Landkreis Harburg, 31 km von Hamburg, mit (1880) 633 Einw., Knotenpunkt an den Eisenbahnen Wittenberge-Buchholz und Hamburg-Köln. -
3) (Wendisch-Buchholz) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Beeskow-Storkow, an der Dahme, in waldreicher Umgebung, mit
Amtsgericht und (1880) 1253 Einw.
Reinhold, Zoolog und Reisender, geb. zu Frankfurt a. O., widmete sich den Naturwissenschaften
und machte 1869 die Nordpolfahrt der Hansa mit. Da diese verlassen werden mußte, trieb die Mannschaft 200 Tage auf einer Eisscholle
im Ozean und konnte sich endlich auf Booten an die grönländische Küste retten. 1872 zum Professor der Zoologie in Greifswald
ernannt, machte er im Juni d. J. mit Lühder und Reichenow eine Reise nach dem Camerungebirge, nach Fernando Po
und dem Ogowe, von welcher er 1875 zurückkehrte.
Während dieser Zeit war er sehr eifrig mit zoologischen Forschungen, namentlich auf dem Gebiet der Insektenkunde, beschäftigt. 1876 ward
er Professor und Direktor des Zoologischen Museums zu Greifswald, starb aber schon 17. April d. J. Außer zahlreichen
Abhandlungen in Fachzeitschriften veröffentlichte er: »Erlebnisse der Mannschaft des Schiffs Hansa bei der zweiten deutschen
Nordpolfahrt« (Königsb. 1871).
Vgl. »Reinhold Buchholz' Reisen in Westafrika, nach seinen Tagebüchern und Briefen« (hrsg. von Heinersdorff,
Leipz. 1880).
heißt der Kredit, welchen der Warenverkäufer gewährt, indem er den kreditierten Kaufpreis
in seine ordnungsmäßig geführten Geschäftsbücher einträgt, eine wichtige Form für Beurkundung von persönlichen Kreditgeschäften.
Flecken im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, Bezirksamt Kaufbeuren, 618 m ü. M., an der Gennach und den Eisenbahnlinien
München-Lindau, Buchloe-Memmingen und Pleinfeld-Augsburg-Buchloe, mit Amtsgericht, kath. Pfarrkirche, Getreidemärkten und
(1880) 1607 Einw.
Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Ungarisch-Hradisch, hat ein schönes Schloß mit Gartenanlagen,
eine Glashütte, Möbelflechtfabrik und (1880) 2315 Einw. Dabei 2 Schwefelbäder
und das alte Bergschloß Buchlau mit interessanten Sammlungen.
Georg, Herausgeber der »Geflügelten Worte«, geb. zu Berlin, studierte daselbst seit 1841 Philologie,
wurde Lehrer an der Realschule zu Brandenburg, später an der Friedrichswerderschen Gewerbeschule in Berlin;
starb daselbst, seit
längerer Zeit quiesziert, Das erwähnte Werkchen »Geflügelte Worte«, eine reichhaltige Sammlung gebräuchlicher
Citate aus allen Sprachen, erschien zuerst 1864 und fand den lebhaftesten Anklang;
es erlebte zahlreiche,
immer vermehrte und verbesserte Auflagen (14. Aufl., Berl. 1884) sowie Übersetzungen in verschiedene
fremde Sprachen.
1) Johann Andreas, Pharmazeut, geb. zu München, bildete sich seit 1805 in Erfurt unter Trommsdorff,
ward 1809 Oberapotheker bei der Zentralstiftungsapotheke in München, 1811 Assessor beim Medizinalkomitee, 1818 Professor
der Pharmazie in Landshut, 1822 Professor der Medizin daselbst, 1826 Kollegienrat und Vorstand des pharmazeutischen Instituts
zu München. Er starb Daselbst Buchner gehört zu den bedeutendsten Förderern der deutschen Pharmazie und schrieb: »Inbegriff
der
Pharmazie« (Nürnb. 1821, 7 Tle.), für welches Werk Glocker die Mineralogie, Kittel die Botanik, Goldfuß
die Zoologie, Buchner selbst die Pharmazie, Physik, Chemie und Toxikologie bearbeitet, und dessen Teile in mehreren Auflagen erschienen.
