7) Konti des künftigen
Jahrs. Diejenige Buchhaltung des Landwirts ist die beste, welche sich an die einfache oder doppelte kaufmännische
am engsten anschließt und, soweit irgend thunlich,
Posten vermeidet, welche auf
»Schätzung« beruhen. Um
»Schätzungen« (von
Dünger,
Futter wie aller
Artikel, die nicht Handelsware etc.) ganz vermeiden zu können, sind
noch vielfache Vorarbeiten zu erledigen und offene
Fragen durch die
Wissenschaft zu beantworten.
Vgl.
Graf zur
Lippe,
[* 2] Die landwirtschaftliche
Buchhaltung (Leipz. 1858);
die gewerbsmäßige Herstellung und Verbreitung von litterarischen Erzeugnissen als Handelsobjekt. Der
Buchhandel zerfällt in 1) Verlagsbuchhandel (Herstellung der
Bücher behufs Verkaufs);
2) Sortimentsbuchhandel (Vertrieb der Verlagsartikel der Verleger durch Ladengeschäft und Ansichtsversendung), Kolportagebuchhandel
(Reise- und Hausierbetrieb) und Antiquariatsbuchhandel
(Handel mit älterer Litteratur und mit
Büchern aus zweiter
Hand)
[* 5] und
3) Kommissionsbuchhandel (Vermittelung der
Geschäfte der Buchhandlungen untereinander und Vertretung der
Kommittenten). Ähnlich
gegliedert sind
Kunst-,
Landkarten- und
Musikalienhandel, je nach ihren Handelsobjekten. (Vgl. auch
Musikalienhandel.)
Geschichtliches.
Ein Buchhandel scheint sich erst verhältnismäßig spät gebildet zu haben. Wenn man auch annehmen sollte, daß in
allen alten Kulturstaaten, sobald die allgemeine
Bildung eine gewisse
Höhe erreicht hatte und das
Interesse der
Völker sich
nicht mehr auf gottesdienstliche Angelegenheiten beschränkte, mündliche
Tradition oder einzelne
Abschriften
der religiösen
Urkunden dem
Bedürfnis nicht mehr genügen konnten, daß sich da vielmehr überall ein dem spätern Buchhandel analoger
litterarischer
Verkehr hätte ausbilden müssen, sobald man einen Schreibstoff gefunden hatte, der die
Objekte leichter transportfähig
und zu Gegenständen des Handelsverkehrs geeignet machte, so findet sich bei Kulturvölkern von so hervorragender
Bedeutung, wie z. B. die alten Ägypter und
Hebräer waren, keine
Spur eines solchen litterarischen
Verkehrs.
Die Veröffentlichung der vorhandenen Niederschriften scheint sich auf Vorlesen beschränkt zu haben. Erst im alten
Griechenland,
[* 6] später in
Rom
[* 7] hat nachweisbar Buchhandel bestanden und geblüht. Aus vielen beiläufigen
Notizen und Beziehungen verschiedener der
uns erhaltenen klassischen Schriftsteller läßt sich ein ziemlich sicheres
Bild davon konstruieren. Wahrscheinlich schon
vor dem 5. Jahrh.
v. Chr., sicher aber von da an blühte der Buchhandel, selbst als Exporthandel, vornehmlich in
Athen.
[* 8]
Neben der wissenschaftlichen und poetischen Litteratur
gab es auch
Volksschriften verschiedenen
Inhalts, die durch fliegende
Buchhändler oder Ausrufer unter das
Volk gebracht wurden. Die seßhaften Buchhändler, wohl meist zugleich
Abschreiber, pflegten in ihren
Läden ihre
Bücher vorzulesen, um dadurch
Käufer heranzuziehen. In
Rom entwickelte sich der
Buchhandel eigentlich erst durch den Einfluß der griechischen
Kultur und
Einwanderung, besonders seit dem
Ende des 3. Jahrh.
v. Chr.,
dann aber schnell gewaltig, so daß der
Besitz von
Büchern zum Gegenstand des guten
Tons wurde.
Besonders von den letzten
Zeiten der
Republik an, als auch die
römische Litteratur einen höhern Aufschwung nahm, entfaltete
sich eine ungemein große Thätigkeit auf dem
Felde des Buchhandels. Die Zahl derjenigen, welche die Herstellung und den
Vertrieb von
Abschriften schon vorhandener oder neuerschienener Werke zum Gegenstand ihres
Geschäfts machten, der damaligen
Buchhändler (bibliopolae), war nicht unbeträchtlich. Die
Namen mehrerer derselben, z. B. des
PomponiusAtticus, der Gebrüder
Sosius, des Tryphon, des Atrectus, sind auf uns gekommen.
