, nur daß er im Oberhaus stets im Sinn der Protektionisten stimmte. Er starb Aus
den in seinem Familienarchiv vorhandenen Dokumenten und Korrespondenzen veröffentlichte er: »Memoirs of the court of George
III. and the regency« (neue Aufl., Lond. 1860, 2 Bde.);