Auch war er seit 1815 Herausgeber des von Gehlen begonnenen »Repertoriums für Pharmazie« (1. Reihe bis 1835, 2. Reihe
bis 1848, jede 50 Bde.) - Sein Sohn Ludwig Andreas Buchner, geb. zu München, studierte daselbst sowie in Paris und Gießen,
habilitierte sich 1842 als Privatdozent an der Universität zu München und wurde 1847 Professor der Pharmazie. Er war Mitverfasser
und Redakteur der neuen »Pharmakopöe für Bayern« und führte seit dem Tod seines Vaters das »Neue Repertorium
der Pharmazie« fort. 1871 wurde er in die Kommission zur Abfassung einer Pharmacopoea germanica nach Berlin berufen und schrieb
einen ausführlichen Kommentar (Münch. 1872-83, 2 Bde.) dazu.
2) Max, Forschungsreisender, geb. zu München, machte 1875 eine Reise um die Welt und hielt sich
während derselben längere Zeit auf Neuseeland, den Fidschi- und Sandwichinseln und in Nordamerika auf. Ende 1878 begab er sich
im Auftrag der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft nach Westafrika, um dem Muata Jamvo, der Pogge bereitwillig aufgenommen hatte,
Geschenke zu überbringen. Er zog den Coanza hinauf und über Pungo Andongo zunächst nach Malange, wo
er mit dem erkrankten Major v. Mechow zusammentraf.
Nach halbjährigem Aufenthalt in der Residenz des Muata Jamvo wollte er versuchen, weiter nach Norden vorzudringen, sah sich
aber genötigt, nach Malange zurückzukehren. Seit 1882 wieder in Europa, begleitete er im Frühjahr 1884 den
Generalkonsul Nachtigal auf dessen Mission nach Westafrika, wurde von demselben zum Konsul in Camerun ernannt und kehrte Mitte 1885 nach
Deutschland zurück. Er veröffentlichte: »Reise durch den Stillen Ozean« (Bresl. 1878).
1) Georg, talentvoller Dichter, geb. zu Goddelau unweit Darmstadt, besuchte das Gymnasium zu Darmstadt
und studierte in Straßburg Naturwissenschaften, namentlich Zoologie und vergleichende Anatomie, mit welchem Studium er seit 1833 in
Gießen das der Medizin verband. Bei den politischen Umtrieben und Geheimbünden jener Jahre beteiligt und als Verfasser einer
Flugschrift, betitelt: »Der hessische Landbote«, mit dem der französischen Revolution von 1789 entlehnten Motto: »Friede
den Hütten, Krieg den Palästen« verdächtig, wußte er sich der Untersuchung 1835 durch die Flucht zu entziehen und widmete
sich darauf in Straßburg dem Studium der neuern Philosophie, besonders der des Cartesius und Spinoza. Im Oktober 1836 begab er
sich nach Zürich,
wo er sich als Privatdozent an der Universität habilitierte, aber bereits von einem
Nervenfieber dahingerafft wurde.
Herwegh widmete ihm in den »Gedichten eines Lebendigen« einen schwungvollen poetischen Nachruf. Noch in Darmstadt hatte er sein
dramatisches Gedicht »Dantons Tod, dramatische Bilder aus Frankreichs Schreckensherrschaft« in wenigen Wochen vollendet. Es erschien,
von K. Gutzkow warm empfohlen, zu Frankfurt a. M. 1835 und bildet einen Torso voller Phantasie, charakteristischer
Kraft und gewaltiger historischer Wahrheit, um der letztern willen auch von Cynismen und Greuelszenen. In Straßburg übersetzte
er Victor Hugos Dramen: »Lucrece Borgia« und »Marie Tudor«. Als Manuskript hinterließ er ein zum Teil im »Telegraphen« abgedrucktes
Lustspiel,
mehr
»Leonce und Lena«, voll Geist, Witz und kecker Laune; ferner eine »Geschichte der philosophischen Systeme von Cartesius bis Spinoza«
und eine »Geschichte der ältern griechischen Philosophie«. Eine kritische Gesamtausgabe von Büchners »Werken nebst
dem handschriftlichen Nachlaß« wurde von K. F. Franzos (Frankf. a. M. 1879) veranstaltet.
2) Luise, bekannte Schriftstellerin, Schwester des vorigen, geb. zu Darmstadt, lebte in Darmstadt,
wo sie starb. Ihr erstes Schriftchen: »Die Frauen und ihr Beruf« (Frankf. a. M. 1855; 5. Aufl., Leipz.