Die Herstellung der
Bücher erfolgte durch
Schreiber (librarii, welche Benennung später auch auf die Buchhändler
selbst
übertragen wurde), entweder selbständig als
Abschrift oder so, daß eine größere Anzahl
Schreiber, um einen Vorleser
versammelt, dessen
Diktat nachschrieb. Die so hergestellten
Exemplare wurden von
Korrektoren durchgesehen und erhielten dann
durch den
Buchbinder ihre letzte Gestalt. Da dies alles die
Arbeit von Sklaven und daher sehr billig war,
so lag, abgesehen von etwaniger kostbarer äußerer Ausschmückung, der bedeutendste Kostenpunkt in dem verwendeten
Material,
dem
Papyrus, auf dem ein nicht unbedeutender Eingangszoll lastete.
Originalmanuskripte erreichten oft einen sehr hohen
Preis; sonst aber waren die Bücherpreise, besonders für Schulbücher
und gewöhnliche
Ausgaben, überraschend niedrig.
Honorare und der
Begriff geistigen
Eigentums lassen sich
nicht nachweisen. Die Litteratur scheint vielmehr als ein Gemeingut betrachtet worden zu sein, und es mögen daher von gangbaren
Sachen oft (nach unserm
Gefühl unbefugte) Nachschriften vorgekommen sein. Verschiedene
Ausgaben, der
Ausstattung und dem
Preis
nach,
gab es auch damals schon.
Preßpolizei war unbekannt, wenn es auch vorkam, daß (schon aus
Griechenland ist ein
Fall überliefert)
mißliebige
Schriften, besonders in der römischen Kaiserzeit, konfisziert und verbrannt wurden. Die
Bücher wurden in den
Verkaufsläden der Buchhändler aufgestapelt. Für die Bekanntmachung sorgten Ankündigungen, die an den Ladenthüren und
den
Säulen
[* 9] der Vorhallen angebracht wurden, wohl auch Ausrufer; Neuigkeiten wurden vorgelesen; außerdem
sorgte die zahlreiche und gewählte
Gesellschaft, deren Sammelplatz die Buchläden waren, für weiteres Bekanntwerden des
Neuerschienenen.
Nach den
Provinzen, in denen ohnehin
Kommanditen der römischen
Häuser bestanden, mögen die
Bücher, besonders auch die in der
Hauptstadt nicht mehr absatzfähigen, durch die zahlreichen Briefboten der vornehmen Staatsbeamten und
Militärbefehlshaber, durch Kaufleute etc. befördert worden sein. Thatsächlich fanden die
bedeutenden
Erscheinungen der Litteratur bis in die entferntesten Teile des römischen
Reichs, also fast durch die ganze damals
bekannte
Welt, Verbreitung.
Gebrauch zu Grunde, der Rest in den politischen und kriegerischen Stürmen, welche den Sturz der römischen Weltherrschaft herbeiführten
und das Mittelalter einleiteten.
Erst mit Entstehung der Universitäten im 12. Jahrh. stellte sich ein größerer Bedarf an litterarischen Hilfsmitteln, an
Leitfäden und Lehrbüchern für die Studenten heraus, und durch diesen bildete sich der mittelalterliche
Buchhandel (Handschriftenhandel), eigentlich erst ermöglicht durch die Erfindung des Leinenpapiers, welches billigere Herstellung
der Handschriften gestattete. Neben der gelehrten und Unterrichtslitteratur wurden später auch poetische Werke und Volksschriften
Gegenstand des litterarischen Verkehrs.
Die ersten Spuren eines geordneten und regelmäßigen Verkehrs mit Handschriften finden sich in Italien
[* 16] im 13. Jahrh. Zuerst
erschienen die Handschriftenverleiher, von ihren Geschäftslokalen, Stationes, Stationarii genannt. Sie verliehen die in ihrem
Besitz befindlichen, durch Schreiber (librarii, scriptores, amanuenses etc.) oder von ihnen selbst hergestellten Handschriften
behufs Abschrift an die Studenten. Um mehreren die Möglichkeit des Abschreibens zu ermöglichen, liehen sie die Handschriften
in Lagen (peciae; 1 Pecia = ½ Quaterne oder 16 Kolumnen à 62 Zeilen à 32 Buchstaben) aus und wurden daher
auch Peciarii, Stationarii peciarum genannt.
Die Zahl der vorrätig zu haltenden Werke war, wie der Mietpreis der Pecien, durch die Universitätsbehörden festgestellt,
wie auch der ganze Verkehr unter Aufsicht der Universitäten stand und die Stationarii selbst Universitätsverwandte
waren. Auch für Korrektheit der Handschriften war durch regelmäßige Kontrolle gesorgt. Der Verkauf von Handschriften war
den Handschriftenverleihern untersagt; erst später war ihnen ein kommissionsweiser Verkauf fremder Handschriften gegen Provision
unter gewissen Kautelen gestattet.
Dieser Verkehr mit Erzeugnissen der Litteratur ist indes noch nicht eigentlicher Buchhandel; einen
solchen betrieben erst die später auftretenden Handschriftenhändler (venditores librorum, librarii, libraji oder auch,
da sie sich zum Teil aus Papierhändlern rekrutierten, cartolaji). Sie waren nicht, wie die Stationarii, der strengen Aufsicht
der Universität unterworfen, sondern betrieben ihr Gewerbe frei. Oft waren sie zugleich Abschreiber, und als solche stellten
sie sich ihre Handelsobjekte selbst her; später scheinen förmliche Handschriftenfabriken bestanden
zu haben.
Die bedeutenden italienischen Handschriftenhändler waren Joannes Aurispa in Venedig (1369-1459) und Vespasiano Philippi (sc.
filius) in Florenz (Mitte des 15. Jahrh.). Ungefähr zu derselben Zeit wie in Italien erscheinen auch in Frankreich Handschriftenverleiher
und Händler. Sie waren ähnlichen Beschränkungen unterworfen wie in Italien und standen unter Jurisdiktion
und Aufsicht der Universitäten. In Paris
[* 19] bildeten die Stationarii und Librarii zusammen mit den Schreibern, Rubrikatoren, Pergamentmachern
und Papierhändlern die Gilde der Libraires, welche, wie Albr. Kirchhoff aufführt, im J. 1292 außer 8 Handschriftenhändlern
noch enthielt: 25 Escrivains (Schreiber), 13 Enlumineurs (Rubrikatoren, unter Umständen Verfertiger der
Miniaturen), 17 Lieurs (Buchbinder) und 16 Parcheminiers (Pergamentmacher und -Händler).
Außer in Paris finden sich Handschriftenhändler in Frankreich nur in den Universitätsstädten. Der bekannteste derselben
war der Alchimist Nicolas Flamel (Anfang des 15. Jahrh.). Auch in Deutschland
[* 20] findet sich ein geschäftlicher Verkehr mit
Handschriften seit Gründung der ersten Universitäten, Mitte des 14. Jahrh. Stationarii kommen weniger vor, das Verleihen behufs
Abschrift wurde meist ersetzt durch die Pronunziationen, d. h. das Diktieren der Hefte durch die Universitätsdozenten.
Die geschäftlichen Einrichtungen und die Oberaufsicht der Universitäten scheinen im ganzen denen in Paris entsprochen zu
haben. Der Handel mit Handschriften war am bedeutendsten in Prag,
[* 21] Wien,
[* 22] Heidelberg,
[* 23] Erfurt,
[* 24] Köln,
[* 25] dann in Niederdeutschland:
Gent,
[* 26] Brügge. Er lag vielfach in den Händen der Schullehrer, aber auch Papier- und Pergamentmacher, Briefmaler etc. waren daran
beteiligt. Schreiberschulen und Handschriftenfabriken bildeten sich auch hier. In Niederdeutschland wirkten besonders (Anfang
des 15. Jahrh.) die Brüder vom gemeinsamen Leben. Die größte Handschriftenfabrik Oberdeutschlands bestand
in Hagenau,
[* 27] wo der bedeutende Handschriftenhändler Diebold Lauber (um 1447) seinen Wohnsitz hatte. In England scheinen sich
die Stationarii mehr mit dem Handschriftenhandel beschäftigt zu haben. Sie waren, wie anderwärts, zum Teil zugleich Buchbinder.
Einzelne Spuren von Handschriftenhandel finden sich auch in Spanien.
[* 28]
Selten bot dieser Geschäftsbetrieb allein genügenden Lebensunterhalt, so daß die damit beschäftigten Personen gewöhnlich
noch andre Geschäfte betrieben in Handel oder Gewerbe; andre bezogen als untergeordnete Universitätsbeamte einen geringen
Gehalt. Die seßhaften hatten ihre Geschäftslokale in den besuchtesten Stadtteilen, an Kirchen etc., in Läden
oder Buden. An den Fenstern dieser Läden oder den Ständen mußten die Stationarii Verzeichnisse der bei ihnen vorrätigen Bücher
und die Mietpreise dafür anschlagen. Die Händler stellten ebenfalls Verzeichnisse ihrer Vorräte zusammen. Viele suchten
auf Reisen Gelegenheit zu Geschäften auf, und besonders war es der Meß- und Jahrmarktsverkehr,
¶