1883),
erregte um seiner gefunden Anschauungen willen ein gewisses Aufsehen. Demnächst erschienen von ihr: Novellen (»Aus
dem Leben«, Leipz. 1861);
»Dichterstimmen aus Heimat und Fremde« (Anthologie, 5. Aufl., Halle 1876);
der Roman
»Das Schloß zu Wimmis« (Leipz. 1864);
ein Band eigner Gedichte: »Frauenherz« (2. Aufl.,
Berl. 1866);
»Weihnachtsmärchen« (2. Aufl., Glogau 1882);
»Klara Dettin, erzählendes Gedicht« (das.
1874) u. a. In der sogen. Frauenfrage zeigte sich Luise Büchner höchst thätig.
Sie war Vizepräsidentin des
Alice-Vereins (s. d.),
Mitbegründerin des Alice-Lyceums in Darmstadt, an welchem sie sich selbst durch fortlaufende Vorträge
beteiligte, aus denen ihre »Deutsche Geschichte von 1815 bis 1870« (Leipz.
1875) hervorging. Von ihren übrigen Schriften sind anzuführen: »Praktische Versuche zur Lösung der Frauenfrage« (Berl. 1870);
»Über weibliche Berufsarten« (Darmst. 1872);
»Die Frau. Hinterlassene Aufsätze, Abhandlungen und Berichte zur Frauenfrage« (Halle 1878) und »Nachgelassene
belletristische und vermischte Schriften« (Frankf. a. M. 1878, 2 Bde.).
3) Louis, naturwissenschaftlicher Schriftsteller, Bruder der vorigen, geb. studierte in Gießen Medizin, lebte dann
einige Zeit als Arzt in seiner Vaterstadt und habilitierte sich 1852 als Privatdozent zu Tübingen. Hier
rief er indessen durch seine im Geiste des modernen Materialismus gehaltene und für dessen Popularisierung mit Erfolg wirkende
Schrift »Kraft und Stoff« (Frankf. a. M. 1855, 15. Aufl. 1883) einen
so heftigen litterarischen Kampf hervor, daß er seine akademische Stellung aufgeben mußte und nach Darmstadt zurückkehrte,
wo er seine ärztliche Praxis wieder aufnahm. Er veröffentlichte noch: »Natur und Geist« (3. Aufl., Leipz.
1876);
»Physiologische Bilder« (2. Aufl., das. 1872);
»Aus Natur und Wissenschaft« (3. Aufl. 1874, 2. Bd.
1884);
»Sechs Vorlesungen über die Darwinsche Theorie etc.« (4. Aufl., das.
1876);
»Der Mensch und seine Stellung in der Natur« (2. Aufl., das. 1872);
»Der Gottesbegriff und seine
Bedeutung in der Gegenwart« (2. Aufl., das. 1874);
»Aus dem Geistesleben der Tiere« (3. Aufl., Berl. 1880);
»Liebe und Liebesleben
in der Tierwelt« (das. 1879);
»Licht und Leben« (Leipz. 1881);
»Die Macht der Vererbung« (das. 1882).
Auch übersetzte er Lyells
Werk »Das Alter des Menschengeschlechts« (2. Aufl., Leipz. 1873).
4) Alexander, Schriftsteller, Bruder der vorigen, geb. habilitierte sich 1852 als Privatdozent an der philosophischen
Fakultät zu Zürich,
trat 1857 in den französischen Staatsdienst und ist seit 1862 Professor der fremden Litteraturen zu Caen. Er schrieb:
»Geschichte der englischen Poesie« (Darmst. 1855, 2 Bde.);
»Französische Litteraturbilder« (Frankf. a. M. 1858, 2 Bde.);
»Lautverschiebung und Lautverwechselung, Abhandlung über deutsche Phonologie« (Darmst. 1863);
»Jean Paul in Frankreich« (Stuttg.
1863);
»Der Wunderknabe von Bristol« (Leipz.
1861);
»Chatterton«, »Lord Byrons letzte Liebe« (Novellen, das. 1862) etc.;
ferner
in französischer Sprache: »L'école romantique et la jeune Allemagne«;
»Le roman réaliste en Allemagne«;
»Les comédies de Shakespeare« (Caen 1864);
»Hamlet le Danois« (Par. 1878) u. a. MitL. Dumont übersetzte er Jean Pauls »Vorschule
der Ästhetik« (1862).